um nun mal vom thema auto wegzukommen, hier ein paar andere erlebnisse...
noch vor meinem autokauf hatte ich einen job klargemacht. Mit der jobsuche lief es folgendermassen: ich hatte im internet eine stellenanzeige geschaltet und in den ersten drei tagen auch schon genug angebote bekommen. 4Baeckereien wollten mich gleich sponsern. Dabei hab ich schon so oft gehoert, wie schwer es hier in australien sei, einen betrieb zu finden, der das macht. Aber soweit bin ich ja noch gar nicht. Ich will ja erstmal umherreisen. Also hab ich denen schonmal abgesagt. In einer baeckerei habe ich ein vorstellungsgespraech gehabt. Das war gleich um die ecke. Rebecca war ganz begeistert, dann haette ich bei ihr wohnen bleiben koennen. Aber ich war von dem gespraech nicht so begeistert. Eine typisch australische baeckerei, die ueberhaupt nicht wussten, was der deutsche meisterbrief ist. Sie hatten grossproduktion an pies (=australisches nationalgericht, blaetterteigkuechlein gefuellt mit allen moeglichen deftigen fuellungen) , hatten schon viele auszeichnungen dafuer bekommen. Fuer brot interessierten sie sich nicht, das wuerde sowieso keiner kaufen. Sprach mich alles nicht so wirklich an. Und dann hatte ich von einer deutschen facebookgruppe erfahren, dass es hier im sueden eine tolle baeckerei gibt. Allerdings war die recht schwer zu finden. Keinerlei informationen im internet. Irgendwie hab ich dann doch noch ueber zehn ecken eine telefonnummer bekommen und dort angerufen.
Ein gotthardt meldete sich, also konnten wir schnell auf deutsch umschwenken. Er musste am naechsten tag seine frau an den flughafen bringen, die fuer einen monat nach deutschland flog. Also kamen sie bei uns vorbei, fuer ein kurzes vorstellungsgespraech. Er wollte soweiso jemanden fuer die saison haben, ich such einen job fuer die saison. Es war schnell per handschlag besiegelt. Ich hatte den job.
Hier arbeite ich nun zum teil in der yallingup woodfired bakery, wo wir unter extrembedingungen von ueber 50grad arbeitstemperatur in drei holzoefen brot backen. Weissbrot, roggenbrot, mischbrot und fruechtebrot. Keine riesen auswahl, wie in manch anderen baeckereien, aber die leute kommen von ueberall her, um sich nachmittags das frischgebackene brot abzuholen. Keine nachtarbeit, die kunden sind wohl erzogen. Und zum anderen arbeite ich im yallingup gugelhupf. Die baeckerei hat er erst vor einem jahr eroeffnet. Gebacken werden dort 5verschiedene sorten gugelhupf und jeden tag ein paar broetchen. Dort bin ich dann auch fuer den verkauf zustaendig, bin im kontakt mit den kunden und habe schon so einige interessante leute kennengelernt. Dafuer, dass ich eigentlich erstmal halbtags anfangen sollte, verdien ich schon mit einer 20std woche das doppelte als in deutschland. Und bei lediglich 9-19%lohnsteuer die abgezogen wird, ohne sonstigen sachen mit denen sich der staat bereichert, bleibt da schon recht viel haengen. Also geld genug zum sparen, job der spass macht, gute arbeitszeiten, gutes team,...da bin ich jetzt schon traurig, dass es nach ostern wieder weiter geht.
Den job hatte ich, also bin ich ein paar tage (als ich mein auto startklar hatte) spaeter erstmal runter gefahren, hab mir die baeckerei angesehen, hab mir vom chef ein wenig die gegend zeigen lassen. Und ich brauchte natuerlich noch eine wohnung. Dafuer hatte ich mir drei vorstellungsgespraeche ueber helpx ausgemacht. Helpx ist das, was ich all die jahre ueberall mal gemacht habe: ein paar std farmarbeit im gegenzug zu unterkunft und verpflegung. Fuer diesen langen zeitraum von 5monaten wollte ich aber nur unterkunft, einen koch brauchte ich nicht auch noch, waeren nur mehr std arbeit gewesen.
