





Wenige Tage vorher noch bei 6°C gefroren, am Samstag dann bei höllischen 36°C gebraten worden. Solch extreme Unterschiede gibt’s wahrscheinlich auch nur hier. Und die 36°C fühlen sich hier unterm Ozonloch an, wie 50°C, da kennt die Sonne keine Gnade.
Am Freitag hab ich aufs Drag-Race verzichtet… ich wäre der zweite Zuschauer gewesen, sie wollten 20$ Eintritt und jeder durfte mitmachen, es war also nur nen Rennen, um die verrückte Jugend von ihren illegalen Straßenrennen abzubringen. Ich bin also Freitagabend noch zurück nach Hamilton gefahren, zu den Wannon Falls, wo ich bereits vor zwei Wochen schon war, um dann am Samstag nach Coleraine zu fahren. Dort sollte ein „irisches“ Fest sein…tzzzz! Um elf Uhr morgens war ich schon dort, hab meine 10$ Eintritt bezahlt, hab ein Programmblatt bekommen, an das sich aber nicht im Geringsten gehalten wurde. Es war halt ein Volksfest, mit diversen Karussells, Fressbuden, Schießbuden usw. Sieben Stunden hab ich dort verbracht und bin von einem nicht planmäßig stattfindenden Programmpunkt zum nächsten geirrt. Immer so langsam, wie möglich, um Anstrengung in der Hitze zu vermeiden und so schnell, wie nötig, um schnell wieder aus der Sonne zu kommen. Natürlich hab ich wieder nicht daran gedacht, mich einzucremen, hab ja nicht mit so ner Hitze gerechnet, aber kein Problem, am Eingang stand kostenlose Sonnencreme. Meinen Hut hab ich auch im Auto gelassen, hab ja nicht mit so ner Hitze gerechnet, allerdings fiel ich damit auf… die hatten alle ihren Cowboyhut auf, ob Mann, ob Frau, ob alt, ob jung - unglaublich! Ich hab dann also den ganzen Tag Holzfäller- und Schafscher-Wettbewerbe angesehen, Preisvergaben für die besten Bullen, die schönsten Hühner, die tollsten Schafe, Misswahlen mit kleinen, aufgebrezelten Kindern, Reiterspiele, Springreiten, Autoausstellung, Wahlen für den besten Kuchen, den besten Salat, usw. und die „Große Parade“, in der einfach alles was fahren und laufen konnte, ob nen Autos, Traktoren, Kutschen, Pferde, Bullen, usw., zweimal im Kreis gefahren sind, die Landesflaggen immer und überall dabei. Und das einzig irische, bei diesem „irischen“ Fest war ein Wettbewerb, wo kleine Mädchen, die Jüngste war 4, die Älteste 13, ihr Können, bzw. Nichtkönnen im irischen Stepptanz gezeigt haben. Eine schottische Liveband hatten sie auch noch, die aber kaum wahrzunehmen war neben der Musik vom Autoscooter. Mittags wurde dann ne Stunde lang nichts gemacht, da haben sich alle in ihre Autos verkrümelt und die Klimaanlage angeschaltet, um der Hitze zu entgehen. Bei mir gabs ekelige Fish & Chips (hatten nur das oder Hot Dogs) und zum Nachtisch war ich dankbar über den Stand, der Obstsalat verkauft hat. Feuerwerk gabs abends auch noch, allerdings hätte ich dann noch weitere drei Stunden warten müssen, weshalb ich mich dann zu Auto begeben hab, um dann erstmal zu sehen, das mein Gesicht trotz Sonnencreme schön verbrannt war, mit Ausnahme der linken Stirnhälfte, die von Haaren bedeckt war und den Bereich um die Augen, der von der Sonnenbrille bedeckt war. Sieht jetzt richtig schön doof aus, hätt ich mal lieber den Hut aufgesetzt!
