der wecker hat um 5.15uhr geklingelt. Es hat in stroemen geregnet. Also hab ich mich nochmal umgedreht und weiter geschlafen. Um 6.00uhr dann ein weiterer versuch. Sah nicht viel besser aus, aber zumindest nieselte es nur noch. Ich machte mich startklar, versuchte leise vom campingplatz zu rollen. Ein letzter blick zum meer, aber die wellen waren zu hoch, um am strand zurueck zu fahren. Ich kochte meinen kaffee, schluerfte ein paar schluck auf dem parkplatz , warf mir zwei haende voll cornflakes in den mund und war bereit, loszuwandern. Ich stand vor dem frenchmanpeak. Mit 262m kein gigantischer berg, aber eine der beliebtesten wanderungen dort unten und mit seinen felsformationen sehr speziell.
Die wolken hatten sich ein bisschen verzogen, ich war trotzdem die einzige, die sich raus getraut hat. Auch hier gab es wieder jede menge blumen und tierchen zu fotografieren. Aber ich hatte ein bisschen zeitdruck, zwecks des regens. Erstmal ging es gemuetlich auf die andere seite des berges. Und dann.. gerade aus, steil nach oben richtung gipfel. Der blanke stein, rutschig und eine echte herausforderung, insbesondere mit meiner mangelnden fitness. Ich schaffte nicht mal die haelfte, als die naechste regenfront auf mich zu rollte. Ich rannte zu einer hoehle, in der ich erstmal abwartete, bis der regen vorbei war und beobachtete solange den regenbogen. Weiter ging es, steil nach oben, bis die naechste regenfront kam und ich mich in der naechsten hoehle versteckte. Und wieder ein stueck weiter, und wieder kam der regen. Diesmal versteckte ich mich unter dem gipfel. Das war das besondere an diesem berg. Eine riesige hoehle, direkt unter dem gipfel. Regenbogen, regenfronten, meer und bluehende landschaften...toller ausblick zum warten. Zwischen den regenfronten schaffte ich es irgendwie schnell auf den gipfel zu klettern. Klettern, da es wirklich nur ueber felsen nach oben ging, mit ab und zu stufen und halterungen aus eisen. Nach unten ging alles ein bisschen schneller, sehr zum nachteil fuer meine knie. Meine 21euro-aldi-wanderschuhe haben auch das gemeistert. Allerdings hat sich durch den schraegen fels einiges vom profil abgeloest.
Zureueck am parkplatz, waermte ich mir meinen kaffee nochmal auf und holte mir noch ein paar cornflakes. Dabei sah ich die karavane vom campingplatz kommen. Scheinbar war grosser aufbruch, die strasse war voll mit campern. Ich reihte mich ein und fuhr wieder raus aus dem park, zurueck richtung stadt. Ueberall waren wieder verbrannte waelder. Ich kuerzte irgendwo ab, in die komische stadt musste ich nicht nochmal, ich fuhr aussen entlang richtung highway. 90Km nichts brachten mich zum ersten roadhouse, wo ich mir noch einen kaffee holte. Fuer die naechste etappe. 120Km nichts bis zum naechsten roadhouse. Nun setze man das mal in deutsche verhaeltnisse: eisenach nach kassel. Ohne ein einziges haus zwischendrin, nur busch, nichts sonst. Nachbarorte, die 300km entfernt voneinander sind. Menschen, die 200km fahren muessen, bevor sie den naechsten supermarkt erreichen.
Mein weg fuehrte mich weg von der kueste, ins landesinnere. Raventhorp, eine kleine verlassene stadt war mein stopp zum mittagessen. Der letzte stopp in der zivilisation, bevor es ins outback ging. Viele hunderte kilometer lagen noch vor mir an diesem tag. Viele hundert kilometer gerade aus. Viele hundert kilometer durch das nichts. Man hatte zeit. Viel zeit. Radioempfang gab es keinen mehr. Meiner musik hatte ich auch schon zu oft gehoert. Also wurde die abba-cd eingelegt und lauthals mitgesungen. Die texte gabs zum nachlesen dabei, man hatte ja zeit zum lesen waehrend des fahrens. Irgendwann kam ich in die “wavezone”, wo ich mich schon wunderte, wo dort wellen herkommen sollten. Nein, es waren keine wellen, es war winken gemeint. Ich war in der winkzone. Ueberall wurde man daran erinnert, dass man winken muss. Es waren zwar nicht viele autos, die mir entgegen kamen, aber wir haben uns alle zugewunken. Selbst die polizei hat mitgemacht. Die ausmasse des nichts in australien, kann man sich einfach nicht vorstellen als deutscher. Hier gibt es also alle moeglichen sachen, um die langen fahrten interessant zu machen. Sei es mit winkzonen oder mit “outbackkunst”. Muell wird in figuren verwandelt, baeume bekommen gesichter angemalt, jede “stadt” (wenn auch nur 2haeuser) macht “touristenattraktionen”. Und dann natuerlich der funk. Oftmals die einzige moeglichkeit andere menschen zu hoeren, insbesondere fuer die lkwfahrer. So passierte es zum beispiel, dass ich einen roadtrain ueberholte und es ploetzlich aus meinem funk schrie “go girl! Go! You can make it in the next 5kilometers!” haha! Aber das ist das einzig spannende auf der strecke, wenn man mal wen ueberholen kann.
