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Ein Jahr im Zeitraffer


so, nun will ich mich mal wieder dem schreiben widmen. ihr habt nun schon über ein jahr nichts mehr von mir zu lesen bekommen... nachdem sich globalzoo von einem tag auf den nächsten mit kompletten datenverlust verabschiedet hat, gibt es nun einen neuen internetauftritt, die eigene website, die über die letzten monate mühsam bearbeitet wurde. und es sind immernoch über 50blogeinträge die online gebracht werden müssen und jede menge fotos. davon sind leider auch genug verloren gegangen, da vor 4wochen noch mein laptop geschrottet wurde. mit neuem laptop ausgerüstet, werde ich euch jetzt erstmal so grob erzählen, was so in den letzten 12monaten passiert ist: ich musste erstmal alle spuren von nicaragua beseiten... die flöhe bin ich recht schnell losgewesen. der schimmel an büchern, rucksack, usw war etwas schwieriger zu beseitigen. den dreck der klamotten hab ich gleich dort gelassen, indem ich meine klamotten dort verschenkt habe. das schaffte platz im rucksack, um alles voll mit hängematten, kaffee, rum, zigaretten und zigarren zu stopfen. nach und nach wurde auch das an alle besteller ausgeliefert. der letzte blog kam von irgendeinem flughafen, als ich auf dem weg war von nicaragua nach hause. da war ich dann pünktlich zu hause, um mich, vollkommen übermüdet, nach einem schnellen bad, fertig zu machen und drei tage kirmes durchzufeiern in meinem heimatdorf. super wochenende, aber ich brauchte erholung. ich glaube, ich war für 3wochen daheim, war zwischendurch noch leute besuchen, war in südtirol und dann noch in mannheim zu einem wochenendseminar im bäckerhandwerk. dann ging es wieder auf eine insel. der job war schnell gefunden, es hörte sich mal wieder vielversprechend an. ich tauschte nun sommerklamotten gegen die dicken wintersachen, der rucksack war voll. der billigflieger brachte mich von frankfurt hahn in das land, das schon im jahr davor mein reiseherz erobert hatte. ich landete im dunklen, grauen, regnerischen, kalten island. und ich musste in den nächsten monaten feststellen, WIE dunkel, WIE grau, WIE regnerisch, WIE kalt island wirklich sein kann. die deutsche personalmanagerin der bäckerei holte mich vom bus ab und fuhr gleich mit mir zu einer wohnungsbesichtigung. es war schnell beschlossen. ein zimmer in der innenstadt, recht ruhig gelegen, nur 20min fussweg zur arbeit, 10min fussweg in die fussgängerzone, 2min zum busbahnhof, eine nette isländerin in ihren 50ern, mit der ich mir küche, wohnzimmer und bad teilte. die 700€ warmmiete waren auch verhältnismäßig billig, also lies ich meine sachen gleich dort und unterschrieb den mietvertrag, wessen kaution mein chef hinterlegte. nachdem das erledigt war, fuhren wir noch in ein restaurant/hostel, wo ich meinen chef und seinen sohn kennenlernte. der nette eindruck sollte sich schon bald als falsch herausstellen. ich hatte noch einen tag zum ausruhen, bevor die arbeit losging. eine wirklich tolle bäckerei, exklusive produkte, super rezepte, keine chemie, ein australischer produnktionsleiter, der echt was vom handwerk verstand, beruflich hat mich dieser job viel gelehrt. ein super team, prima zusammenhalt, viele gemeinsame unternehmungen. allerdings war das große problem, die ständigen streitereien zwischen chef und produktionsleiter. und wie ich nach und nach mitbekommen habe, wollten sie den produktionsleiter gern raushaben und ich sollte übernehmen. allerdings führte das dazu, dass ich ständig ins schlachtfeld geriet und mich mehr und mehr zurückgezogen habe. ich habe versucht den chef so gut es geht zu meiden, indem ich die nachtschichten übernahm. manchmal bin ich ihm trotzdem begegnet, wenn er des nachts besoffen oder bekifft auf nahrungssuche in der backstube unterwegs war. aufgrund der nichtvorhandenen arbeitssicherheit in der produktion, stürzte unser australier so böse, dass er wegen einer ausgekugelten schulter für sechs wochen ausfiel und ich zwangsweise die leitung übernehmen musste. mein chef schleimte umso mehr und versuchte mich aufzuhetzen. ich hatte meine 12-16stunden schichten, hab aber dafür ganz gut verdient. allerdings hatte ich irgendwann von all dem rumgezicke dort so die schnauze voll, dass ich gesagt habe, ich geh an meinem geburtstag. also nach nur 5 