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Die einsamen Strände der Ostküste


Nun war ich die letzten Tage an der East Coast unterwegs, die wohl verlassenste Gegend auf der ganzen Nordinsel. Aber auch die wohl schönste Küstenregion.

Aber mal von vorne… von Rotorua bin ich am Montag weiter nach Norden gefahren. In Tauranga sollte es einen deutschen Fleischer geben, also war das mein erstes Ziel, allerdings war am Montag Ruhetag, toll! Tauranga is ne ziemlich große, unübersichtliche Stadt mit jeder Menge Schifffahrt, also gings gleich weiter über die Brücke nach Mount Maunganui. Hier kam ich mir vor, wie in Andalusien. Die selbe Straßenführung, wie in Torrox, der Berg sah aus, wie Gibraltar, nur ohne Regenwolke, und das Wetter kam auch fast hin, man konnte wieder mit Tshirt und Flip Flops die Sonne genießen. Auf den Berg konnte ich leider noch nicht hochhumpeln, also musste ich mich mit nem Strandspaziergang zufrieden geben. Nun war ich nach 3Wochen wieder am Meer. Abends gings noch ein paar Orte weiter bis nach Te Puke, wo ich tatsächlich nochmal nen Parkplatz fand, der mir das Campen erlaubte, gut eigentlich nur Wohnmobilen, aber naja. Am Morgen konnte ich wiedermal zuhören, wie sich nen Pärchen im Camper nebenan über den weiteren Reiseverlauf stritt und wusste wieder die Vorteile des Alleine-Reisens

Bei all dem Reisen hab ich tatsächlich vergessen letzten Samstag zu feiern. Am 11.Juni vor zwei Jahren hab ich „Goodbye Deutschland“ gesagt. Naja, vielleicht hab ich nächstes Jahr mehr Zeit daran zu denken.

Am nächsten Tag gings weiter an der Bay of Plenty entlang, immer wieder mit tollem Blick auf White Island, einem aktiven Vulkan mitten im Meer. In Opotoki hab ich mir dann noch letzte Infos über die East Coast geholt und bin dann in die Abgeschiedenheit gestartet.

Alle Nächte wieder direkt am Strand verbracht, manchmal direkt neben den „Camping verboten“-Schildern und manchmal gabs wieder Freedom Camping Plätze, die eigentlich nur für Wohnwagen waren, aber naja, gab ja eh keinen, der das hätte kontrollieren können. Mit dem Wetter hatte ich Glück, die Sonne war mein ständiger Begleiter. Allerdings war es wieder die ganze Zeit extrem windig und die vielen Strandspaziergänge waren nur mit Schuhen und Winterjacke zu machen. Meine Sammlung von Muscheln, Steinen und sonstigen Strandfunden hat sich wieder stark vergrößert. Insbesondere traumhaft schöne, riesige Pauamuscheln sind hier massenhaft zu finden. Aber langsam verlier ich die Kontrolle, das wird zur Sucht.

Viel zu sehen gibt es hier nicht unbedingt, an die Strände kommt man nur selten ran, da fast alles privat ist und auf die Berge kann man nicht rauf, da die meisten „tapu“, also für die Maori heilig, sind. Die Straßen sind wohl die schlechtesten im ganzen Land, meist noch Baustellen überall. Aber es ist ein fast 400km langer Trip, der sich auf jeden Fall lohnt. Die Küsten sind wirklich unglaublich schön. Jeder noch so kleine Ort, und die Orte hier bestehen meist nur aus wenigen Häusern, hat ein Marae zu bieten, also ein Versammlungshaus der Maori. Und hier wohnen sie auch. Hier ist endlich mal jede Menge Maoriland. Ich hab die ganze Zeit keinen weißen Menschen gesehen, bis auf nen Schwarzwälder, aber dazu später. Etliche Schulen hier unterrichten sogar nur auf Maori. Radiosender gibt’s hier nur einen, wenn man Glück hat, und der is Maori, obwohl die Musik wirklich gewöhnungsbedürftig ist. Allerdings soll diese traumhafte Gegend wohl durch den Bergbau zerstört werden, wogegen hier überall demonstriert wird.

50km hab ich dann Reisebegleitung gehabt. Hab meinen ersten Anhalter mitgenommen, eine Britin, die gerade allein mit ihrem Rucksack durch Neuseeland reist. Also hab ich zwei weiße Menschen am East Cape gesehen.

Am Donnerstag gings dann nach Te Araroa, eigentlich als größerer Ort eingezeichnet, naja, nen paar Häuser mehr waren vorhanden und ne Post und Supermarkt auch, mein Ziel war es, hier zu tanken, es gab auch eine Zapfsäule, wo das Benzin gleich mal 20Cent mehr gekostet hat und Kartenzahlung nur im Supermarkt nebenan möglich war. Von dort ging es dann 20km über Gravel Road zum Leuchtturm. Die einspurige Straße führte wieder direkt an der Küste entlang, meist schon zur Hälfte ins Meer gestürzt oder von Gerölllavinen überrollt, überall Pferde und Kühe auf der Straße, drei Häuser auf der ganzen Strecke, aber eine atemberaubende Landschaft. Am Ende der Straße gings dann zu Fuss weiter: 758 Treppenstufen bis zum Leuchtturm hoch. Ein unglaublich toller Ausblick am östlichsten Leuchtturm der Welt. Die Stufen wieder runter waren für mein mittlerweile wieder einigermaßen gut erholtes Knie wieder sehr schmerzhaft. Auch die 20km zurück musste ich mir die Straße mit keinem weiteren Auto teilen.

