Mmmhhh…wo fang ich an? Die Zugfahrt von Luoyang nach Peking. Bin am Abend noch mal in der Foodstreet unterwegs gewesen, um mich durch zu futtern, bevor ich gegen neun an den Bahnhof gefahren bin. Dort hab ich mich in die Wartehalle durchgefragt und hab mich die nächsten zwei Stunden wieder anstarren lassen. Ich hatte im Schlange stehen (falsch ausgedrückt, bei uns würde das als Massenpanik gelten) eine ganz gute Position und bin mit den ersten zum Zug gerannt, der nämlich nur 3 Minuten Aufenthalt hatte. Ich kam in Waggon acht unter, der schon total überfüllt war. Die Gepäckfächer waren schon wieder belegt mit den typischen Großeinkäufen der Chinesen und auch mein Sitzplatz war schon belegt von einem alten Mann. Ich zeigte ihm mein Ticket und machte ihm klar, dass das mein Platz ist… tschuldigung, aber die haben auch keinerlei Respekt. Er hatte nur ein Drittel des Preises für einen Stehplatz bezahlt und hatte auch einen Klapphocker dabei, da sehe ich es nicht ein, meinen Platz zu opfern. Meinen großen Rucksack hab ich irgendwie unter den Sitz gequetscht, den kleinen auf den Schoß genommen. Zum Glück hatte ich wieder einen Fensterplatz, denn der Gang war hoffnungslos mit Leuten überfüllt, die nur für Stehplätze bezahlt haben. Es war eine 9Std Fahrt und diese Leute mussten 9Std lang im Gang stehen, beziehungsweise, wer mal einen Millimeter Platz gefunden hat, konnte sich auf eine Tasche oder so setzen. An aufs Klo gehen war gar nicht zu denken, man wäre nicht durchgekommen. Der Zug war nun also vollgequetscht bis zum undenklichen, es war laut und stinkig und die Holzklassensitze waren wörtlich zu nehmen: Holzbänke mit kerzengerader Lehne, auf denen ein Schlafen unmöglich war. Man hat sich dann mit dem Kopf auf den Tisch gelegt, um mal ein paar Minuten die Augen zu machen zu können, bevor man wieder von schreienden Chinesen, Handyvideos oder einem motzenden Schaffner geweckt wurde. Die Zeit verging nicht und die Chinesen, die ich am Tisch hatte waren auch ziemlich langweilig, sodass ich heilfroh war, als es endlich vorbei war.
In Peking angekommen, hatte ich mir von Google schon die Busnummern rausgeschrieben, sodass ich nur noch die richtige Bushaltestelle finden musste, da es dort sehr viele davon gab. Eine ältere Dame hat mir dann noch einen Stadtplan aufgeschwätzt, für den ich schon bald sehr dankbar war. Den Bus hab ich gefunden, bin auch bei der richtigen Haltestelle ausgestiegen, nur war ich dann irgendwie mitten im nirgendwo, wo ich nicht hab umsteigen können, da es den Bus, den ich rausgesucht hab, dort gar nicht gab. Nachdem ich eine halbe Stunde vergeblich gewartet und den Fahrplan studiert hab, musste ich mir eingestehen, dass Google doch nicht so verlässlich ist. Ich bin in irgendeinen Bus eingestiegen, hab mir in meinem Stadtplan eine mögliche Route gesucht, bin irgendwo wieder ausgestiegen, bin irgendwo hingelaufen und wollte irgendwo wieder in einen nächsten Bus steigen, bis ich irgendwann absolut verloren war. Und nachdem ich wieder eine halbe Stunde einen Fahrplan studiert habe und alle nur nutzlos gestarrt haben, hat mir ein Geschäftsmann dann auf englisch weitergeholfen und mich zu einer anderen Haltestelle geschickt, wo ich in den nächsten Bus eingestiegen, dann nochmal umgestiegen und dann tatsächlich vor meinem Hotel gelandet bin. Ziemlich genervt, wollte ich nur eine Dusche, wurde aber enttäuscht, weil noch kein Bett frei war, ich sollte um 12Uhr wiederkommen. Zumindest konnte ich aber meinen Rucksack loswerden und bin dann wieder raus, um mit dem nächsten Bus zu einer Reiseagentur zu fahren, die mir am Vortag per Email ein Zugticket in die Mongolei versprochen haben. In dem Büro konnte ich das dann aber nicht bekommen, also bin ich mit dem nächsten Bus wieder Richtung Bahnhof gefahren, wo ich in einem Luxushotel das Büro gefunden habe, wo sie tatsächlich noch Tickets für die Transsib hatten. Eigentlich hatte man mir gesagt, es sollte 280US$ kosten, vor Ort hat es aber nur 140€ gekostet. Da das der teuerste Abschnitt der Transsib ist, wollte ich ja eigentlich mit Zug und Bus selbst meinen Weg nach Ulan Bator suchen, da ich aber keine Zugtickets für die chinesische