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Lang, lang ist´s her…


Also muss ich endlich mal wieder nen Blog verfassen. Und wieder gabs viele Veränderungen. Die Freiheit hat mich wieder, bin wieder als Camper auf Neuseelands Straßen unterwegs. Aber wieder von vorne…

Vor zwei Wochen gabs hier erstmal apokalyptische Zustände, wie ihr ja sogar in den deutschen Nachrichten gehört habt. Wellington hatte, ausgerechnet wenn ich hier bin, den ersten Schnee seit über 40Jahren. Was zur Folge hatte, dass nicht nur Wellington, sondern auch der Rest Neuseeland vom Schneechaos lahmgelegt wurde. Ich war natürlich wieder mittendrin. Ich war nämlich an dem Wochenende campen. Hab zwar im Wetterbericht den Schnee gesehen, hab dem aber nicht geglaubt, da mir jeder gesagt hat, in Wellington gibt’s keinen Schnee. Also bin ich in die „Berge“ gefahren, auf nen einsamen Campingplatz im Wald und hab dort zwei Nächte verbracht. Am Samstag hab ich mich erstmal auf die Suche begeben, was da im Auto so bestialisch stinkt, bis ich dann mal auf die Idee kam, dass das ja mein totes Federvieh im Kühlergrill sein könnte. Also hab ich mich mit Stöcken dran gemacht, die Joy davon zu befreien. Und siehe da, es waren sogar zwei Vögel, die ihr Leben lassen mussten. Damit hatte ich nun auch den Gestank beseitigt. Gleich am ersten Abend ging mir, während ich mir Blumenkohl gebraten hab, das Gas aus, sodass ich nach ner halben Ewigkeit dann im Stockdunkeln stand und halbgebratenen Blumenkohl essen musste. Den Sonntag konnte ich noch bei schönem Wetter wandern gehen. Gegen Fünf kam dann der Ranger vorbei und hat mich gefragt, ob ich mir ganz sicher sei, bei dem Wetter hier übernachten zu wollen, jap, war ich, also hat er den Park zugeschlossen… kaum war er weg, gings auch schon los. Solche riiiiiiesigen Schneeflocken hab ich noch nie vorher gesehen. Innerhalb von ner halben Stunde lagen schon gut 10cm Schnee und es ging lustig so weiter. Die Nacht war dementsprechend saukalt und es war ziemlich nervig, dass ständig der Schnee lautstark vom Auto gerutscht ist. Am nächsten Morgen war ich ganz umweltfeindlich und hab das Auto laufen lassen, um mir nen Tee zu kochen und den Schnee zu beseitigen. Nachdem ich dann gefrühstückt hatte, hab ich mich auf den Weg Richtung Arbeit gemacht. Aus dem Park raus zum Highway und schon stand ein Schild vor mir „Road closed“…na toll! Die Straßensperren waren einige km entfernt, ich war mittendrin, also bin ich trotzdem einfach gefahren, blieb mir ja gar nichts anderes übrig. Es war nicht viel Schnee auf der Straße, allerdings hat es gereicht, um die Sommerreifen ordentlich ins Rutschen zu bringen. Habs aber dann irgendwie doch noch an die Arbeit geschafft. Wäre ich nicht gefahren, hätte ich vier Tage warten müssen. Da es hier keinen Winterdienst gibt, wurde die Straße erst am Donnerstagabend wieder geöffnet, unglaublich!

An der Arbeit war das Schneechaos dann auch reichlich interessant. Manche meiner Arbeitskollegen haben an dem Tag zum ersten Mal in ihrem Leben Schnee gesehen. Die Stromleitungen allerdings scheinbar auch… ein Stromausfall nach dem andern, in der gesamten Stadt! Ein zwanzigminütiger Stromausfall war noch nachmittags, allerdings auch ziemlich unpassend in ner Bäckerei und ein weiter 50minütiger war am Abend. Da hatten wir allerdings das Brot noch im Ofen, was wir dann mit Hilfe von sämtlichen Handylichtern rausgeholt haben. Danach gabs Tee vom Gaskocher und Geistergeschichten im Aufenthaltsraum. Es ging aber ganze vier Tage lang, dass andauernd mal der Strom für ein paar Sekunden weg war, ziemlich nervig. Ein weiteres Problem war, dass es dann irgendwann so kalt in der Backstube war, dass wir alle mit Pullover und Wollmütze gearbeitet haben und das Wasser mussten wir auch beseitigen, was überall von der Decke tropfte. Bis Samstag waren die Tage geprägt von Schnee, Hagel und Regen im Wechsel. Samstagnacht waren es noch Minusgrade und Sonntag kam dann der Sommer, da hab ich den Tag bei über 20°C mit Tshirt am Strand verbracht, so schnell geht das hier. Seitdem ist das Wetter wieder sommerlich, zwar ab und zu bisschen Regen und der Wind ist noch ziemlich kalt, aber es lässt sich aushalten.

Mein Arbeitskollege hatte mir von einem bavarian restaurant im Nachbarort erzählt, was ich dann letzte Woche auch gleich mal aufgesucht hab. Mmmmhhh… erstmal schön lecker Rinderrouladen mit Spätzle gegessen, ihr glaubt gar nicht, WIE gut das ist, nach so langer Zeit mal wieder richtig gutes deutsches Essen zu bekommen. Nen interessantes Gespräch mit der deutschen Besitzerin gabs auch gleich noch, daher war der Abend recht lang.

