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Gestrandet...


Wer braucht schon ne einsame Insel? Ich schaffe es schließlich auch mich mit dem Auto an einen einsamen Strand zu manövrieren, der von der Außenwelt abgeschottet ist.

Am Montag war mein erhoffter Brief natürlich noch nicht da. Die Campingplätze waren so überteuert, dass ich mir das nicht leisten konnte. Broome hat wohl einen der schönsten Strände der Welt. Dementsprechend geht’s hier zu, wie an der Costa Brava, trotz Nebensaison. Der Ozean ist hier nun schön türkisblau und die Strände schön weiß, mit roten Klippen. Sieht toll aus, allerdings hab ich da nun wirklich schon schönere Strände gesehen. Schwimmen darf man momentan nur mit nem Schutzanzug, da hier Würfelquallen herumschwimmen. Ich muss ja in diesem giftigen Land nicht mehr erwähnen, dass auch die äußerst tödlich sind. Das Meer hab ich zwar nicht so sehr vermisst, wie die Berge, aber jetzt wo ich hier bin, ist es schon mal wieder schön.

Ich bin am Montag nach einem Spaziergang auf dem Jetty dann raus gefahren über Gravelroads, die sich ziemlich in Schlammpisten verwandelt haben und einige grooooooße Wasserlöcher zu bieten hatten. War ne ziemliche Rutschpartie, aber ich kam nach 40km und ner Stunde Fahrt zu einem tollen einsamen Strand, wo ich direkt an den Klippen mein Nachtlager aufgeschlagen hab. Wirklich gut schlafen konnte ich nicht, da die Wellen ungewohnt laut waren, sonst war ich Totenstille gewöhnt. Am nächsten Morgen hab ich nen schönen Strandspaziergang gemacht und musste mich arg zusammen reißen, nicht schonwieder hunderte Muscheln zu sammeln. Und am Mittag gings dann los, Regen, Regen, Regen. Den ganzen Tag hat es geregnet und ich hab mir schon ernsthaft Gedanken gemacht, ob ich dann überhaupt noch die Straße nutzen kann. Zum Abendbrot gabs nur Haribo, da ich noch nicht mal kochen konnte bei dem Wetter. Komischerweise hab ich aber wenigstens Radioempfang gehabt, wo auf einmal von einem Zyklon die Rede war. Da hab ich nun doch schon leichte Panik bekommen. Aber zumindest hat der Wind dann erstmal so gedreht, dass er nicht in meine Richtung kam. Es regnete aber die ganze Nacht weiter, so dass schon alles um mich herum unter Wasser stand. Am nächsten Morgen hatte ich ca. ne Stunde ohne Regen, bevor es weiterging. Mit meinem Wasser war ich schon äußerst sparsam, wer weiß, wie lange ich noch dort festsitze. Es regnete und regnete und regnete. Wenn ich dann mal für ne kurze Regenpause rauskam, dann gingen mir gleich 30Fliegen auf die Nerven. Am Strand gabs auch nichts zu sehen, außer jeder Menge Krabben, die mit den Wellen um die Wette gelaufen sind. Ebbe und Flut kamen und gingen. Hier gibt’s übrigens die 2.höchsten Gezeiten der Welt mit über 8m Unterschied. Stündlich hab ich das Radio angeschaltet und mitverfolgt, wie der Wirbelsturm immer näher an die Küste kam. Es sollte auch höhere Gezeiten dadurch geben, weshalb ich mein Auto doch mal ein Stück weit von den Klippen weggefahren hab, was allerdings ziemlich schwierig war, da ich ständig im Schlamm versunken bin. Dienstagabend waren dann in der Ferne plötzlich Autolichter zu sehen. Wahrscheinlich ein Ranger, der nochmal geguckt hat, ob auch keine Camper mehr da waren, bevor er die Straße geschlossen hat. Bis zu mir kam aber keiner, ich stand noch nen ganzes Stück weit weg von der Straße. Mittwoch brauchte ich es auch gar nicht erst versuchen, es regnete immer noch. Meine Füße waren mittlerweile komplett mit Schlamm bedeckt, die Flipflops hab ich irgendwann weggelassen, da ich damit ständig stecken geblieben bin und mein Duschwasser hab ich auch nur sehr sparsam verwendet. In den Nachrichten redete man nun die ganze Zeit davon, dass es weiter so regnen soll und das mit heftigen Überschwemmungen zu rechnen ist, toll, als hätte ich das nicht längst bemerkt. Die Sonne war nicht da, es waren trotzdem 33°C, aber der Wind hat es einigermaßen angenehm gemacht. Es war sogar so heftiger Sturm, dass selbst mein Auto durchgerüttelt wurde und dazu brauchts schon viel. In den Bergen im Südosten Australien war Schneesturm…ist das verrückt!

