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Ho, ho, ho!


So, ich hoffe mal, dass der Eintrag diesmal nicht so lang wird, wie der letzte…

Mein Weg hat mich dann weiter über Kingston in den Coorong National Park geführt. Über 100km am Strand entlang fahren…wäre der Fahrspaß schlecht hin gewesen, aber bei meinem Glück wurde der Strand vom 1.November für nen paar Wochen wegen Brutsaison gesperrt, toll! Aber die ersten 20km waren noch offen. Auf meinem Weg zum Strand hab ich mich schon das erste Mal festgefahren, sodass ich meine Luft wieder rauslassen musste. Als ich dann an all den Warnschildern vorbeifuhr, sah ich, dass der Strand nicht gerade breit war und die Wellen bis an den Rand peitschten. Und da gerade Flut war, hatte sich das dann doch erledigt. Also durfte ich mir wegen den paar Metern dann wieder die Mühe machen meine Reifen wieder aufzupumpen.

Danach gings über Schotterpisten entlang durch die Wetlands des National Parks, vorbei an rosa, blauen und weißen Salzseen. Weitere Todesopfer: ein Macpie, ein komischer kleiner Laufvogel, eine Echse und beinahe auch noch ne ganze Kängurufamilie. Hab ich eigentlich mal erwähnt, dass es hier einen Vogel gibt, der das Schwäbisch Hall- Lied pfeift? Unglaublich, wo die überall Werbung machen!

Mein Weg Richtung Adelaide sah schon australischer aus, da war nix mehr grün, braune Wiesen, ausgetrocknete Erde und üüüüüüberall nix. Abstände zwischen den Orten waren 50,60,70km nur geradeaus, da weiß man, warum es hier überall die Aufwach-Streifen auf den Straßen gibt. Hilft mir auch, wenn mich das Geholper mal wieder daran erinnert, dass ich vor lauter durch-die-gegend-gucken die Spur verloren hab. Die Straßen hier in South Australia sind schon etwas besser, als in Victoria, aber auch nicht wirklich gut. Hier nimmt man es genauer mit dem Müll, man findet überall Mülleimer, sogar mit Mülltrennung und es gibt Pfand auf Flaschen und Dosen, was den Obdachlosen hier wieder gut beim Überleben hilft. Außerdem hat man hier vor jedem Ort nen Schild, auf dem steht, was es für Sehenswürdigkeiten gibt – auch ne äußerst nützliche Sache. Und die Geschwindigkeitsbegrenzung beträgt hier 110km/h, da fall ich also noch mehr auf mit meinen schleichenden 80km/h, aber ich bin ja nett, ich lass sie ja immer, sobald wie möglich, vorbei. Mein Weg führte auch über den Murrayriver, über den ich dann mit ner kostenlosen Autofähre fahren durfte. Waren aber nur nen paar Meter, keine Ahnung, warum man da nicht einfach ne Brücke gebaut hat.

Am nächsten Tag gings dann nach ner kalten Dusche und Frühstück mit einer grooooßen braunen Schlange über die Adelaide Hills auf den Weg in die City. Eine reine Oase…hier blüht und grünt wieder alles und es gibt’s, wie der Name schon verrät, Hügel, über die sich mühsam die Straße entlangschlängelt. Das Auto hab ich an nem Bahnhof außerhalb geparkt und bin mit dem Zug weiter. In der Stadt angekommen gings schnurstracks zur Post. Und jaaaa… mein Paket war da! Lauter leckere Sachen von zu Hause. Also hab ich mich erstmal in die botanischen Gärten verzogen, um bei 32°C meine Lebkuchen zu genießen. Danach gings auf Sightseeingtour, was auch hier wieder recht leicht ist, da es kostenlose Busse und Straßenbahnen gibt. Auch Adelaide ist wieder eine super tolle Stadt, eigentlich auch besser als Melbourne, da hier nicht so viele neugebaute Hochhäuser sind, keine Hektik herrscht und die Menschen freundlich sind. Und es gab so viele schöne alte Gebäude zu bestaunen, überall waren Parks und Gärten und alle Straßen waren gesäumt mit Palmen oder lilablühenden Bäumen. Einen Central Market gibt’s auch, wo man wieder ordentlich handeln kann und die hatten deutsche Shops… und sogar Lebkuchen! Allerdings wollten die für ne Packung Lebkuchenherzen umgerechnet 7€, für Lebkuchen Herzen/Sterne/Brezeln 12€ und für nen Stollen sage und schreibe 22€! Die spinnen ja! Da konnt ich ja von Glück reden, dass ich meine Lebkuchen in der Tasche hatte.

