Ich war im neuen zuhause auf zeit angekommen. Ich konnte mich einrichten, hab mir alles so eingeraeumt, wie es fuer mich passt, ich konnte meine abende bei sonnenuntergang auf der terasse geniessen.
Ein paar std in der woche (meistens mach ich einen vollen tag) arbeite ich hier im garten. Ich hab ueber mehrere wochen den tennisplatz, der seit monaten unbenutzt war, mit einem kleinen schrubber sauber gemacht. Ich habe bereits mehr als 30schubkarren voll mit gras und unkraut zu den schafen gekarrt. Ich habe zwei ecken des grundstuecks umgestaltet mit rindenmulch. Ich habe blumenbeete angelegt, baeume gepflanzt, knoblauch geerntet und geflochten, hochbeete gesaeubert, viiiiiiel gras gerupft, wo es nicht sein sollte, usw. Harte arbeit, aber ich bin ganz froh drum, so lern ich auch mal was ueber gartenarbeit. Hier macht die sonne natuerlich auch alles noch schwieriger. Daher hab ich mir schon angewoehnt gegen 21-22uhr ins bett zu gehen und gegen 5-6uhr wieder aufzustehen. So kann man den kuehleren morgen nutzen, macht von 12 bis 4 dann mittagspause und macht dann nochmal ein paar std arbeit. An tagen mit 39grad ist aber selbst diese technik recht hart. Die sonne brennt, mit europaeischen verhaeltnissen nicht zu vergleichen. Ich arbeite nie ohne hut, lange klamotten und sonnencreme mit faktor 50. hautkrebs ist hier so weit verbreitet, dass ich echt nicht verstehen kann, wie sich leute freiwillig den ganzen tag an den strand legen koennen, nur um braun zu werden. Braun wird man ganz automatisch. Nur halt nicht unbedingt mit bikiniabdruck. Die beine und arme hab ich mir schon oefters mal beim autofahren verbrannt. Ich hab zwar schon getoente scheiben, aber nur leicht. Und dunkler darf man sie vorne nicht machen. Und natuerlich hab ich auch schon den fahrerarm. Rechts ist viel mehr gebraeunt, durch das arm-beim-fahren-aus-dem-fenster-haengen-lassen.
Mein anderer job laeuft auch gut. Auch wenn ich mir geschworen hatte, nicht mehr fuer deutsche im ausland zu arbeiten, diesmal wurde ich nicht reingelegt. Es stimmt eigentlich alles soweit, ausser das organisatorische. So hab ich schon oefters mal abends um 9uhr nachrichten bekommen, dass ich am naechsten morgen arbeiten soll. Ich werde rumgereicht zwischen brotbaeckerei und gugelhupf und niemand hat so wirklich den durchblick. Ich kann also nicht wirklich ausfluege oder farmarbeit planen, da ich nie wirklich weiss, wie ich arbeiten muss. Aber es ist etwas im busch. Mein chef will mich irgendwie doch nicht, wie geplant nach ostern gehen lassen. Er will zwei weitere baeckereien eroeffnen. Bleibt abzuwarten, was sich daraus noch ergibt. Aber vielleicht eine grosse chance.
Aber eigentlich war geplant nach ostern auf reisen zu gehen. Irgendwo zwischendurch noch einen farmjob fuer drei monate machen, um dann noch das zweite jahr working-holiday-visum zu bekommen. Eigentlich haette dafuer schon diese farm gereicht. Aber, da ich staendig so ein glueck habe, wurden im august die regeln geaendert. Man muss nun einen bezahlten farmjob finden, den man fuer drei monate macht. Da wird es schon schwieriger. Wir werden sehen.
