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Es regnet, es regnet, die Erde wird nass...


Ich hänge mal wieder in der Warteschleife, da ich auf einen Brief mit meinem Reisepass warte. In Neuseeland hat das alles besser geklappt mit den Päckchen. Liegt vielleicht dran, dass dort nicht 300km zwischen den Orten lagen.

In dem Ort, wo ich meinen letzten Blog online gestellt hab, wurde ich dann noch von nem Aborigine angebettelt, ob ich ne „Ziggi“ hab, nee, bin Nichtraucher. Also kann er ne Minute später zurück, ob ich drei Dollar für ihn hab, nee, nicht für Zigaretten. Oh, nein, er wollte keine Zigaretten davon kaufen, sondern ne Flasche Wein. Tzzzz…als ob das besser wäre, er hat natürlich keinen Cent von mir bekommen. Da ich auf nem Parkplatz etwas abseits stand, bin ich dann mal weiter gefahren, da schon das vierte Mal nen Typ ums Auto geschlichen ist, der ne Fußfessel trug. So eine, wie man es aus dem Fernsehen kennt, die nen Alarm auslöst, wenn er nen gewissen Bereich verlässt, aber wahrscheinlich nicht, wenn er in diesem Bereich nen Tourist überfällt. War mir dann zu unheimlich.

Weit bin ich nicht mehr gefahren, da dann Regenwolken kamen, die die Sonne schön ausgebremst haben, sodass man mal bei halbwegs angenehmen Temperaturen die Natur genießen konnte. Es ist ein herrlicher Anblick, wie bedrohlich hier die Gewitterwolken heranrollen. Am Abend, als ich mir verschwenderischerweise nochmal fünf Minuten Klimaanlage gegönnt hab, war da auf einmal mitten in der Pampa nen italienischer Radiosender. Keine Ahnung, wie der in dieses Funkloch kam, aber er war nur auf dem Parkplatz, komisch.

Am nächsten Tag war es auch noch kühler, sodass mich die Sonne nicht weitergetrieben hat. Ich hab meine Zeit mal mit aufräumen, nähen und aussortieren verbracht. Man glaubt gar nicht, was sich in den paar Monaten schonwieder alles für Mist angesammelt hat. Und nen ganzer Stapel Klamotten liegt schon wieder für die Salvation Armee bereit. Nicht das ich hier viele Klamotten hätte, aber ne Winterjacke brauch ich nun wirklich nicht mit nach Südostasien zu schleppen.

In der nächsten Nacht hab ich sogar meinen Schlafsack mal wieder rüber ziehen müssen, weil es so schön angenehm kalt war. Selbst die Klimaanlage hatte an den Tagen ab und zu mal Pause.

Aber dann kam die Sonne wieder zurück, sodass ich weiter gezogen bin. Auf dem Highway gabs dann immer mal einen Heuschreckenregen, diesmal saßen sie nicht auf dem Boden, sondern sind reihenweise auf mein Auto zugeflogen, sodass ich am Ende überall auf dem Dach und in meinen Regenrinnen tote Heuschrecken hatte oder ihre Köpfe irgendwo herumkullerten.

Am späten Nachmittag hab ich ne „Wanderung“ in ner Schlucht gemacht, eigentlich nur 1,5Std, allerdings schon 1Std zu viel. Trotz dass es nicht sooo warm war, war ich schon nach fünf Minuten klatschnass und ich musste schnell feststellen, dass ich durch die mangelnde Bewegung keinerlei Ausdauer besitze. Der Wanderweg war schon ziemlich chaotisch, da schon eine Flut einhergegangen ist und nur an dem Tag der Nationalpark grad mal wieder offen hatte, normalerweise ist das Wasser dort um die Zeit einige Meter höher. Aber es war auch der einzige Nationalpark dort in der Nähe, den ich mir ansehen konnte.

In einem klitzekleinen Supermarkt hab ich dann in der Brotabteilung tatsächlich Brötchen gefunden. Richtige Brötchen! Nicht das übliche weiße, pappige Zeug, nein, richtige Brötchen! Und zwar die viereckigen Mehrkorn- und Dinkelbrötchen, die auch der Rewe verkauft. Und zwar exakt dieselben. Ich bin mir hundert prozentig sicher, dass die dieselben Lieferanten haben und ihre Brötchen auch aus Deutschland bekommen und hier nur noch aufbacken. Die Verkäuferin konnte mir das aber nicht sagen. Aber ich hatte Brötchen zum Abendbrot! Richtige Brötchen!

