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Eine Woche Urlaub im Northland


Jetzt hab ich ja lange nix mehr geschrieben, obwohl ich schonwieder genug erlebt hab in den eineinhalb Wochen.

Den vorletzten Sonntag bin ich in die City gefahren, um mich nochmal mit der Kathrin zu treffen, obwohl wir uns schon in Wellington verabschiedet hatten. Es war jede Menge los in der Stadt, also jede Menge Leute, ansonsten war Auckland genauso doof, wie sonst. Wieder zurück im Hostel hatte ich zum Glück gute Unterhaltung mit den Gießenern, andernfalls wär ich erstrecht durchgedreht. Allerdings waren die dann am Dienstag auch weg, das Hostel wurde leer, mit der Französin, die kein Englisch spricht konnt ich mich auch nicht unterhalten und die Bücherei in klein Samoa konnte mich auf Dauer auch nicht beschäftigen. Also hab ich stundenlang gesucht, bis ich dann noch für nen Spottpreis nen Mietwagen gefunden hab. Allerdings war das ein Überraschungswagen, deshalb so billig, ich wusste also garnicht, was mich erwartet.

Also hab ich freudestrahlenden meine Sachen eingepackt, noch paar Übernachtungsadressen für Korea und Australien eingesammelt und bin am Mittwochmorgen in die City, um mein Überraschungsauto abzuholen. Ein weißer Nissan AD stand vor mir, Kombi, bereits 100.000km runter, klapperte an allen Ecken, hatte nur einen Minilautsprecher in der Mitte und nen Radio, mit dem ich nur einen indischen, einen japanischen und einen Gottessender empfangen hab, der hintere Scheibenwischer und die luxuriöse Elektronik wurden ganz weggelassen und er hat sich ständig selbst abgewürgt, da er viel zu niedrigtourig gefahren ist, aber er hatte bisschen Campingstuff drin, ich konnte die Rücksitze umklappen und auf einer ca. 5cm dicken Matratze schlafen, die sauungemütlich war, mit meinem Schlafsack, der viel zu kalt war. Aber ok, er hat mich zumindest ne Woche durchgebracht.

Als ich den Wagen geholt hab, hatte ich angenommen, dass da irgendeine Karte drin wäre, hätte aber extra gekostet. Also musste ich ohne Stadtkarte den Weg zurück zum Hostel finden. Hat zwar gedauert, aber ich habs geschafft. Dort hab ich noch meine Sachen eingeladen und hab mich dann ohne Stadtplan auf den Weg nach Norden gemacht, allerdings war es noch schwerer aus dieser blöden Stadt rauszufinden.

War dann schon relativ spät, also hab ich in nem Regional Park übernachtet. Beim Ranger hab ich das Geld bezahlt und hab gedacht, das ist ok. Dann kam ich nach nem ausgiebigen Strandspaziergang zum Campground, der verschlossen war. Er hätte mir eigentlich den Code geben müssen, allerdings hat er dann schon Feierabend gemacht. Also hab ich mich auf nen Parkplatz gestellt, wo er mich am Morgen dann prompt für geschimpft hat, hat sich dann aber wieder entschuldigt, dass er mir den Code nicht gegeben hat.

Am Donnerstag bin ich dann nach Paihia, um mich nochmal mit Kathrin zu treffen, obwohl wir uns ja nun in Auckland schon das zweite Mal verabschiedet hatten. Davor hatte ich noch Wäsche gewaschen, allerdings funktionierte der Trockner nicht, sodass ich mit klatschnassen Klamotten losziehen musste. Als ich in die Stadt gelaufen bin, hatten ein paar Polizisten schon Alkoholkontrolle gemacht und wollten von mir wissen, wo ich denn im Dunkeln allein hin will. Hätte ich noch ne viertel Stunde gewartet, hätten sie mich in die Stadt gefahren, da es aber nur noch 5Minuten Fussweg waren, bin ich dann doch lieber gelaufen. Waren erst in einer Anti-Rugby-Bar, um zu quatschen, waren da natürlich wieder die einzigen und nach dem Spiel sind wir noch in eine andere Bar gegangen. Viel getanzt wurde nicht, glich eher einem Singletreff, wo sich ein Pärchen nach dem andern gebildet hat und dann verschwunden war. Da war es dann glaub ich zwölf, als ich mir in leichten Schlangenlinien meinen Weg zum andern Ende der Stadt gesucht hab, wo mein Auto aufm Campingplatz stand. Da ist nen Polizist vier Mal an mir vorbei und ich hab gedacht, jetzt könnte er mich doch mal fahren, aber nein. Als ich dann in die Straße zum Campingplatz eingebogen bin, hat er angehalten und gefragt, was ich hier mache, aber die paar Meter konnt ich dann auch noch laufen.