Ein grund, warum die blogsache erstmal wieder zum erliegen kam, war auch mein laptop. Ich halte nicht viel von der heutigen technik. Mein erster laptop hat 200euro gekostet und sechs jahre gehalten. Er laeuft auch heute noch, allerdings ist durch all die strandausfluege der bildschirm zur haelfte weiss gestreift. Dann hatte ich mir fuer meine kanada/usa-reise einen neuen gekauft. 400Euro und er hat ein halbes jahr gehalten, bevor das system abgestuerzt ist und all meine daten verloren waren. Dann hatte ich mir ein tablet gekauft, da hat aber das internet zu schlecht funktioniert. Dann das naechste tablet, akkulaufzeit von 2std, wieder zurueckgebracht. Dann das naechste tablet, hab ich mich draufgesetzt im auto, kaputt. Dann wieder einen kleinen laptop, 300euro, ein jahr hat er gehalten, dann ist er runter gefallen, alle daten verloren. Dann wollte ich nun mal einen guten kaufen, hab 500euro dafuer bezahlt, nach nur 2wochen funktionierte schon der sd-kartenleser nicht mehr. Wieder zurueck geschickt, den gleichen nochmal bekommen. Nach nur 3tagen war der sd-kartenleser wieder kaputt. Es war aber zu spaet, ich war einen tag vor abreise. Also bin ich damit hier her gekommen und nach 3weiteren wochen funktionierte die tastatur nicht mehr. Hat sich ja gelohnt so ein teures markenprodukt zu kaufen! Dann bin ich in einen computershop hier in der stadt gegangen und hab den guten mann um hilfe gebeten. Er hat sich auch fast eine std zeit genommen, um den fehler zu finden. Allerdings war die schwierigkeit, dass sich partout die sprache nicht aendern liess. Also musste ich ihm immer uebersetzen, was da stand. Aber er kam zu dem schluss, dass es nichts mit der software zu tun hat. Die tastatur ist kaputt. Warum auch immer das bereits nach 4wochen benutzung passiert. Die reparatur haette mich weit ueber 100$ gekostet. Macht ja keinen sinn, wenn noch garantie darauf ist. Ich sollte es nach deutschland schicken. Haha! Ja genau, 100$ porto, 4wochen unterwegs und wer weiss, wie er dann dort ankommt, dann nochmal 60euro porto zurueck und nochmal 4wochen. Man bot mir also an, es unter internationaler garantie in australien einzuschicken. Klang erstmal ganz gut, allerdings muss er dann nach sydney. Also auch locker 2wochen bis dort hin, dann reparieren, dann wieder 2wochen zurueck. Also hab ich das bisher noch nicht getan. Ich wollte erstmal weihnachten abwarten, damit ich noch skypen konnte. Fuer die zeit hab ich mir nun in dem kleinen computershop der mir helfen wollte, eine grosse tastatur gekauft. Die schleppe ich aber natuerlich nicht ueberall mit hin, weswegen ich nun recht schreibfaul geworden bin. Also nein, fuer mich kommt es definitiv nicht in frage jemals ein smartphone zu kaufen. Das waere nur ein weiterer artikel, der kaputt gehen kann. Warum wird heutzutage nur alles zum kaputtgehen gebaut?! Schrecklich, diese konsumgesellschaft!
Die tage vergingen, es war fruehling, der sommer noch nicht ganz angekommen. Nach der arbeit fuhr ich oft an einen der vielen straende. Man war noch ziemlich allein, keine touristen da. Aber es war eigentlich noch zu kalt zum baden. Hier ist es immer windig. Windstille tage kann man noch an einer hand abzaehlen. Und wenn man dann so am strand entlanglaeuft, ist der wind dann doch sehr frisch. Am strand von yallingup bin ich am haeufigsten. Das ist nur 1minute fahrt von meiner arbeit aus, wenn ich im gugelhupf arbeite. Am anfang bin ich mal die 2km am strand entlang gelaufen bis zu den zerklueffteten felsen. Ein jogger begegnete mir und das war es. Nur zwei wochen spaeter hat man davon nur traeumen koennen. Die bucht ist nun voll mit surfern, schnorchlern und schwimmern. Der ganze strand ist ueberseht mit sonnenschirmen. Arsch an arsch liegen die leute dort, wie in einer sardinenbuechse. Der suedwesten ist urlaubsziel nummer eins hier in westaustralien. Mal abgesehen davon, dass ich die letzten wochen eh immer sehr viel gearbeitet habe, haetten mich auch sonst keine zehn pferde an diese straende gebracht.
