






Wie bereits erwartet, war ich wieder eine Weile in der Pampa unterwegs. Den Mount Pirongia hab ich bezwungen, allerdings wieder mit jeder Menge Regen und nicht so toller Sicht. War trotzdem eine schöne Wanderung, allerdings auch hier wieder ständig ganz steil oder über Stufen nach oben. Die müssten sich echt mal was von Europa abgucken und mal ein paar Kurven in ihre Wanderwege bauen.
Am nächsten Tag ging es weiter nach Otorohanga, einer kleinen Stadt mit jeder Menge Kiwikult. Dann nach Te Kuiti, einer weiteren Kleinstadt, die die Welthauptstadt des Schafe scherens ist. Naja, momentan aber nicht viel los gewesen. Dann ging es durchs King Country in den Pureora Forest Park. Der Name King Country ist wohl verdient, ein wirklich majestätisch schönes Fleckchen Erde. Saftig grüne Hügel, überall riesige Gesteinsbrocken und Schafe soweit das Auge reicht.
Gestern bin ich dann mal wieder über eine schreckliche Gravel Road durch den halben Wald gefahren, bis zum Track auf den Mount Pureora. Tolle 3Std Wanderung auf etwas über 1000m. Beim Start waren es noch 7°C. Und das, wo mir grad erst vor ein paar Tagen ein Einheimischer gesagt hat, dass es hier im Zentrum der Nordinsel selten unter 10°C geht! Die Wanderung ging durch einen etwas anderen Regenwald. Nicht so tropisch, wie ich es bisher kannte, sondern nur Farne und irgendwelche Laubbäume, die Zentimeter dick mit Moosen bewachsen waren. Sah richtig gruselig aus, da es sowieso recht dunkel dort war. Als ich nun oberhalb der Baumgrenze ankam, erwartete mich eine extreme Kälte, extrem starker Wind und extrem dicker Nebel, sodass ich keine 10m weit gucken konnte. Ich hab mich dann noch eine halbe Std in eine etwas windgeschützte Ecke verkrochen und gehofft, dass es noch aufreißt, allerdings war ich dann so erfroren, dass ich den Rückweg antreten musste.
Die nächste Nacht auf einem anderen einsamen Campingplatz im Wald(mal wieder nur mit Plumpsklo und Fluss) wurde um 1:27Uhr unterbrochen, dank irgendetwas, das auf dem Autodach rumspaziert ist. Am nächsten Morgen waren es dann -1°C draußen, da gab’s diesmal nur eine Katzenwäsche im eiskalten Fluss. Des Weiteren sind die Flipflops nun erstmal weit hinten im Auto verschwunden, die Strandspaziergänge sind nun vorbei. Trotz der Kälte war jedoch strahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Nachdem ich ein paar Stunden in der Sonne saß, gefrühstückt hab und wieder aufgetaut bin, hab ich beschlossen, dass ich das vom letzten Tag nicht so stehen lassen kann, also bin ich wieder zurückgefahren und hab die Wanderung nochmal gemacht. Trotz Sonne war es wieder bitterkalt, der Wind war am Gipfel genauso extrem, aber dafür ein atemberaubender Ausblick. Man konnte die gesamte Nordinsel überblicken, den Lake Taupo, bis hoch zum Mount Manganui, die Westküste, bis hin zum Taranaki und am gigantischsten waren natürlich die Vulkane des Tongariro National Park in direkter Nähe. Also hat es sich auf jeden Fall gelohnt, den Weg doppelt zu gehen.
Den Nachmittag hab ich mal wieder mit Sport auf meiner Picknickdecke verbracht und die Sonne genossen, bevor es weiterging an den Lake Taupo. Der Wahnsinn! Ich bin in einem kleinen abgelegenen Dorf gelandet, dass noch nicht mal in der Karte verzeichnet ist, hab allerdings auch noch keine Einwohner gesehen, nur jede Menge „for sale“ Schilder an den Häusern. Ich stehe hier mit Joy direkt am schwarzen Sandstrand mit lauter weißen federleichten Vulkansteinen, vor mir dieser gigantische, traumhaftschöne See, der heute vollkommen still ist und über mir der sternenklare Himmel (ich hab auch noch nie vorher so viele Sternschnuppen gesehen, wie hier in Neuseeland, weiß schon gar nicht mehr, was ich mir noch wünschen soll). Vorhin hat es zweimal ganz laut gedonnert, sodass die Erde gebebt hat. Keine Ahnung, ob das von den Vulkanen kommt. Machen die so was? Ist das normal?
