




Nun bin ich am Samstag doch noch über Nacht in Dargaville geblieben und hab gehofft abends nochmal schön gemütlich nen Kaffee trinken gehen zu können...wieder vergeblich gehofft. In jeder Stadt, abgesehen von Auckland, werden die wenigen vorhandenen Cafes um fünf Uhr nachmittags geschlossen und alles andere, wo man Kaffee trinken könnte sind irgendwelche stinkenden FastFood-Läden...schrecklich.
Am Sonntag hab ich Dargaville verlassen, weiter Richtung Süden und hab gleich frühs um 8meinen ersten Gipfel erklommen. Den Tokatoka Peak, vulkanisch und süße 180m hoch. Waren nur 20Minuten Aufstieg, aber die gingen immer gerade hoch, sausteil und super schlammig. Die letzten Meter zum Gipfel war noch klettern angesagt, aber dafür wurde man mit einem herrlichen Ausblick belohnt. Allerdings konnte ich das nicht lange genießen, da auf dem Gipfel ein riesiger Schwarm Sandflyes auf mich wartete. Und da meine Beine immernoch überseht sind mit den Stichen von vor über einer Woche, hab ich nur schnell meine Fotos gemacht und bin wieder runtergelaufen...oder gerutscht. 3mal ausgerutscht, Wasserflasche ist irgendwann alleine den Abhang runtergerutscht, Hose und Schuhe wieder schön voller Schlamm, aber zumindest die Kamera kam wieder heile untern an.
Dann gings weiter den Highway entlang, kurzer Stop in nem kleinen verschlafenen Fischerdorf namens Pahi. Dort gabs Mittag. Hab mir unterwegs noch nen 5kg Sack Kumara gekauft. Wusste zwar nicht, was das ist, aber es sah so aus wie Kartoffeln, ist auch eine, also gibts jetzt die nächsten Tage und Wochen nur noch Kumara zum Mittag.
Nachmittags dann kurz in Wellsford gewesen und dann weiter in den abgelegenen Atiu Creek Regional Park. Traumhaft schön dort. Eigentlich stand was davon, dass ich ne Genehmigung zum Übernachten brauch, aber auch da hat es wieder niemand kontrolliert. Abends einen tollen Sonnenuntergang beobachtet und danach noch nen guten Film geguckt, blöderweise handelte er teilweise in Salzburg :-(
Am nächsten Tag bin ich um neun, nachdem der Nebel sich endlich verzogen hatte, trotz höllischen Muskelkaters, zu ner Wanderung aufgebrochen. Eigentlich waren 4Std angesetzt, ich war nach über 6Std wieder zurück. Hose und Schuhe waren innerhalb kürzester Zeit durchnässt, da der Weg durch hohes, nasses Gras ging. Irgendwann kamen dann die ersten Schafweiden. Hunderte von nackigen Schafen starrten mich an, haben sich aber zum Glück verzogen, als ich durchwollte. Irgendwann hab ich auch aufgehört darauf zu achten, nicht in Schafsch*** zu treten, war eh unmöglich. Nachdem ich über locker 30Weidezäune geklettert bin, kam ich irgendwann an eine Schaffarm, wo ich durch ein kleines Gatter gemusst hätte, indem sich mehrere hundert Schafe zusammengedrängt hatten...soviel Mut hatte ich dann doch noch nicht, also hab ich erstmal Pause gemacht. Bald darauf kam auch der Schäfer, der mich gleich erstmal in ein Gespräch verwickelt hat. Die sind hier irgendwie alle sehr interessiert daran, wie man in Deutschland so sein Geld verdient, und wieviel Landwirtschaft, insbesondere wieviel Schafe es in meiner Heimat gibt. Nun sollte ich noch dableiben, nach dem Mittag wollten sie die Schafe scheren. Also hab ich mich solang auf die Wiese gelegt und gewartet. Die Sonne brannte wie verrückt, es kam einen vor wie 30grad, mein Nacken und die Ohren waren eh schonwieder verbrannt (großer Nachteil der Kurzhaarfrisur) und die 2Liter Wasser waren wieder schneller leer, als ich gucken konnte. Igendwann gings dann mal los. Der Schäfer kam zurück mit seinem kleinen Gefährt, auf dessen Ladefläche fünf Hunde total aufgeregt herumzappelten. Alle fünf die Augen auf die Schafe gerichtet, total aufgedreht und freudig. Er brauchte nur einen Namen zu rufen und einer der Hunde rannte los um die Schafe nur mit seinem Blick, ohne einen Ton ins nächste Gatter zu treiben. Für die übriggebliebenen kam der nächste Hund zum Einsatz, der lautstark alle wieder zusammentrieb. Die andern drei Hunde konnten sich vor lauter Aufregung kaum noch beherrschen. Wenn mal einer runtergehüpft ist, ist er sofort wieder hoch, weil er wusste, dass er das nicht durfte. Der leise Hund hat die Schafe dann ganz allein in kleinen Gruppen in die Scheune getrieben. Der Schäfer brauchte nix zu tun, wahnsinn was diese Hunde draufhaben. Die restlichen Schafe warteten nun auf dem Hof in einem noch engeren Gatter. Da musste ich jetzt durch, um mit dem Schäfer in die Scherstube zu gehen. Er hat uns nen Gang gebahnt von ca einem Meter, aber hat geklappt. In der Scherstube arbeiteten schon drei Schafscherer, zwei davon Mädels. War echt interessant, wie schnell die so ein Schaf fertig hatten und wie brutal sie dabei rangehn. Als ich fertig mit gucken war, war der Schäfer weg...ahhh!!! Also musste ich mich alleine durch die Schafherde kämpfen. Nachdem sie erstmal etwas ungläubig geguckt und sich keinen Millimeter von der Stelle bewegt haben, hab ich dann bisschen geflucht und da hab sie mir auch den Weg freigemacht, war ich stolz :-) Dann bin ich noch mit über ne Weide gefahren, wo die Hunde noch 7weitere Schafe auftrieben und dann bin ich zurück zum Auto, die Schuhe voller Schafsch***, durchgeschwitzt, dreckig, schon halb verhungert und verdurstet. Und da ich dann so kaputt war, hab ich mich nach dem verspäteten Mittag in die Sonne gelegt und den Tag zuende gehen lassen. Ein weiterer toller Sonnenuntergang im Regionalpark, wieder ohne weitere Menschen gesehen zu haben, und heut morgen bin ich dann wieder weiter.
Mittlerweile werden die Nächte immer kälter, ich glaub ich muss doch langsam mal in Erwegung ziehen, meine Flipflops in die Ecke zu stellen. Morgens ist es meistens neblig und saukalt, sodass es immer härter wird, wenn man sich mal wieder nur mit eiskaltem Wasser waschen kann. Der Winter rückt immer näher und ich bin gespannt, was mich noch erwartet.
Irgendwie bin ich weng traurig, dass es schonwieder zurück nach Auckland geht. Auch wenn das noch nicht das Ende der Reise ist, hab ja schließlich noch ca.11Monate vor mir, aber es is halt das Ende meiner Reise durch das schöne Northland, ne tolle Gegend, tolle Menschen, ne tolle Zeit. Aber wer weiß, vielleicht wirds ja noch schöner. Und meine Sehnsucht nach den Bergen wird eh von Tag zu Tag größer.
Ab August hab ich nun nen Job in Christchurch, bis dahin hat sich die Erdbebensituation hoffentlich wieder beruhigt. Mal sehn, ob ich Ende der Woche auch den Job in Auckland grieg und wenn nicht, wird halt erst die Nordinsel weiter erkundet.