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Die erste grosse Wanderung...oder auch nicht


Die Permit für den Track war bezahlt, die Übernachtung gebucht, eigentlich wollt ich 2Tage von Rawhiti zum Cape Brett laufen...dann kam alles anders...

Ich verließ gestern Mittag den schönen einsamen Strand, um mich auf den Weg zu machen nach Rawhiti, wo der Startpunkt des 8Stunden Tracks ist. Es ging mal wieder über unsealed roads auf die kleine Halbinsel in der Bay of Islands. Traumhafte Landschaft, weiße Strände, türkisblaues Wasser, herrlich. Als ich den eigentlichen Startpunkt des Weges ausfindig gemacht habe, begab ich mich erstmal auf die Suche nach dem Campingplatz. Garnicht so einfach, da überall nur Maori stand. Als ich dann mal eine große Wiese mit Stromanschlüssen fand, auf der ein uraltes verfallenes Schulgebäude stand, wo Toiletten, Duschen und Küche zu finden waren, hielt ich an und hatte tatsächlich den "Campingplatz" gefunden. Anmeldung in Unit 3 hinter dem Platz. Also ging ich 10min zu Fuß in eine Blechhüttensiedlung, bis ich bei Margerite war, der Besitzerin, die mir, nachdem sie ca.10Türschlösser geöffnet hat, die 4€ Übernachtungskosten abkassierte und mir erlaubte, mein Auto in der nächsten Nacht auch dort zu parken, mit den Hinweisen alle Wertgegenstände mitzunehmen und das Auto abschließen, Fenster zu, usw. 10mal hat sie mir das gesagt...sehr beruhigend. Das Dorf war insgesamt äußerst komisch. Alle wohnten in Wohnwagen oder alten Blechhütten mit riesigen Müllbergen und alten Autos davor. Menschen hab ich keine gesehen, außer Margerite, und Autos glaub ich höchstens zehn.

Also ging ich zurück auf den Campingplatz und suchte mir einen Platz, waren ja genug da, war ja die Einzige. Und dann ging es auch schon los...Regen, es hat geregnet was runter wollte. Keine Chance mal was zu kochen, da ich ja noch nicht mal die Chance hatte was aus dem Auto zu holen. Also vertrieb ich mir die Zeit im Schulgebäude, Toiletten, die man erstmal von den Spinnweben befreien musste, Duschen, die lauter Käfer und Möwensch*** beherbergt haben und ne Küche, wo auch alles lebte. Irgendwann um sechs hab ich mich dann mit ner Packung Keksen ins Auto verkrochen.

Nun war es stockdunkel, es stürmte, donnerte und blitzte, der Regen prasselte aufs Autodach, die Wellen peitschen lautstark an den Strand, ich stand nämlich mal wieder nur 100m vom Meer entfernt, der Wind schaukelte das Auto hin und her, neben mir das alte verfallene Schulgebäude, in einem Ort, der einem vorkam, wie nen Vorort von Detroit, ich ganz alleine, 40km bis zum nächsten Ort, ... das is doch mal guter Stoff für nen Horrorfilm.

Um mich nen bisschen abzulenken gabs nen guten Film, Komödie natürlich, als es plötzlich ans Auto klopfte... Herz in die Hose gerutscht... es war Margerite, mit Regenschirm, die wissen wollte, ob alles ok ist und mir ihre Telefonnummer dagelassen hat, wenn irgendwas ist, soll ich anrufen, sie kommt sofort... wieder sehr beruhigend.

Zu allem Überfluss, der Film war zu Ende, es war 10Uhr, Sturm und Regen haben sich nur noch verschlimmert, musste ich nun nochmal wohin... Also Taschenlampe und Pfefferspray in die Hand, aus dem Auto raus und erstmal bis zu den Knöcheln im Wasser gestanden. Der Campingplatz hatte sich schon in nen See verwandelt. Ich also schnell zu den Toiletten, Licht an, 10Sekunden später gings gleich wieder aus...war ja klar...Herz in die Hose gerutscht... Aber ich habs zumindest wieder zurück zum Auto geschafft.

Dank der Ohropax hab ich auch die Nacht gut durchgeschlafen und am nächsten Morgen sah die Welt...noch genauso aus. Es regnete immernoch, aber nicht mehr so schlimm. Nun hab ich mich auf ne schöne warme Dusche gefreut...wär natürlich zu schön gewesen, gab natürlich kein warmes Wasser. Als ich fertig war hat es doch tatsächlich mal aufgehört zu regnen, oder zumindest hat es nur noch genieselt. Also konnt ich erstmal in Ruhe meine Sachen packen.

Zwischendurch konnt ich mir noch einen Streit mit anhören, ca.400m entfernt vor nem Wohnwagen, irgendein Typ der so laut geschrien hat, dass es das ganze Dorf hören konnte. Ging immer nur Fuck you, fucking bitch, fuck off, fuck.... hab ja nur noch auf die Schüsse gewartet, dann wärs echt nen schlechter Hollywoodstreifen gewesen.

Ich hab dann also mein Auto schlechten Gewissens dort allein gelassen und bin gestartet. Schon etwas verwundert darüber, dass das Meer auf der Straße seine Spuren hinterlassen hatte und überall Bäume und Äste rumlagen, bin ich trotzdem auf den Track. Der Weg war eine einzige Schlammwüste, auch hier lagen überall Bäume, der Weg war weggespült usw. Ich wollt aber da hin, hab ja schließlich schon die 30$ Gebühr bezahlt und die 12$ übernachtung waren ja auch schon weg. Der Regen und Sturm hatte sich ganz schnell wieder zurückgemeldet und auch wenn ich in diesem dichten Regenwald, ich hab sogar manchmal meine Taschenlampe gebraucht, weils so dunkel in dem Dickicht war, nicht viel abgegriegt hab, war ich schon nach ner halben Stunde durch die hohe Luftfeuchtigkeit total durchnässt. Nach ca.2Std Wanderung, der Weg wurde immer unbegehbarer, das nächste Gewitter kam auch schonwieder, die Bäume brachen ab wie Zahnstocher und die Bäche die ich durchqueren musste wurden auch immer größer, also beschloss ich schweren Herzens abzubrechen.

Nach 4Std also wieder beim Auto, was zum Glück noch stand. Schuhe und Hose bis zu den Knien voller Schlamm, Klamotten durchnässt. Aber immerhin wurde ich einmal auf dem Weg mit einem unglaublichen Blick auf die vielen kleinen Inselchen im türkisblauen Meer belohnt.

Eben hab ich dann auch mal in den Nachrichten gehört, dass heut Nacht zwei Küstenabschnitte evakuiert wurden, wegen Überschwemmungen. Und im Internet stehen auch überall die Warnungen vor Sturm, Tornados und Überschwemmungen in diesem Gebiet. Da hätte ich vielleicht mal vorher gucken sollen. Und so extrem solls auch noch bis Donnerstag weiter gehn :-(

Naja, jetzt bin ich erstmal weitergezogen an den nächsten Strand, weit weg von diesem komischen Dorf. Mal sehn, was ich bei diesem schrecklichen Wetter noch so machen kann.

 

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