Die letzte Nacht hat es nur einmal geregnet, wie ich das mitbekommen hab. Also hab ich mich heute Morgen gleich um sieben geduscht und bin losgestartet. Als ich auf die eigentliche Straße kam, war das nur noch ein einziges Schlammfeld und ich hab schon kaum mehr Hoffnung gehabt. Autospuren gab es keine, sodass ich mir sicher sein konnte, dass die Straße längst gesperrt wurde. Nach ein paar hundert Meter kam ich ans erste Wasserloch: es bedeckte die komplette Straße und zog sich locker nen Kilometer weit. Das erste Stück bin ich an der Seite entlanggekommen, aber nicht weit, sodass ich alles wieder rückwärtsfahren durfte. Dann bin ich zurück an den Strand, wo ein schmaler weg hinter den Sanddünen langführte. Eigentlich wollte ich dem Auto ja erstmal keine schlimme Geländestrecke zumuten, aber was blieb mir anderes übrig? Dort waren zwar auch einige Wasserlöcher, aber man konnte immer ausweichen. Also bin ich dort erstmal 20km weit zum nächsten Abzweig gekommen. Ich bin aber weiter diesen Weg gefahren, bis ich 10km weiter vor einem zu großen Wasserloch stand und wieder wenden musste. Also bin ich wieder auf die Schlammpiste, wo mir auf einmal zwei Autos entgegenkamen. Also hab ich erstmal gewartet. Es waren natürlich Ranger, die sich totgelacht haben, wie ich hierhergekommen bin. Naja, ich sollte es vorsichtig weiter versuchen, wenn ich stecken bleib, sie kommen am Nachmittag zurück. Naja, wenigstens etwas beruhigendes. Also bin ich weiter, immer ihren Spuren gefolgt, die Wasserlöcher bedeckten die gesamte Straße, sodass man nur auf der Seite fahren konnte, die allerdings schräg nach oben ging, sodass man ständig wieder abgerutscht ist. Es war Adrenalin pur, ne ziemlich dreckige Angelegenheit. Bei einem Schlammloch hatten meine Vorgänger schon eine so tiefe Rinne gezogen, dass ich kaum noch Chancen gesehen hab. Meine Reifen auf der Fahrerseite waren schon im Wasser verschwunden, mein Fenster kam dem Schlamm immer näher. Eigentlich hab ich jede Minute mit gerechnet, dass ich entweder umkippe oder steckenbleibe, aber Nemo hat sich da irgendwie mit letzter Kraft rausgebuddelt. Der größte Druck war ja noch die nächste Gewitterfront, die schon darauf wartete loszuregnen, was das sichere Aus für meine Aktion gewesen wäre. Irgendwann nach drei Stunden hatte ich es dann doch mal geschafft. Das „Road Closed“ Schild musste ich mir noch selber wegheben, was allerdings zum Glück keiner gesehen hat. Und dann war ich wieder auf festem Boden. Puh!

Nun hat es schonwieder so viel geregnet, dass ich garantiert noch bis nächste Woche dort festgesessen hätte. Nun muss ich allerdings mal gucken, ob ich schon weiter kann, da der Zyklon nun seit heut Morgen dort wüstet, wo ich hin will. Meinen Brief hab ich nun auch bekommen. Nun hab ich endlich meinen Reisepass wieder, mit dem tollen russischen Visum, dass ich eh nicht lesen kann.

 

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