Ich bin dann also weitergefahren, war schon in der Reserve, was mein Benzin anging, und die Entfernungen sind ja hier doch bisschen weiter, also war der nächste Ort 50km weit. Als ich dort ankam, war die einzige winzige Tankstelle schon zu. Der nächste Ort: 70km. Nun wusste ich ja, dass meine Tankanzeige nicht ganz genau stimmt, sodass ich auch noch bisschen unter Reserve konnte, allerdings hab ich das noch nicht ausprobiert. Also hab ichs drauf ankommen lassen, kam schon ganz schön ins Schwitzen (könnte natürlich auch gewesen sein, weil ich die Klimaanlage lieber ausgelassen hab), insbesondere bergauf hab ich ja nur drauf gewartet, dass er ausgeht. Aber ich habs noch geschafft, ich hab den Ort erreicht. Und als ich hinkam, war die einzige winzige Tankstelle schon geschlossen. Aber da gabs zumindest ne Campingmöglichkeit, also konnt ich die Nacht noch ohne Sprit überdauern.
Ich hatte zwar beide Fenster mit den Moskitonetzen offen, allerdings wollte die Hitze nicht aus dem Auto verschwinden. Draußen konnt ich mich allerdings auch nicht aufhalten, da ich hunderte Moskitos an mir hängen hatte. Mein Spray auf Armen und Beinen hat prima funktioniert, da ging kein Stich hin, allerdings schwirrten mir diese Mistviecher die ganze Zeit im Gesicht herum. Also hab ich mir die Augen zugehalten und auch mein Gesicht eingesprüht, Resultat: nun schwirrten sie mir um die Augen herum. Krise! Im Auto waren is aber immer noch gefühlte 40°C (genau kann ich das jetzt nicht mehr sagen, mein Thermometer hat bei 50°C den Geist aufgegeben) und sobald ich ne Tür aufgemacht hab, waren gleich wieder 5 Moskitos drin. Eine weitere Plage waren mal wieder die Wildschweine, die wieder direkt nebenan unterwegs waren. Kaum fingen die wieder lautstark an zu grunzen, fingen die Hunde meines Nachbarn lautstark an zu bellen… was für ne idyllische Ruhe! Als es dunkel war, musst ich mich eh ins Auto verkriechen, da die Wildschweine nun den Campingplatz erobert haben. Ich bin dann nach meinem ersten Kampf mit 17 Todesopfern ins Bett, um dort noch weitere 8 Moskitos zu erschlagen. Trotz allem, hab ich sieben Stiche abbekommen.
Als ich am nächsten Morgen vergeblich versucht hab, das Plumpsklo von den Spinnen zu befreien, hab ich den Tipp bekommen, dass im Dorf bessere Toiletten sind, sogar mit Duschen. Da hab ich mich schon so sehr auf ne kalte Dusche gefreut, dass ich ziemlich angepisst war, als ich gesehen hab, dass in der Dusche das Wasser abgestellt war.
An der Tankstelle hab ich dann nen Schlückchen von dem superteuren Sprit getankt, um in den nächsten Ort zu kommen, 90km weiter. Auf dem Weg dorthin hab ich dann die Grenze zu South Australia erreicht, wo ich meinen letzten Apfel schnell noch gegessen und die letzte Zwiebel noch wegwerfen musste, da man hier kein Obst und Gemüse einführen darf. Hat zwar keiner kontrolliert, aber ich akzeptier ja, was man hier von mir verlangt. Außerdem gabs ne halbe Stunde geschenkt, hier bin ich jetzt wieder in ner anderen Zeitzone.
Mit vollem Tank gings dann wieder weiter Richtung Norden. In einer Kleinstadt hat mich dann auch schon ein Schild begrüßt, dass irgendein Fest ist. Also wollte ich gleich mal die Touristeninformationen in Südaustralien auf die Probe stellen. Ergebnis: sie hat keine Ahnung, was da am Sonntag ist, sie ruft mal ne Freundin an, die vielleicht nen Programmheft mitgenommen hat. Tzzz… da ist nen Fest in nem 4000 Seelendorf und die Info hat keine Infos darüber… thats Australia! Nach einigem Rumtelefonieren hab ich dann halt erfahren, dass nur noch irgendeine Hundeausstellung und Springreiten is. Also wollte ich noch Infos über den National Park, der dort anfängt, über die Geländestrecken: sie hat keine Ahnung, ich soll mal dorthin fahren und da nochmal fragen. Also bin ich weitergefahren, nachdem wir unser Gespräch über meine und ihre Reisen, über ihre Tochter und über ihre Hunde beendet haben.