Wie jeden Morgen, hab ich am Freitag gleich um halb neun bei der Post angerufen und tatsächlich…mein Päckchen war endlich da. Also hab ich den Freitag damit verbracht, meinen Flug nach Australien zu buchen und Unterkunft und Autos zu suchen. Da ich am Nachmittag immer noch da beschäftigt war, hab ich mich entschlossen, den nächsten Kneipenabend auch noch mitzumachen.

Diesmal haben auch wir mal fleißig das Rugbymatch mitverfolgt, allerdings seh ich trotzdem noch keinen Sinn in diesem komischen Sport. Mein Auto hatte ich diesmal an den Strand gestellt. Etliche Polizisten waren noch dort, als ich geparkt hab, und haben wieder Alkoholkontrollen gemacht, hab ich mir aber gedacht, stehts wenigstens sicher. Allerdings war das Problem, dass die immer noch standen, als ich besoffen zurückkam. Also konnt ich mich nicht ins Bett legen, weil ich sonst womöglich wegen wildcampen bestraft worden wäre, wegfahren konnte ich aber auch nicht, weil ich zu viel getrunken hatte. Also hab ich noch ne Stunde telefoniert und irgendwann um halb zwei sind sie dann endlich weggefahren. Keine 5Minuten später kam ne Truppe besoffener Jugendlichen, die genau neben mir Party gemacht haben. Da der Alkohol mittlerweile größtenteils verflogen war, bin ich also noch nen Stück weiter gefahren und hab mich woanders an den Strand gestellt und noch 4Std geschlafen.

Frühs dann wieder Kaffeetrinken mit der Kathrin, wo ein weiterer Kneipenabend geplant wurde. Eigentlich war ich ja eh schon total im Arsch, aber was solls. Abends also wieder zum Rugbygucken, diesmal war die Bar auch richtig voll, da Neuseeland gespielt hat. Die Katharina, Joy´s neue Besitzerin kam dann auch noch dazu. Es wurde übrigens nur deutsch gesprochen, in dem Ort waren irgendwie nur deutsche Backpacker unterwegs, mal was ganz neues für mich. Auch an diesem Abend floss der Alkohol wieder in rauen Mengen, war jedoch recht hilfreich drüber wegzukommen, dass ich nicht auf unsere Kirmes konnte. Nach dem Spiel wurde auch ordentlich getanzt, super Stimmung dort. Und die Nationalmannschaft von Tonga hat unter uns gefeiert. Fuck…. die haben Muskeln!!! Die sehen ja schon im Fernsehen breit aus, aber wenn die erst neben einen stehn, wahnsinn! War eigentlich nen toller Abend, bis dann um ein Uhr das Licht an und die Musik aus ging… Feierabend! Unglaublich, um ein Uhr wurden alle Bars dicht gemacht. Nachdem wir dann zu dritt noch vergeblich nach ner offenen Bar gesucht haben, haben wir uns für die Imbissbude am Strand entschieden, die hatten zumindest noch Musik. Irgendwann um zwei hab ich mich dann auch wieder auf den Heimweg gemacht, mein Auto hatte ich diesmal wieder auf den Campground gestellt, allerdings war der Weg im besoffenen Zustand zu weit, sodass ich noch auf ner Bank saß und SMS geschrieben hab, als ein Polizist angehalten hat und mich geschimpft hat, dass das doch viel zu gefährlich ist. Er wollte nur seine Runde zuende fahren und dann zurückkommen und mich heimfahren. Ne Minute später war er auch wieder da, allerdings hab ich ihm meine Geschichte nochmal erzählt, da ich nicht gerafft hab, dass das der Selbe war. Auf dem Weg zum Campingplatz hab ich ihn dann mit Fragen gelöchert, hab dann erfahren, dass die immer um eins die Bars schließen, da sonst noch mehr Alkoholproblem auftauchen. Und ich hab erfahren, dass ich mich auch an den Strand zum wildcampen hätte stellen können, da sie da wohl momentan nicht so streng sind, toll, umsonst den Campingplatz bezahlt. Und er hätte mich für nen Australier gehalten, weil ich so gelallt hab. Also weiß ich nun, dass ich besoffen im Aussie-Slang reden kann. War dann noch etwas schwierig aus diesem verdammt tiefen Polizeiauto rauszukommen. Und er musste natürlich mit Fernlicht bis zu meinem Auto ranfahren, sodass ich am nächsten Morgen gleich von meinen Campingnachbarn gefragt wurde, ob ich auch die Polizei gesehen hätte…tzzz! Geschlafen hab ich dann aber auch nicht gleich, weil ich erst ne halbe Stunde über mich selbst lachen musste und dann war mir so kalt, dass die Zeit bis um sieben immer kürzer wurde.

