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offroad

  • Autorenbild: Christina Otto
    Christina Otto
  • 17. Okt. 2011
  • 5 Min. Lesezeit

Sooooo…nun hab ich durch extremen Internetmangel schon lange nichts mehr schreiben können. Die meisten Details hab ich wahrscheinlich schonwieder vergessen. Aber ich werd versuchen das Gröbste noch zusammen zu bekommen.

Ich bin jetzt wieder alleine unterwegs, meinen Mitfahrer musste ich schon frühzeitig an den Bahnhof bringen, der brauchte mal wieder nen Hostel, war nicht wirklich fürs Campen geeignet. Ich hatte dann noch zwei Nächte außerhalb Melbournes in der Pampa verbracht. In der Gegend gabs wiederrum nichts zu sehen, da hier 2009 alles verbrannt ist. Nach wochenlanger Dürre und 48°C gabs im Februar ein großes Buschfeuer, 178 Tote, etliche Dörfer komplett abgebrannt, einen Monat hats gewütet und auch heute, zwei Jahre später sind etliche National Parks usw noch geschlossen, da überall nur schwarze Baumstämme stehen. Dieses Land ist echt extrem menschenfeindlich. Ich hoffe ja, dass mir so was hier erspart bleibt, aber zumindest weiß ich jetzt schon, was ich tun muss. Bei Flut: auf nen Berg begeben und dem Auto beim wegschwimmen zugucken. Bei Feuer: kahle Stelle suchen, mitten rein stellen, ganz weit unten im Auto verkriechen und abwarten. So die Theorie. Die Theorie für Schlangen sieht ja auch so aus, dass man still stehen bleibt. In der Praxis hat mich die Panik gepackt und ich bin weggerannt. Mmmmh… das muss ich noch üben…

Letzten Mittwoch bin ich dann wieder nach Melbourne rein, hab meine Bankkarte geholt und war den restlichen Tag mit der Kathrin in der Stadt unterwegs, die ich in Neuseeland auf dem Weg von der Süd- auf die Nordinsel kennengelernt hab. Abends wollten wir noch weggehen, aber nachdem wir 2Std rumgelaufen sind, haben wir die Suche nach nem stinknormalen Pub aufgegeben, nur irgendwelche exklusiven Club und Schickimicki-Bars. Sind dann letztlich auf den Liegestühlen am Federation Square gelandet. Mein Auto hatte ich außerhalb geparkt, bin dann also wieder mit dem Zug raus und mit dem Auto dann nochmal quer durch die Stadt, um Richtung Westen zu kommen, wo ich dann um halb eins auch endlich mal direkt am Highway mein Nachtlager aufschlagen konnte.

Am nächsten Morgen gings dann Richtung Great Ocean Road. Allerdings nicht auf den üblichen Touristenpfaden, sondern über Nebenstraßen hab ich jede vorhandene Geländestrecke abgesucht- alle geschlossen bis November. Aaaaaber dann, hab ich doch noch nen Track gefunden, dessen Schranke offen war. Sah aber eher so aus, als hätte die jemand gewaltsam geöffnet und es war auch erst eine Spur vorhanden. Aber ich hab trotzdem den 4W-Gang eingelegt und bin in mein erstes Abenteuer gestartet. Ich hab eigentlich keine Ahnung, wie viele km das waren, ich hab jedenfalls 3Std dafür gebraucht. Aber es hat so einen Spaß gemacht! Senkrecht bergauf, senkrecht bergab, Schlaglöcher von nem Meter Tiefe, riesige Gesteinsbrocken, Baumstämme, aufgerissene Straßen, übelste Schräglage, riesiges Schlammloch, Sandpisten,… wir haben alles gemeistert. Zweimal gingen mir zwar meine Wasserkanister auf dem Dach verloren und beim Schlammloch hatte ich auch mehr Glück als Verstand, dass ich da wieder rausgekommen bin, aber es war Fahrspaß pur! Über die Geschwindigkeit von 20km/h muss ich aber wohl nochmal nachdenken, aber fürs erste Mal hab ich mich ganz gut geschlagen, auch wenn meine Schreie manchmal noch kilometerweit zu hören waren.

Überhaupt macht dieses Auto so viel Spaß, mal abgesehen von den Spritkosten. Ich darf wieder selber schalten, kann die Fenster wieder kurbeln, … hab also wieder nen richtiges Auto, ohne viel unnützen Luxus. Ich bin mir also sicher: einmal und nie wieder Automatik! So was Langweiliges.