Auf der Suche nach nem Radiosender bin ich auf Blasmusik gestoßen und hab mal abgewartet. Als danach noch die Zillertaler gesungen haben, war ich doch etwas irritiert. Die Werbung war zwar auf Englisch, aber scheinbar hatten die da so was, wie nen Deutschen Nachmittag, danach gings nämlich weiter mit ner Übertragung von den lustigen Musikanten. Nicht das sich mein Musikgeschmack nun so rabiat verändert hat, aber ich hab am andern Ende der Welt nen deutschen Radiosender gefunden! Damn! Das musste ich hören! Also bin ich dann bei Liedern über tanzende Schneeflocken und Schlittenfahrten durch die Hitze Südaustraliens gefahren und hab mich gefreut
Bei der nächsten Info konnten sie mir immerhin schon mal ne Karte geben, wo die Geländestrecken eingezeichnet waren, allerdings schon von 2006, aber gut, wenigstens etwas. Da auch Strandabschnitte dabei waren, wollte ich wissen, wann Ebbe ist: das wissen sie nicht, das brauch ich aber nicht, weil man auch alles über die Dünen fahren kann. Gut, also bin ich zu den Dünen gestartet. Allradantrieb eingeschaltet, Luft aus den Reifen gelassen und los gings. Es war saugeil! Alles Sandpisten, zwischen den Dünen durch, einige Wasserlöcher, über die Dünen, am Strand entlang… ja, da hatte ich schon das Problem. Die Damen von der Info waren wohl noch nie dort. Ich musste natürlich etliche Stücke am Strand entlang fahren und natürlich war gerade Flut. Also kam ich ganz schön ins Schwitzen und hab gebetet, dass ich jetzt nicht steckenbleib, da mich das Wasser sonst wahrscheinlich schneller erreicht hätte, als irgendwelche Hilfe. Aber gut, das hat geklappt. Ich hatte mich ja auch gefragt, warum die die Wege ständig als „Drift“ bezeichnen. Als ich keine Luft mehr auf den Reifen hatte, wusste ich warum. Das hat mit fahren nicht mehr viel zu tun, man driftet nur so dahin, Lenken funktioniert auch kaum noch, aber es macht so einen Spaß! Ein weiteres Problem waren die großen Sanddünen, in denen ich mich bergauf immer wieder festgefahren hab. Nach weiterem Luft ablassen und 20 Versuchen hab ich dann aber auch jede überwunden. Meistens waren sie ja groß genug, um sie einfach wieder nach unten rauszufahren, eine ging allerdings so blöd schräg hoch, dass ich nur noch nach rechts weggerutscht bin, ohne jegliche Chance die Richtung zu bestimmen. Es ging immer weiter in tiefen Sand und immer näher an den Zaun, der daneben stand. Irgendwann hab ich dann aber doch noch, wenige cm vor nem Holzpfosten, die Kurve gegriegt. Und dann kam eine weitere Düne, mit so tiefem Sand, dass ich auch nach 20 Versuchen noch keine Möglichkeit gefunden hab, drüber zu kommen. Die Gegend abzulaufen war auch nicht die beste Idee, da überall Schlangenspuren zu sehen waren. Eine Ausweichroute ging wieder über den Strand, allerdings war das Wasser zu hoch, also hab ich mir die höchste Sanddüne ausgesucht, auf die ich fahren konnte und hab mein Nachtlager aufgeschlagen. Meine Nudeln hab ich dann bei einem herrlichen Sonnenuntergang direkt am Meer genossen. Hier ist nun wieder absolute Stille, keine Wildschweine, keine Hunde, keine Menschen…nix, außer das Meer, unendlich viel Sand und ich und mein Auto… das ist mein Abenteuer Australien, da weiß ich wieder, warum es sich gelohnt hat, soviel Geld in nen Geländewagen zu investieren.