Aber ansonsten ist es ganz interessant, wenn ich bis spaetnachmittags im laden stehe. Man lernt viele leute kennen. Man lernt abzuschaetzen, woher sie kommen. Eine zeit lang hatten wir viele japanische und chinesische reisegruppen. Die kommen rein, man hoert nur noch gebrabbel, und wenige minuten spaeter sind sie wieder weg und der laden ist leer. Und nebenbei muessen noch 200fotos gemacht werden. Ich moechte gar nicht wissen, auf wievielen urlaubsfotos ich schon drauf bin. Viele deutsche sind hier unterwegs. Die erkennt man leicht daran, dass sie sich sachen zufluestern, wie “sollen wir davon einen kaufen?” oder “was hat sie gesagt, wie heisst das?”. Oder aber sie kommen rein und meckern im grossen masse, dass das ja bestimmt der selbe australische scheiss ist, wie ueberall. Mhhh...wenn man in eine baeckerei geht, die “gugelhupf” heisst, kann man ja eigentlich schon ahnen, dass das vielleicht eine deutsche baeckerei ist und das die verkaeuferin evtl auch deutsch spricht. Also sollte man vielleicht erstmal vorsichtig sein, bevor man loslaestert. Franzosen erkennt man schnell an der unfreundlichkeit und dem schlechten englisch. Ein aelteres ahepaar hatte ich fast eine std im laden, die haben sich so gefreut, weil sie aus weissensee kamen, dem kleinen oesterreichischen doerfchen in kaernten, wo ich meine ersten arbeitserfahrungen im ausland gesammelt habe. Und ein suedtiroler paerchen habe ich kennengelernt. Da hab ich mich gefreut, suedtiroler sieht man recht selten auf reisen. Viele nationalitaeten, macht spass dann unsere kuchen an den mann zu bringen. Nur die rednecks sind schwierig. Die sind momentan hier. Die bauern aus dem inland. Da passt der spruch genau: was der bauer nicht kennt, frisst er nicht. Die fragen nur nach ihren pies und wollen nicht mal ein stueckchen probieren., gucken nur angewiedert und gehen wieder raus. Die treiben mich noch in den wahnsinn. Aber so lerne ich wenigstens auch mal unfreundliche australier kennen. Hab schon gedacht, es gibt keine. Ach und dann sind da noch diese kunden, die an einem 38grad heissem tag in die baeckerei kommen im bikini und noch nass und voller sand und mir erzaehlen, dass es ja so heiss ist. Ach nee! Haette ich gar nicht gemerkt neben dem ofen, den ganzen tag in einer 50grad heissen baeckerei! Manche kommentare sollte man sich echt einfach sparen.
Einmal die woche ging es dann meist in eine der staedtchen. Busselton mag ich ganz gern, da gibt es die meisten shoppingmoeglichkeiten. Und die haben einen 3km langen steg ins meer hinaus, abends bei sonnenuntergang tummeln sich dort jede menge angler. Margaret river ist auch ganz chillig, ein kleines hippy/surfer-oertchen, wo ich gern mal durch die fussgaengerzone schlendere.
Nach und nach hab ich nun meine ausruestung fuer das auto gekauft, sodass ich dann auch mal richtig ins gelaende fahren konnte. Anfang dezember nutzte ich dann mal einen freien tag, um gleich fruehs zu starten. Ich fuhr runter in den wald, wo ich bei meinem ersten besuch hier uebernachtet habe. Auch nach vielen nachfragen, bekam ich nirgends auskunft ueber die gelaendestrecken, sodass ich einfach mal auf gut glueck losfuhr. Ich verbrachte den ganzen tag damit, verloren im wald umher zu irren. Toll wars! Jede menge gute strecken hab ich entdeckt. Tolle einsame straende hab ich erobert. Jede menge tiere gesehen. Irgendwann kam ich an einen punkt, wo ein sehr steiler huegel vor mir lag. Alles rutschiger stein, nur oberhalb dann riesige loecher mit tiefem sand. Ich bin hoch und runter gelaufen, hab ueberlegt und abgeschaetzt, aber eigentlich war ich der meinung, da kommt mein auto nicht hoch. Ich wollte zurueck fahren, aber da kamen hinter mir zwei andere autos. Zwei australische familien. Sie liefen kurz hoch und wollten das ganze angehen. Ich wartete und schaute zu. Auf halber hoehe, vor den grossen loechern, luden sie frauen und kinder aus, denn es wurde holprig. Der erste fuhr an, rutschte aber immer wieder vom fels ab und in den sand rein. Rueckwaerts kam er wieder raus, holte neu anlauf und rutschte wieder ab. Er hat sicher 20versuche gebraucht, bevor er mit aller kraft und riesen gewackel dann doch oben ankam. Da hatte ich mir gedacht, das lasse ich lieber. Aber dann kam der andere, der mit seinem auto ganz gemuetlich hochfuhr, als ob das gar nichts waere. Oben angekommen stiegen die anderen wieder ins auto und er kam runter gelaufen, um mit mir dort hoch zu fahren. Er sagte mir, in welche spur ich fahren sollte und schwupps war ich oben. Einfach so. Nun hatte ich die beiden vor mir und folgte ihnen bis runter zum strand. Es waren jede menge felsen zu bezwingen, eine recht schwierige strecke, wo ich mich alleine schon oefters gefragt haette, ob die ueberhaupt fuer autos gedacht war oder ob ich mich verfahren hatte. Aber mit den erfahrenerenleuten vor mir, konnte ich gut lernen, auch zwecks geschwindigkeit usw. Bis abends war ich im busch unterwegs, bevor ich nach kurzem reifen aufpumpen an der tankstelle wieder die 20km nach hause fuhr. Ich hatte also eines meiner offroadparadiese ganz in der naehe gefunden.
