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Das Rodeowochenende

An dem wochenende stand noch ein ausflug an. Das boddington rodeo. Das groesste rodeo in westaustralien. Eigentlich wollten wir zu dritt hin, aber die kleine wurde krank und ich bin letztlich alleine gefahren. Aber ich musste das nutzen. Beim letzten mal hatte ich schon alle rodeos verpasst, als ich im februar her kam. Und ich wollte einen vergleich zum nicht so schoenen amerikanischen rodeo in austin, texas. Ich fuhr erst samstag mittag hin, 2std fahrt richtung osten. Es war zwar das groesste hier, aber kein vergleich zum 35.000leute ami-rodeo. Also schoen gemuetlich, man hat noch jede menge leute kennenlernen koennen. Ich suchte mir ein schattiges plaetzchen, musste dafuer aber dann 5std stehen. Aber in die sonne haette ich mich nicht freiwillig gesetzt. Da mich jetzt einige tierfreunde gern ohrfeigen wuerden... mir geht es beim rodeo eigentlich eher um die ganze atmosphaere. Cowboys, pferde, countrymusik, staub, sonne, westernfeeling... ich liebe es. Ich konnte mal wieder meine teuren cowboystiefel und meinen blingblingwesternguertel anziehen, cowboyhut und karohemd,...so koennt ich immer leben. Buckelnde pferde und bullen, ja, find ich toll. Dabei werden ja auch eher die menschen verletzt und nicht die tiere. Und die menschen bekommen kein mitleid von mir, die tun es ja schliesslich freiwillig. An dem tag gab es ein gebrochenes bein, ein eingequetschter rodeoclown und ein cowboy, der so boese auf den ruecken gefallen ist, dass er ausgeschaltet war und wahrscheinlich erst im krankenhaus wieder aufgewacht ist. Das stierwrestling ist schon wieder was anderes. Das hab ich schon in amerika nicht gemocht und auch hier bin ich dann solang essen gegangen, um das nicht mit ansehen zu muessen. Ja, das wird auf farmen so brutal gemacht, um die tiere wieder einzufangen, aber deswegen muss man das nun wirklich nicht zur belustigung des publikums machen. Und der rest, wenn cowgirls um tonnen reiten oder kaelber zusammengetrieben werden, das find ich alles harmloser als irgendwelche zirkustiere oder sonstige tierquaelerei. Also ja, egal was mir meine tierschuetzerfreunde sagen, ich mag rodeos!

Als das haupte rodeo vorbei war, gab es noch live-musik in der scheune. Ich schlenderte noch ueber den kleinen markt, als ich ein bekanntes gesicht sah. Ha! Unglaublich, haette nicht damit gerechnet, dass ich dort jemanden kennen koennte. Es war lydia, die deutsche, die mir ihr auto verkaufen wollte. Die, die mit ihrem papa unterwegs war. Ich stand fast zwei std bei ihnen, sie hatte nette chefs, half noch beim abbau. Sie hatte spontan fuer das wochenende diesen job bekommen und war deswegen dort. Das auto war verkauft, der papa auf dem heimweg und sie drei tage spaeter auf dem weg nach melbourne.

Nachdem ich mir dann noch meine jacke geholt hatte, kam ich in die scheune und war eine der wenigen nuechternen. Ich hatte was verpasst, die waren alle schon stockbesoffen. Ich musste schnell aufholen. Ich wollte ja sowieso mal das australische bier probieren. Das hatte ich auf meiner letzten reise noch nicht getan, da ich zu der zeit noch kein biertrinker war. 5$, also umgerechnet ca 3,50euro fuer eine 0,3l dose und dann schmeckte es echt kacke. Mhhhh, naja, nach dem zweiten wurde es besser. Ich kam mit ein paar australiern ins gespraech, die ihre kinder alle noch dabei hatten bis nach 22uhr, hier vollkommen normal. Und ich hatte das naechste jobangebot, auf einem pferdegestuet mitten im nirgendwo. Also an jobs fuer backpacker mangelt es hier definitiv nicht.