Seite bekommen habe, war mir der Preis mittlerweile egal, Hauptsache, ich komme endlich raus hier. Und da es so teuer ist, hoffe ich, werden auch nicht so viele Chinesen mitfahren. Jedenfalls konnte ich dort nicht mit Kreditkarte bezahlen und musste nochmal zur nächsten Bank laufen. Natürlich waren noch drei Leute vor mir und es hat gedauert, bis ich mein Geld bekam. Schon ganz aufgeregt, dass ich nun endlich mein Ticket bekomme, kam ich zurück und stand vor verschlossener Tür…ahhhh!!! Gegenüber gab es ein KFC (amerikanische Fast-Food-Kette ;-) ), wo ich bei einer Coke die zwei Stunden Mittagspause abgewartet habe. Als die Tür aufgeschlossen wurde, lag mein Ticket schon bereit, sogar mit deutscher Übersetzung, obwohl ich das nun längst nicht mehr brauche. Freudig bin ich zur Bushaltestelle zurück, wo mein Bus 90 auch schon kam. Ich bin reingesprungen, hab meine sechs Haltestellen abgezählt und mich gewundert, warum ich auf einmal am ganz anderen Ende der Stadt rausgekommen bin… weil ich in Bus 99 eingestiegen bin. Toll gemacht! Also wieder zurück und einen neuen Versuch gestartet. Es war mittlerweile fünf Uhr, bis ich wieder beim Hotel war, aber zumindest war nun ein Bett frei und ich konnte einchecken.
Mein Zimmer hab ich mit sieben anderen Mädels geteilt, diesmal nur drei Chinesen, wovon nur eine kein englisch sprach, aber trotzdem nett war. Es gab erstmal Gruppenlästern über die starrenden, respektlosen, rücksichtslosen und unfreundlichen Leute hier. Schön zu wissen, dass ich nicht die Einzige bin, die sich daran stört.
Am Samstag hab ich mich dann erstmal mit den Touren zur chinesischen Mauer beschäftigt und hab auch gleich eine Tour für Sonntag im Hotel gebucht. In der Lobby steht eine Liste mit Tipps, wie man mit der Unfreundlichkeit, den Sprachschwierigkeiten und dem Starren umgehen soll. Warum lernen sie den Chinesen nicht stattdessen einfach, das zu unterlassen?
Danach hab ich mich auf die Suche nach der deutschen Botschaft begeben, da dort eine deutsche Bäckerei sein sollte. Die Botschaft hab ich nicht gefunden, aber eine deutsche Imbissbude, die aber gerade geschlossen hatte und eine französische Bäckerei, wo ich mit richtigen Körnerbrötchen und Schwartau- Marmelade ein verspätetes Frühstück genossen habe. Danach ging es in eine andere Ecke der Stadt, Busfahren ist hier wieder recht einfach (wenn man sich nicht gerade auf google maps verlässt) und für 1¥ auch wieder schön billig. Nun musste ich mal Geld in Eintritt investieren, um auf das Gelände des Himmelpalastes zu kommen. Schön anzusehen, aber viel zu überlaufen. Danach bin ich auf der Suche nach einem Rückweg an einem „Pearl Market“ vorbeigekommen, wo ich mir noch gedacht hab, an Perlen bin ich ja nun nicht interessiert. Aber da dort ein McDonalds war und ich eine Coke brauchte, bin ich darauf aufmerksam geworden, dass die dort auch Elektrogeräte verkaufen. Nachdem ich dort schon mein Geld gelassen habe, habe ich gesehen, dass es auch noch Souvenirs gibt, dann gab es noch Schuhe, und Klamotten, und, und, und. Irgendwo gab es auch Perlen, aber eigentlich war es ein riesiges Einkaufsparadies, wo man alles nur Erdenkliche gefunden hat. Die Suche nach einer Jeans hatte ich ja eigentlich schon aufgegeben, aber da ich dort probieren konnte, hab ich nun das erste Mal in meinem Leben eine Diesel Jeans, für nur 20€. Die Preise mit denen sie anfingen waren gigantisch, normal bekommt man als Tourist immer den doppelten Preis, hier bekommt man manchmal den zehnfachen Preis. Für die Jeans wollte sie am Anfang 1250¥ haben, letztlich hab ich sie für 200 bekommen. Ich war ziemlich gut im Verhandeln, wobei ich keinen Cent von meinem Preis abgewichen bin. Wenn ich eine Sache fertig hatte, hat man mich gleich zum nächsten geschleppt, sodass ich irgendwann mit tausend Einkaufstüten dort raus kam. Und da ich nun so im Kaufrausch war, hab ich mein Konto leergeräumt und stand nun ohne Geld da. Ich hatte noch 2,5¥, wovon 1¥ für den Bus draufging und es nun kein Abendessen mehr gab. Es war Samstagabend, sodass ich bei keiner Bank mehr meine Travellercheques eingelöst bekam und auch das Konto zu Hause nicht vor Montag auffüllen konnte.