Eine woche spaeter kam schon der naechste trip. Es war sonntag, ich hatte wegen einer grossen broetchenbestellung schon um 5uhr morgens angefangen. Als ich um 12uhr feierabend gemacht hab, sollte ich noch die bestellung zu einer neuen brauerei bei mir in der naehe bringen. Nachdem ich das getan hatte, war ich schon auf der strasse, die in einen anderen wald fuehrte. Da ich sonst nichts zu tun hatte, machte ich mich auf den weg. Ich hatte mal wieder keine ahnung, wo ich eigentlich lang muss, also fuhr ich einfach irgendwelche feldwege entlang. Allerdings verfuhr ich mich so sehr, dass ich nur noch nach kompass fahren konnte. Die wege wurden immer schmaeler, die kratzer am auto immer groesser. Irgendwann stand ich vor einem umgefallenen baum. Ich fuhr zurueck, versuchte den naechsten abzweig, stand wieder vor einem baum, fuhr zurueck, stand vorm naechsten baum. Mhhh...ich fuhr zurueck zum kleinsten und versuchte mit meiner axt ihn aus dem weg zu raeumen. Aber irgendwie dauerte mir das zu lange, also gings im rueckwaertsgang durch die engen wege ein paar km zurueck. Irgendwo im gebuesch fand ich ein kleines schildchen. Ich stoppte und sah, dass ich auf einer motocross-strecke gelandet war. Das erklaerte natuerlich einiges. Irgendwann nach drei stunden umherirren, war ich dann irgendwie doch etwas genervt. Als ich dann mal einen schotterweg gefunden hatte, folgte ich diesem zu einem gewissen ziel. Die adelaide road. Ein geheimtipp unter den profis. Im winter eigentlich voll mit steckengebliebenen autos, da es eine reine schlammpiste ist. Also extrem. Und ich wollte da eigentlich erst in ein paar wochen hin, um sicher zu gehen, dass es ein wenig trockener ist. Ich wollte nun einfach mal ein stueck fahren, eben so weit ich komme, bevor es extrem wird. 3Km weit ging es, schon einige knifflige stuecke dabei. Dann kam ein riesiges schlammloch. Ich stieg aus und sah mir das mal genauer an. Ich konnte darauf laufen, es hatte sich schon eine dicke kruste gebildet. Aber nicht dick genug, fuer mein 3tonnen gefaehrt. Ein auto waere eingesunken und wer weiss, wie tief der schlamm darunter war. Es gab noch einen weg drumherum, aber selbst der war extrem schlammig. Als ich gerade am anderen ende des schlammlochs herum lief, hatte sich die sache sowieso erledigt. Da war ein anderes auto im naechsten schlammloch. Ich lief hin und fand niemanden. Das auto war in einem meter tiefen schlamm festgefahren und dessen besitzer nicht mehr anwesend. Allerdings blockierte es den gesamten weg, sodass ich sowieso nicht weiter kam. Aber es hat auch nochmal einige zeit gedauert, bevor ich auf dem halbschlammigen weg umdrehen konnte mit 200zuegen. Aber vielleicht war das ja auch ein gutes zeichen. Haette dieses auto nicht den weg blockiert, waere es vielleicht mein auto gewesen, das steckengeblieben waere.
Das auto war dreckig genug, ich fasste ein neues ziel. Ueber ein paar staubige pisten kam ich irgendwann zum canebrakepool. Das paradies auf erden. Mitten im wald ein schoener grosser, sauberer see. Durchgeschwitzt bei 35grad sonne, war das genau das, was ich nun brauchte. Ich genoss die stille dort noch eine weile, liess meinen bikini trocknen, verdrueckte mein sandwich und fuhr vor dunkelheit wieder heim. Trotz all dem verfahren ein guter nachmittag.
Ok, es wird schon wieder zu lang. Fortsetzung folgt...
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