Das neue Jahr hat begonnen und mutter natur hat gleich gnadenlos angefangen. Ein paar tage nach silvester startete 160km ueber uns ein buschfeuer. Ausgeloest durch einen blitz, verstaerkt durch den extremen wind, geriet es bei all der trockenheit der vorherigen wochen schnell ausser kontrolle. Es wurde groesser und groesser, vernichtete mehr und mehr, trieb hunderte menschen dazu ihr hab und gut zurueck zu lassen und zu fluechten. Es startete in dem wald, in dem ich meine erste gelaendetour machte, ging bis rueber an den strand und nationalpark, wo ich neulich unterwegs war. Die stadt waroona wurde evakuiert, dort hatte meine freundin rebecca viele jahre gelebt, sodass sie nun einigen der leute dort unterschlupf anbot.
Eigentlich wurde ich erst an einem gewissen nachmittag darauf aufmerksam. Es war donnerstag, ich hatte feierabend und fuhr vom gugelhupf heim. Ich wunderte mich schon den ganzen morgen, warum das licht so komisch ist und es komisch riecht. Auf meiner heimfahrt sah ich sie dann. Eine riesige braune qualmwolke, die sich wie eine walze langsam ihren weg nach sueden suchte. Gewaltig! Aber nicht auf eine gute weise. Im radio waren staendig sirenen zu hoeren und die warnungen gingen raus an die bevoelkerung. Es war eine sehr bedrueckende situation. Dieser dicke qualm, der den himmel verdunkelte und den sonnigen tag zur nacht machte. Dieser gestank, der durch jede ritze in auto und haus zog. Die sirenen im radio. Die drueckende hitze. Die tausenden voegel, die in den sueden flogen. Auch 160km entfernt machte mir das eine heidenangst.
Stuendlich ueberpruefte ich die lage auf der internetseite der feuerwehr. Sie bekamen es nicht unter kontrolle. Irgendwann gegen drei uhr wunderte ich mich dann, was fuer floeckchen zum fenster reinkamen. Ich ging raus und sah, dass es regnete. Asche. Es regnete asche aus dem dunklen himmel. Man, war das unheimlich. Es war so heiss, dass ich weder fenster noch tuer schliessen konnte. Am abend war alles in meiner wohnung mit asche bedeckt. Mein frisch gewaschenes auto war voller asche. Die schafe ueberall waren voller asche. Ich hab in der nacht sehr unruhig geschlafen. Ein sehr komisches gefuehl zu wissen, dass gerade hunderte menschen ganz in der naehe, wo man noch neulich selber unterwegs war, um ihr leben und haus bangten.
Am morgen, als ich die nachrichten einschaltete, war es schon passiert. Das feuer hatte ueber nacht einen kompletten ort dem erdboden gleich gemacht. Die warnung fuer die einwohner kam zu spaet. Eine halbe std hatten sie zeit, um sachen zu packen und zu fluechten. Das feuer brauchte gerade mal zehn minuten, um alles nieder zu brennen. 168 gebaeude zerstoert, ein dorf aus der landkarte wegradiert. Zwei menschen sind umgekommen, beide in ihren 70ern, die mit ihren rollstuehlen nicht rechtzeitig fluechten konnten. Ein ehepaar hat mit ihrem hund fuenf std im bach neben ihrem haus ausgeharrt, waehrend die feuerwalze ueber sie gerollt ist. Hunderte kuehe, kaenguruhs, schafe, pferde,...auf den wiesen verbrannt. Noch immer werden ueberall tiere aufgepeppelt mit verbrannten fuessen. Das feuer brannte tage lang, fast zwei wochen.
Am naechsten tag, freitag, fing es an zu regnen. Allerdings bekam das feuer davon nichts ab, sondern nur die gegenden drum herum. Es war schwarzer regen. Die asche hing immernoch in der luft. Alles war dreckig. Und der regen drueckte den qualm runter, sodass wir in all den taelern hier den rauch haengen hatten, der sich auch einige tage hielt und einem das atmen schwer machte.
Das feuer wuetete weiter. Es war nun nur noch 120km entfernt. Eine weitere stadt mit mehreren hundert menschen musste evakuiert werden. Man sprach schon von einem der verheerendsten feuern in der geschichte von westaustralien. Woran das allerdings gemessen wird, weiss niemand so richtig. Im november war schliesslich auch das feuer weiter im sueden. Das war gewaltige 100x200km gross, hat aber nur 3haeuser verbrannt, da es mitten im nirgendwo war, hat aber einen farmer, einen 30jaehrigen briten, die 24jaehrige schwedin und die 19jaehrige deutsche getoetet. waehrend das feuer dort oben “nur” 40x50km gross war, aber eben fast 200gebaeude zerstoert hat und zwei menschen das leben gekostet hat.
Eine weitere folge traf uns hier unten ziemlich heftig. Es fuehren 3strassen hoch in die hauptstadt. Der suedwestzipfel war durch 3 strassen mit der zivilisation verbunden. Und diese strassen lagen alle in der feuerzone und waren alle gesperrt. Eine konnte nach einer woche wieder auf gemacht werden, zwei weitere werden noch einige wochen dauern, da bruecken weggeschmolzen sind. Resultat fuer unsere touristenregion war dann von einem tag auf den naechsten ein riiiiiesiger einbruch mitten in der hochsaison. Wir hatten nur noch die touristen, die nun hier unten festsassen und sich dann einen langen weg durchs landesinnere suchen mussten, um wieder zurueck nach perth zu kommen. Aber keiner kam mehr hier runter. Eine strecke von 130km war gesperrt und man leitete die leute um ueber eine strecke mit mehr als 500km. Da ueberlegt man sich gut, ob man das wirklich fahren muss. Wir hatten am samstag zum beispiel ueber 300brote uebrig, die mein chef letztlich zur feuerwehr schaffte, die sie mitnahmen zu den feuerfluechtlingen und all den helfern.