Gestern ging es dann weiter, um sechs Uhr bin ich aufgewacht, es war dicker Nebel, also hab ich mich schon mal startklar gemacht, bin gleich los, als der Nebel weg war, weil ich gehofft hab, ich hätte auf nassem Sand eher Chancen die Düne hochzukommen…nö, keine Chance. Also hab ich mich an den Strand gestellt und gewartet, bis am Mittag mal wer vorbeikam, auf dessen Spur ich dann auch den Strand überquert hab. Nach einigen hin und her rutschen kam ich dann auch wieder zurück auf den Track. Dann gings weiter über einige weitere Dünen, zweimal musste ich noch auf den Strand ausweichen und dann stand auf meinem Plan ein very large hill, allerdings war der einfacher, als so manche Düne. Ging halt zwischen Büschen aufm Sand den Berg hoch, machbar, allerdings hab ich die ganze Zeit gehupt, wär mir nämlich einer entgegen gekommen hätte es geknallt oder ich hätte in millimeterarbeit rückwärts wieder runter gemusst. Das letzte Stück ging noch vier Kilometer am Strand entlang, bevor ich in nem privaten Feriendorf stand, aus dem es irgendwie keinen Ausgang gab, da ne Schranke den Weg nur für Mitglieder passierbar machte. Toll! Nun hätte ich also den ganzen verdammten Weg zurückgemusst? Nee… hab mich einfach in die Nähe der Schranke gestellt, in der Zwischenzeit mit meinem niedlichen Kompressor meine Reifen wieder aufgepumpt und siehe da, nach ner Weile ist jemand rausgefahren. Also hab ich mich einfach hinten drangehangen, als ob ich dazugehören würde und bin rausgekommen. Zehn Kilometer weiter fing der nächste Nationalpark an, ich hatte aber eigentlich keine Lust schonwieder die Luft abzulassen usw. also bin ich erstmal die normalen Geländestrecken gefahren und bin dann irgendwie doch an den Strand geraten und hab mich natürlich gleich festgefahren. Also musste die Luft doch wieder raus. Da die Reifen nun platt waren bin ich dann auch weiter die Strecke gefahren. Zwischenzeitlich hat noch ein Ameisenigel meinen Weg gekreuzt. Anstatt weiterzugehen hat er den Kopf in den Sand gesteckt und sich verbuddelt. Aber er lag direkt in der Mitte des Weges, sodass ich über ihn fahren konnte ohne ihn zu überfahren. Irgendwann hab ich mich dann mal für nen Campingplatz entschieden, die Reifen, mein Auto und meine Nerven hatten ja nun schon genug mitgemacht. Der Campingplatz (ganz normales Bushcamping mit Plumpsklo) sollte allerdings 12$ kosten. Das ist total blöd hier, in Neuseeland hat man pro Person bezahlt, hier zahlt man pro Auto. Das ist vielleicht günstig, wenn man mit mehreren unterwegs ist, aber nicht allein. Also bin ich wieder zurück an den Strand, hab mir nen schönes Plätzchen an den Klippen gesucht und hab wieder verbotenerweise wildgecampt. Ich war wieder gezeichnet vom Tag. Ich war zwar diesmal mit Hut, langer Hose und Bluse unterwegs, allerdings waren Hände und Füße verbrannt, die Knie taten weh vom vielen Dünen ablaufen und ich hab – ahhh, welche Schock! – mein erstes graues Haar entdeckt. Tzzz…23 Jahre und schon das erste graue Haar…unglaublich… ich wird alt.
Meine Pasta hab ich dann wieder bei einem unglaublich schönen Sonnenuntergang genießen können. Und kaum war es dunkel, kam ein unglaublich tolles Gewitter. Wieder total viele Blitze hintereinander, Wahnsinn! War damit beschäftigt, einen mit der Kamera einzufangen – vergeblich. Aber war toll anzusehen.
Heute Morgen bin ich dann zum Frühstücken an den Strand, damit es nicht so aussieht, als ob ich wild gecampt hätte, falls mich jemand gefunden hätte. Dann gings über den Strand weiter nach Robe, wo ich nun mal wieder meine aufgebrauchten Wasservorräte aufgefüllt und meinem Auto mal ne Wäsche gegönnt hab. Hab nun überall Sand, im Bett, in sämtlichen Hosentaschen, im Schlafsack, im Fussraum, am Campingstuhl, im Kocher…überall Sand.
Die über 30°C halten sich jetzt jeden Tag, ich bin schon jetzt so braun, wie noch nie zuvor. Was noch? Mmmmh…nix, jetzt geht’s über normale Wege mit normaler Luft auf den Reifen weiter Richtung Adelaide.