Während der Woche durfte ich nun den Luxus genießen, jeden Abend nach Feierabend mein Essen mikrowellenbereit vorzufinden, und meine Chefin ist ne verdammt gute Köchin. Da gabs endlich mal wieder regelmäßig Fleisch, ist mit meinen einfachen Campermahlzeiten nicht zu vergleichen. An gutem deutschen Brot mangelte es mir ja dann auch nicht, konnt ich jeden Tag schön frühstücken.

Zwischendurch bin ich noch einem weiteren sinnlosen Shoppingrausch verfallen. Das ist eindeutig der Nachteil einer Großstadt, man kann viel zu viel Geld ausgeben. Allerdings war ich auch an dem Tag über 3Std in nem Second- Hand- Bookshop und kam mit sieben weiteren Büchern raus. Ich kann bald ne eigene Bibliothek aufmachen. Aber die Joy kann das ja alles schleppen, hab ja noch ne Menge Platz hier.

Letztes Wochenende bin ich dann wieder Campen gewesen. Im Rimutaka Forest, auf dem Campingplatz, wo vor zwei Monaten noch der Obdachlose mit seinem Hund lebte, nun war ich wieder drei Tage der einzige Mensch hier. Einen Tag hab ich mit nem Buch auf der Picknickdecke verbracht und den anderen Tag hab ich nen Ausflug ans Meer gemacht, zu ner Robbenkolonie, find ich jetzt allerdings nach so vielen Robben nicht mehr ganz so interessant, diese Stinktiere zu beobachten. Ich hab meine Flip Flop Saison schonwieder eröffnet und hab gleich die Quittung dafür gegriegt… in irgendeine komische Pflanze getreten, die neun verdammte Stacheln in meinen Fuss gerammt hat. Nachdem ich die draußen hatte und der Schmerz in Taubheit überging, war mein Fuss schön blau und dick angeschwollen. Keine Ahnung, was das für ne blöde Pflanze war, jedenfalls war meine geplante Wanderung nun hinfällig, sodass ich wieder mitm Buch auf der Picknickdecke gelandet bin. Als wär das nicht genug, hat mich dann auch noch so ne blöde Sandfly an der Hand erwischt, sodass meine Hand auch noch schön dick angeschwollen ist. Und durchs süße Nichtstun hab ich noch nen Sonnenbrand im Gesicht und an den Füßen gegriegt… damn! Die Natur hat mich mal wieder gezeichnet…

Am Dienstag hab ich mal wieder meine Pläne umgeschmissen, Arbeit hat nicht gepasst, sodass ich wieder als Camper unterwegs bin. Bin erstmal wieder zurück in den Rimutaka Forest, wo ich die Joy erstmal wieder neu geordnet, also wieder als mein zuhause eingerichtet hab. Auf dem Weg hierher hab ich schonwieder nen Vogel getötet, den hab ich diesmal aber gleich entfernt. Dann ging mir beim Kochen auch noch der Reserve Gaskocher aus, sodass ich meinen Reis dann im heißen Wasser ohne kochen halt ne std hab ziehen lassen und dann ziemlich, naja, knusprigen Reis gegessen hab. Gestern gab’s dann wieder Tütennudeln mit dem Wasserkocher. Meine Wanderung in der unberührten Natur wurde dann gestört von einer Baustelle, die ca. 50mal von nem Hubschrauber angeflogen wurde.

Heut bin ich nochmal in der City, Campingessen wieder aufrüsten und, ganz wichtig, endlich das Gas auffüllen. Und dann geht’s die Westcoast hoch, irgendwann dann nochmal nach Taupo, bei hoffentlich besserem Wetter als damals, aus nem Flugzeug springen, dann evtl. nochmal den Tongariro bei besserem Wetter und dann irgendwann wieder auf die Südinsel. Da ich aber nun mehr Zeit hab, warte ich am Hafen Wellingtons auf schönes Wetter, nochmal geh ich nicht bei Sturm auf die Fähre. Da ich wahrscheinlich von Christchurch aus Neuseeland dann wieder verlassen werd, will ich erstmal alles auf der Nordinsel abgehakt haben. Nun kann ich auch wieder schön langsam reisen, der Sommer ist nun da, da ist es gleich viel schöner bei Sonnenaufgang im Campingstuhl draußen zu frühstücken. Die Tage sind nun auch wieder länger, halb sieben ist es schon hell und um sieben abends wirds erst wieder dunkel. Und nun hab ich auch wieder Zeit für meinen Blog. Jetzt wird mein Problem nur wieder sein, dass ich meist in der Pampa ohne Empfang unterwegs bin.

Wellington werd ich wohl auch nicht sooo sehr vermissen, es ist zwar eine schöne Großstadt, aber halt trotzdem eine Großstadt, laut und unpersönlich. Ich Landei brauch halt Natur, nicht nur am Wochenende. Jetzt sind schon über vier Monate rum… damn! Kann nicht mal jemand die Zeit anhalten? Das geht viel zu schnell! Meine Planung für den Rückweg nach Europa geht nun auch langsam in die Endphase… seid gespannt, da gibt’s noch jede Menge Abenteuer.

 

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