Fuer die, die das nicht mitbekommen hatten: ich hatte in island nach 8jahren wieder mit dem rauchen angefangen., auch den sommer in deutschland konnte ich nicht damit aufhoeren. Mein ziel war also gesetzt, mit start der reise das rauchen wieder aufzugeben. Als backpacker hat man einfach kein geld fuer den scheiss. Die ersten 2tage hab ich durchgehalten, bis ich die nuernbergerin in mazedonien traf, die mir die ganze nacht zigaretten spendierte. Aber danach war wieder gut. Bis eben zum rodeo. Bis dato hatte ich auch kein bier mehr getrunken, da bier die sucht nach zigaretten anregt. Aber nach vier bier, konnte ich auch der sucht nicht mehr standhalten. Allerdings waren auf diesem fest keine zigaretten zu bekommen. Nein. Gibt es in australien am abend nirgends mehr zu kaufen. Verdammt! Das machte mich nun wahnsinnig. Also endete ich draussen in der raucherecke, beim schnurren. So kam ich mit zwei alten cowboys ins gespraech, lernte in den std die halbe rodeogesellschaft kennen und hatte freibier die ganze nacht. Puh...ich weiss nicht mehr genau, wie ich ins bett gekommen bin, ich wachte jedenfalls in klamotten am naechsten morgen auf mit dickem kater und ich konnte mich selbst nicht mehr riechen vor lauter zigarettengestank. Ich glaub, dass war das, was mir den rest gegeben hat, seither hab ich keine zigarette mehr angefasst, auch nicht, wenn ich bier getrunken hab. Und ich freu mich immer wieder, wenn ich an meiner lederjacke rieche und die seit monaten mal nicht mehr nach kaltem rauch stinkt. Ich hoffe, dass bleibt auch dabei. Und zumindest war dieser entzug auch nicht so schlimm, wie der letzte. Beim letzten war schokolade mein ersatz, was dann eben zu wesentlich mehr speck auf den hueften fuehrte. Diesmal ist eben reisen mein ersatz, genug ablenkung von der sucht.

Am naechsten morgen bewegte ich mein auto also erstmal nirgends wohin. Es war noch zuviel alkohol verblieben. Ich streifte durchs dorf. Ueberall leute, denen es nicht besser ging als mir. Ich kaufte im supermarkt mein fruehstueck: trockenes brot. Damit setzte ich mich in den park, zusammen mit meinem laptop und suchte nach einer beschaeftigung fuer den restlichen tag. Nach und nach zogen die cowboys wieder ab. Das dorf verwandelte sich wieder in das ausgestorbene kuhkaff, dass es eigentlich ist. Zwei jungs, um die 17, kamen zu mir mit all ihrem campingzeug und wollten wissen, ob ich wuesste, wann der naechste bus fuhr. Also auch wenn ich mich in der gegend nicht auskannte, eins wusste ich: da wuerde gewiss kein bus an einem sonntag vorbei kommen. Ich schaute im internet nach, zwei busse fuhren in der woche und die kamen eben nicht an einem sonntag. Ich fuhr nicht in ihre richtung, sie wollten zurueck nach perth. Und die campingplaetze waren schon groesstenteils leer. Sie haetten wohl mal ein bisschen frueher aufstehen muessen, um noch eine mitfahrgelegenheit zu finden. Ihre handys waren leer, also machte ich mich dran, in all den facebookgruppen nach jemandem zu suchen, der sie mitnehmen konnte. Daheim anrufen wollten sie nicht, da sie eigentlich gar nicht hier sein durften. Teenager... tzzz... letztlich fand sich dann noch ein einheimischer, der sich anbot, sie zumindest die ersten 50km zum naechsten bahnhof zu fahren.

