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Wieder in der Zivilisation


Mein Roadtrip ist so gut, wie zu Ende. Mehr als 18.000km hab ich nun hinter mir, ca. 500 bis Perth folgen noch. Nun sitz ich in Geraldton, in der ersten Bücherei mit kostenlosem Internet seit tausenden von Kilometern. Da nicht mehr viel vor mir liegt und ich erst nächsten Montag mit Arbeiten anfange, werde ich hier auch noch bis Donnerstag bleiben. Da ist Feiertag, Australien Day, und ein riesiges Tagesprogramm mit Feuerwerk, Konzerten, usw. Aber mal wieder von vorne.

Im Cape Range National Park war es noch traumhaft. Ich hab dort allerdings die Nacht verbracht auf einem Campground am Strand, auf dem ich, nach dem vierten vollbesetzten, noch einen freien Platz gefunden hab. Es waren einfache Parkbuchten, wo man also auf wenige cm mit seinem Nachbarn zusammengequetscht war. Auf der einen Seite nen Pärchen Franzosen, die mal wieder nicht mal nen „Hi“ über die Lippen brachten, auf der anderen Seite ne Truppe Partywütiger Deutsche, die erst den ganzen Abend am Strand verbrachten, um dann um halb elf lautstark bei ihren Zelten weiter zu saufen. Meine Rache kam am Morgen, als ich wiederwillig bis acht Uhr gewartet hab, bevor ich mein Auto gestartet hab, was trotzdem noch früh genug war, um die besoffenen Nachbarn aufzuwecken. Ich bin dann weiter entlang an traumhaft schönen, weißen Stränden und dem türkisensten Wasser, dass ich je gesehen hab. Dort hatten sie überall selfguided Schnorcheltouren angeschrieben und nachdem ich schon beim Schwimmen so viel Interessantes gesehen hab, hab ich mir dann doch noch die Schnorchelsachen ausgeliehen und bin mal abgetaucht in die Welt der Korallen, Rochen und Riffhaie. Wahnsinn! Nachdem ich die Abkühlung genossen hab, gings in die Hitze der Berge. Auf einer richtigen Bergstraße mit Kurven und allem Drum und Dran gings in luftigere Höhen mit wahnsinnig tollem Blick auf Schluchten und das Meer. Weiter gings nach Coral Bay, wo ich eigentlich mal mit nem Glassbottomboat rausfahren wollte, was ich allerdings dann nach dem Schnorcheln nicht mehr als nötig ansah. Ansonsten gabs da nicht, war nur ein völlig überfülltes Feriendomizil. Die Nacht hab ich wieder an einem Strand verbracht, der allerdings tiefer als das Meer lag, sodass ich die zweite Reihe diesmal bevorzugt habe. Zum Glück, als die Flut kam, kam auch das Wasser bis kurz vor meinem Auto. Hätte ich in der ersten Reihe geparkt, hätte ich die Nacht noch schwimmen gehen können.

Dann ging es in eine weitere World Heritage Area, auf eine Halbinsel die alles zu bieten hatte, Türkises Wasser, weiße Sandstrände, Strände aus Millionen kleiner, weißer Muscheln, nen Strand mit Stromatolithen (sehen aus, wie große Steine, leben aber), angenehme 28°C mit ner schönen Meeresbrise, Klippen, von denen man Prima Haie und Rochen beobachten kann und einen Strand, an dem ich endlich Delphine gesehen hab und sogar einen füttern durfte. Das Resort kostet zwar 8$ Eintritt, aber man kann jeden Morgen Delphine beobachten, die nicht in Gefangenschaft gehalten werden, sondern dann kommen, wenn sie Lust haben, jedes Mal nur zehn Fische bekommen und von keinem angefasst werden. Man steht nur im Wasser, zusammen mit hundert anderen Touristen und kann ihnen zugucken, wie sie an einem vorbeischwimmen, momentan mit jeder Menge Nachwuchs.

Die Nächte dort hab ich an einem schönen einsamen Muschelstrand verbracht, wo ich jeden Morgen und Abend schön baden gehen konnte. Hier gibt es nun keine gefährlichen Quallen mehr, Krokodile sowieso nicht mehr und die Riffhaie wären wohl auch harmlos. Da ich mir am Delphinbrand nen schönen Sonnenbrand im Gesicht geholt hab, da ich meinen Hut vergessen hab, hab ich den nächsten Tag nur im Auto oder im Roadhouse verbracht, um die Sonne zu meiden. Die Fahrt ging vorbei an hunderten Bananen-, Melonen-, Erdbeer- und Mangoplantagen. Mein Wasser ist mir mittlerweile ausgegangen, da es in der Gegend irgendwie nirgends was zum Nachfüllen gab, selbst an den Tankstellen nicht. Irgendwo hab ich dann mal nen Regenfass gefunden, wo ich mir wenigstens nen paar Liter für die Dusche am nächsten Tag sichern konnte. Die Nacht hab ich an nem Fluss verbracht, wo ich wieder frühs und abends schön schwimmen gehen konnte und erstmal meine ganze Campingausrüstung gesäubert hab, geht ja nun immer mehr dem Verkauf zu. Am Nachmittag sollte ich schon auf nen Tee vorbeikommen bei meinen australischen Nachbarn auf der anderen Seite vom Fluss, fürs Lagerfeuer am Abend hab ich mich dann halt überreden lassen.

Weiter gings über eine richtig schlechte Bumpyroad in den Kalbarri National Park, wo wieder 11$ Eintritt fällig gewesen wären, mittlerweile hab ich schon über 70$ gespart, da ich nen Jahrespass für alle National Parks in Western Australia am Auto hab. Auch hier gabs wieder tolle Schluchten zu bestaunen, sie allerdings bei Windstille und 50°C kaum zu genießen waren. Wieder zurück am Meer gings wieder vorbei an tollen Klippen und weißen Stränden. Irgendwann kamen rosa Wölkchen aufgezogen, da kam ich an den Pink Lake, wie der Name schon verrät, ist das wirklich ein See, der pink gefärbt ist, da er Beta Carotin besitz, wie auch immer das da reinkommt. Und dann war es vorbei mit langen Geraden und unendlichen Weiten. Hier bin ich wieder umgeben von Getreidefeldern, Weingütern, Farmen und Windrädern. Schafe gibt es nun auch wieder, obwohl ich gar nicht gemerkt hab, wann ich den Dingozaun überquert hab. Den Tank kann ich wieder bis zum letzten Tropfen nutzen, da wieder alle 50-100km ne Tankstelle zu finden ist. Einen Campingplatz kann ich mir hier nicht mehr leisten, da die Hochsaisonpreise echt gigantisch sind. Über einen ruhigen Strand kann man sich hier echt freuen, ist nämlich äußerst schlecht zu finden. Selbst heute Morgen um sieben, als ich in die Stadt gefahren bin, um an einem Strand zu frühstücken, war schon alles voll. Hier geht man vor der Arbeit nochmal schnell ne Runde Surfen. Nun werde ich die nächsten Nächte 12km außerhalb auf nem Rastplatz verbringen, wo heute Morgen um sechs Uhr schon die Müllabfuhr durchgefahren ist, obwohl locker 20Camper dort noch geschlafen haben. Nachher geht’s noch die Kathedrale besichtigen und italienisch Eis essen, ist nen richtig schönes Städtchen.

 

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