
Nun war der Zyklon am zweiten Weihnachtstag doch noch in Katherine eingetroffen. But I´m still alife! Hier sind nur seine Ausläufer angekommen. Aber mal wieder von vorne…
Von Darwin bin ich dann also am Freitag wieder weggefahren (leider ohne mein erhofftes Päckchen), hatte noch in nem kleinen Supermarkt die letzte Packung Lebkuchen und ne Packung Rumkugeln bekommen und hab letztere auch gleich während der Fahrt aufgegessen. Kaum aus der Stadt raus, kam ich in ne Polizeikontrolle, wo ich mir schon meine Gedanken über meine Rumkugeln gemacht hab. Aber scheinbar hat der Alkoholtest nichts davon gemerkt. Als der Polizist gesehen hat, dass ich von Germany bin, war sein Kommentar –auf deutsch- „Zwei Hamburger bitte“… Super! Er hat mal in Rammstein gearbeitet und das war der einzige Satz, an den er sich noch erinnern konnte…klar, is ja auch sehr wichtig für nen Australier.
Der hat mich dann so durcheinander gebracht, dass ich an der nächsten Tankstelle irgendnen komisches Zeug getankt hab, was sicher so was wie E10 war, wo ich noch nicht mal wusste, ob das mein Auto überhaupt verträgt. Aber gut, er fährt noch. Als ich gerade losfahren wollte, rief ein Mann an der anderen Zapfsäule nach mir – ich hatte den Tankdeckel vergessen. Tzzz…is mir ja noch nie passiert, das war echt nicht mein Tag. Dann hatte ich noch bei nem Campinggeschäft angehalten, brauchte ja noch neue Stühle. Nach nem bisschen Verhandeln kam ich ganz stolz mit zwei neuen Stühlen raus, einen hätte es für 25$ gegeben, zwei für 30$. Hab ich mich über mein Schnäppchen gefreut, bis ich kurze Zeit später im Supermarkt welche für 10$ gesehen hab…toll! Im Supermarkt war ich recht verwundert, dass alle Regale leer waren, hab schon gedacht, die sind noch schlimmer mit Hamsterkäufen vor Weihnachten. Aber hier war es wegen dem Zyklon, da sollte man Essen bunkern, falls es länger dauert. Da es in Darwin aber ziemlich teuer war, hab ich meine Weihnachtseinkäufe auf den 24. vertagt. Auch verwundert war ich über die Geräusche im nächsten Gang, bis ich gesehen hab, dass eine Frau einen Kakadu auf der Schulter durch den Supermarkt getragen hat… crazy, als wären die draußen nicht schon nervig genug.
Interessant sind ja auch die Road Trains in der City. Auf dem Highway rasen sie problemlos mit 130km/h an einem vorbei, wenn sie allerdings an einer roten Ampel ihre vier Anhänger wieder in Bewegung setzen müssen, dann kann das schon mal ganzschön lange dauern. Und wenn sie dann noch ne Kurve fahren müssen, dann kann das auch mal sein, dass sie bei grün losfahren und der letzte Anhänger erst in der nächsten Grünphase ankommt, sodass die Kreuzung erstmal lahmgelegt ist.
Kam dieser Weihnachtstrend auch in Deutschland schon an… Rentiergeweihe und rote Nase fürs Auto? Verrückt, aber hier sieht man jedes zweite Auto damit.
