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In den Bergen Vietnams

Ha! Ich hab es gefunden, ein traumhaft schönes Vietnam, wie ich es mir die ganze Zeit erhofft habe. Interessante Leute, schöne Berge, Reisfelder, Märkte, gutes Essen, wenig Touristen, frische Luft, entspannte Atmosphäre,… hier gefällt es mir, hierhin würde ich wieder kommen. Aber mal wieder von vorne:

Der letzte Tag in Hanoi verlief noch ziemlich stressig. Ich bin vom City Center zum Bahnhof gelaufen, was ca. eine halbe Stunde war, mit all dem Gepäck auf den chaotischen Straßen ziemlich anstrengend. Kurz vorm Bahnhof musste ich feststellen, dass man im Hotel vergessen hatte, mir meinen Reisepass wiederzugeben. Also durfte ich den ganzen Weg wieder zurück laufen, hab meinen Reisepass geholt und bin im schnelleren Tempo wieder zum Bahnhof. Zum Glück war ich viel zu früh losgelaufen, sodass ich genug Zeit hatte dafür. Ich sollte um 19:30 Uhr einchecken, es war 19:25Uhr, also hab ich noch in aller Ruhe nach einer Toilette gesucht. Ein Mann saß direkt vor der Damentoilette und wollte 2000Dong dafür haben. Ich durfte meinen Rucksack neben ihm parken und wollte gerade reingehen, als ich feststellen musste, dass dies ein asiatisches Klo war. Es gab keine Tür, die ich hätte schließen können, nur einen Raum mit 4Löchern nebeneinander im Boden. Das war alles, es gab keine einzelnen Kabinen und der Klomann hatte guten Blick auf alles. Als er gesehen hatte, dass ich versteinert stehen geblieben bin, hat er mir deutlich gemacht, dass ich um die Ecke gehen soll, wo ich glücklicherweise ein normales Klo gefunden hab, zwar ohne Tür, aber zumindest nicht mit direkten Blick nach draußen. Als ich fertig war zog sich eine asiatische Frau gerade die Hose herunter, um sich über eines der Löcher zu hocken, direkt im Blickfeld des grinsenden Klomannes. Aber ich muss mich schon mal daran gewöhnen, so werden in China die meisten öffentlichen Toiletten sein.

Nachdem ich dann irgendwo einen Bahnhofsangestellten auftreiben konnte, hab ich erstmal erfahren, dass ich am falschen Bahnhof bin. Leicht panisch hab ich mich dann auf den Weg zur anderen Seite des Bahnhofs gemacht, was nochmal 15Minuten Fußweg war. Klatschnass geschwitzt bin ich dann irgendwann mal am richtigen Gate angekommen, musste dann noch eine halbe Stunde mit vielen anderen Touristen warten, bis man uns auf den Bahnsteig gelassen hat. Hier ist es nicht so, dass man nur eine Zuggesellschaft hat, hier wird eine Lok auf die Gleise gestellt und viele verschiedene Zuggesellschaften hängen ihre Waggons dran. Als ich die Waggons meiner Gesellschaft gefunden hab, war ich die erste, die sich im winzigen vier-Bett Abteil einrichten konnte. Dann kam ein russisches Pärchen dazu, passte ja super, jetzt wo ich gerade angefangen hab, russisch zu lernen. Sie hatten die kleine 14Monate alte Mascha dabei und ich hab gleich eine Einladung bekommen, dass ich in Moskau bei ihnen übernachten kann. Da war ich nun schon mal mehr begeistert von den Russen, als neulich von den partywütigen, unfreundlichen in Nha Trang. Dann kam noch ein Vietnamese ins Abteil, der der Reiseführer eines deutschen Pärchens war. Er hat 13 Jahre in Hamburg gelebt, konnte dementsprechend fließend Deutsch, jedoch kein Wort Englisch. Nun hab ich versucht, auf das russische zu hören, hab mit Lena englisch geredet und musste für den Vietnamesen noch vom deutschen übersetzen. Mit drei Sprachen kam ich dann irgendwann ziemlich durcheinander. Als der Zug losratterte und wir uns in die Betten verkrochen haben, musste ich feststellen, dass der Zug zwar gemütlicher ist und man noch schön herumlaufen kann, aber er ist wesentlich lauter und man wird nicht weniger durchgeschüttelt, als im Bus. Nachdem uns Mascha noch eine Weile auf Trab gehalten hat, konnte man dann trotz Lautstärke und Gerüttel mal irgendwann einschlafen. Um fünf Uhr morgens kamen wir dann schon an. Am Ausgang vom Bahnhof, wartete man mit meinem Namensschild auf mich. Mit einem Minibus hat man mich, mit sechs anderen Leuten nach Sapa gefahren. Eine kurvige Bergstraße, wo der verrückte Fahrer trotz Dunkelheit und Regen, in den Kurven noch LKWs überholt hat. Am Hotel angekommen, mussten wir erst die Hotelbesitzer wecken. Ich bekam dann gleich mein Zimmer, ein 6Bett Schlafsaal war gebucht, ein Doppelzimmer hab ich bekommen. Ich hab mich dann, da es sowieso geregnet hat, nochmal ins Bett gelegt. Zwischendurch kam noch eine Spanierin an und wir haben bis 12Uhr mittags geschlafen. Danach sind wir zum Frühstück/ Mittag ins Dorf gelaufen, wo man genug Auswahl an Restaurants hatte. Es war alles ziemlich verlassen. Am Abend sind wir nochmal ins Dorf gelaufen, unser Hotel war ein bisschen außerhalb gelegen. Wir hatten Schokoladenhunger, also gab es heiße Schokolade mit Schokocroissant zum Abendbrot. Danach mussten wir durch leere Straßen laufen, man hätte denken können, wir waren die einzigen Touristen. Zu allem Überfluss gab es keine Straßenlaternen in unserer Straße und wir haben mit Handylicht bei dickem Nebel den Weg zum Hotel gesucht. Im Hotel haben wir uns den restlichen Abend in den Billardraum gesetzt, um andere Gäste kennenzulernen, vergeblich, wir waren die einzigen Hotelgäste. In der Nacht war es bitterkalt und wir waren froh um unsere Heizdecken.

