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Eine Stadt aus Eis, Trümmern und Baustellen…


Gestern bin ich erst noch in der Gegend um die Skigebiete und Ashburton rumgetaumelt, dort haben sie irgendwie die Kurven vergessen. Nur gerade Straßen, von einer 13km langen Geraden auf die nächste 24km lange, usw… Toll zu fahren. Das Wetter war wieder traumhaft, kaum vorstellbar, dass in Christchurch Schnee liegen soll. Als ich allerdings dort ankam, hab ichs dann doch geglaubt. Die Straßen waren zwar wieder einigermaßen frei, aber es lag genug Schnee rum und Schneemänner zu bauen scheint den Leuten hier ganz besonders viel Spaß zu machen.

Als ich mich der City näherte fingen die Schilder mit „No Vacancy“ schon an, nirgends gabs ne Unterkunft. Beim dritten Campingplatz bin ich dann doch noch fündig geworden. Allerdings glich der eher einem Auffanglager, ich war nämlich der einzige Tourist.

Ich bin dann nochmal nen Stück gelaufen, mein Ziel war eigentlich nen großes Einkaufszentrum, allerdings hab ich mich irgendwie in der Straße geirrt, sodass ich vergeblich danach gesucht hab. Ging alles recht langsam, da sämtliche Bürgersteige komplett vereist waren. Neuseeland müsste echt mal darüber nachdenken, sich Streusalz anzuschaffen. Ich hab mich auch noch für so schlau gehalten, dass ich ohne Stadtplan losgelaufen bin und hab mich natürlich prompt verlaufen. Nachdem ich dann im stockdunkeln über nen Friedhof gelaufen bin, hab ich meinen Campingplatz aber doch wieder gefunden.

Heut Morgen dann die Nachricht, dass das heiße Wasser nicht funktioniert. Toll! Da freut man sich auf ne heiße Dusche und dann das. Also hab ich erstmal gefrühstückt und all den andern Kram erledigt und als der Platz fast leer war, da die meisten an der Arbeit waren, bin ich dann doch mit Handtuch losgezogen. Aber ich hab jemanden getroffen, der mir die anderen Duschen gezeigt hat, in einem alten Blechschuppen ohne Dach versteckt, ziemlich dreckig, aber die hatten heißes Wasser. Also war der Morgen doch noch gerettet.

Dann gings mit dem Auto in die Stadt, auf den nächstbesten Supermarktparkplatz und zu Fuss übers Eis. Eine einzige Rutschpartie. Aber es war schön warm, die haben hier warmen Wind, unglaublich! Im Laufe des Tages verschwand sogar die Jacke im Rucksack. 15°C! Richtig sommerlich im Vergleich zu den letzten Wochen. Allerdings hatte das auch zur Folge, dass der Schnee geschmolzen ist und alles überschwemmt war, sodass ich den ganzen Tag mit Wasser in den Schuhen rumlaufen durfte. Aber das war wohl mein kleinstes Problem. Mein Ziel war die Poststation in der Cashel Street. Dort aber erstmal hinzukommen gestaltete sich äußerst schwierig, da überall die Straßen gesperrt waren. Nach nem riiiiesigen Umweg kam ich dann mal an die Cashel Street, nach rechts hin gesperrt, nach links offen und zum Glück hab ich dort auch die Post gefunden, unbeschädigt, offen, und tatsächlich hat dort mein Päckchen auf mich gewartet. Nun hab ich meine Arbeitsklamotten, Süßigkeiten (endlich wieder Knusperflocken!!!) und meine neue Brille, damit ich mal wieder nen Durchblick hab.

Dann gings weiter auf „Sightseeing Tour“… grauenhaft! Ich glaube wirklich, dass das eine schöne Stadt war, aber nun gleicht das eher einem Szenario aus nem Hollywoodstreifen. Überall Trümmer, aufgerissene Straßen, eingefallene Häuser, Straßensperren und Absperrband… unvorstellbar. Schöne, alte Gebäude abgebröckelt oder ganz eingefallen, komplette Hochhäuser leer, selbst wenn man von außen nichts sieht, unbegehbar, die Straßen sind wie leergefegt, manche Straßen haben noch nicht mal Spuren im Schnee, da wochenlang keiner mehr dort rein durfte, die Abrisskugeln werden überall geschwungen, Geschäfte und Wohnungen, das nötigste rausgeholt oder total verwüstet. Es ist wirklich unvorstellbar, was so ein Erdbeben anrichten kann. Den Leuten hier gebührt wirklich der größte Respekt, dass man trotzdem weiterkämpft.