Nach ner ordentlich heißen Dusche gings dann zum Frühstücken an den Strand zu Joy und Katharina. Nachdem wir dann in der Stadt auch noch den Yannek vom Vorabend wiedergetroffen haben, sind wir dann zu dritt weiter Richtung Norden gefahren. Irgendwann mussten die Kneipentouren ja mal aufhören, jedoch hatten mir die letzten Tage mit zu viel Alkohol und zu wenig Schlaf ordentlich zugesetzt.

Vor dem Caipe Reinga hab ich dann den Ady stehen lassen und bin zur Joy umgestiegen, sodass wir mit zwei Autos weiter bis hoch zum Leuchtturm gefahren sind. Es war wieder eiskalt geworden, den halben Tag hat es geregnet und wir haben unser Lager etwas geschützt auf dem Parkplatz aufgeschlagen, um zu kochen. Bei jedem Auto, kam die Angst, es könnte ein Ranger sein, allerdings gesellten sich nur noch mehr Camper dazu. Zwei hatten noch nach nem B&B gefragt…pah! Da waren sie wohl etwas falsch dort oben am Arsch der Welt/Neuseelands. Die Nacht hab ich dann also nochmal in der Joy verbracht, die wesentlich gemütlicher ist, als das blöde Mietauto.

Am nächsten Morgen waren wir schon ganz früh wach, um den Sonnenaufgang zu beobachten. Haben dann schon gefrühstückt und sind zum Leuchtturm gefahren, als es dann plötzlich doch noch Ärger gab. Eine Frau, die mir schon beim ersten Anblick große Angst gemacht hat, kam und ist sofort auf die drei großen Wohnmobile mit Franzosen zugestürmt, die den halben Parkplatz eingenommen haben. Die haben ordentlich Ärger gegriegt. Dann kam sie zu uns. Eigentlich hat sie bestimmt gesehen, dass wir vorher grad noch am Zähneputzen waren, aber ich hab gesagt, wir sind nur zum Frühstücken hier hochgefahren. Hat sie uns abgenommen, allerdings gabs dann Ärger, dass man da nicht Essen darf, da das Caipe für die Maori Tapu ist. Naja, aber die größte Wut hatte sie zumindest schon an den Franzosen ausgelassen.

Später gings dann weiter zu den Sanddünen. Wetter war zum Glück noch gut, mehr oder weniger, aber zumindest hat es nicht geregnet. Haben uns Sandboards ausgeliehen und sind auf mühsam in der Wüste rumgeklettert. Nach acht Runden Sandsurfen und jedes Mal wieder hochklettern, hab ich den Muskelkater überall gespürt, meine Nase hab ich mir ordentlich verbrannt, obwohl die Sonne kaum schien und man hatte den Sand überall hängen. Bei jeder Abfahrt hat man schon nen halbes Kilo Sand in Augen, Mund und Nase bekommen, aber hat trotzdem Spaß gemacht.

Später gings dann wieder zurück zu meinem Auto, wo ich dann wieder allein weiter Richtung Auckland gefahren bin. Allerdings hab ich mich mal wieder ordentlich verschätzt, 150km hatte ich mir vorgenommen, die allerdings in Neuseeland nicht so schnell zu bewältigen waren, wie in Germany. Ich war dann also erst um halb zehn, nach etlichen Sekunden Schlaf im Auto, an nem Campingground, wo ich nur noch mein letztes Essen aufgebraucht hab und mich nach ner heißen Dusche ins Bett gelegt hab.