Ein angebot war, das grundstueck eines rentnerpaerchens in schuss halten. Das war allerdings in einem wohnviertel fuer rentner, nicht unbedingt meine erste wahl zum wohnen. Die zweite stelle war in einem blumenhandel. 5Tage die woche, 2std pro tag blumen schneiden usw. Klang ganz gut, war auch recht nah an arbeit, aber ich haette ein zimmer neben dem buero in der scheune gehabt und haette 200m zum haus laufen muessen, um bad und kueche nutzen zu koennen. Und dann war da noch die schaffarm, auf der ich nun auch lebe. Eine frau in ihren 50ern, geschieden, alle kinder aus dem haus, arbeitet schichten im krankenhaus. Es gibt aber eigentlich nur noch einen alten kleinen hund und vier huehner. Die 500schafe waren die ersten wochen noch da. 6Kleine laemmer haben mich taeglich in den wahnsinn getrieben. Sie passten noch durch den zaun und ich musste sie staendig aus dem garten verscheuchen. Die schafe gehoerten aber schon nicht mehr ihr. Durch die scheidung konnte sie all die arbeit nicht mehr allein bewaeltigen und hat die schafe mit den weiden verpachtet. Der neue besitzer hat sie dann vor 3wochen alle verkauft/geschlachtet. Also ist nun ruhe hier. Kein “maeh” mehr mitten in der nacht. Kein laemmer jagen mehr am fruehen morgen in schlafanzug und flipflops.
Ich wohne hier in meinem eigenen kleinen haeuschen. Schlafzimmer, bad, kueche und (am wichtigsten) grosse terasse. Ich hab zwar auch einen fernseher, hab ihn aber nie benutzt. Der ist ueberfluessig in dieser tollen gegend. Da sitz ich doch lieber abends nach getaner arbeit gemuetlich mit einem kuehlen drink auf der terasse, les zeitung und geniesse die stille und die tollen sonnenuntergaenge. Es ist eigentlich mitten im nirgendwo. Handyempfang hab ich nur ab und zu mal ganz schwach. Internetempfang so gut wie gar nicht, da aergere ich mich eigentlich staendig nur mit rum. Unsere nachbarn sind 2km entfernt. Ansonsten nur kuehe und schafe und kaenguruhs um uns herum. Gut gelegen zwischen den orten: 20km nach dunsborough, 18km nach margaret river, 27km nach busselton. Busselton ist der groesste ort, dort findet man alles was man so braucht, aber eigentlich auch wieder nicht. Wenn man wirklich richtig einkaufen will, muss man dann schon eher in die stadt fahren, also die 80km nach bunbury oder eben die 200km nach perth und umgebung. Dunsborough und margaret river haben kleine supermaerkte, ich nutze die post dort und die buechereien fuer internet. Aber sonst gibt es da nur touristenshops oder teure surfer shops. Zu den straenden sind es keine 10km, genug auswahl. Zur arbeit fahre ich 20-30min, kommt darauf an, wieviele touristen unterwegs sind. Ich finde es toll hier. Eine super schoene gegend. Die kueste direkt vor der haustuer, viele waelder, viel gruen, beruehmt fuer jede menge wildblumen, die wueste ist auch nicht weit, man hat alles, was australien so ausmacht. Und es ist eine weinregion. Also alles voll mit noblen hotelkomplexen, edlen weinguetern, brauereien und touristenhochburgen. Aber eben alles so gut verteilt, dass man trotzdem auch genug ruhige plaetzchen findet, wenn man das will.
Ich hatte nun also arbeit und wohnung organisiert. Ich war hier unten fuer zwei tage. Und als ich all die vorstellungsgespraeche/2std auf der veranda sitzen und bier trinken dann mal hinter mir hatte, hab ich mir den kuerzesten campingplatz im wald gesucht und bin dort noch hingefahren in der daemmerung, wo ich schon die ersten 2 kaengaruhs ueberfahren habe. Sie waren einfach ueberall! Wiesen voll mit hunderten von ihnen. Ueberall sprangen sie ueber die strasse. Naja, es sollten nicht die letzten zwei bleiben.