Das eigentliche Zentrum ist noch abgeriegelt und außer der enormen Zerstörung gabs nichts zu sehen, also bin ich wieder zum Auto. Ich hab hier nun kein Erdbeben erlebt, aber ich bin froh, dass ich den Job in Wellington hab und nicht hier bleiben muss. Allerdings will ich eh nochmal zurück auf die Südinsel, da ich ja nicht alles geschafft hab, und vielleicht ist ja in nem halben Jahr die Stadt wieder begehbar.

Ich bin dann noch in das große Einkaufszentrum gefahren. Wie war das… “eine Frau geht los mit dem Ziel etwas zu kaufen und kommt mit was anderem wieder“ … ja, so ist das auch heut gewesen.

Dann gings wieder raus aus der Stadt, von wo ich gleich noch weiter auf nen DoC Campground fahr. Zum Abendbrot gibt’s heut Knusperflocken

Ergänzung:

Gestern bin ich dann nach einer kuschelig warmen Nacht mit 18°C im Auto wieder zurück an die Küste und dann hoch Richtung Norden. Diesmal bin ich ganz ohne Reiseplanung gefahren, ohne Ziel, da ich nächstes Jahr eh nochmal hierher zurückkommen werde.

Gegen Mittag war ich dann mal in Kaikoura, es waren wieder sonnige 15°C, kein Wölkchen am Himmel… Neuseeland zeigt sich von ner ganz neuen Seite. Kaikoura ist wunderschön, man hat das Meer und direkt nebenan 2000m hohe Berge. Und hier ist die beste Gelegenheit Wale zu sehen. Ich bin dann mal ne Runde spazieren gegangen, an der Küste entlang, vorbei an einer großen Robbenkolonie. Nun hab ich ja wieder besseren Durchblick, dank der neuen Brille, sodass ich auch mal wieder sehe, was auf dem Meer los ist… nix, kein Wal, kein Delfin, nix. Am Anfang hab ich mir gesagt, wenn ich zum Ende hin noch nichts dergleichen gesehen hab, mach ich mal ne teure Whale-watching-Tour mit. Es ist zwar noch nicht das Ende meiner Reise, aber zumindest vorerst. Und da das hier Touristenhochburg ist, will ich die im Sommer lieber meiden, sodass ich in die Info bin und für nachher um 11Uhr ne Tour gebucht hab. Mir ist jetzt schon schlecht bei dem Gedanken daran. Das Meer ist zwar ruhig, aber wer weiß, wie es draußen ist. Es steht sogar extra dabei, die die schnell seekrank werden, sollen entsprechend vorsorgen. Ich glaub ich werd ne ganze Packung Reisetabletten schlucken. 3,5 Stunden mit nem kleinen Schiff auf dem Meer! Und wenn ich da keinen Wal und/ oder Delfin seh, dann flipp ich aus!!!

Nun sitz ich hier und vertreib mir die restliche Zeit. Die Aufregung ist größer als vor nem Bungysprung. Verdammt, was hab ich mir nur dabei gedacht…ich hasse Schiffe.

Nagut, wenn ich das heut überlebe, geht’s weiter nach Blenheim, nochmal auf nem richtigen Campingplatz, zum Wäschewaschen, usw. und morgen Mittag geht’s von Picton mit der Fähre wieder nach Wellington. So schnell gingen die vier Wochen auf der Südinsel wieder rum. Ich kann grad noch nicht sagen, ob die Nord- oder die Südinsel schöner ist, die Südinsel hat sich erst noch ne Chance im Sommer verdient. Bei Eis und Schnee wäre es mir ja leicht gefallen das Camperleben aufzugeben, aber nun, bei dem schönen Wetter ist das dann doch weng schwieriger. Aber ich kann ja an meinem freien Tag irgendwo in der Wildnis übernachten, Wellington hat schließlich genug davon in der näheren Umgebung, und nach nem halben Jahr arbeiten hab ich ja auch nochmal 2Monate zu reisen. Ein Drittel meiner Reise ist nun schon fast rum, die Zeit vergeht wahnsinnig schnell.

 

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