Den Abend hab ich auf einem Rastplatz verbracht, wo ein Engländer zu mir kam, rote Haare, Sommersprossen, schrecklich britischer Akzent, war also kaum zu übersehen, wo er her kam. Er wollte wissen, ob er sein Auto neben meins stellen kann, damit SIE denken, wir wären zu zehnt. Keine Ahnung, warum gerade zehn, aber gut, wenn er Angst hatte alleine zu schlafen, hab ich ihm natürlich erlaubt, sein Auto neben meins zu stellen. Frühs um sechs war er dann allerdings schon verschwunden, ohne, dass ich es gehört hab. Keine Ahnung, ob er schon so früh gestartet ist, oder ob SIE herausgefunden haben, dass wir nicht zu zehnt sind. Ich hab mir den Tag jedenfalls noch dort vertrieben. Die Sonne hat wieder gebrannt, ich saß den ganzen Tag im Schatten, zusammen mit ca. 20Vögelchen, und hab genäht, gelesen, usw. und hatte am Ende des Tages trotzdem wieder nen Sonnenbrand. Verfluchte Sonne!

Einerseits ist hier immer noch überall Überschwemmung, wenns mal wieder die ganze Nacht heftig geregnet hat, andererseits findet man hier wieder immer öfters auch mal trockene Flüsse, wie auch immer das funktioniert. Nun bin ich wieder am Meer angelangt, am indischen Ozean, der aber hier irgendwie ziemlich dreckig braun ist und nutzen kann man es eh wieder nicht, da überall Haie und Krokodile sind. Aber ich hoffe, dass ich schnellstmöglich weiter nach unten fahren kann, um endlich wieder aus diesem schrecklichen Klima rauszukommen, zurück in die trockene Hitze der Wüste. Eigentlich dürfte ich mich nicht beschweren, da mich in Südostasien dasselbe tropische Klima erwartet, allerdings bin ich da nicht als Camper unterwegs, sondern kann mich abends in ein schönes kühles Hotelzimmer legen, mit Klimaanlage oder wenigstens Ventilator und nochmal schön unter ne kalte Dusche springen. Hier ist ja das Schlimmste die warmen Nächte im Auto.

Die Regel mit den einspurigen Brücken hab ich nun durchschaut, die blinken, bevor sie drauffahren, sodass man weiß, ob man fahren oder warten muss. Find ich trotzdem ziemlich gefährlich, da man bei ner langen Brücke ziemlich schlecht erkennen kann, ob der Entgegenkommende nun warten oder fahren will.

Gestern war ich ne Nacht in Derby, wo ich den Preis für den Campingplatz selbst bestimmen konnte, bei 10$ war er einverstanden. Allerdings gibt’s dort außer Dusche und Klo auch nichts, keinen Pool, keine Küche, kein Internet. Als ich dort im Supermarkt war, hab ich sie tatsächlich entdeckt: Haribo! Mein Grinsen konnte ich nicht mehr verbergen und da ich freudestrahlend erst eine, dann zwei, dann drei, dann vier Tüten in den Korb geschmissen hab, konnte auch der Mann hinter mir sein Grinsen nicht verbergen. Aber egal, ich hab Haribos! Obwohl meine Freude dann noch einen Dämpfer bekam, als ich daran erinnert wurde, dass die mir hier wohl dahinschmelzen werden. Wohl war, aber gut, Hauptsache sie schmecken noch, ob nun als viele kleinen Bärchen oder als ein großer Bär.

In Derby wurde ich von fünf Aborigines angesprochen, die nicht besoffen waren!!! Sie wollten mir ihre Kunstwerke verkaufen. Sieht aus, wie kleine Kokosnüsse, auf die sie tolle Bilder gemalt haben. Sieht wirklich toll aus und ich bin froh, dass die endlich mal was Nützliches machen, anstatt nur ihr Land zu verschmutzen, aber sie wollten 50$ für so ne Nuss haben und das sprengt dann doch meinen Rahmen. Man hätte ja immer denken können, sie wollten mir ne Tüte Heroin verkaufen, da sie mir immer alles hinter vorgehaltener Hand gezeigt haben und ganz nervös wurden, keine Ahnung, ob die anderen nicht merken sollten, wenn sie was verkaufen.

Die letzte Nacht hab ich wieder auf nem Rastplatz am Highway verbracht. Es hatte schon um halb sechs angefangen zu regnen und gewittern. Es wurde also mal wieder schön kühl in der Nacht. Allerdings hab ich mein Auto direkt an den Piknikshelter fahren müssen, um bei dem starken Regen überhaupt meine ganzen Sachen zum Kochen aus dem Auto holen zu können. Nachdem ich alles wieder eingeladen hab und dank des starken Windes trotzdem klatschnass geworden bin, hab ich mir mal nen bisschen Spaß gegönnt. Der ganze Platz war mittlerweile eine einzige Schlammgrube, also bin ich mal nen bisschen umhergedriftet, hab mein Auto wieder richtig schön eingesaut und bin dann irgendwo steckengeblieben. Also hab ich mich ins Bett gelegt, gehofft, dass ich nicht nochmal raus muss und bin heute Morgen, als die Sonne das Wasser wieder hat verschwinden lassen, wieder aus meinem Schlammloch rausgekommen. Nun bin ich in Broome, wo ich nun wahrscheinlich noch ein paar Tage warten muss, bis mein Reisepass hier eintrudelt. Aber es gibt wieder nen McDonalds, wo ich Internet nutzen kann.

 

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