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Red Centre die zweite…

  • Autorenbild: Christina Otto
    Christina Otto
  • 29. Nov. 2011
  • 7 Min. Lesezeit

Red Centre die zweite…

Mitten im nirgendwo, auf nem kleinen kostenlosen Campingplatz hab ich tatsächlich nen Internetsignal gefunden. Das muss ich gleich mal nutzen. Der letzte Blog wurde nämlich wieder so lang, da hab ich gedacht, muss ich irgendwann mal aufhören.

Will nochmal auf die Olgas zurückkommen. Der Aborigine Name ist Kata Tjuta, was so viel heißt, wie „viele Köpfe“, da es 36 Felskuppeln sind. 1066m über dem Meeresspiegel, wobei sie 546m hoch aus der Erde ragen. Auch die sind für die Ureinwohner heilig und man soll nicht auf ihnen herumklettern. Um nochmal zu erläutern, wie, naja, fantasiereich der Glaube der Ureinwohner ist, hier mal die Entstehungsgeschichte: Auf der Sonnenseite des Uluṟu wohnten die Mala, die Hasenkänguru-Menschen, und auf der Schattenseite die Kunia, die Teppichschlangen-Menschen, in Harmonie und Frieden. Die entfernten Windulka luden die Mala zu einer Initiation ein, doch die Mala sagten ab, da sie selbst Initiationen durchführen wollten und die Kunia nahmen gerne an und verliebten sich auf ihrer Anreise in die Sleepy-Lizard-Women (Lizard = blauzüngige Tannenzapfenechse) und reisten nicht weiter. Daraufhin wurden sie durch einen Kulpunya bestraft, ein Hund mit riesigen Zähnen und ohne Haare, der bösartiger als ein Krokodil war, aber auch die Kunia wurden durch die Liru, die Giftschlangen-Menschen und weitere Kämpfer, die am Kata Tjuṯa lebten, bestraft. In der fürchterlichen Schlacht mit Toten, Schwerverletzten und Feuer bebte die Erde und der Uluru hob sich aus der damals ebenen Erde hervor und damit wurde der Geist der Mala und Kunia zu Stein und die Spuren und die Geschichte des Kampfes können die Anagu am Uluru ablesen und erzählen. Na…wer hats verstanden?

Der Ayers Rock, also Uluru, ist 3,6km lang, 867m über dem Meeresspiegel, 348m ragen aus der Erde heraus, weitere zwei Drittel seiner Masse liegen unter der Erde…gigantisch. Nach dem man den Ureinwohnern alles Land genommen, sie vertrieben oder getötet hat, bekamen sie später wieder Landstücke zurück. Nach langen Verhandlungen auch das heilige Gebiet um den Uluru, allerdings nur unter der Bedingung, dass sie es für die nächsten 99Jahre an die National Park Behörde verpachten. Man braucht also nicht zu glauben, dass die Aborigines hier freiwillig jährlich 500000 Touristen rumtrampeln lassen. Eine Legende besagt, dass es Unglück bringt, irgendetwas aus dem Gebiet zu entfernen, wie Sand, Steine, Pflanzen. Deshalb gibt es das „Sorry-Book“, in dem Briefe von Touristen gesammelt werden, die etwas mitgenommen haben und seither vom Pech verfolgt werden. Sie haben mit ihrer Entschuldigung die Steine oder was auch immer wieder zurück an den National Park geschickt. Auffallend war, dass viele aus Deutschland waren. Liegt das denn in unsere Nation, dass wir von überall her Steine usw. mitheimschleppen? Aber hey, ich konnte mich bisher zügeln, hab erst einen klitzekleinen Stein ausm Outback geklaut.