Am Sonntagmorgen hieß es dann früh aufstehen und um halb acht stand der Bus vorm Hotel. Wir waren ein kleines Trüppchen quer aus Europa und ein älteres kanadisches Pärchen. Unser Tourguide sprach gut Englisch und hat uns jede Menge erzählt. Zuerst ging es in irgendwelche Gräber. Großes Gelände, nicht viel zu sehen und tausende Touristen. Danach ging es in eine Jadefabrik, wo man uns wieder Zeug aufschwätzen wollte, an dem aber keiner Interesse hatte, da jeder nur zum Mittagessen wollte. Das gab es dann auch wieder an so einem runden Tisch mit Reisschüsseln und verschiedenen Beilagen. Wir hatten einige Neulinge in der Gruppe, die noch sehr ungeübt waren mit den Stäbchen und gut für Unterhaltung gesorgt haben. Danach ging es auf den Weg zur Mauer. Dort angekommen gab es nun die Möglichkeit mit einer Seilbahn hoch zu fahren (Jap, die Chinesen bauen hier überall Seilbahnen, sei es auf die heiligen Berge oder zur großen Mauer), wir haben uns aber dafür entschieden zu laufen, was wir aber schon nach wenigen Metern bereut haben. Ich bin definitiv noch nie in meinem Leben so viele Treppenstufen gelaufen. Es nahm einfach kein Ende. Dafür, dass wir erst dachten, wir hätten so viel Zeit auf der Mauer, haben wir die meiste Zeit mit dem Hochlaufen verbracht. Aber als wir endlich oben ankamen, hat sich das auf jeden Fall gelohnt. Auch wenn es noch ziemlich nebelig war, war es ein echt atemberaubendes Erlebnis. Unsere Gruppe hat sich, je nach Fitnesslevel irgendwann geteilt, ich war mit dem kanadischen Pärchen unterwegs, die schon nach nur 3 Tagen angestarrt werden, froh waren, bald weiter nach Japan zu kommen. 4Wachtürme sind wir abgelaufen, als unsere Zeit auch schonwieder rum war. Man konnte mit einer anderen Seilbahn runterfahren oder runter rodeln. Wir sind gelaufen, ich hätte eh kein Geld dafür gehabt. Wir waren alle total k.o. und froh, im Bus gleich schlafen zu können. Zurück in der Stadt schaffte man uns, anstatt zum Hotel, in ein Teehaus, wo wir im Halbschlaf noch Teeverkostung machen mussten. Es war zwar interessant und ich hab den besten Früchtetee in meinem Leben getrunken, aber wir wollten heim und auch dort hat keiner was gekauft. Irgendwie haben wir unsere Israelis verloren, sodass alles noch länger gedauert hat. Anstatt um fünf, waren wir dann um sieben endlich wieder zurück im Hotel. Bei mir meldete sich der Hunger und ich machte mich auf die Suche nach einer Food Street. Da ich keine gefunden habe, endete ich in einem Supermarkt und fand für meine restlichen 1,5¥ noch eine Packung Cracker und einen Lolli. Am Abend wurde ich wieder von Betty ausgefragt. Betty ist eine 18jährige Chinesin, die extra die Schule geschwänzt hat, um das erste Mal in ihrem Leben nach Peking zu fahren. Sie war nun so aufgeregt, dass sie nicht mehr aufhören konnte zu reden. Ihr englisch war gut und sie wollte alles über mich wissen. Als sie erfahren hat, dass ich mal in Barcelona war, wollte sie Bilder davon suchen, dann hat sie gesehen, dass da auch was von Paris steht, also wollte sie die auch sehen, dann London, Venedig, Dublin,… irgendwann hat sie so ziemlich alle Bilder gesehen, die ich auf dem Laptop hatte. Und sie wollte auch meine Heimat sehen und wollte wissen, wo denn da die Leute sind. Für Chinesen sind Bilder ohne Leute recht ungewöhnlich, da es hier kaum Plätze ohne Leute gibt. Als sie erfahren hat, dass wir nur 1000 Einwohner haben, wurde sie Stunden später noch nicht darüber fertig. Sie muss mich unbedingt mal besuchen, wenn sie genug Geld hat, nur um zu sehen, wie ein Dorf aussieht. Wer sich jetzt übrigens wundert, warum eine Chinesin Betty heißt… die suchen sich hier einfach einen Namen aus, den wir westlichen Menschen auch aussprechen können und nennen sich nun eben Betty, Timmy, Mandy, Lisa, usw. Es war dann mittlerweile nachts um halb zwei, bis sie genügend Bilder gesehen und Antworten gehört hat.
