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Want to buy something?!

…ich kann es nicht mehr hören! “need a moto?“, “want cold drink?“, “come, look!”, “want a cyclo?”, “want to buy something?”… Ich werde hier noch wahnsinnig! Man kann keine 5Meter weit laufen, ohne dass irgendwer, irgendwas an einen loswerden will. Die scheinen Touristen für zu dumm zu halten, um selbst entscheiden zu können, wann und ob sie was trinken, essen, kaufen wollen. Wenn der Bus an der Haltestelle hält, sieht man schon, wie sich 20-30 Typen um die Bustür sammeln, man hat kaum eine Chance überhaupt raus zu kommen und bekommt sofort 20 verschiedene Visitenkarten von Hotels unter die Nase gehalten. Wenn man sagt, dass man schon ein Hotel gebucht hat, erzählen sie einem, es wäre abgebrannt oder sonstiges. Wenn man die losgeworden ist, rangeln sich 20 weitere Typen um einen und wollen gleich den Rucksack abnehmen, um einen zum Hotel zu fahren. Wenn man nein sagt, erzählen sie einem, wiiiiie weit doch das Hotel entfernt ist, obwohl es nur 200m um die Ecke ist, sie rennen einem hinterher und zerren am Rucksack, um einen umzustimmen. Wenn man über einen Markt läuft, bekommt man schon Klamotten an den Körper gedrückt und zehn verschiedene Preise gesagt, damit man ja was kauft. Alte Frauen, die einem Bananen verkaufen wollen verfolgen einen stundenlang mit ihrem traurigsten Blick. Kinder zerren einen am Tshirt, um Postkarten oder Magneten zu verkaufen. Cyclofahrer fahren meterweit neben einem her, um immer wieder zu erzählen, dass es doch viel zu weit zu laufen ist, selbst wenn sie nicht mal das Ziel wissen. An Restaurants hat man nicht mal eine Chance auf die Speisekarte zu sehen, da gleich jemand zur Stelle ist, der einem erzählt, wie billig das Bier ist und was sie alles für billige kalte Getränke haben und einen gleich am Arm fasst und reinziehen will. Genug Beispiele? Ich weiß, die Menschen sind arm, sie kämpfen hier mit solchen Sachen ums Überleben. Aber haben die denn nicht mal darüber nachgedacht, dass sie so die Touristen vergraulen? Ich geh nur in die Restaurants, wo ich vorher erstmal auf die Speisekarte sehen kann, da der Kellner gerade beschäftigt ist. Ich frage nur die Fahrer, die gerade vor sich hindösen, wenn ich eine Transportmöglichkeit brauche. Ich kaufe Essen und Trinken nur im Supermarkt, wo mir keiner irgendwas aufschwätzen will. Ich buche mein Hotel im Internet, wo ich selbst entscheiden kann, wo ich schlafe. Ich habe nun „nein“ in Vietnamesisch gelernt, aber auch das verstehen sie nicht. Nachdem ich fast 4Wochen lang diese blöden Fragen tausende Male gehört habe, bin ich mir ganz sicher, dass mich Kambodscha und Vietnam nie wieder sehen werden. Ich habe bisher auch noch keinen kennengelernt, dem das nicht tierisch auf die Nerven gegangen ist. Gut, manche lassen sich davon vielleicht nicht sonderlich aus der Ruhe bringen, ich bin mittlerweile soweit, dass ich jedem Vietnamesen, der mich anspricht, am liebsten an die Gurgel gehen würde. Ich bete dafür, dass das in China besser wird.

Tja, was soll ich schreiben… ich zähle die Tage, bis ich hier raus komme. Ok, ich bin jedenfalls am Montagabend mit dem Nachtbus gefahren. Hatte im Hotel noch deutsche Mädels getroffen, die dieselbe Route hatten. Im Bus hat dann jeder sein Bett gehabt, oder eher einen Sitz, der umgeklappt war, mit einem Kasten vorne dran, indem die Beine mehr oder weniger Platz gefunden haben. Für mich war es ok, was aber größere oder breitere Leute machen, weiß ich nicht ganz. Wir waren keine halbe Stunde unterwegs, als schon die Lichter ausgemacht wurden. Man ist also schon gegen acht eingeschlafen und um sechs wurde man wieder aufgeweckt und war am Ziel. Es war nicht unbedingt gemütlich, aber zumindest waren so die 11 Stunden Busfahrt wesentlich einfacher zu ertragen. Auch am frühen Morgen warteten schon die Hoteltypen auf uns, die mir erzählt haben, mein Hotel wäre geschlossen und die Motorradfahrer, die mich den weeeeeiten Weg fahren wollten. Ich bin dann über die Straße, vier Häuser weiter gelaufen und stand vor meinem Hotel. Bis um acht hab ich mir die Zeit noch mit Frühstücken vertreiben müssen, bevor ich in mein Zimmer konnte. Mit frischen Klamotten ging es dann auf Sightseeing in die Altstadt. Hoi An ist nur ein kleines Städtchen, alles in 5Minuten zu Fuß zu erreichen und in der Altstadt sind die Gassen so eng, dass keine Autos fahren können und tagsüber nicht mal Motorräder fahren dürfen. Man braucht aber nicht denken, dass man deswegen seine Ruhe hat, da wollten einen die Cyclofahrer ständig herumfahren, weil ja alles sooooo weit entfernt ist. Viel zu sehen gab es eigentlich auch nicht, ein paar alte Handelshäuser, die japanische Brücke, ein Fluss mit jeder Menge Boote und jede Menge kleiner Cafés. Aber mir hat der Ort bisher am besten gefallen, da es nicht modern und westlich war, verhältnismäßig ruhig und verhältnismäßig wenig Touristen. Abends hatte ich mich noch mit den deutschen Mädels getroffen.