Und das war etwas so spektakulaeres, wovon man in deutschland nur traeumen kann. Man hielt zusammen. Der ganze westen machte sich stark, um den leuten zu helfen, die alles verloren hatten. Noch waehrend das feuer brannte, stellte man spendenkonvois zusammen. Man brachte lebensmittel, kleidung, spielzeug, usw in die region, die nun schon zum katastrophengebiet erklaert wurde. An dem wochenende sollte hier in busselton das groesste musikfestival von westaustralien stattfinden. Am abend davor wurde es abgesagt. Es waere zu gefaehrlich gewesen, tausende leute hier runter fahren zu lassen und es waere zu respektlos gewesen, ein festival zu feiern, ein paar km entfernt von leuten, die gerade alles verlieren. Man baute das riesige festivalgelaende wieder ab, ausser den campingplatz, der nun fuer helfer und feuerfluechtlinge angeboten wurde. Man sagte den bands ab, nur ein paar davon bestellte man nach perth, wo dann am samstag ein konzert veranstaltet wurde, um geld fuer das feuergebiet zu sammeln. Die tickets fuer das festival in busselton konnte jeder zurueck geben, aber dann entscheiden, ob er das geld zurueck haben will oder ganz oder teilweise an die feueropfer spenden will. Ueberall wurden spendenkonten eingerichtet. Mittlerweile sind knapp 6millionen dollar gesammelt wurden (~4mio euro). Das volk haelt zusammen. Unglaublich!
Eine woche spaeter war das feuer immer noch am brennen, die leute immer noch nicht zurueck in ihrem zuhause (falls es noch da war). Aber es kam regen. Viel regen. Sehr viel regen. Zu viel regen. Mutter natur hat sehr wechselhafte launen. Gewitter loesten ueberall weitere kleine feuer aus. Der dauerregen ueber drei tage fuehrte ueberall zu ueberschwemmungen, auch hier. Nur das feuer loderte immer noch, es konnte immer noch keine komplette entwarnung gegeben werden.
Die familie, die bei rebecca untergekommen war, hatte nochmal glueck. Zumindest zum ende hin. Sie sind am mittwochabend noch raus gefahren, um hamstereinkaeufe zu machen und dann ihr haus zu beschuetzen. Was sie allerdings nicht bedacht haben: sie kamen nicht wieder zurueck, da ihr haus in der sperrzone war. Nun standen sie da, die kinder schon im schlafanzug und hatten nichts dabei. Keine kleidung, keine waschsachen, gar nichts. Also kamen sie zu rebecca, mussten alles neu kaufen und wussten dann tagelang gar nichts. Jeden tag waren versammlungen, wo sie ueber die aktuelle lage informiert wurden. Aber nie gab es informationen darueber, ob ihr haus noch stand oder nicht. Am mittwoch hatten sie es verlassen, am dienstag kam nun endlich die nachricht von einem nachbarn, dass ihr haus noch steht, am mittwoch durfte der grossvater das erste mal wieder hin und am donnerstag durften alle zurueck in ihr haus. Aber trotz all der ungewissheit waren sie noch gutgelaunt und machten scherze darueber. Tolle menschen! Nur die kleinen kinder fragten staendig, ob sie nach hause koennen. Die verstanden natuerlich nun noch nicht, warum sie nun in einem fremden haus leben mussten.
Nun geht der aufbau wieder los. Es hat noch eine weitere woche gedauert, bis man die leute in der feuerzone wieder an das strom netz anschliessen konnte. Wochenlang irrten ueberall tiere umher, da saemtliche zaeune zerstoert waren. Fuer mehrere tage durften viele bewohner, die geblieben sind, ihre haeuser nicht verlassen, weil ueberall die stromleitungen umherlagen und die masten verbrannt waren. Einige bewohner des verbrannten ortes wollen woanders ein neues leben anfangen. Aber viele wollen ihr dorf wieder aufbauen. Und dabei gibt es soviele, die mithelfen. Von ueberall in westaustralien kommen leute, die freiwillig und ohne bezahlung, fremden menschen helfen, ihr haus zu reparieren oder die zaeune wieder aufbauen, die baumreste aus dem weg raeumen und tiere einsammeln. Hier wird zusammen gehalten, sowas koennte man sich in deutschland nicht vorstellen.
Der abbruch der touristenzahlen hier sorgte fuer eine ruhige zeit und die schlechteste saison allerzeiten. Viele verloren ihre jobs, oder zumindest viele arbeitsstunden, weil einfach nichts mehr zu tun war. Und es erholte sich auch nicht mehr wirklich, als die strassen wieder offen waren. Wir bekamen dann noch die leute aus dem inland. Dort, wo es noch viele bauern gibt. Und da stimmt der spruch sehr genau “was der bauer nicht kennt, frisst er nicht”. Also haben wir nicht wirklich viel von unserem deutschen brot und gugelhupf losbekommen.
An dem wochenende, wo das feuer wuetete musste auch ich hoch in die hauptstadt, also den langen weg um die feuerzone herum. Davon berichte ich beim naechsten mal...