Nun kam mal wieder alles anders, als geplant. Ein paar Tage voller Angstschweiß, Kiwikultur und Überraschungen. Aber mal von vorne:
Ich bin am Sonntag von Gisborne gestartet, weg von der Küste über eine verlassene Straße nur ca.30km bis zum Donneraille Park, wo ich den restlichen Tag lang am Fluss bei 18°C die Sonne genossen hab. Auch hier war wieder Freedom Camping erlaubt, allerdings stand ich dann ziemlich weit in ner schlammigen Wiese, wo ich keine Ahnung hatte, ob ich da je wieder rauskomme. Am nächsten Morgen hab ichs dann mit ca.30 Anläufen doch noch geschafft weg zu kommen.
Dann gings weiter an den schönen Reinga Falls vorbei in Richtung Urewera National Park. Überall Regenwald und bei dem Wetter und jeder Menge schlammiger Gravel Roads bergauf und bergab ein sehr abenteurliches Unterfangen. Auch da hab ich mich noch etliche Male festgefahren, aber Joy war ja eh schon voller Schlamm. Irgendwann nach unendlich langer Fahrt über schlechte Straßen, kam ich dann endlich an den Lake Waikaremoana, hab meinen Übernachtungsplatz gefunden, war allerdings wieder allein dort und es lag im Schatten, also bin ich noch ein paar km weiter, hab mir noch ein paar Wasserfälle angesehen, bevor ich gegen halb fünf wieder am Campground war. Nun hat sich alles mit dichtem Nebel zugezogen und der See wurde recht unheimlich. Als ich gerade am kochen war, kam ein Policeofficer vorbei und ich war schon beunruhigt, da ich eigentlich auf nem offiziellen Free Campground stand. Hab aber nichts falsch gemacht, er hatte nur grad Langeweile und hat jemanden für Smalltalk gesucht.
Am nächsten Tag wollt ich eigentlich die Joy im See waschen, allerdings hats dann wieder geregnet. Also gings die nun noch schlammigere Straße wieder zurück ans Meer. Zwischendurch mal Mittagspause gemacht, wo ich mit drei aggressiven wilden Hühnern um meinen Platz kämpfen musste. Mein Übernachtungsplatz war direkt am Strand geplant, also musste ich 13km über schlechte Gravel Road fahren und ca.100m vorm Campground, ich konnte ihn schon sehen, war die Straße weggerutscht…toll! Also die 13km wieder zurück. Dann bin ich bis zum Lake Tutira gefahren, wo das Wetter wieder herrlich war und es gab eine kostenlose CampingArea am andern Ende des Sees, wo ich wieder vollkommen alleine war, mit ca.100 Schafen, 4schwarzen Schwänen und 8Enten. Ein traumhaft schöner See, wo ich auch am nächsten Morgen bei einem wundervollen Sonnenaufgang mein Frühstück genießen konnte. Allerdings wurde meine Essenszeit ständig gestört von den aufdringlichen Schwänen und Enten. Und als mal kein Tier da war und ich nur für eine Minute verschwunden war, hat mir eine Schar von Spatzen meine letzte Scheibe Brot vom Tisch geklaut. Meine Nacht war auch recht schlaflos. Ich konnte zwar im wörtlichen Sinne Schafe zählen, allerdings half mir das nicht beim Einschlafen, da diese doofen Viecher die ganze Nacht lang von einer Seite der Wiese auf die andere gewechselt sind und dies neben meinem Auto auch jedes Mal lautstark verkündet haben.