Nachmittags bin ich bis zur Tokomaru Bay gefahren, wieder 1.Reihe am Strand geparkt. Eine traumhafte Bucht, vollkommen einsam, meterhohe Wellen-wahnsinn! Ich sitz also am Strand und beobachte die Wellen, als dann plötzlich doch ein Mensch auftauchte. Und wer war es, der Schwarzwälder, der mir schon auf dem Tongariro Crossing begegnet ist. Also gabs mal endlich wieder nen stundenlanges Gespräch auf Deutsch. Er war mit seiner Reisebegleitung letztens noch den Weg zum Gipfel des Tongariro gegangen, sie mussten allerdings abbrechen, da schon zu viel Schnee oben lag, also war es gut, dass ich mich gleich dagegen entschieden hatte. Er ist hier für eine christliche Organisation unterwegs, ein halbes Jahr und unterrichtet in Schulen und so. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich das jetzt schon gesehen hab, dass man hier die vielen Ungläubigen von Gott überzeugen will. Warum??? Wir wollen doch auch nicht die Gläubigen davon überzeugen, dass es ihn nicht gibt!!! Warum wollen die nur ständig anderen ihren Glauben aufzwingen? Aber er wollte diesmal wenigstens nicht mich bekehren. Allerdings wollte er mir von meinen Job in Christchurch abraten. Nachdem am Montag wieder 2starke Erdbeben die Stadt beschädigt haben, muss ich mir wohl doch langsam mal Gedanken machen. Laut Experten soll das wohl noch lange so weiter gehen. Aber mal sehn, ich fahr erstmal hin und dann seh ich ja, ob ich nicht schon bei der ersten Erschütterung reis-aus nehm.

Am nächsten Tag gings dann weiter nach Tologa Bay, wo ich einen kleinen Spaziergang hinaus aufs Meer machen konnte, über eine 660m lange Werft, wohl die längste Werft in der südlichen Hemisphere. Irgendwann 1870 gebaut und seither scheinbar nicht mehr renoviert, so wie das aussah, aber zumindest hat sie mich noch ausgehalten. In dieser Bucht kam James Cook 1769 an und beschrieb die, als eine der schönsten…das ist sie wohl, traumhaft. Eigentlich wollte ich noch eine 2einhalb Stunden Wanderung zur Cooks Cove machen, allerdings hat mein Knie nach zehn Minuten bergauf laufen wieder protestiert. Mir gehen langsam die Ideen aus, was man in Neuseeland machen kann, wenn nicht wandern. Hier gibt’s die schönsten Tracks und ich kann kaum laufen, so ein Mist!!!

Dann gings weiter an der Küste entlang, eigentlich wollte ich nach Whangara, Drehort von „Whale Rider“, allerdings ist die Beschilderung hier sehr spärlich und ich habs wieder verpasst. Den Nachmittag am Strand verbracht, nun hab ich schon ganze Tüten mit Muscheln im Auto!

Am Abend hab ich mir noch bisschen Arbeit gemacht und meinen vollen Wasserkocher umgeworfen, man glaubt gar nicht, in wie viele unerreichbare Stellen im Auto das Wasser gelangt. Als ich das Nötigste trocken hatte und meine Nudeln fast fertig waren, hab ichs noch geschafft, das heiße Nudelwasser zwischen den Sitzen und über meiner Hose zu verteilen. Als wärs noch nicht genug, hab ichs dann auch noch geschafft, als ich ins Bett gekrochen bin, mir den Kopf zum 100sten Mal am Brett, das überm Bett is, zu stoßen, diesmal floss allerdings das Blut. Mmmmhhh… das war nicht mein Tag.

Die Nächte am Strand waren traumhaft, am Donnerstag war ja Vollmond und da es immer sternenklar war, waren die Nächte seeehr hell. In der Tokomary Bay hab ich auch mal einen nächtlichen Strandspaziergang gemacht, da genug Licht vorhanden war. Frühs war ich immer eine der Ersten auf der Welt, die die Sonne zu sehen bekam. Und es war ein Sonnenaufgang schöner als der andere. Also trotz, dass die Reiseführer die East Coast als nicht so spannend beschreiben, lohnt sich der lange Weg auf jeden Fall.

Heute bin ich in Gisborne angekommen, erstmal wieder Wäsche waschen, einkaufen und Wasserreserven auffüllen und dann geht’s weiter Richtung Süden. Einige National Parks sind geplant, die eigentlich zum Wandern einladen, allerdings wird das bei mir nun immer noch nichts.

 

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