
















Dafür, dass ich glücklich war, für die letzte Zugfahrt noch ein unteres Bett ergattert zu haben, musste ich schnell die Nachteile erkennen. Mein Gepäck war zwar schnell verstaut, jedoch kamen die anderen Damen nicht auf die Idee schlafen zu gehen. Da sie die oberen Betten hatten, haben sie auf den unteren gesessen und es war dann mittlerweile elf Uhr, bis ich mein Bett beziehen konnte, fast 12Uhr bis ich eingeschlafen bin und um 4Uhr kam der Schaffner schon, um uns zu wecken. Um 4:40Uhr kamen wir in St. Petersburg an. Es war zwar schon lange hell, aber es liefen trotzdem noch genügend unheimliche Gestalten herum, sodass ich gegenüber vom Bahnhof in ein Café verschwunden bin. Eigentlich war es kein teures Café, aber da ich mich nun mal in St. Petersburg befinde, bin ich 10€ für ein Frühstück losgeworden, das nur aus einem kleinen Cappuccino und einem Minicroissant mit Nutella bestand. Gegen sieben hab ich mich dann mal an all den Besoffenen und Pennern vorbeigemogelt und mich auf den Weg zum Hostel gemacht. Nach zweimal verlaufen und drei Pausen, da der Rucksack zu schwer war, bin ich dann irgendwann in einem runtergekommenen, verlassenen Barackenviertel gelandet, mit jeder Menge Diskotheken, Stripclubs, Müll und Besoffenen… ja, genau da war mein Hostel. Toll ausgewählt, nun wusste ich, warum es so billig war. Meine Unterkunft war in der letzten Baracke, aber von innen ganz ok. Ich durfte auch gleich mein Bett beziehen und bin umgehend in den Tiefschlaf gefallen.
Am Nachmittag ging es nach einer Dusche wieder raus. Am Tage sah das Viertel schon weniger unheimlich aus. Ein paar Meter weiter gab es ein großes Shoppingcenter, wo ich erstmal meinen letzten Reisescheck eingelöst habe, was wieder ein ziemlicher Akt war. Danach hab ich das Geld gleich investiert… die hatten wieder H&M und New Yorker. Und gegessen hab ich im Nordsee… es wird immer heimischer.
Gestern früh ging es dann los zum Sightseeing. Die Sonne hat den ganzen Tag geschienen, aber es wehte ein eiskalter Wind. Die Stadt ist der Wahnsinn, so viele tolle Gebäude, jede Menge schöner Parks, überall Flüsse und Brücken. Aber „Das Venedig des Nordens“ ist echt übertrieben! Da hab ich mir schon Hoffnung gemacht und kleine Gässchen, Kanäle, schöne Brücken, Autofreie Zonen, usw. vorgestellt, aber mit Venedig hat das hier nun wirklich nichts zu tun, nur weil sie viel Wasser haben, tzzz…die waren wohl noch nie in Italien! Naja, schön war es trotzdem. Mittag gab es bei guter irischer Musik, auf der Terrasse eines Pubs mit Blick auf den Fluss. Aber mit russischem Essen, fragt mich nicht nach dem Namen, jedenfalls irgendetwas mit Ferkel, war gut. Die Ermitage hab ich nur von außen gesehen, die Warteschlange war zu lang, der Eintritt zu teuer und das Interesse zu gering. Ich war schließlich auch in Paris, ohne im Louvre gewesen zu sein und hab nun auch nicht das Gefühl irgendwas verpasst zu haben. Was ist noch wichtig? Es gibt eine ganze Menge Bettler hier, manche Ecken sind ganz schön dreckig, halt eine ganz normale europäische Großstadt. Die Souvenirhändler sprechen hier Französisch, Deutsch und Spanisch und hatten so ihre Schwierigkeiten, wenn ich nur englisch mit ihnen sprechen wollte. Zu den „White Nights“ wollte ich eigentlich noch im Zentrum bleiben, hab mir dann aber überlegt, dass es wohl zu gefährlich wäre, alleine spät in der Nacht in meinem Viertel alleine herumzulaufen. Also war ich um zehn schon wieder zurück am Hostel, wo schon genug skurrile Leute draußen herumliefen. Die Sonne geht hier momentan erst kurz vor Mitternacht unter und bis es mal dunkel wird, ist es auch schon wieder hell. Man kann das gut beobachten, da ich hier eh nicht so schnell einschlafen kann, da all die Clubs in der Nachbarschaft doch ziemlich laut sind. Das ist vielleicht der Grund, warum die sich hier „Party Train Hostel“ nennen. Das passiert, wenn man zu geizig ist, mehr als zehn Euro für eine Nacht zu bezahlen.
Heute gammle ich hier so herum und freue mich, meine Liebsten bald wieder zu sehen. Bei meinen Flügen habe ich schon eingecheckt, ich bin also morgen um 13:40Uhr in Frankfurt. Heute Abend um zehn fliege ich erstmal nach Riga, wo ich die Nacht am Flughafen verbringen werde. Es regnet schon den ganzen Tag, also habe ich nicht das Bedürfnis irgendwohin zu gehen, sodass ich mir die Zeit noch im Hostel vertreibe. Keine Ahnung, ob ich morgen nochmal einen Blogeintrag schreibe, aber wahrscheinlich nicht. Das könnte also schon mein vorerst letzter Blog sein. Hier mal ein paar Daten zum Blog. Wenn ihr immer fleißig mitgelesen habt, dann habt ihr 66 DinA4 Seiten über Asien, 73Seiten über Australien und 73Seiten über Neuseeland gelesen, das macht zusammen 212Seiten… genug Stoff für ein Buch. Interessant, dass ich am Anfang kaum einen Eintrag hatte, der länger, als eine Seite war, jetzt könnt ihr froh sein, wenn ihr unter 5Seiten wegkommt. Es waren insgesamt 114 Einträge und mittlerweile hat meine Seite schon über 3100 Besucher. Ich werde sicher mal in den nächsten Wochen hören lassen, wo ich nun gelandet bin. Vielleicht könnt ihr ja in einem halben Jahr oder einem Jahr mal wieder vorbeischauen, vielleicht bin ich dann schon auf meiner nächsten Reise, vorausgesetzt ich bekomme genug Geld dafür zusammen. In diesem Sinne, danke, an all die treuen Leser, danke an all die Unterstützung und Geduld von Familie und Freunden und danke an all die neuen Bekanntschaften, die meine Reise erst richtig interessant gemacht haben. Thanks to all the people on my way, who helped me with my travels and let me be part of their lives, to learn about other cultures and a better way of life. Diese 14 Monate haben mein Leben gehörig verändert, ich sehe vieles mit anderen Augen, nirgends kann man in so kurzer Zeit so viel über sein Leben lernen, jeder Augenblick der Reise hat sich mehr als gelohnt, auch wenn ich so manche Tiefpunkte hatte. Jeder der darüber nachdenkt, dem kann ich nur sagen „DO IT!“. Es lohnt sich alles aufzugeben für dieses Abenteuer. Also, auf Wiedersehen!