Von dort gings weiter Richtung Napier, kurz vorher rechts weg Richtung Puketitiri, ein Stück weiter sollte ein kostenloser Campingplatz direkt an den Hot Pools sein. Auf der Karte sah das nicht weit aus, also hab ich mir nichts weiter bei gedacht. Nachdem ich allerdings schon eine ganze Weile gefahren bin, kam dann mal ein Schild, dass es bis zu den Hot Pools noch 60km sind. Also unmöglich für mich, mit dem bisschen Sprit im Tank noch hin und zurück zu kommen. Allerdings hab ich mir gedacht, muss ja in einem so abgelegenen Örtchen wie Puketitiri auch eine Tankstelle zu finden sein, also bin ich erstmal bis dahin gefahren. Zwischendurch gabs noch einen Stopp, da mir auf dieser einspurigen Straße, rechts und links von Zäunen umgeben, eine Kuhherde entgegen kam. Also saß ich im Auto und hab hilflos zugeguckt, wie sich je eine Kuh rechts und links nacheinander am Auto vorbeigequetscht hat und das hat dann auch gut ne halbe Stunde gedauert, da es eine ziemlich große Herde war. Aber Respekt! ...keine Kuh hat mein Auto berührt. Dann gings weiter, kmweit durch Kuhscheiße. Nun war Joy also nicht nur saudreckig, sondern hat auch noch gestunken, wie verrückt. Irgendwann kam ich dann mal in Puketitiri an, ein Ort mit fünf Häusern und weit und breit keiner Tankstelle. Also musste ich wieder zurück fahren, ohne die heißen Quellen gesehen zu haben. Die Reserve war schon so gut wie aufgebraucht, also hab ich zur Sicherheit gleich schon mal den Reservekanister mit Benzin in den Tank gefüllt. Die ganze Zeit schön sparsam gefahren, jeden Berg zum runterrollen genutzt, die Schweißperlen wurden immer mehr, je mehr die Tanknadel unter Reserve rutschte. Aber ich hab dann doch noch bis in einen Vorort von Napier geschafft, wo es endlich eine Tankstelle gab.
Am nächsten Tag gings nach Napier, eine etwas größere Stadt, voller toller Häuser im Art Deco Stil mit herrlichen Stränden, Look outs auf nem Berg und einem Frachthafen, wo mich lauter „Hamburg Süd“- Container anlachten…was die wohl hier her gebracht haben?
Die Nacht wollte ich an einem Strand in einem kleinen Ort in Nähe von Napier verbringen. Mein Auto stand schon dort, etwas versteckt, und als ich vom Strandspaziergang zurückkam wartete eine Frau mit Hund auf mich, die gar nicht glauben konnte, dass ich alleine bei der Kälte dort übernachten wollte, also hat sie mich solange überredet, bis ich mit ihr nach Hause gefahren bin und die letzten Nächte in ihrem Garten verbringen durfte. Natürlich bekam ich gleich einen Haustürschlüssel, damit ich jeder Zeit rein und raus kam…klar… ganz logisch… CRAZY! In Deutschland würde man wohl eher die Polizei rufen, damit der Wildcamper verschwindet, anstatt jemand wildfremdes mit nach Hause zu nehmen und gleich den Haustürschlüssel zu verteilen.
Naja, sie hieß Kaz, 49Jahre alt und schon viel gereist. Ihr erster Mann, ein Deutscher, nach 3Jahren in Bayern und einer Tochter, die 2Tage nach mir geboren wurde, gings 1988 wieder zurück nach Neuseeland. Dadurch konnte sie noch ein paar Brocken deutsch und konnte mir ganz gut mit meinem Englisch weiter helfen. Unglaublich was ich in den paar Tagen für Kaffee getrunken habe, die Kiwis sind echt Kaffee süchtig, zu jeder Tages- und Nachtzeit gibt’s hier Kaffee. Ihr Mann Myles kam dann auch von der Arbeit, war allerdings nicht sehr überrascht, sie hat schon ein Mädchen aus Mexiko und eines aus Dänemark am Strand gefunden und für ein Pärchen aus Argentinien verkaufen sie hier gerade ein Auto. Nach unendlich vielen Gesprächen wurde mein Englisch von Minute zu Minute besser. Abends gabs dann lecker Essen, Quiche mit allem möglichen drin und drauf, nen leckerer Salat, den wir im Dunkeln mit Taschenlampe noch aus dem Garten geholt haben und zum Dessert einen „pudding“, allerdings ist das nicht das, womit ich gerechnet hab, sondern Aprikosen in einer Auflaufform und darauf lauter Kugeln aus Mürbteig und das gebacken und mit Milch serviert…lecker! Abends wurde der Atlas geholt und dann gings an die Reisegeschichten bei warmen Kaminfeuer anstatt des strömenden Regens draußen.
Am nächsten Tag gabs englisch Breakfast und dann musste sie mal ne Stunde weg, hat mich also allein mit Haus und Hof gelassen. Ich bin solange mit dem Hund Gassi gewesen und hab die Katze versorgt. Danach sind wir Richtung Cape Kidnappers gelaufen, im Sommer gibt’s hier jede Menge Vögel zu begucken, wir sind nur wegen Kaffee und Kuchen dort hin.