Gestern Morgen dann nochmal Wäsche gewaschen, Frühstück zusammengestellt aus Spenden meiner Campingnachbarn, die letzten Sachen, wie Haarshampoo, Waschpulver usw. noch verschenkt und dann gings weiter Richtung Auckland. Die letzte Fahrt in Neuseeland, noch bei richtig tollem Wetter. Meine restlichen Klamotten bin ich dann auch nochmal bei einem Second-Hand-Shop losgeworden, sodass mein Rucksack diesmal ohne Probleme zu packen war.

Als ich den Mietwagen zurückgebracht hab, musste ich erstmal 25$ Reinigungsgebühr bezahlen. Unglaublich! Ich hab noch nie nen Mietwagen sauber zurückbringen müssen. So ein Blödsinn! Dann gings mit Sack und Pack zu Fuss in die City, erstmal das langerwartete Päckchen geholt, mit lauter schönen Sachen. Man glaubt garnicht, wie gut ein Pick-Up nach nem halben Jahr schmeckt oder die gute Milka Dann bin ich noch eine Minute vor Schluss in die Bank gekommen, um mein Konto zu löschen, dann noch ein letzter der weltbesten Cookies bei Ms Higgins und als Abschlussessen gabs nochmal was Neuseeländisches: McDonalds. Als ich dann noch einem Straßenmusiker gelauscht hab, kam doch ein bisschen die Traurigkeit. Aber andererseits kann ich auch nicht wirklich traurig sein, da ich mich ja auch auf Australien gefreut hab. Am Abend bin ich dann mal langsam an den Flughafen gefahren. Nachdem ich erstmal die ankommenden Leute beobachtet hab und mal in meinen Australienbüchern geblättert hab, um zu sehen, wo ich überhaupt hinfahre, hab ich dann vergeblich nach nem schönen Schlafplatz gesucht. Alles schon belegt gewesen. Also hab ich dann im Sitzen mit den Beinen auf dem Rucksack, ab und zu mal die Augen zu gemacht, bis mich der Rückenschmerz und die Kälte immer wieder aufgeweckt haben. Irgendwann hab ich dann mal meine Rucksäcke umgepackt, hab mich schon gewundert, warum mein großer nur zehn Kilo hatte… weil mein kleiner elf gewogen hat. Halb fünf hab ich dann eingecheckt, danach noch telefoniert und gefrühstückt und um sieben gings dann in den Flieger. Mir wurde schnell klar, warum das der billigste Flug war: Beinfreiheit gleich Null, die Sitze ließen sich nicht zurückstellen, Flugzeug total überfüllt, Essen gabs keins und der Flieger sah auch nicht gerade vertrauenserweckend aus. Aber zumindest hat uns der Pilot heile nach Australien gebracht. Außer Start und Landung hab ich die vier Stunden durchgepennt, war zwar auch wieder megaungemütlich, aber egal.

Ich war erstmal verwundert, als ich den roten Kontinent sah, war alles ziemlich grün und dann irgendwann nur noch Häuser, scheiße ist Melbourne riesig! Nachdem ich die ganze Zeit gebangt hab, dass sie mir beim Zoll meine Knusperflocken wegnehmen, war das eigentlich recht easy. Die setzen hier wohl eher auf die Vierbeiner, insgesamt drei Hunde haben mein Gepäck durchschnüffelt und an Knusperflocken waren die nicht interessiert. Meine extraschön saubergemachten Wanderschuhe wollte diesmal keiner sehen und mit dem Visum hat auch alles problemlos geklappt.

Eigentlich hab ich mich ja gefreut, dass ich dem regnerischen Neuseeland entfliehen kann, allerdings regnet und gewittert es hier schon seit Stunden. Im Hostel hatte ich mich nur schnell geduscht und bin dann ins nächste Einkaufszentrum. Die nächsten Tage werd ich auf Autosuche gehen und bei hoffentlich schönem Wetter die City angucken. Hab noch nicht wirklich gemerkt, dass ich jetzt in Australien bin, sieht alles eigentlich noch genauso aus, wie in Neuseeland. Muss also auch hier erstmal aus der blöden Großstadt rauskommen, um das richtige Australien zu sehen. Nun freu ich mich auf eine lange Nacht mit viiiiel Schlaf und auf abenteuerliche sechs Monate in Down Under.

 

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