top of page

Russland - Ein Land der Superlative und Gegensätze

Es geht an einen der letzten Blogeinträge, vorerst, die nächste Reise ist natürlich schon in Planung. Vier Tage verbleiben noch und dann ist die einst so lange Reise schon vorbei.

Der Zug hat mich nun am Donnerstag wieder ein Stückchen weitergebracht. Die Fahrt war wieder ziemlich öde, da nur alte Russen, die mich zwar wieder gut durchgefüttert haben, wir konnten uns allerdings wieder nicht verständigen. Mein letztes Buch hatte ich ja auf der letzten Fahrt fertig bekommen und habe es eingetauscht gegen den Da Vinci Code, eigentlich nicht so ganz mein Geschmack, allerdings hat es sich doch als gut entpuppt und ich hab es schon fast durch. Mein Bett war diesmal ein paar cm länger, es gab keine Musik und die Heizung wurde noch höher gedreht. Es gibt also immer wieder Unterschiede in den Zügen. Die Zeit verging ohne besondere Vorkommnisse und 33Std später kamen wir in Moskau an. Mein Rucksack wird immer schwerer und ich war ziemlich genervt, dass Bahnhof und Metrostation so groß und verwirrend waren, dass ich ewig laufen musste, bevor ich an die richtige Station kam. Für Moskau berühmt sind die prunkvollen Metrobahnhöfe. Ich habe es registriert, war aber zu genervt noch Fotos davon zu machen. Vier Stationen weiter hatte ich wieder so meine Probleme, einen Weg nach draußen zu finden. Der Stadtplan hat mir noch nichts genützt, die sollten mal einen Plan vom unterirdischen Moskau machen, das ist ziemlich komplex. Oben musste ich dann allerdings auch noch ziemlich weit laufen, mit all dem Gepäck, bis ich am Marriott gelandet bin… mein Hostel war daneben.

Nach einer schönen kalten Dusche ging es in die Stadt. Es war zwar schon acht, aber hier bleibt es ja lange hell. Russland ist zu teuer zum Essen gehen, also musste ein Supermarkt und eine Parkbank ausreichen. Die Einkaufsstraße hab ich schnell gefunden und mich durch ein paar Souvenirshops gewühlt und endlich Postkarten gefunden. Es war Freitagabend, in meinem Zimmer hatte ich keinen mehr angetroffen, also habe ich nur die Ausgehgewohnheiten der Russen beobachtet. Man trifft schon früh am Abend überall Betrunkene an, das Klischee der neureichen Russen konnte bestätigt werden, alle waren aufgedonnert, wie verrückt, keine Frau unter 5cm Absätzen (findet man aber auch tagsüber so vor), kein Mann ohne Handtasche (scheint hier voll modern zu sein), die Straßenmusiker haben immer jede Menge musikalische Unterstützung von Passanten, manche Gruppen betrunkener Jugendlicher ziehen mit Videokameras los, um den Mist festzuhalten, den sie machen, fast jeder läuft mit der Flasche Wodka durch die Straßen, oder wenigstens Bier, manche Gruppen bleiben stehen, um sich in der Fußgängerzone mit Champagner zu bespritzen, Rolex, Dolce&Gabbana und Louis Vuitton sind ständige Begleiter,… Auch die Autos haben sich hier in Moskau ziemlich geändert, waren bisher noch hauptsächlich russische Lada und alte, in Deutschland längst aussortierte, Modelle unterwegs, sind Audi, Mercedes und Lexus hier die üblichen Alltagsautos und man kann auch öfters mal Ferraris oder Lamborghinis durch die Straßen rasen sehen. Moskau ist also ein echt krasses Gegenstück des bisher gesehenen Russlands. Und von den Preisen hier möchte ich gar nicht erst reden, da ist ja sogar München noch billiger.

Naja, wo war ich eigentlich stehen geblieben? Ich bin dann jedenfalls irgendwann wieder zurück zum Hostel, hab voller Trauer die letzte Folge Desperate Housewives geguckt und dann nach und nach meine betrunkenen russischen Zimmernachbarinnen kennengelernt.

Am nächsten Morgen, nach einer ziemlich schlaflosen Nacht, hab ich mich dann mit Kamera auf den Weg zum Sightseeing gemacht. Riesiges Polizeiaufgebot, eine ellenlange Schlange und über 20€ Eintritt haben mich dann abgeschreckt, in den Kremlin zu gehen, von außen war gut genug. Ich bin dann also zu diversen Kirchen gelaufen, hab in einem Park Mittaggegessen und bin dann irgendwann am roten Platz gelandet, wo ebenfalls alles abgesperrt war. Die Schilder in Russisch ließen mich nur irgendwas mit евро entziffern, ich konnte mir aber nicht erklären, was es ist. Ein paar Cheerleader tanzten, es sah nach einem Programm aus, da ich aber nicht wusste was, zog ich weiter. Es gab keine besonderen Vorkommnisse und nachdem ich den ganzen Tag gelaufen bin, war ich froh, als ich mit schmerzenden Füßen wieder im Zimmer war. Am Abend wurde ich durch eine SMS darauf aufmerksam, dass ja Eurovision Songcontest ist… hat immer noch nicht klick gemacht. Ich war wieder alleine auf dem Zimmer und das Hostel war ziemlich groß und ungesellig, sodass ich dann halt aufm Laptop ARD geschaut habe. Bei der Punktevergabe, live vom roten Platz in Moskau… da hat es dann mal klick gemacht und ich wusste, was da los war. Tja, hätte ich das früher gewusst, hätte ich doch mal vorbei geschaut.

Die Nacht war wieder ziemlich schlaflos, da meine Zimmernachbarinnen wieder stinkend und betrunken heimkamen, über die Nacht hin verteilt. Um elf musste ich auschecken, nun sitze ich in einem Café und vertreibe mir die Zeit. Glaubt es oder nicht, aber für Reisende, die am Ende ihrer Reise noch Geld sparen wollen, hat Moskau nicht viel zu bieten. Was es zu sehen gibt, hab ich gesehen, alles andere ist zu teuer. Heute Abend bringt mich ein letzter Zug nach St. Petersburg, diesmal nur eine acht Stunden Fahrt und ich konnte noch ein unteres Bett ergattert, wo ich keine Probleme mehr haben werde mein Gepäck zu verstauen.

 

© 2015 by Christina Otto. Proudly created with Wix.com

  • Facebook Social Icon
bottom of page