monaten hab ich aufgegeben. gott sei dank! es spielten natürlich auch noch andere gründe mit: kälte, nässe, dunkelheit. es war winter und z.b. im dezember hatten wir noch 1,5std tageslicht. und die hab ich meist gar nicht mitbekommen, da ich im bett lag und nach meinen nachtschichten geschlafen habe. aber das leben dort hat mir trotzdem gefallen. ich würde mal sagen, dass ist das land, in das ich mich am schnellsten integriert habe. ich habe tolle menschen kennengelernt. reykjavik ist eine sehr junge, internationale, tolerante stadt. zum einen die vielen ausflüge mit den arbeitskollegen, sei es bowling, paintball, parties, pizzaessen, bootstour, ikeaausflug, usw. dann habe ich durch couchsurfing viele leute kennengelernt. es gab jeden donnerstag ein treffen, meistens immer mit den selben einheimischen oder neueinheimischen, aber auch mit touristen, von denen einige noch in kontakt mit mir stehen. wir waren eine eingespielte truppe, wir wussten, in welche bars wir die touristen danach noch schleppen. und da das alles gut ankam, rief ich eine neue veranstaltung ins leben: den pubcrawl (kneipentour) für couchsurfers. alle zwei wochen trommelte ich die leute zusammen. viele stammgäste und eben auch wieder die touristen mit denen es immer wieder lustig war. die truppen waren immer unterschiedlich, manchmal waren wir nur zu 7 und hatten unseren spaß, einmal aber sogar 26leute, womit ich etwas überfordert war, insbesondere, wenn man total übermütige kanadische jungs dabei hat. es hat spaß gemacht und ich bin immernoch traurig, dass ich keinen nachfolger für mich finden konnte. und das mit den kneipen war so eine andere sache... ich weiß nun warum skandinavische länder so ein alkoholproblem haben. die kälte und die dunkelheit zehrt an den nerven. man kann nicht viel machen. entweder man sitzt zuhause und schaut fern (und so sind die dort oben zum glück nicht), oder man geht in die stadt. und da sitzt man in den buchläden und cafés, die um 22uhr schließen und dann in den bars, die um 2uhr zu machen. oder man geht eben schon um 14uhr in die bars. das bier ist teuer, um die 7€ für einen halben liter. zigaretten auch, 9,50€ für eine schachtel. eigentlich genauso wie alles dort, seien es weintrauben für über 8euro, oder unser brot für 10€ (750g). alles ist eben sau teuer. nur der sprit war vergleichbar mit deutschen preisen. wenn man mal nicht in den bars oder buchläden unterwegs war, dann gab es noch die nordlichter... absolut unbeschreiblich! aber auch, wenn ich sie schon über 15mal gesehen habe, sie waren immer wieder besonders, immer wieder anders, immer wieder atemberaubend. allein der moment, wenn man zum hafen geht und touristen schreiend und weinend angerannt kommen, weil sie so glücklich sind nordlichter zu sehen. jedem, wirklich JEDEM kann ich nur nahelegen, einmal in seinem leben in den norden zu reisen, um die lichter zu sehen. es ist einfach unbezahlbar! reykjavik ist eine tolle stadt. eigentlich wollte ich nie in eine großstadt, aber reykjavik ist einfach so schön gemütlich, so gar nicht wie eine stadt und doch wie eine. nach wenigen wochen kennt man sich einfach. man kennt jeden ladenbesitzer in der fussgängerzone, jeden türsteher in den bars, jeden deutschen der irgendwo arbeitet, jeden studenten der irgendwo auf freibier lauert,... man weiß schnell, wo man was bekommt, man kennt jedes café, jede bar, jedes restaurant. ok, man muss das auch wissen, weil man ständig touristenauskunft ist. ich könnte jetzt eigentlich noch lustig so weiter schreiben... es gab natürlich auch ein paar ausflüge raus aus der stadt. seien es abendliche kurztripps zu den heißen quellen des hotrivers, oder bustripps mit der studentenverbindung, oder mein besuch im hohen norden bei meinem schweizer freund, oder wochenendtripps in den süden, oder per anhalter irgendwelche spontantripps, ... es ist einfach ein wahnsinnig tolles land, wenn man mal über kälte und dunkelheit hinweg sieht. ein paar besondere menschen sind hier noch zu erwähnen: die hamburger großfresse, mit der ich viiiiiiele std in unserer stammkneipe verbracht habe, mit der der kontakt hoffentlich noch ganz lange erhalten bleibt. mein schweizer bergmensch, der mich öfters besucht hat, wenn er mal das wilde nachtleben reykjaviks genießen wollte und der auch immer einen