Hab gestern wieder so gedacht, dass es schon ein riesiger Unterschied zu Deutschland ist, wie naturverbunden hier die Leute sind. Auch jetzt im Winter ist man ständig draußen. Da wird Sonntagmittag der Picknickkorb gepackt und dann geht’s mit Kind und Kegel in irgendeinen Wald oder an einen See. Egal bei welchem Wetter. Während der Woche gehen die Kiwis selbst in ihrer Mittagspause mit ihrem Sandwich in den nächsten Park oder wo auch immer eine Bank zu finden ist und verbringen einfach so viel Zeit wie möglich draußen. Selbst die vielen Extrem-Fast-Fast-Food-Geschädigten fahren halt irgendwohin, parken direkt an einem Picknicktisch und genießen so die Natur. Und man sieht auch, wie sauber die Natur hier noch ist. Hier muss nicht an die Mülleimer geschrieben werden, dass der Müll da rein gehört, wie es in Deutschland so oft der Fall ist, hier ist das selbstverständlich. Auch das man seinen Müll mit heim nimmt, wenn kein Mülleimer zur Verfügung steht, ist hier jedem klar. Natürlich gibt es auch hier noch viel zu viele dumme Menschen, die ihren Müll irgendwo liegen lassen, aber hier hab ich nun auch schon öfters beobachtet, wie z.B. gestern, dass ein Mann mit seinen zwei Söhnen nach dem Picknick auf dem Platz rumläuft und allen Müll, den er findet in seinen Müllbeutel wirft. Ich glaub, so was würde man in Deutschland nie sehen.
Nun hab ich schon Hamilton umfahren, da ich auf Großstadt keine Lust hatte und nun auch noch Waitomo, die Touristenattraktion schlecht hin. Allerdings ist mir 355$ für ein bisschen Glühwürmchen gucken, Höhlentour und 100m Abseilen weng zu teuer. Auf dem Rückweg komm ich eh nochmal dort lang, also spar ich mir nun den Weg dahin und vielleicht gibt es im Laufe meiner Reise ja noch billigere Glühwürmchenhöhlen. Außerdem treibt mich meine Adrenalinsucht immer mehr in Richtung Taupo. Skydiving, Bungeejumping, Speedboat und Bridgeswing... würd gern alles machen, wenn’s ja nicht sooooo teuer wär, mal sehen. Aber ich brauch mal wieder einen Adrenalinschub, der letzte Sprung ist immerhin schon ein halbes Jahr her.
Morgen geht’s dann weiter nach Turangi, um mich mal kundig zu machen, ob es die Schneelage noch zulässt, dass ich den Tongariro Track noch machen kann. Andernfalls komm ich eh nächstes Jahr noch mal hierher, um den Nationalpark ganz zu erkunden, der jetzt schon größtenteils Skigebiet ist.
Für diese Nacht habe ich vorgesorgt. Da die letzten Nächte doch recht schlaflos waren, hab ich nun meinen Schlafsack vorgeholt, der mich zusammen mit der Decke dann hoffentlich genug vor der Kälte schützt. Vorteile gibt’s allerdings auch: ich spare Strom für den Kühlschrank, da lass ich über Nacht einfach die Tür offen und brauch ihn tagsüber nicht mehr einschalten, weil die Kälte dafür ausreicht.
Ergänzung: Heute gings dann weiter, wieder bei strahlend blauem Himmel, Sonne und nur 5°C, nach Tokaanu. Zum ersten Mal hab ich brodelnde Schlammlöcher und blubbernde Seen gesehen. Der Schwefelgeruch ist zwar kaum zu ertragen, aber is trotzdem äußerst interessant, was die Natur hier so zu bieten hat. Meine Füße, die seit gestern abend total eisig waren, konnte ich erstmal in einem schönen heißen Fussbad wieder auftauen. Ab und an kam mal wieder kochendes Wasser nachgeflossen, schöne Sache hier. Nun bin ich in Turangi, einkaufen und Wäsche waschen und dann gehts Richtung Tongariro. Werd nen Teil des Tracks machen, ca.8Std, egal bei welchem Wetter und den großen Tongariro Northern Circuit heb ich mir für nächstes Jahr auf.