Gestern Morgen konnte ich nun auf die Bank und einen Travellercheque einlösen. Allerdings war das hier ein Staatsakt. In den bisherigen Ländern ging man einfach zur Hotelrezeption und bekam gegen Unterschrift und Pass sein Geld. Hier haben drei Bankangestellte, ca. eine halbe Stunde lang 20 verschiedene Formulare ausgefüllt, um mir dann meine 500¥ auszuhändigen. Endlich wieder flüssig machte ich mich auf den Weg in die andere Stadthälfte. Eigentlich sollte dort eine deutsche Bäckerei sein, aber ich hab nichts gefunden. Also ging es wieder in ein Nobelkaufhaus, wo ich am ersten Tag eine französische Bäckerei gefunden habe. Nach einem guten Frühstück ging es dann auf den Tiananmenplatz, dem größten öffentlichen Platz der Welt, wo ich Jagd auf Polizisten machte. Ich wollte mal einen mit im Bild haben, habe aber festgestellt, dass die jedes Mal, wenn man sie fotografieren wollte mit einem blöden Grinsen einfach in eine andere Richtung marschiert sind. Ging aber nicht nur mir so. Danach ging es in die verbotene Stadt. Früher durfte sie von der normalen Gesellschaft nicht betreten werden, heute wimmelt es von tausenden Touristen. Diese riiiiiiesige Anlage voll Tempel und Hallen beschäftigte mich über einige Stunden. Danach ging es in einen anliegenden Park, von wo man einen Blick auf die versmogte Stadt hatte und überall herrlich viele Blumen blühten. Mit schmerzenden Füßen ging es am Abend noch durch eine Food Street zurück zum Hotel. Ach ja, auf dem Weg bin ich nochmal zwei Stunden in einem dieser riesigen Supermärkte hängen geblieben, sodass ich auch erstmal meinen Rucksack ausmisten musste, um Platz für all die neuen Sachen zu schaffen.
Heute Morgen war ich drei Stunden mit Wäsche waschen beschäftigt, da der Trockner hier nicht wirklich gut funktionierte. Danach stellte ich erstmal fest, dass es in Strömen regnete. Also machte ich mich auf den Weg, nochmal die deutsche Botschaft zu finden. Da dort aber nur chinesische Wachmänner standen, hab ich gar nicht erst gefragt, ob die wissen, wo eine Bäckerei ist. Ich bin in die nächste Straße rein, vorbei an griechischen Restaurants und italienischen Cafés, ich wollte gerade aufgeben, als ich plötzlich ein Fachwerkhaus gesehen hab. Da bin ich nun in einem deutschen Restaurant gelandet, wo ich von Geschnetzelten mit Spätzle mal wieder so richtig satt wurde. Am Abend bin ich trotz mangelndem Hungers nochmal los, eigentlich um einen Briefkasten zu suchen, bin aber dann irgendwie in einem Restaurant gelandet, wo ich vom Nebenraum noch Pekingoper hören konnte, während ich meine Pekingente aß, die mega köstlich war.
Ok, die Zeit drängt, muss los. Mich erwartet eine 30Stunden Fahrt in die Mongolei.



