Ich startete dann mal irgendwann gegen zwei mein auto und brach auf in die wildniss. Es gab eine gelaendestrecke in der gegend. Ich wollte eine karte oder infos im touristenbuero bekommen, aber wie das hier so ist, wusste sie mal wieder gar nichts. Zumindest druckte sie mir eine kleine, undeutliche karte aus dem internet aus. Ich machte mich auf den weg, fand schon den eingang zum track nicht. Nachdem ich schon 20km zu weit war, fuhr ich wieder zurueck, suchte erneut, fand etwas, endete aber auf dem wanderweg, der doch etwas schmal fuer ein auto ist. Nach einigen kratzern kam ich aber doch noch auf die strecke. Aber nicht fuer lang. Es gab unzaehlige abzweige, nichts davon war in der karte eingezeichnet. Es waren nirgendwo markierungen oder schilder vorhanden. Irgendwann kam ich den fluss naeher, es gab wasser-/ schlammloecher. Und die wurden groesser und groesser. Ich bin da noch recht vorsichtig, steig immer erst aus und messe die tiefe des wassers. Ich hatte ja nun einen schnorchel am auto, also konnte auch mein motor mal unter wasser gehen. Das wasser war allerdings weniger das problem. Der schlamm wohl eher, dafuer, dass ich zu dem zeitpunkt noch keine rettungsausruestung dabei hatte. Das heisst, wenn ich stecken geblieben waere, haette ich keine chance gehabt, alleine wieder rauszukommen. Und die chancen waeren auch sehr gering gewesen, dass dort jemand vorbei gekommen waere. Die wege wurden immer schmaler, immer verwucherter. Immer mehr wurde mir klar, dass ich hier falsch war. Ich war am fluss angekommen, soviel konnte ich sehen. Also konnte ich auch auf der karte sehen, dass ich definitiv falsch war. Ich wollte umdrehen, aber der weg war nicht mal so breit, wie mein auto, also wie sollte ich da umdrehen?! Ich fuhr noch ein stueck weiter, in der hoffnung, dass irgendwo eine einbuchtung war. Das naechste wasserloch kam. Tief, aber noch machbar. Ich fuhr rein und mein auto versank. Was ich vorher nicht gesehen habe: es ging nicht rampenaehnlich rein, sondern es war ein absatz von einem halben meter, steil ins loch. Das sorgte dafuer, dass der patrol mit der schnauze ins loch knallte und erstmal kiloweise schlamm ausbuddelte. Ich fuhr durch und stand gleich vorm naechsten loch. Hier sah ich allerdings gleich, dass es fast einen meter steil nach unten rein ging. Das war nicht zu schaffen, das haette mir die ganze front abgerissen. Da stand ich nun also, zwischen zwei wasserloechern, keine 10m voneinander entfernt, auf einem weg, der keine 2m breit war, mit einem auto, dass ca 4m lang ist und musste umdrehen. Puh, war das ein spass. Eine halbe std, 300 zuege, vorne in die buesche, hinten in die buesche, vorne in die buesche, hinten in die buesche,... da hatte ich mich in eine ganz schoen bloede situation gebracht. Und das monster ist nicht so leicht zu lenken, wie ein kleiner corsa. Und das ganze noch im gelaendegang, wo man keine unterstuetzung mehr von der servolenkung bekommt. Ich war am ende meiner kraefte, hatte mega muskelkater am naechsten tag, aber irgendwie schaffte ich es, das auto wieder in die andere richtung zu bringen. Nun stand ich aber wieder vor dem wasserloch mit dem absatz, den ich nun hochfahren muesste. Also versuchte ich, mich irgendwie mit einer seite auf dem rand zu halten, um dann beim absatz halwegs schraeg rauszufahren. Das klappte natuerlich nicht, ich verlor nur vollkommen die kontrolle ueber das auto und schlidderte seitlich durch das schlammloch. Ich konnte nichts dagegen tun, also prallte ich auch seitlich gegen den absatz, was meine einstiegsleiste ein wenig verbog. Aber ich kam raus und ich hatte genug. Nach 3std verloren sein im gelaende, fuhr ich den selben weg wieder zurueck, den ich gekommen war. Das auto war dreckig genug, ich hatte mehr als genug adrenalin rausgeschwitzt. Und meine nerven lagen plank. Ueber den highway fuhr ich wieder heim. Aber naja, muss sagen, bisschen spass gemacht hat es ja trotzdem, waer halt nur schoen gewesen, wenn der weg leichter zu finden gewesen waere.

 

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