Morgens bei meiner Wanderung an den Olgas hatte ich einen Reiseführer eingenommen. Er war unterwegs mit ner Truppe Touristen, hauptsächlich mein Alter, die total genervt davon waren, dass sie so früh aufstehen mussten und dann auch noch so weit laufen mussten. Da wollte keiner was über die Natur usw. wissen. Also konnte ich ihren Führer mit Fragen löchern. Die meisten von ihnen waren Deutsche, wie solls auch anders sein, hier ist die zweite Amtssprache deutsch. Selbst Straßenschilder sind auf Deutsch, es gibt deutsche Broschüren, deutsche Hinweisschilder und man hört halt überall deutsch. Ich war undercover unterwegs, hab mich nicht zu erkennen gegeben, das waren mir zu viele. Und die konnten nur meckern… den einen hat es genervt, dass die Sonne schon so früh anfängt zu brennen, dass das Wasser nach Chemie schmeckt, dass man doch die Bäume fällen soll, damit man nen besseren Blick hat, dass man für den Eintrittspreis nicht mehr geboten bekommt, dass es kein Restaurant an den Olgas gibt,… wir sind echt nen Meckervolk. Dafür, dass man im restlichen Australien überall gegrüßt wird und überall angesprochen wird, war man hier wieder unterwegs zwischen schlecht gelaunten Touristen, die nur böse gucken und nicht mal nen „Hi!“ über die Lippen bringen. Nicht mal nur die Deutschen. Die Franzosen find ich ja noch viel schlimmer. Das ist ja egal, wo man denen begegnet, die sind immer unfreundlich. Heut zum Beispiel kam irgendwann nen Pärchen auf den Campingplatz, kein „Hi“, nix. Nach dem 10.Mal hat zumindest sie mal mein „Hi“ erwidert. Da hab ich mir gedacht, kannst es dir zwar schon denken, aber fragst mal, woher sie sind. Und? France! Wusst ichs doch! Aus ner Mischung aus richtig schlechtem Englisch und Französisch hat sie mir dann mal ihre Reiseroute erklärt, nur 3Wochen Australien, dann auf ne französische Insel im Pazifik, dann auf ne französische Insel im indischen Ozean und zu ner französischen Siedlung in Kanada…so wird’s gemacht, da gibt’s wenigstens keine Sprachprobleme. Will die Franzosen ja nicht schlechtreden…nein! Ich bin mir ganz sicher, dass es auch irgendwo nette Franzosen gibt. Vielleicht sind sie ja hier nur so ungesprächig, weil sie zu stur sind Englisch zu lernen. Andererseits hab ich auch auf meinen Reisen durch Frankreich noch nicht wirklich viel Freundlichkeit erfahren. Mmmh…

Gestern, kurze Zeit, nachdem ich den Blog fertig hatte, hat es auf einmal geregnet, wie aus dem Nichts, es war nicht angekündigt, fünf Minuten richtig heftiger Dauerregen. Alles hat gejubelt. So, wie die hier den Regen begrüßen, wird bei uns höchstens die Nationalelf bejubelt. Allerdings gabs deswegen trotzdem keine sonderliche Abkühlung und die Wolken waren genauso schnell wieder weg, wie sie gekommen sind.

Ich war noch im Supermarkt und hab mir nen Weihnachtsmann von Kinder gegönnt. Ziemlich riskante Sache bei 42°C, aber wer weiß, ob ich den jemals wieder find hier in Australien. Also hab ich mich einfach angestrengt schon viel davon zu essen, bevor ich den Rest in meine Kühlbox gestellt hab. Dann war ich tanken für unglaubliche 2,03$ pro Liter Opalbenzin, das sind ca. 1,50€! Für euch vielleicht normal, für mich schon lange nicht mehr. Das war dann hoffentlich die teuerste Tankstelle Australiens. Aber man hat ja keine andere Wahl, die nächste kommt ja erst wieder in ein paar hundert Kilometern.

Abends bin ich dann nochmal in den Supermarkt, um mir reduzierte Eier für 30Cent zu kaufen. Keine Ahnung, ob die Kühlung da mal ausgefallen war, zumindest gabs sämtliche Produkte zum Spottpreis. Als ich die dann in die Kühlbox stellen wollte, hab ich erstmal bemerkt, dass die auch schon ne Temperatur von 25°C hatte. Mein Weihnachtsmann war also nur noch ein Häufchen Elend und die Milch, die ich frühs aufgemacht hab, war schon doppelt so dick und eher Jogurt ähnlich. Also hab ich mir mal wieder nen Sack Eis gekauft, blöderweise gibt’s immer nur 5kg, die bereits am nächsten Morgen meine Kühlbox unter Wasser gesetzt haben, sodass mein Schokoladenhäufchen nun auch noch voll Wasser war.

Gestern Abend bin ich dann wieder in der National Park, hab mir mit meinen bereits 3Tage abgelaufenen Eiers lecker Kartoffeln mit grüner Soße gekocht und hab dann das erste Mal den Ayers Rock in Ruhe genießen können, da beim Sonnenuntergang auf der anderen Plattform nur zwei Pärchen waren. Bis es stockfinster war, hab ich noch die Blitze in der Ferne beobachtet und bin dann vom Ranger verscheucht worden.