schlafplatz für mich hatte, wenn ich mal die stille der berge im norden genießen wollte. meine isländische auszubildende, die mir jede noch so beschissene schicht mit ihrer absolut sonnigen art wieder lustig machte. der isländische reiseführer, der mich in seinem jeep die 500km per anhalter zurück in die hauptstadt brachte und mir dabei tausende geschichten über island erzählte. mein marokkanischer friseurfreund, den ich jede woche beim billiardspielen zur verzweiflung brachte. mein isländischer couchsurfingkollege, der mir bei einigen kneipentouren und ausflügen mit rat und tat zur seite stand. und der wohl verrückteste mensch, dem ich je begegnet bin: ein franzose, der zu oft "into the wild" gelesen hat. er hat vor drei jahren sein leben bei seinen stinkreichen eltern aufgegeben, um zu reisen. er wollte mit seiner vergangenheit nichts mehr zu tun haben. ihn habe ich auch über couchsurfing kennengelernt und schnell herausgefunden, dass er mein nachbar war. nur drei häuser neben mir wohnte/arbeitete er in einem kleinen hotel, was in den monaten mein zweites zuhause wurde. erst bin ich fast täglich auf ein schwätzchen bei ihm vorbei, habe immer nachgesehen, welche touristen er da hat, mit einigen haben wir ausflüge gemacht oder lustige abende verbracht. und dann den letzten monat, nachdem ich job und wohnung gekündigt habe, hab ich dort immer ein zimmer gehabt und habe ihm dafür mit dem hotel geholfen. ein sehr inspirierender mensch, der auch ohne geld um die welt kommt (mehr oder weniger). er hat unseren traum wahr gemacht und ist nach seinem islandaufenthalt noch nach grönland gegangen mit dem frachter. allerdings hat er dort nach 3wochen realisieren müssen, dass das leben nicht finanzierbar ist und es hat sich auch kein weiteres schiff gefunden, dass ihn mit nach kanada hätte nehmen können, sodass er rüber fliegen musste. sein ziel war es dann per anhalter rüber nach alaska zu kommen, was daran scheiterte, dass die kanadier wohl auf der ostseite nicht anhalterfreundlich sind. dann kaufte er sich ein fahrrad, um tausende km rüber zu radeln. allerdings scheiterte es daran, dass er nirgends sein zelt aufschlagen durfte. nach soviel abweisung hatte er dann die nase voll, buchte sich einen rückflug nach europa, bekam aber dann einen tag vor abflug noch eine mitfahrgelegenheit nach mexico und entschied sich dann um. in mexico opferte er sein letztes geld, um sich ein pferd zu kaufen. ja. ein pferd. mit dem dürren mexicanischen klappergestell wollte er dann mit sack und pack runter bis feuerland reiten. tolle idee, allerdings etwas undurchdacht. er kam schon ein ganzes stück weit, schaffte es schon fast bis ans andere ende mexikos, aber dann kapitulierte sein nicht trainiertes pferd wegen erschöpfung. auf facebook rief er eine spendenaktion ins leben, um die tierarztkosten zusammen zu bekommen. er blieb einen monat im selben ort, trainierte sein pferd, bekam jedoch partout keinen job. das geld wurde immer weniger, er schaffte sich noch einen hund an, als wäre das pferd nicht teuer genug. dann baute er sich eine kleine kutsche, die das pferd dann ein paar weitere hundert kilometer durch mexico zog. naja, das pferd hielt durch, allerdings war irgendwann der letzte cent verbraucht und er war am ende. die eltern nach geld zu fragen, war keine möglichkeit für ihn, also rief er die nächste facebook-spendenaktion ins leben, um geld für den flug zu bekommen. gesagt, getan, pferd und hund sind nun auf einer farm untergebracht und er wieder in frankreich auf jobsuche für unbestimmte zeit. so sollte es dann wohl doch nicht laufen das reisen um die welt ohne geld... also zusammenfassend sei zu sagen, island war eine tolle zeit... zu ostern mit der familie am bodensee, dann eine woche mit meinem kleinen cousin in südtirol, dann für den kompletten sommer mehr oder weniger zuhause. ich war wohl so oft krank, wie noch nie in meinem leben. kleine und große wehwehchen, krankenhaus und jede menge ärzte und medikamente. auch jetzt bei abreise, hab ich noch mit meiner gürtelrose zu kämpfen. ich hoffe wirklich, dass sich das mal wieder normalisiert in einem warmen land. die größte aufgabe des sommers war meine haushaltsauflösung. über ebay kleinanzeigen hab ich mir mit jede menge arbeit und ärger, knapp 1000€ mit dem ausräumen von wohnung und