Ok, an Heiligabend, auf meinem Weg nach Katherine kam dann schon ein kleines moralisches Tief. „I´m driving home for Christmas“ konnte ich dieses Jahr sowieso nicht hören, aber an dem Tag war irgendwie jedes Lied blöd. Das lange gefürchtete Heimweh traf mich mit voller Wucht. Bei dem Gedanken nun doch alleine Weihnachten zu feiern, in nem Ort, wo alles zu hat und man absolut nichts machen kann und ich somit auch die Idee verwerfen musste, das Heimweh in nem Pub im Alkohol zu ertränken, kam mir nur noch die Idee massenhaft Knabberzeug zu holen und die Tage mit Schnulzenfilmen zu verbringen. Aber dann kam mal wieder alles anders. Ich hab auf dem Campingplatz eingecheckt und in der Küche dann auch gleich nen deutschen getroffen, der unterwegs war mit einem anderen deutschen und seiner neuseeländischen Freundin. Prima Leute und es wurde englisch gesprochen. Wir haben dann beschlossen Hühnchen zu essen und da ich nochmal in den Supermarkt wollte, war das meine Aufgabe. Allerdings war die gar nicht so leicht zu bewältigen. Die Hühnchen waren grad ausgegangen und die nächsten wären erst in 50Minuten fertig. Ok, also wurde der Reis aufm Campingplatz solang noch warm gehalten, ich bin nach 50Minuten wieder in den Supermarkt, kam aber erstmal gar nicht rein, es war Stromausfall. Nachdem sie gewaltsam die Türen geöffnet haben, hat mir das auch nicht viel genützt, da der gesamte Supermarkt dunkel war. Nach zehn Minuten war der Strom dann wieder da, aber wie ich schon geahnt hab, waren die Hühnchen dann halt auch noch nicht fertig und wir(es haben noch weitere sechs Leute auf die Hühnchen gewartet) wurden alle fünf Minuten auf weitere fünf Minuten vertröstet. Als ich dann mal meine Hühnchen hatte, wollte ich noch Wein kaufen. Hier gibt es 2Liter Tütenwein, nicht gut, aber billig. Allerdings wird der nur bis sechs Uhr verkauft und ich war um kurz nach sechs dort. Wenn man jemanden nach dem Sinn fragt, kann einem das keiner sagen. Also musste ich eine normale 1Liter Flasche Wein kaufen. Den Gedanken an Schnaps hab ich gleich wieder zerschlagen, da z.B. eine Flasche Wodka umgerechnet ca.50€ gekostet hat und nen 4erPack Billig-Smirnoff 20€. Unglaubliche Preise hier. Interessant ist auch die Kaufabwicklung. Mein Ausweis wurde eingescannt und nun bin ich vermerkt, dass ich hier mal ne Flasche Wein gekauft hab. Und die haben ne Problemtrinker Liste. Wer also mal unschön wegen Alkohol auffiel, bekommt keinen mehr verkauft.
Naja, irgendwann gabs dann halt nach langem Warten ein richtig gutes Weihnachtsessen. Danach noch zu viel Wein und ein Jengaspiel, dass nach jedem Schluck schwieriger wurde. Irgendwann war es 3Uhr morgens. Und erst dann hab ich realisiert, dass ich zu blöd zum Rechnen bin. Zuhause war abgemacht, um 20Uhr deutscher Zeit zu skypen und ich war der Überzeugung, dass das bei mir 6:30Uhr ist, es ist aber 4:30Uhr. Also konnt ich ja nun noch wachbleiben. Skype hat auch gut geklappt, hatte endlich mal gutes Internet auf dem Campground und dann war es irgendwann fast sechs Uhr morgens, als ich die Sonne schon aufgehen sehen hab. Und wie schon geahnt, war um acht Uhr aufgrund der Hitze im Auto meine Nacht auch schon wieder vorbei.
Am Sonntag ging dann erstmal gar nichts, Alkohol und Schlafmangel haben ihren Dienst getan. Im Laufe des Tages gabs schon diverse Einladungen zur Christmasparty auf dem Stellplatz neben meinem. Eigentlich wollten wir noch irgendwoher Alkohol besorgen, da aller Wein aufgebraucht war, aber es gab nichts, alles war zu, kein Pub hatte offen und noch nicht mal die Aborigines liefen mit Alkohol herum. Die drei anderen sind am Nachmittag dann weiter gefahren. Ich hab mich dann mal zum Cricketspiel gewagt. Die haben schon am frühen Morgen angefangen, waren alle schon ziemlich besoffen und haben den ganzen Tag Cricket gespielt, wo ich garnicht wissen will, wie oft der Ball mein Auto getroffen hat. Die Australier haben ja jede Menge komischer Sportarten, nachdem ich nach dem dritten Mal den blöden Ball immer noch nicht getroffen hab, hab ich mich lieber mit nem aufgezwängten Bier in der Runde niedergelassen. War ne ziemlich anstrengende Feier, da ne Horde besoffener Australier mir trotz der langen Zeit noch gehörige Schwierigkeiten bereiten, sie zu verstehen. Zwischendurch hab ich mich immer mal wieder verkrümelt, um weitere Skypegespräche zu führen. Und die Party war dann auch ganz vorbildlich (da die Campingplatzbesitzer mit gefeiert haben) pünktlich um zehn Schluss, sodass ich diesmal etwas früher ins Bett kam.