Heut Morgen war ich dann etwas spät dran, habs aber trotzdem noch rechtzeitig zum Sonnenaufgang geschafft. Eigentlich gilt der Eintritt nur für drei Tage, allerdings stand auf meiner Karte irgendwie der 30. Drauf, als kam ich heut auch den 4.Tag noch rein. Gegen acht hab ich mir gedacht, da es noch kühl genug war, leg ich mich noch mal nen Stündchen ins Bett…joah… um eins hat mich die Hitze erst wieder geweckt. Aber naja, so hab ich den fehlenden Schlaf der letzten Tage wenigstens wieder nachgeholt.

Nur mal so nebenbei zu erwähnen: hier gibt’s Radioempfang, sogar drei Sender, im gesamten Gebiet um den National Park, und sogar Handyempfang (der mir allerdings mit leerem Akku nicht viel genützt hat)! Wahrscheinlich, damit die verwöhnten Touristen, die extra herfliegen, nicht denken, sie wären in der Pampa gelandet.

Heute waren es „nur“ 36°C, man glaubt gar nicht, wie angenehm kühl einem das erscheinen kann. Ich konnte sogar mal wieder ohne Klimaanlage fahren, der Wind war mal wieder ein bisschen kühl.

Schweren Herzens hab ich dann den National Park verlassen. Bei den vielen Jobs, die es hier gibt, wär ich echt ne Weile geblieben, wenn ich arbeiten dürfte. Hier hats mir gefallen, mal abgesehen von den vielen Touristen.

Nun bin ich auf dem Campingplatz, der den Wach-Emu hat, der hier die ganze Zeit herumschleicht. Eine weitere Plage hier sind Motten, riesige Falter, die überall herumflattern. Interessante Sache, wenn man gerade wehrlos und ahnungslos, Klopapier abreißen will und plötzlich 20Falter da raus kommen. Deswegen ist auf der Mädchentoilette ständig Geschrei zu hören. Ein weiteres interessantes Phänomen ist die Parkplatzsuche. Wenn ich mein Auto abends abstell, lauf ich immer erst ne Runde, um zu sehen, wie die Ameisenlage ist, sinds zu viele, fahr ich weiter, bis ich nen Platz gefunden hab, wo nur wenige sind, die ich mit meinem Insektenspray noch beseitigen kann. Wenn andere Leute ankommen, die zu zweit sind, läuft einer den Platz ab und der andere fährt hinterher, bis ein Ameisenfreier Platz gefunden ist. Schlimm stell ich mir das mit nem Zelt vor. Das Problem ist nämlich, dass die Ameisen auch Siesta machen. Kommt man nachmittags irgendwo hin, sieht man keine Ameise, aber sobald es kühler wird, kommen sie. Und die sind nicht mal eben in ner Ameisenstraße unterwegs, nein, die bauen mehrspurige Highways! Man schätzt, dass es mehr als 20.000 verschiedene Ameisenarten in Australien gibt. Und ich glaub, das sind alle total aggressive Viecher. Am Anfang hab ich mit Vorliebe mein kochendes Wasser nach dem Essen auf einen ihrer Highways geschüttet…ohhh! Böser Fehler! Die sind total rachsüchtig! Die finden dich, egal, ob du noch 5Meter entfernt davon sitzt. Die finden dich und dann greifen sie an. Ahhh, es sind solche blöden Viecher! Und kaum hab ich 200Stück mit meinem Insektenspray ausgeräuchert, kommen die nächsten 200. Ich glaub ich halt mir so einen Ameisenigel als Haustier, vielleicht kann der mich ja davor beschützen.

Die Vögel hier sind auch toll, lauter Zebrafinken. Die sind niedlich und zwitschern leise. Nicht so, wie die nervigen Kakadus. Einen Nachmittag, bei meiner Siesta an den Olgas, durfte ich die ganze Zeit Wasser an die Vögel ausschenken. Da ich neben dem Wasserhahn saß, kamen sie andauernd angeflogen, sahen ziemlich verdurstet aus und sobald ich den Wasserhahn aufgedreht hab, kam gleich ne ganze Schar. Irgendwann hab ich dann mal nen Teller mit Wasser gefüllt und hatte nen Vogeleldorado neben mir eingerichtet.

Heut Abend hab ich mich noch richtig geärgert, heut war ein suuuuper toller Sonnenuntergang, da wär der Uluru bestimmt total lila gewesen. Aber nun war ich schon zu weit davon entfernt.

Schonwieder solang… ich glaub das liegt daran, dass ich mir in letzter Zeit immer Stichpunkte mach, was ich reinschreiben will, deswegen vergess ich nicht immer wieder die Hälfte.

 
 
 

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