Am Mittwoch war mein eigentlicher Plan einen Roller zu mieten und in den Nachbarort zu den Marbles Mountains zu fahren, allerdings habe ich dann gelesen, dass mein Bus am nächsten Tag sowieso dort Pause macht. Also hab ich den Tag in diversen Cafés verbracht, hab am Fluss gesessen, gelesen und den kühlen Wind genossen, der die Hitze an dem Tag erträglich machte. Am Abend war ich mit einer Britin essen, ziemlich schlechte Pizza. Und dann durfte ich von meiner frisch gewaschenen Wäsche die Vogelkacke runterkratzen. Der Wäscheservice ist echt lästig hier, das würde ich selber besser hinbekommen.

Am nächsten Morgen ging es schon um sieben zum Bus, wo mich ein Nachtbus erwartete. Alle waren etwas verwirrt, warum wir nun am Morgen noch so einen Bus bekommen haben für eine nur 4stündige Fahrt. Aber eigentlich war es gar nicht schlecht, da der doch wesentlich gemütlicher ist, als ein normaler Bus. Nach nur einer halben Stunde hatten wir dann eine halbe Stunde Aufenthalt an den besagten Marbles Mountains, wo ich mich aber nach 10Minuten und hundertmal „want to buy something?“ wieder in den Bus verkrochen habe. Die Gemütlichkeit hatte allerdings den Nachteil, dass man nach wenigen Minuten Fahrt wieder eingeschlafen ist, obwohl ich mich angestrengt habe, wach zu bleiben, da die Strecke über einen schönen Bergpass ging. Zufällig bin ich aber nochmal kurz aufgewacht, als wir gerade wieder auf dem Weg bergabwärts waren. Am Mittag in Hue angekommen, bin ich zu meinem angeblich abgebrannten, sooooo weit entfernten Hotel die 10Minuten gelaufen und habe mich in einem luxuriösen, sauberen Zimmer wieder gefunden, mit Klimaanlage, Minibar, Badewanne, usw. Ich muss dazu sagen, es war diesmal nicht das billigste Hotel, die Nacht kostet mich hier immerhin 7€!

Nach der Siesta ging es zu Fuß in die Altstadt, hier gibt es eine alte Zitadelle, mit einer verbotenen Stadt, die ich mir aber nur von außen angesehen habe, da ich in Peking wohl noch eine schönere verbotene Stadt zu sehen bekomme. Als ich mit dem Bus ankam, hatte ich ein Shoppingcenter gesehen, dass ich dann am Nachmittag suchen wollte. Es war ein ganzes Stück zu laufen, aber ich hatte ja Zeit. Es gab einen großen Supermarkt, in den ich reinspazierte. Ich wurde sofort zurückgepfiffen und da niemand englisch sprach und ich auch die Hinweisschilder auf Vietnamesisch nicht entziffern konnte, nahm man mir meine Handtasche ab, steckte sie in einen Beutel und versiegelte diesen! Damit durfte ich dann rein. An jeder Ecke standen Sicherheitsleute, sobald man irgendwo länger stehen blieb, standen gleich zwei direkt neben einem und beobachteten jeden Handgriff. Beim Bezahlen stand an jeder Kasse einer, der meine Tasche wieder ausgepackt hat, nachdem er sicher war, dass ich sie nicht vorher aufgerissen habe. Nachdem ich fertig war wurde von einem anderen Sicherheitsmann kontrolliert, ob alles, was ich in der Tüte hab, auch bezahlt ist und ich hab einen Stempel auf meinen Kassenzettel bekommen. Und am Ausgang wurde dann nochmal kontrolliert, ob ich den Stempel auf dem Kassenzettel hab. Also man kann es ja auch übertreiben, oder? So was!

Mit Haribo, Schoghetten und Prinzenrolle ging es dann zurück zum Hotel, wo ich den Abend mit einem schönen Schnulzenfilm mal in der Badewanne verbracht habe. Durch diverse Beschäftigungen/ Skypegespräche am Laptop war es dann mittlerweile fünf Uhr morgens, als ich eingeschlafen bin. Womit ich aber nicht gerechnet hab war, dass die Bauarbeiter um sieben Uhr morgens anfangen, das Haus neben dem Hotel abzureißen. Ziemlich genervt bin ich im Bett liegen geblieben und konnte, als sie Mittagspause gemacht haben, auch nochmal einschlafen. Aufgewacht bin ich durch Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel, weshalb ich beschlossen hab, auf die geplante Fahrradtour zu irgendwelchen Kaisergräbern zu verzichten. Deshalb hatte ich heute einen ganzen Tag ohne „want to buy something?“ , toll! Nun leg ich mich mal wieder schlafen und hoffe drauf, dass ich gesundheitlich morgen wieder fit bin, da es morgen Abend mit dem nächsten Nachtbus schon wieder weiter geht.

 

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