Irgendwann kam ich in lake king an. Eine geisterstadt mit einem riesigen fast ausgetrockneten see und einem traktormuseum. Das wollte ich sehen, vielleicht konnte man ja diese riiiiiesigen maschinen bestaunen. Nein. Unter einem blechdach standen 5 alte traktoren von vor 50-100jahren. Und das war alles. Mhhhh... naja, soviel zum thema touristenattraktion.
Die naechste war der “stuck truck”. Ein lkw, der sich vor vielen jahren mal auf einer klippe festgefahren hat und immer noch dort steckt. Mhhhh.
In einer anderen “stadt” gab es den hasenfriedhof. Zum gedenken an all die haeschen, die im beruehmt beruechtigten hasenzaun ihr leben lassen mussten.
Hier kam ich nun schon in den “wheatbelt”, der gegend des outbacks, wo all das weizen angebaut wird. Ueberall sassen tauuuuuuusende von rosa kakadus, die sich ueber jedes koernchen freuten. Die eingeladen und nach deutschland verschifft und ich waere im handumdrehen millionaer.
Irgendwann kam ich an mein ziel fuer den tag. Der beruehmte “wave rock”, ein fels fuer den viele die 700km fahrt von der hauptstadt in kauf nehmen fuer einen tagesausflug. Erstmal war es kein nationalpark, sondern privatgelaende und man sollte 10$ eintritt bezahlen, in muenzen. Die hatte ich nicht, also hab ich das geschickt umgangen. Dann gab es da verschiedene wanderwege, um verschiedene felsformationen zu bestaunen. Irgendwo im wald hatte ich fuenf asiatische maedels vor mir, die sehr langsam waren. Ich lief extra laut, damit sie mich kommen hoeren, aber sie waren zu sehr mit reden beschaeftigt. Als ich zum ueberholen ansetzte, fingen die hinteren zwei an zu schreien, weil sie sich so sehr erschreckt haben. Aber die forderen waren immer noch zu tief in ihrem gespraech. Als ich sie erreichte und ueberholte, fingen sie an zu schreien, weil sie sich so sehr erschreckt haben. Tzzzz... asiatische maedels sind lustig. Und dann hab ich sie gehoert, wie sie total ausgeflippt sind, weil dort zwei kaengaruhs sassen. Wahrscheinlich ihr erster ausflug raus aus der stadt.
Nachdem ich zum “hyppomouth” gelaufen bin, hab ich einen zweiten anlauf fuer die welle genommen. Beim ersten mal waren zu viele leute dort. Ich hasse es, fremde menschen im bild zu haben. Also das ganze trara um den waverock ist nur, dass er eben aussieht, wie eine welle und alle bilder haben wollen, wie sie die welle surfen. Und das wars. Dafuer faehrt man den ganzen weg dort hin. Auf dem felsen waren noch mauern gebaut, die das wasser auffingen und wie eine dachrinne in den damm daneben leiteten.
Ich hatte den eintritt umgangen, niemand hat mich kontrolliert, ich fuhr weiter in den eigentlichen ort, hyden. Dort gab es keine moeglichkeit kostenlos zu uebernachten. Aber da es sowieso schon ziemlich dunkel war, machte ich dort halt zum abendessen und tanken. Da genau vor mir gerade ca 20russische touristen essen bestellt hatten, dauerte es eine weile. Aber ich nutzte die zeit, um schonmal meine sachen zu sortieren und ordnung zu machen. Ich hatte ja nun schon die letzte nacht meines roadtrips vor mir.
Nach meinem abendessen fuhr ich noch knappe 100km weiter. Kaenguruhaktivitaet gab es in der dunkelheit kaum noch. Dafuer aber etwas anderes. Eine gerade strecke, auf der mir jemand entgegen kam. Ich musste also mein fernlicht ausschalten und hab nicht mehr all zu viel gesehen. Ploetzlich aber sah ich irgendwelche beine vor mir. Ich schaltete das fernlicht wieder an und vor mir stand eine schafherde. Mitten auf der strasse. Auf der ich gerade mit 100km/h unterwegs war. So gut ich versucht hab mit kuehlschrank und voll beladenen auto nicht zu scharf zu bremsen... nun musste ich eine vollbremsung hinlegen. Fuer ein kaenguruh haette ich das nicht getan, aber eine ganze schafherde, mit jeder menge laemmer...das waere brutal geworden. Mit lichthupe habe ich das entgegenkommende auto zum langsam werden gezwungen und dann haben wir gewartet, bis die schaefchen ihre aerschchen von der fahrbahn bewegt haben.
10km abseits des highways sollte ein fels sein, bei dem wildcampen erlaubt war. Als ich ankam, sah ich allerdings gleich die schilder, die besagten, dass camping nicht erlaubt war. Naja, es war zu spaet und zu dunkel, nun wollte ich nichts neues mehr suchen. Eine vollmondnacht und die erste ohne regen und wind mitten im nirgendwo, sodass eine gespenstische stille herrschte.