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Wieder daheim...


Hier nun endlich der versprochene Eintrag, nicht nach zwei Wochen, sondern es ist nun schon mehr als zwei Monate her, als meine Reise geendet hat. Die Zeit vergeht schnell, es kommt mir jetzt richtig unreal vor, dass ich vor nicht allzu langer Zeit noch in fernen Ländern unterwegs war. Das Fernweh hat mich längst wieder gepackt und ich sehe mir öfters sehnsüchtig die Bilder an. Es war die beste Zeit meines Lebens – bisher – und die nächste Reise kommt bestimmt, Reiseziel steht ja schon fest.

Nun aber mal zum eigentlichen Geschehen: Am 31.5.2012 hat mich das Airbaltic-Flugzeug wieder zurück nach Frankfurt gebracht. Schon im Flieger wurde ich von meckernden Deutschen wieder auf die Heimat eingestimmt. Am Flughafen hab ich das erste Mal in der ganzen Zeit zwei Euro für einen Gepäckwagen zahlen sollen, die ich allerdings logischer Weise nach einer Reise noch nicht im Geldbeutel hatte (super System Deutschland!). Also musste ich meinen Rucksack selber schleppen. Auch am Gepäckband nörgelnde Deutsche. Sonst hab ich mir mit Aussteigen, Gepäck holen, usw. immer schön Zeit gelassen, an diesem Tag bin ich gerannt, da die Vorfreude aufs Wiedersehen so groß war. Und wie das so ist, mein Rucksack war bisher immer unter den ersten, an diesem Tag, wenn es mal schnell gehen soll, musste ich bald zehn Minuten warten. Ganz ohne Pass- oder Gepäckkontrolle konnte ich rausspazieren, wo die Familie mit großen Plakaten auf mich wartete. Nach vielen Tränen und Umarmungen ging es dann mit Bäckersbrötchen und Knackwurst als Begrüßungsessen zum Auto. Ich war zuhause! Man sprach wieder überall deutsch, die Autos hatten wieder deutsche Kennzeichen, mein Handy war nach langem nicht mehr in der Roamingzone, ich konnte wieder alles lesen, was irgendwo geschrieben stand, aber alles sah so anders aus, so neu, so ungewohnt. So grün hatte ich Deutschland gar nicht in Erinnerung.

In den nächsten Tagen gab es noch jede Menge Wiedersehen, Kaffeetrinken und Bilder präsentieren. Nur ein Wiedersehen lief nicht, wie ich es erhofft hatte: Mein geliebter Corsa… kaputt. Eine Woche hat es gedauert, bis er wieder einsatzbereit war, eine weitere, bis zum Normalzustand… eine harte Zeit für mich. Aber nun macht er mir mehr Spaß, denn je. Er hat das Jahr Stillstand mehr oder weniger gut überstanden und mir mehr oder weniger verziehen, dass er auf mich warten musste. In einem Jahr nur 35km gefahren, in den letzten zwei Monaten schon über 5000km. Ein geplatzter Kühler verschaffte mir nach drei Wochen noch eine abenteuerliche Heimfahrt von Erfurt. Der, im Gegensatz zu Nemo, geringe Verbrauch, bringt mich dazu, trotz der enorm hohen deutschen Spritpreise viel zu fahren. Und schließlich musste ich auch nutzen, dass ich endlich wieder mal so schnell fahren durfte, wie ich wollte auf unseren Autobahnen.

Es waren nun dann vier Wochen in der Heimat. Das versäumte Feiern gehen, musste in der Zeit mit durchtanzten Nächten jeden Donnerstag, Freitag und Samstag nachgeholt werden. Das deutsche Nachtleben ist auch nicht mehr das, was es einmal war, aber zumindest kann man wenigstens noch bis sechs Uhr morgens unterwegs sein.

Pünktlich zurück zur Fußball EM hatte ich noch ein paar schöne Abende, in der einzigen Zeit alle zwei Jahre, wo Deutschland ein Land ist und man Menschen sieht, die glücklich miteinander feiern und auch mal Flagge zeigen dürfen. Allerdings haben Hupcorsos und Feierei auch schon abgenommen, gegenüber den letzten Jahren.

Auch wenn ich froh war, Familie und Freunde wieder um mich zu haben, ich lebte immer noch aus dem Rucksack, die Reisekasse war leer und der deutsche Pessimismus, Stress und das Wetter gingen mir zu sehr auf die Nerven. Ich verlegte mein Basislager nach Südtirol, von wo aus ich mich nun nach einem Job in den Bergen umsah. Angekommen bin ich pünktlich zum Deutschland – Italien Spiel, nach dem ich meine Flaggen sicherheitshalber schnell vom Auto entfernt habe. In den nächsten Tagen konnte ich endlich mal Sommer genießen, habe mal einen kleinen Abstecher in die alte Heimat gemacht und vor lauter Freiheitssehnsucht mal eine Nacht mitten in den Bergen beim Wildcampen im Auto verbracht, im Schlafsack, der immer noch nach Mongolei roch. Nach nur einer Woche startete mein neuer Job als Bäckermeisterin im schönen Vipiteno. Italien ist nun also meine neue Heimat geworden. Die erste Woche Nachtarbeit war richtig hart, mittlerweile habe ich mich wieder ganz gut eingewöhnt. Meine Sachen hängen nun wieder in einem Schrank, ich schlafe jeden Tag im selben Bett und ich habe jetzt wieder eine offizielle Adresse. Der Alltag kehrt wieder ein, man geht mit Freunden weg, man geht am kurzen Wochenende feiern, man geht einkaufen, man geht arbeiten, man bekommt in wenigen Tagen endlich den ersten Lohn,… alles ist wieder so normal, dass ich in der zweiten Woche hier gleich schon mal wieder einen Ausflug machen musste. Abendessen in Venedig, bei großem Feuerwerk mit netten Leuten, Frühstück an der Arena in Verona und Eis essen am Gardasee. Ich habe eine tolle Gegend erwischt, die Sterzinger sind gesellige Leute, es gibt eine tolle Landschaft, die zum Wandern einlädt, nach Österreich sind es nur 16km, um zum Tanken zu fahren (italienische Spritpreise um die 1,80€ für den Liter Super) und auch ins richtige Italien ist es nicht weit. Einige Sprachprobleme gibt es noch, aber nun, wo die Probezeit rum ist und ich weiß, dass ich bleibe, werde ich nun fleißig italienisch lernen. Eine italienische Handynummer wird morgen auch endlich besorgt, im Fitnessstudio wird sich angemeldet und dann hoffe ich auf ein gutes Jahr in bella Italia.

Im November gibt’s das Visa für Kanada, danach kann die Planung losgehen. Wenn was feststeht, hört ihr wieder von mir, weil natürlich könnt ihr hier auch die Reisen mitverfolgen, die noch vor mir liegen. In diesem Sinne nochmal Danke an all die fleißigen Leser, danke an all die Unterstützung und das Verständnis von Familie und Freunden, danke an all die neuen Bekanntschaften, die die Reise erst richtig interessant gemacht haben. Auf Wiedersehen! Pfiat enk! Ciao!

 

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