Am Nachmittag bin ich dann nach Hastings gefahren. Wieder eine größere Stadt, aber wohl die bisher schönste. Hier war der spanische Baustil vertreten und es hat mir noch mehr Sehnsucht nach Europa gemacht. Hier gabs ganz gute Shoppingmöglichkeiten und ich hab mir mal nen holländisches Eis gegönnt und es bei Sonne und Straßenmusikern im Park genossen. Irgendwann hatte ich staunend vor der St. Matthews Church gestanden, da sie schon von außen eine der bisher schönsten war, als mich der Pfarrer dort fand und mir aufgeschlossen hat. Er hat mich dann bisschen rumgeführt, eine wirklich traumhafte, für neuseeländische Verhältnisse alte Kirche, hat mir die Geschichte erklärt, mir erzählt, dass letzten Sonntag ein Chor aus dem Schwarzwald dort gesungen hat und hat mir erklärt, warum er gerade die Weihnachtsdekoration rausgeholt hat. Die feiern hier die Mitte des Winters mit nem Weihnachtsessen…crazy!
Wieder zurück bei Kaz konnte ich nun auch mal ihre 18jährige Tochter Kaydy kennenlernen. Dann gabs eine „Brotzeit“, da ich in der Stadt deutsches Brot von meinem vielleicht zukünftigen Arbeitgeber gefunden habe. Die schmieren sich hier Knoblauch aufs Brot!!! Und essen Brot mit Käse und Marmelade, aber das schmeckt sogar. Abends gabs dann Huhn mit gebackenen Süßkartoffeln, Brokkoli mit Butter, Soße und Gewürzen aus dem Garten, wieder sehr lecker. Abends bin ich dann mit Kaydy aufs Mataraki Festival in Flaxmere gegangen. Ein Maorifest, so was, wie Mittsommer, hier halt Mittwinter…d.h. ab jetzt werden die Tage wieder länger *freu*. Keine Ahnung, was ich erwartet hab, aber da waren nur eine Reihe von ca. 20verschiedenen Fast Food Buden und eine kleine Bühne. Kaydy wollte mir dann Maoribrot kaufen, nen trockenes Kartoffelbrot, allerdings waren dann alle so begeistert, dass ich deutsche Bäckerin bin, dass es das Brot umsonst gab. Die Jungs haben sich ordentlich Mühe gegeben (oder auch nicht) mit uns zu flirten. Nicht besonders einfallsreich, aber besonders lästig. Man konnte sich aussuchen, welcher dieser „Gangstars“ am lächerlichsten war. Man hätte denken können, die wollen rappen, so viel Körpersprache, wie da dabei war. Naja, irgendwann wurde die Musik immer schlechter, die Typen immer lästiger, es regnete und das Feuerwerk hätte erst in ner Stunde gestartet, also haben wir uns wieder verkrümelt. Kaydy ist gefahren wie ne Irre…18Jahre, aber immerhin schon 3Jahre Fahrerfahrung hinter sich, da ist es in Deutschland doch schon besser, dass man uns nicht ganz so früh auf die Straße lässt. Wir haben dann noch paar DVDs geholt und haben zuhause DVD Abend gemacht. Nun konnt ich auch endlich mal fragen- Neuseeland hat wirklich keine Discos oder so. Wenn man jung is, trifft man sich im Sommer mit Freunden am Strand, säuft und macht Feuerchen und im Winter hängt man zu Hause und wartet auf den Sommer. Tzzz! Naja, der Film war ne britische Komödie, die teilen hier tatsächlich den schlechten britischen Humor! Der Film war also extrem anstrengend, nicht nur, dass ich mich konzentrieren musste alles zu verstehen, ich musste mich auch noch anstrengen, irgendwo den Witz zu finden.
Zwischendurch hab ich auch noch bemerkt, dass zwischen den Postern im Bad eines hing mit Gemüse und der Überschrift „Heinemann, Erfurt, Thuringia“…so klein is die Welt, Kaz konnts kaum glauben, sie hat das all die Jahre für irgendeine Stadt in Amerika gehalten.
Heut Morgen gabs dann wieder englisch Breakfast, Hund Gassi führen und letzte Tipps und Infos. Genauer gesagt 5Adressen von Freunden und Verwandten, denen ich auf meinem weiteren Weg einen Besuch abstatten soll. Unter anderem auch eine Adresse in Christchurch, wo ich vielleicht die erste Zeit dort erstmal unterkommen kann. Mit ner Tüte frischer Orangen und Grapefruits aus dem Garten bin ich dann gestartet, nochmal nach Hastings, wo ich mir nun in ner halben Stunde ein Pferderennen angucken will. Danach geht’s wieder weiter Richtung Süden.