Eigentlich war für alle Weihnachtstage Regen angekündigt, allerdings begann es dann zum Glück erst gestern zu regnen, um sieben Uhr morgens und aufgehört hat es heute Morgen um neun Uhr. Kontinuierlich ein extrem starker Regen, unglaublich. Dafür, dass ich eigentlich Wäsche waschen wollte, Auto säubern, usw. ging gestern gar nichts. Gegen Mittag war dann schon ne ganze Menge Wasser auf dem Platz. Am Nachmittag bin ich dann mal ins McDonalds und in den Supermarkt geflüchtet und als ich wiederkam, war da ne ganze Menge mehr Wasser. Mein Stellplatz war total überflutet, also hab ich mir nen höheren Stellplatz suchen müssen, hatte ja genug Auswahl bei den wenigen Leuten. Nun stand man mittlerweile überall knöcheltief im Wasser, also war es wesentlich einfacher, barfuß zu laufen. Am Abend gab es dann keine trockene Stelle mehr, man stand nun schon knietief im Wasser. Das einzige Zelt auf dem Platz haben wir dann in die Küche gestellt, damit es wenigstens nicht weggeschwemmt wird. Allerdings blieb auch die Küche nicht trocken. Ich hatte mir nun extra Kängurusteak gekauft und stand nun mit Regenschirm am Grill, da auch da das Wasser ständig hinkam. Irgendwie hab ich mein Fleisch aber dann doch noch durch gegriegt. Mein Campingstuff, also Stuhl, Kühlbox und Tisch hatte ich anfangs rausgestellt und dementsprechend lag das nun alles im Wasser. Der Wind wehte auch immer größere Äste auf dem Platz umher. Gut, dass ich umgeparkt hab, auf meinen eigentlichen Stellplatz ist nämlich ein halber Baum gefallen, der definitiv mein nicht versichertes Auto beschädigt hätte. Da bei dem Wetter mal gar nichts ging, saß ich bis die Nacht um zwölf mit Berry, einem richtigen Australier ausm Busch, nun in Rente, in der Küche bei guten Gesprächen und jeder Menge Tee. Wind und Regen haben mittlerweile keine trockene Stelle mehr übrig gelassen. Den Toaster haben wir in die Mikrowelle und dann ins Spülbecken gepackt, damit sie die Nacht überleben.
Ständige Begleiter an diesen Abenden waren riiiesige Kröten, die durch die Küche gehüpft sind, riesige Grashüpfer, die sich des Nachts auf den Klos getroffen haben, kleine Echsen, die komische Geräusche von sich gegeben haben und eine verdaaaaammt große Gottesanbeterin, die es sich auf meinem Kopf gemütlich gemacht hat und deshalb ziemliche Panik ausgelöst hat. Gestern war es dann schön ruhig, was die Insekten anging. Nur die Frösche haben sich gefreut, ihre Wege schwimmen zu können. Der Campingplatz war ja nun direkt neben dem Fluss, weshalb mich alle verrückt gemacht haben, dass, wenn das Wasser weiter steigt, die Krokodile angespült werden. Sehr beruhigend, insbesondere, wenn man barfuß in kurzer Hose durch knietiefes Wasser waten muss, um von A nach B zu kommen.