Bis ich dann wieder zum Bahnhof geschlendert bin, durch etliche Shoppingmalls hindurch, war es abends. Zurück beim Auto bin ich nur in irgendeinen Vorort und hab mich verbotenerweise in irgendeinen Park gestellt. Am nächsten Morgen gings gleich ganz früh nach Hahndorf, wie der Name schon verrät, einem deutschen Örtchen mitten in Australien. Deutsche Straßennamen, Fachwerkhäuser, nen Birkenstockladen, Biergärten, Bäckereien usw. In eine Bäckerei bin ich rein und hab mich auf nen schönes deutsches Frühstück gefreut… Fehlanzeige, die hatten dasselbe eklige Zeug, wie jede australische Bäckerei auch. Nicht mal Brötchen oder Croissants, nix. Hab ein Bäckerin in nen Gespräch verwickelt, die mir bestätigt hat, dass es keinen deutschen mehr in der Backstube gibt, ist nur noch nen deutscher Name. Danach gings in nen Kaufmannsladen, wo ich ordentlich Geld gelassen hab für Milka, Haribo, Sauerkraut und Semmelknödel. Morgens um halb zehn in Hahndorf gabs erstmal nen Knoppers, nach weiterem Entlangschlendern gings zum Mittagessen… Bratwurst, Wiener, Weißwurst mit Brezel… war gut, nicht umwerfend, aber nach sieben Monaten ohne, ganz gut. Dafür, dass es ne deutsche Siedlung ist, hab ich nicht einen deutschsprechenden Menschen getroffen, komisch. Am Nachmittag gings weiter in den Nachbarort, wo ich mir meinen zweiten richtigen Campingplatz in Australien gegönnt hab. Hatte auch noch Glück und hab den Stellplatz zum halben Preis bekommen.

An dem Tag hab ich mein Radio irgendwann ausgeschaltet, weil die die ganze Zeit nur vom 11.11.2011 geredet haben und hier hört sich das nicht so harmlos an, wie in die deutsch. „The eleventh of the eleventh of the eleventh at eleven eleven eleven” kann einem ganz schön auf den Keks gehn, insbesondere mit dem australischen Akzent. Die Geschäfte haben auch erst um 11:11Uhr auf gemacht und waren dann auch bis 11:11Uhr geöffnet. Pffff…lästig!

Beim Einkaufen wollt ich mir auch mal was gönnen und hab mir nen Christmas Pudding gekauft, was hier typisch ist, anstatt Lebkuchen. Der wird in der Mikrowelle oder im Ofen warm gemacht, hab ich mir gedacht, bin ja auf nem Campingplatz. Dass die aber gar keine Küche hatten, war mir nicht bewusst. War also nix.

Auf Laternenumzug in Hahndorf hatte ich dann auch keine Lust mehr, hab ja schon mein deutsches Mittagessen gehabt, also hab ich lieber die Annehmlichkeiten des Campingplatzes genutzt und Wäsche gewaschen, sämtliche Wasservorräte aufgefüllt, mit den Nachbarn geschwätzt, aufgewaschen, meine Kamera das 3.Mal in den sieben Monaten aufgeladen, usw. Der wichtigste Grund für den Campingplatz war ja das Internet. Und die hatten sogar noch kostenloses. Also bin ich am nächsten Morgen schon ganz früh aufgestanden, damit ich pünktlich um halb zehn deutscher Zeit bei Skype erscheinen kann… und, was war? Das Internet hat nicht funktioniert. Toll! Die Rezeption war noch nicht offen, also hab ich die Stunde damit verbracht, meinen Schlafsack zu waschen, per Hand…puhu, ich hatte keine Ahnung, wie ich dieses nun 10kg schwere tropfende Ding trocken griegen sollte. Nach dem mehr oder weniger erfolgreichen Auswringen hab ich ihn dann halt einfach aufgehangen und auf viel Sonne gehofft. Aber, es hat geklappt, bevor ich losgefahren bin, hat er zumindest nicht mehr getropft und ist bei den 50°C im Auto während des Tages auch trocken geworden.

Mein Internetproblem hat sich dann auch aufgeklärt: das Internet war kaputt…toll! Also bin ich schnell zur Bücherei gerast und hab gehofft, außerhalb des Gebäudes Empfang zu griegen, ging, Skype kam zustande und nach wenigen Sekunden Blickkontakt wars wieder weg. Nach weiteren 100 vergeblichen Versuchen bin ich zurück zum Campground, wo das Internet wieder funktionierte. Nun funktionierte aber mein Skype nicht mehr. Ziemlich angepisst hab ichs dann aufgegeben und hab mich auf den Weg zum Bahnhof gemacht. Dort angekommen sah ich den Zug gerade wegfahren, also hatte ich nun noch eine Stunde Zeit. Genug, um mich in aller Ruhe mit meinem riesigen Auto in eine winzige Parklücke zu quetschen, auf der extra „Small cars“ stand. Aber es war der letzte Parkplatz und ich hatte keine Lust noch weit zu laufen.