Ich kam irgendwann im dunkeln dort im wald an, suchte mir den naechstbesten stellplatz und packte schnell mein kochzeug aus. Meine nachbarn waren nicht daheim, die wohnwagen waren dunkel. Allerdings hatte ich zwei kaenguruhs direkt neben mir. Ich beobachtete sie die ganze zeit, sie waren keine 3meter entfernt, aber sie haben sich zum glueck nicht fuer mein essen interessiert. Es war recht schwierig zu kochen, die campinglampe war kurz davor den geist aufzugeben. Also gab es nur nudeln mit nichts. Der erste test fuer die campingsachen. Lampe war durchgefallen. Feuerzeug war leer. Aber sonst ging alles. Ich hatte das campen scheinbar wieder verlernt. Ich lies naemlich die ganze zeit, waerend ich mit kochen beschaeftigt war, die tueren hinten offen. Warum man das nicht tun sollte, hab ich am naechsten tag gesehen.
Ich hatte meine nudeln fertig, hab noch eine angefangene flasche wein von den beiden maedels in der box gehabt und machte es mir damit auf meinem stuhl gemuetlich. Neben mir noch die beiden pelzigen freunde, ueber mir der unbeschreibliche australische sternenhimmel und nur das rauschen des windes zu hoeren. Waaaaaaaahnsinn!!! die freiheit hat mich wieder! Wie hab ich das vermisst. Es wurde recht frisch, sodass ich mich schon um halb zehn ins bett verkroch. War auch gut so, da ich am naechsten morgen frueh aufstehen wollte, um weg zu sein, bevor der ranger kommt, damit ich mir die 10$ gebuehr sparen konnte. Ich hatte meinen wecker auf sechs uhr gestellt, wurde aber schon um halb sechs wach wegen einem auto. Der ranger. Verdammt! Der war frueh dran. Nagut, nun hatte er mich eh schon gesehen, also konnte ich auch noch in aller ruhe fruehstuecken und aufraeumen. Um acht kam er dann nochmal, wo ich ihm den umschlag mit dem geld gegeben hab. Konnte ich doch keine zeche prellen. Zum fruehstueck lernte ich auch mal meine nachbarn kennen. Also gab es frisch gekochten kaffee, ohne dass ich meine kochutensilien wieder rausholen musste. Es waren grey nomads. Das sind die rentner australiens. Es gibt unzaehlige von ihnen. Auch auf meiner letzten reise habe ich schon einige kennengelernt und jede menge tipps von ihnen bekommen. Sie verkaufen alles was sie haben, kaufen sich ein wohnmobil und reisen den rest ihres lebens der sonne nach. So will ich auch mal meine rente verbringen.
Irgendwann packte ich meinen kram wieder zusammen und machte mich auf. Ein paar km weiter kam man an die kueste, wo ich noch ein wenig den wanderwegen folgte und die atemberaubende aussicht genoss. Danach fuhr ich nochmal zur baeckerei, wo mir auch die restlichen arbeitskollegen noch vorgestellt wurden und ich mit brot und gugelhupf eingedeckt wurde. Dann machte ich noch einen ausflug zum leuchtturm. Weitere tolle kuestenabschnitte und mit etwas glueck konnte man zu der zeit auch wale sehen. Aber dieses glueck hab ich noch nie gehabt. Dann fuhr ich wieder die 3std zurueck nach barragup.
Ich bastelte weiter am auto, das bett hatte den test bestanden, ich raeumte noch ein bisschen hin und her. und da fand ich den grund, warum man abends nicht die tueren auflassen sollte: eine richtig fette kakerlake im auto. Mit der hatte ich die nacht mein bett geteilt. Gut, dass ich die nicht vorher entdeckt habe. Man glaubt garnicht wie eng so ein autobett sein kann in einer panikreaktion. Ich brauchte eine weile, um sie da rauszubekommen, naja, eher gesagt, hat rebecca meine schreie gehoert und mir dabei geholfen. Es war eine buschkakerlake, die gibt es unten im sueden, die hab ich also mit hoch gebracht. Aber schoen war sie. Schwarz mit weissen streifen an den seiten. Aber trotzdem hat sie nichts in meinem auto zu suchen!
Fortsetzung folgt...