Heute Morgen konnte man nun die Ausmaße sehen, das Wasser war wieder etwas zurückgegangen, zumindest auf dem Campingplatz war es nur noch knöcheltief, der Fluss hatte 4m mehr und war schon ziemlich nah am Platz angekommen. Als der Regen aufgehört hatte, gingen die Aufräumarbeiten los. Fünf Frösche sind ertrunken…ha, nein, wahrscheinlich nicht, aber zumindest lagen sie tot und aufgeblasen auf dem Platz herum. Mein Campingstuff war komplett mit Schlamm bedeckt. Einen ganzen Anhänger haben wir vollgepackt mit herumliegenden Ästen usw. Und der Pool war nun vor lauter Dreck auch nicht mehr zu gebrauchen. Meine Wäsche konnte ich nun endlich mal waschen und mein Auto auch mal lüften. Der stand nämlich auch ziemlich unter Wasser. Die Insektennetze an den Fenstern haben das Wasser geradewegs ins Auto geleitet, bei der Fahrertür tropfte es die ganze Zeit rein und im Fußraum war eine Pfütze, da es dort auch von irgendwoher rein tropfte.
Wie auch schon die Tage davor, hatte ich so viele Pläne und kam wieder zu nichts, von einem Gespräch zum nächsten. Irgendwann, bevor mein Internetguthaben abgelaufen war, hab ichs dann doch mal geschafft, ne Folge Desperate Housewives zu gucken, ach war das schön, nach 9Monaten mal wieder, hab ich das vermisst. Und weil mir dann ständig wieder was Neues einfiel, was ich noch erledigen muss oder mir ein anderer Nachbar über den Weg lief, hab ich dann erst um halb vier Nachmittags aufgrund der Kopfschmerzen festgestellt, dass ich ganz vergessen hab zu frühstücken oder mal was zu trinken. Also hab ich dann mal was gegessen und die nächsten Stunden mein Spanisch nen bisschen aufgefrischt. Die Dame mit dem Zelt ist nämlich aus dem schönen Mallorca. Nicht nur, dass wir daher einigen Gesprächsstoff hatten, ihre Reise ist recht interessant, mal etwas vollkommen anderes: Sie ist 56 und hat seit einigen Jahren immer wieder denselben Traum, dass ein Aborigine in ner weißen Wüste ihr erzählt, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Also hat sie nun den Entschluss gefasst, drei Monate durch Australien zu reisen, auf der Suche, nach dem schwarzen Mann, der ihr Leben verändern soll (und nicht besoffen ist).
Nun hab ich mir auch irgendwie im Suff, keine Ahnung wie, beide Ellbogen aufgerissen. Heilt hier äußerst schlecht. Genau wie ich bereits seit über zwei Wochen so was, wie ne Nagelbettentzündung hab, ziemlich schmerzhaft, mein Zeh wird immer dicker und bei diesem Wetter macht es irgendwie nicht den Anschein, als würde es demnächst mal heilen wollen. In Darwin hatten sie ja auch Piercings für 25$, hätte ich sofort zugeschlagen, allerdings ist das hier wohl momentan keine allzu gute Idee.
Nun hab ich heut schon um ne weitere Nacht verlängert, da ich ja gestern zu nichts kam, morgen muss ich gucken, ob ich nicht weiterhin hier festsitze, da die meisten Straßen, egal in welche Richtung, überflutet sind. Blöder Zyklon! Aber immerhin kam man hier ja noch recht gut davon.
Ok, meine Angst vor einem einsamen Weihnachtsfest ist also schnell verschwunden, es wird mir als ein tolles Weihnachten jenseits der Heimat in Erinnerung bleiben, allerdings hoffe ich trotzdem, dass ich nächstes Jahr wieder im Kreise meiner liebsten unterm Weihnachtsbaum im kalten Deutschland sitzen kann. Silvester hab ich noch keine Ahnung, wo ich sein werde, aber das ist unwichtig, Silvester hab ich noch nie gemocht. Und das letzte am Amphitheater im schönen Verona kann eh nichts mehr toppen. Des Weiteren hab ich eh noch keine Ahnung, wie meine Route nun aussieht, da ich ja auch zur Reiseplanung nicht kam. Aber jedenfalls geht’s erstmal Richtung Westen.
In diesem Sinne wünsche ich allen einen guten Rutsch ins neue Jahr!