garage verdient. immernoch ist genug übrig, was in umzugskisten verpackt nun in meiner leeren küche steht. jede menge zeug wanderte zu den flüchtlingen. und einiges ist immer noch im internet zu finden. ständig unterwegs, festivals, konzerte, kurztripps, ausflüge, see, urlaub, freunde und familie besuchen und einen schönen sommer in der heimat genießen. bleiben wollte ich bis nach der kirmes, was auch trotz fetter erkältung und mittelohrentzündung noch ein echt gutes wochenende war. danach ging es nochmal kurz für eine woche in die alten gegenden. noch im rauschzustand ging es am montag erstmal nach bayern. am nächsten tag an den sonnigen chiemsee, wo der wind aber zu extrem war, um mit dem boot zu fahren. dann weiter nach leogang ins salzburger land, die ehemaligen chefs besuchen und im ehemaligen stammrestaurant essen. dann am späten nachmittag noch hoch auf den großglockner. nach einer kalten nacht auf eisiger höhe zum mittagessen ins sonnige lienz in osttirol. und von dort dann für 4tage ins schöne südtirol. wieder daheim, hieß es sachen packen und verabschieden. das tschüsssagen am freitag abend ist ausgeartet in eine echt gute abschiedsparty mit vielen tränen und nur 1,5std schlaf vor der abreise. es war seit 6jahren auswanderung die längste zeit, die ich mal zu hause verbracht habe. und das hat den abschied natürlich auch viiiiel schwerer gemacht. ok, nun hätte ich fast meine aktuelle reise ganz vergessen... ich sitze gerade im fernbus. vor ein paar wochen habe ich begonnen, meine reise nach australien zu planen. natürlich etwas nachlässig, sodass ich letzte woche feststellte, dass ich ein visum für indien brauche und daher immer noch nicht weiß, ob ich überhaupt reinkomme oder für 19std in der transitzone festsitze. um wieder die skeptiker auszubremsen, die meinen, ich müsse reich sein, um solche reisen zu finanzieren... busse und flüge mit all den stopps für gesamt knapp 600€. wäre auch billiger gegangen, aber ich wollte ja noch ein bisschen was von der welt sehen. eigentlich war geplant, vorher noch den jakobsweg zu gehen, was sich krankheitsbedingt, wie auch schon im frühling, wieder erledigt hatte. dann war geplant, überland über den balkan zu reisen, was sich flüchtlingsbedingt erledigt hatte. also kam ich auf folgende route: am samstag ging es mit dem auto runter nach südtirol, noch ein paar zu kurze tage mit der familie verbringen. heute dann mit dem fernbus erstmal nach münchen, wo ich mich nochmal kurz mit einer reisefreundin treffen konnte (in russland kennengelernt, viele nächte mit ihr in münchen gefeiert, und sie hat mich letztes jahr in nicaragua besucht). dann ging es mit dem nächsten bus nach memmingen. von dort hab ich meinen flug nach skopje, mazedonien. nach 2 nächten geht es mit dem bus weiter nach sofia, bulgarien. eine nacht dort, dann flug nach dubai. nach zwei nächten (24€ pro nacht in einem schlafsaal!!!) weiter nach mumbai, indien. nach 19std aufenthalt weiter nach singapur. und dann bin ich am 20.10. in perth, wo mich rebecca (auf der farm habe ich 2012 schon einen monat gearbeitet) vom flughafen abholt. überglücklich wieder australischen boden unter den füßen zu haben, werde ich dann von dort auto und job organisieren. und nun kommt der unterschied zu meinen bisherigen reisen: ich werde nicht allein reisen. ja, schon den ganzen sommer in einer beziehung, kommt mein freund im januar nach. ein jahr ist erstmal geplant und mit working-holiday-visum für uns beide bewilligt. und dann wird man sehen, ob noch ein zweites jahr hinzukommt. oder noch länger...? oder viel kürzer...? wer weiß das schon... wie ihr wisst, ändern sich meine pläne immer sehr schnell... ich reise mit leichtem gepäck. nur 14kg füllen nicht mal meinen rucksack. viele überlegungen, was ich vergessen haben könnte, aber nein... 10kg meines gepäcks haben gestern schon in einem paket, dass schon drei wochen unterwegs ist, das andere ende der welt erreicht. nun muss ich nur noch hoffen, dass der zoll es frei gibt, sodass es da ist, wenn ich dort ankomme. ein langer blog, aber eigentlich war das nun sehr kurz gefasst für ein ganzes jahr. ihr hört jetzt also wieder öfters von mir... willkommen zurück an all die globalzoo-fans! willkommen auch an alle neuen leser!

 

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