Irgendwann endlich in der Stadt angekommen, kamen mir tausende Menschen entgegen. Da hab ichs schon geahnt, ich hab die Weihnachtsparade verpasst. Da bin ich also noch durch die Straße geschlendert, um nur noch die Überreste zu erblicken. Noch mehr angepisst hab ich mich dann auf den Weg in die Shoppingmalls begeben, gaaaanz langsam, da die Sonne mit ihren über 30°C schonwieder ordentlich gebrannt hat. Bei dem Wetter find ichs auch äußerst bizarr sich die Weihnachtsdekoration an den Kaufhäusern und Weihnachtsmänner in Shorts und Sonnenbrille anzusehen. Aber daran wird ich mich wohl gewöhnen müssen.

Nach nem italienischen Mittagessen gings wieder auf den Central Market. Kurz vor Schluss wurde alles zum Spottpreis rausgehauen. Eigentlich wollt ich ja gar nicht so viel kaufen, aber nen kg Äpfel für nen Dollar, nen Sack Möhren für nen Dollar, Erdbeeren und Kirschen für nen Dollar, da konnt ich einfach nicht nein sagen. Nen schönes Wallnussbrot hab ich auch noch gefunden uuuuuund das Beste: Kassler…ahhhh! Da hab ich nun Sauerkraut, Kassler und Kartoffelbrei und koch mir heut Abend das wohl beste Essen seit sieben Monaten.

An der Bushaltestelle bin ich dann noch auf die Tüte mit dem Ampelmännchen vor mir aufmerksam geworden und hatte dann drei deutsche Mädels mit im Bus, die hier studieren. Ich bin dann weiter zu einem koreanischen Fest. Irgendwie war ich da eine der wenigen Weißen und wurde überall verköstigt mit undefinierbaren Sachen und alles hat man mir erklärt, die Musik, das Essen, die Tänze. War recht interessant bei koreanischen Techno und Volkstänzen mit Hüten, die Bänder und Bommel drauf hatten. Dann bin ich mal eine komplette Runde mit dem Stadtbus gefahren, da der Fahrer so gute Laune hatte, dass er mir alles Mögliche erklärt und Weihnachtslieder gesungen hat. Zwischendurch nochmal nen Stopp bei nem japanischen Bäcker. Ich hab ja nun schon oft gehört, dass die die Leute nach Deutschland zur Fortbildung schicken. Da war auch viel so ähnlich, wie in deutschen Bäckereien und das Konzept war das Selbe, wie bei uns das Backwerk. Aber richtig gute Sachen, ich glaub ich muss auch mal in Japan arbeiten gehen.

Die drei deutschen Mädels hab ich unterwegs auch nochmal wieder getroffen, als ob das so ne kleine Stadt wäre. Halb sieben gings dann Richtung Victoria Square, wo ich mir dann wenigstens die Parade vom Feast Festival angesehen hab, ein Fest der Homosexuellen. Bevor die Parade losging, mussten erst die Protestanten aus dem Weg geräumt werden. Christen, die gegen Homosexualität protestiert haben…tzzzz…die Christen, ich sags euch! Ich weiß nun auch Adressen von Lesbenfreundlichen Frauenärzten in Adelaide, super… wusste noch nicht mal, dass es da extra Ärzte gibt. Und es gab jede Menge schöner Männer zu sehen, leider hatten die meisten ihren Freund dabei.

Zwischendurch bin ich noch an nem Veganerfestival vorbeigekommen, war allerdings recht uninteressant für mich mit meinem Kassler in der Tasche. Aber zumindest weiß ich nun, warum das hier der Festivalstaat ist. Gegen Abend zurück am Bahnhof ist mir natürlich der Zug wieder vor der Nase weggefahren, sodass ich noch ne Stunde am Bahnhof verbracht hab. Gegen halb acht kam dann nen Mädel, keine 20 mit ihren zwei Kindern im Schlafanzug und wollte ihr Baby neben mir stillen. Naja, da musste ich und der halbe Bahnhof dann ein Telefonat mit anhören, in dem sie lautstark ihren Freund verflucht hat, da der nicht daheim war und sie musste nun mit den Kindern extra in die Stadt fahren, damit sie seiner Mutter Drogen bringen kann. Der Sohn saß mit seinem Abendessen, ner Tüte Chips im Kinderwagen und sie hat mit Kind an der Brust rumgezappelt, wie ne Wilde.

Die Nacht hab ich wieder in irgendeinem Park mit Wildcampen zugebracht und bin heute Morgen gleich weiter an Glenelg (dem Marbella Australiens) vorbei zum Port Adelaide, wo ich mal wieder drei Stunden auf nem Markt verloren gegangen bin, tausende Bücher durchwühlt hab und beim Mittagessen endlich mal Delphine gesehen hab. Waren zwar nicht wirklich aufregend, aber ich konnte mir die geplante Delphintour bei 35°C sparen.

So, ich glaub, es wurde schonwieder so lang, also Schluss jetzt… Jetzt geht’s weiter nach Gawler, zu den Drehorten von McLeod´s Töchtern.

 

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