Da war ich nun also 5Tage an der Great Ocean Road unterwegs, eine der schönsten Straßen der Welt… joa… mmmh… war schön… Neuseeland war schöner... Ist schon nen toller Küstenabschnitt, aber wirklich umhauen konnte mich das jetzt nicht. Man hat halt alles schonmal in ähnlicher Weise in Neuseeland gesehen. Und es war so touristisch, schrecklich! Kaum war das Wetter endlich besser, wimmelte es von Menschen, man hätte annehmen können, man ist zuhause, überall wurde deutsch gesprochen, ganze Reisebusse voller Deutsche! Selbst, wenn man abends einen Schlafplatz auf nem abgelegenen Campground gesucht hat, musste man schon früh dort sein, um überhaupt noch nen Stellplatz zu griegen.

An einem Abend, es war schon drei Tage Hitze, in nem Park, wo alle paar Meter ein Schild stand, dass man kein Lagerfeuer machen darf, haben vier Camper, die scheinbar der englischen Sprache nicht mächtig waren, trotzdem nen Feuer gemacht. Und…natürlich warens Deutsche! Muss man sich denn hier auch für manche Landsleute schämen?

Die Nächte sind immer noch verdammt kalt, so zwischen 2 und 6°C sinds im Auto meistens nur. Tagsüber gings dann irgendwann von jetzt auf gleich von saukalt, regnerisch und windig, auf brennende Sonne, wolkenloser Himmel und 25°C (gefühlte40°C) über. Autofahren bei so ner Hitze ist auch recht interessant. Klimaanlage hab ich noch nicht an, ich hab lieber alle Fenster offen. Über die getönten Scheiben bin ich manchmal recht froh, da die Sonne hier sonst echt erbarmungslos brennt. Auf den langen, geraden Straßen sieht man meist nur einen großen See, da der Teer so schimmert, dass selbst Überholen recht schwierig ist, da man auch entgegenkommende Auto nicht erkennt. Die Hitze macht auch extrem schnell müde, weshalb ich mir jetzt angewöhnt hab, in der großen Mittagshitze erstmal nen schattiges Plätzchen zu suchen und Siesta zu machen. Die Sandpisten werden immer staubiger, das Gras immer brauner, ich komme dem richtigen Australien immer näher.

Vor zwei Tagen bin ich dann hoch in die Grampians (einer Bergkette, oder Hügel), eigentlich eine Spielwiese für Geländewagen, allerdings gabs hier im Januar ne Flut, von der sich die meisten Tracks noch nicht erholt haben. Erst hab ich am südlichen Ende des Parks nachgefragt, welche Geländestrecken offen sind: weiß sie nicht, soll oben nachfragen. Also die 80km Richtung Norden gefahren, nachgefragt: weiß sie nicht, soll unten nachfragen. Wollen die mich verarschen? Ich hab noch nie so schlecht informierte Touristeninfos gesehen, wie in Australien, da kann man noch froh sein, wenn sie wissen, in welcher Stadt wir grade sind.

Also war ich jetzt jeden Tag selbst auf der Suche nach offenen Geländestrecken, heute hab ich auch mal zwei gefunden, naja, bei einem war das „road closed“-schild nur umgefallen, also bin ich trotzdem durch. Aber die waren jetzt nicht sooo abenteuerlich, nen paar Steinpisten, Sandlöcher, aus denen man nur schwer wieder raus kam, drei Flussüberquerungen und ein Schlammloch, was mich beinahe nicht mehr rauslassen wollte. Heut sind es 32°C und meine Klimaanlage kam nun doch mal zum Einsatz.

Die Nächte hab ich meist an den Parkplätzen direkt am Highway verbracht. Da is nicht viel mit lange oder viel schlafen, nachts sind die Road Trains unterwegs. Diese riiiiiesigen LKWs sind so laut, dass alles vibriert und die sind so hell, dass sie aussehen, wie der Coca Cola Truck.

Hier oben ist wenigstens nicht mehr ganz so viel mit Tourismus. Zumindest sind hier jetzt auch wieder mehr Reisende, als Urlauber unterwegs. Und es wird wieder englisch gesprochen.

Nun häng ich noch bisschen in der Luft, weil das Auto immer noch nicht auf mich läuft. Das is hier komplizierter, als gedacht, nen Auto mit falscher Adresse anzumelden. Oder ich bin einfach wieder zu ungeduldig, schließlich is das hier Australien, not Germany. Hier geschieht halt alles erst morgen, oder übermorgen oder nächste Woche.

 
 
 

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