Am nächsten Morgen hatte ich nicht wirklich die Motivation aufzustehen, da es wieder so neblig war, dass man keine fünf Meter weit sehen konnte. Elsa, die Spanierin, hat um zehn ausgecheckt, um eine 2Tageswanderung zu machen. Ich hatte mich dann irgendwann auch mal startklar gemacht, als meine neue Zimmernachbarin ankam. Eine Kanadierin, geborene Türkin, zuletzt in den USA gelebt. Bis wir fertig waren mit reden, war es schon mittags. Dann wollte ich nun endlich mal zum Wandern aufbrechen, als noch zwei weitere Gäste ankamen. Ein Brite und ein Spanier, die gerade aus China kamen. Da die beiden noch nichts vorhatten, sind wir dann zusammen losgewandert, sind allerdings auf dem Markt hängengeblieben, um erstmal was zu essen. Da wir bei den Einheimischen gespeist haben, gab es kein Besteck und ich musste mein Können mit den Stäbchen beweisen. Irgendwann sind wir dann doch mal gewandert, es war immer noch total nebelig und wir waren fast die einzigen Touristen auf dem Weg. Irgendwann tauchten dann mal dunkle Gestalten im Nebel auf… die „Followers“. Kleine vietnamesische Frauen, die mit Körben voller Schmuck, Decken und Taschen auf uns eingeredet haben, wir sollen ihnen doch was abkaufen. Es waren recht lustige Gespräche, da die beiden Jungs noch keine Erfahrungen mit den Verkaufstaktiken in Südostasien gemacht haben. Die Frauen sind uns eeeewig weit gefolgt, bis uns ein anderer Tourist entgegen kam, den sie wieder nach oben begleitet haben. Unser Weg war dann gesäumt von Shops, aus denen ein „buy something“ zu hören war und die Jungs waren schon ziemlich genervt von alledem, obwohl ich ihnen noch versichern konnte, dass das alles noch viiiiiel schlimmer wird, im restlichen Vietnam. Für mich ist das hier Erholung, da die hier nicht ganz so aufdringlich sind. Wir sind dann zu einem Wasserfall gekommen, der ziemlich mickrig war und mich nicht wirklich beeindrucken konnte. Aber die Gegend an sich, mit riesigen Bambuswäldern, Wasserbüffeln, herumirrenden Schweinen, Reisfeldern und kleinen Menschen mit interessanter Kleidung war toll anzusehen. Nach zwei Stunden durch Nebel und Schlamm bergauf und bergab laufen, waren wir zurück im Dorf, wo wir in einer kleinen Bar bei Bob Marley und Tischfußball vier Stunden hängen geblieben sind. Dann ging es wieder auf den Markt, wo schon alles geschlossen hatte. Wir haben aber noch einen Stand gefunden, wo wir die Verkäuferin, die kein Englisch verstand ziemlich auf die Palme getrieben haben. Da noch drei Vietnamesen aus Kanada am Tisch saßen, die französisch sprachen, konnten die uns dann irgendwie helfen, essen zu bestellen. Ich hatte mir Nudelsuppe bestellt, da ich dachte, damit um die Stäbchensache zu kommen… falsch gedacht, hier isst man Nudelsuppe mit Stäbchen und die Nudeln sind so lang, wie Spaghetti, was das Essen zu einer ziemlichen Sauerei machte. Zwischendurch wurde mit den anderen Vietnamesen noch jede Menge vietnamesischer Tequila getrunken, der es ganz schön in sich hatte. Dann gab es noch vietnamesischen Tee spendiert und das alles an einem Tisch, wo Schüsseln mit kleinen, gegrillten Vögeln am Spieß, gekochten Hühnern mit Kopf, rohen Tierinnereien, gekochten Tiermägen, gekochten Hundeköpfen und blutenden Fleisch vor uns standen. Irgendwann hab ich gelernt nicht andauernd hinzustarren. Danach ging es zurück zum Hotel, wieder im Dunkeln und Nebel, wo der restliche Abend mit Billardspielen verging. Die Kanadierin hatte uns schon für vermisst melden wollen, da wir ja nun etwas spät von unserer eigentlich kurzen Wanderung zurückkehrten. Als wir uns schon auf ein warmes Bett freuten, mussten wir feststellen, dass es keinen Strom gab, sodass auch unsere Heizdecken nicht funktionierten. Mit Pullover und ein paar dicken Socken ließ sich aber die Nacht trotzdem überstehen.

Am nächsten Morgen ging es mit der Kanadierin ins Tal hinab, eine einstündige Wanderung an der Straße entlang, bis wir zu einer Station kamen, wo wir 40000 Dong Wegzoll zahlen sollten. Da man aber vor Nebel sowieso wieder nichts gesehen hat, sind wir wieder umgekehrt. Mit dem Spanier und dem Briten ging es dann wieder auf den Markt, um Frühstück/Mittag zu essen. Mittlerweile bin ich schon ganz geübt im Stäbchenessen. Den Nachmittag hab ich mit der Kanadierin und einer Stuttgarterin in einem Café gesessen und das Internet genutzt, da das in unserem Hotel nicht funktionierte. Die beiden Mädels sind dann mit dem Nachtbus zurück nach Hanoi gefahren, ich bin zurück ins Hotel, um nachzusehen, welche Zimmernachbarin ich diesmal bekommen habe. Es war wieder die Elsa, mit der ich dann mit den Jungs wieder auf den Markt gegangen bin, um was zu essen. Danach ging es noch in eine Bar, das Dorf war diesmal ein wenig belebter. Als wir die Nacht um eins zurück zum Hotel sind, war das natürlich verschlossen. Aber da wir nach zu viel Bier für 0,50€ und Mojitos für 1€ nicht gerade leise waren, hatte man uns dann doch noch reingelassen.

Am Samstag hatte dann keiner wirklich Motivation irgendetwas zu tun. Mit dem Spanier bin ich dann nochmal im Schneckentempo ins Tal hinab gelaufen, da man diesmal eine tolle Sicht hatte. Zurück im Hotel sind wir dann am Mittag wieder zu viert los. Da wir diesmal die Sicht genießen wollte, haben wir uns mal ein Restaurant gegönnt, wo wir auf der Terrasse tollen Blick auf die wolkenverhangenen Berge hatten. Da nun mittlerweile jeder leicht erkältet war, sind wir den restlichen Nachmittag langsam durch die Gegend geschlendert und haben auf einem Reisfeld am Berghang das kalte, aber bisher beste Wetter genossen. Gegen Abend haben sich tatsächlich alle Wolken verzogen, man konnte das erste Mal sehen, von welch hohen Bergen man umgeben war und wir haben einen wunderschönen Sonnenuntergang gehabt. Die Jungs wurden dann zum Busbahnhof gebracht und Elsa und ich hatten wieder Schokoladenhunger, sodass wir zum Abendbrot wieder in einem Café bei heißer Schokolade und Schoko Crêpes gelandet sind. Um acht waren wir schonwieder zurück im Hotel und haben mit lesen unsere Heizdecken genutzt.

Heute Morgen hat uns wohl das beste Wetter geweckt, da kein bisschen Nebel da ist. Da wir aber beide eine dicke Erkältung haben ist unser geplantes französisches Frühstück ins Wasser gefallen. Den Morgen konnten wir noch im Bett verbringen, bevor wir wieder Sachen packen mussten. Mein Urlaub ist vorbei, die Reise geht weiter nach China. Am Nachmittag bringt man mich mit dem Minibus zur Grenze, auf der anderen Seite muss ich mir dann mein Busticket beschaffen und dann geht es mit dem Nachtbus nach Kunming. Wie ich gehört habe, soll der Bus schön dreckig sein, es ist den rücksichtslosen Asiaten erlaubt, im Bus zu rauchen und der Busfahrer ist integriert in eine Bande von Dieben, die einen während man schläft ausrauben, weswegen ich alle Kreditkarten schon in meinen Klamotten im Rucksack versteckt habe und nur das Geld bei mir habe, dass ich für das Ticket brauche. Ich bin gespannt, was mich erwartet und wie mich die nichtvorhandenen Englischkenntnisse in China in den Wahnsinn treiben werden.

Da ich hier meine Wanderschuhe das erste Mal wieder im Dauereinsatz hatte, hab ich ordentliche Blasen an den Füßen. Durch die Wanderungen hab ich überall Muskelkater. Und durch das kalte Wetter (10°C sind im Vergleich zu den 30-40°C der letzten Monate verflucht kalt) hoffe ich nun, dass mich Antibiotika vor meiner üblichen Mittelohrentzündung bewahren. Aber alles in allem hat sich Sapa als das schönste Fleckchen Vietnams herausgestellt und ich werde das Land nicht mit einem gänzlich negativen Eindruck verlassen.

 

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