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Mein Traumjob in den Kimberleys

ich verbrachte noch drei tage in broome, hatte ueberlegt die gibb river road oder die canning stockroute zu machen, beides grosse outback-tracks, aber beide schotterstrassen in sehr schlechtem zustand. Ich hatte genug kilometer hinter mir und mit wackelndem dachgepaecktraeger und recht abgefahrenen hinterreifen wollte ich nichts riskieren. Also sah ich mich lieber nach arbeit um. Und bekam auch gleich eine zusage. Ich fuhr noch 300km weiter in die kimberleys nach derby, einer kleinstadt am anfang der gibb river road. 15Km ausserhalb lag birdwood downs station, mein neues zuhause auf zeit. Ich kam an, lernte hans kennen, einen hollaender, der vor 8jahren rueber gekommen ist und hier nun seine rente verbringt. Er zeigte mir meine unterkunft. Ich hatte einen kleinen bungalow fuer mich alleine. Keine klimaanlage, aber an allen vier waenden riesige fenster, die mit moskitonetz immer offen blieben. Ich fing erstmal an, die insekten zu toeten, 4 spinnen, 5 riesengrashuepfer, einige kleine grashuepfer...eigentlich spruehte ich den ganzen raum mit gift aus und kehrte nach ein paar std auslueften nur noch die leichen weg.

Ich hatte zeit mich um zu ziehen und sollte am spaeten nachmittag gleich mit auf einen ausritt. Ich schlenderte noch umher, sah mich ein bisschen um. Es gab 5huehner, geschaetzte 20 pfauen, 3 hunde, ca 30kuehe und 13pferde. Die pfauen waren recht komische voegel. Da ich den sinn in ihnen nicht ganz durchschaute, erklaerte man mir, dass sie schlangen essen. Das war also ihr nutzen. Die drei hunde waren meine staendigen begleiter. Ich musste wieder so viele neue namen lernen. Aber komischer weise kann ich mir tiernamen immer schneller merken, als menschen. Und dann noch die 13pferde. Quarabs, ein mix aus quarter horses und arabern. Also ein cowboypferd durch und durch. Deren namen waren noch viel schwieriger, da sie sich alle so aehnlich sahen und ich erstmal lernen musste, wer wer ist. Nur meins war braun, das war leicht zu erkennen.

Jedenfalls lernte ich dann greg kennen, den pferdefluesterer. Ein mann in seinen 60ern, durch und durch buschaustralier, kein mann der grossen worte, ein enormes alkoholproblem, aber extrem gut im umgang mit pferden. Er hat erst mit 38jahren das reiten gelernt, hat sich alles selbst beigebracht und hat vor 12jahren dann dort auf der station angefangen, pferde zu trainieren. Und das kann er. Ich habe noch nie vorher so gut eingerittene, sensible, liebe pferde kennengelernt. Der wahnsinn! Ich erklaerte ihm, dass ich kein profi bin, eigentlich nie wirklich gelernt habe zu galoppieren und nur immermal wieder reitstunden hatte ueber die jahre verteilt. Naja, das interessierte ihn nicht, er behauptet, er kann nach 10min sehen, wie jemand mit pferden umgeht. ok. Er teilte mir mein pferd zu. Paho, eine kleine faule stute, die mir schnell ans herz gewachsen ist und mir in meiner reiterfahrung wahnsinnig weiter geholfen hat. Wir sattelten die pferde, dann kam sylvia, die den ausritt gebucht hatte. Sie musste dafuer 60$ bezahlen, ich ritt kostenlos mit. Dafuer hatte sich die fahrt dorthin schon gelohnt, mein kindheitstraum hatte sich mal wieder erfuellt. Es hatte sich herausgestellt, das sylvia oesterreicherin ist, naehe salzburg. Wie sich herausstellte nur zwei orte von leogang entfernt, wo ich fast 2jahre gewohnt hatte. Die welt ist klein.

Sie hatte gefallen daran, wollte fuer den naechsten tag eine reitstunde, um zu lernen, wie man trabt. Soweit war ich schon. Nachdem wir die pferde abgesattelt und gefuettert hatten, sassen wir mit bier vorm stall und haben den sonnenuntergang beobachtet. Kann das leben schoener sein?! Dann erfuhr ich mal eben nebenbei, dass ich die reitstunde am naechsten tag uebernehmen soll. Und dann ist da noch jemand am nachmittag. Ach und eigentlich kann ich ja gleich alles mit den pferden uebernehmen, weil er hat keine lust mehr. Es war ende der saison, er hatte viiiiiele ausritte hinter sich, viiiiiele touristen kamen und gingen, immer die selben fragen, immer die selben geschichten, er wollte nicht mehr. Ok, das konnte ich verstehen. Und hey, ich bekam die chance meines lebens, also warum sollte ich da nein sagen?! Ich war also an meinem ersten tag vom helfer zum pferdeguide/reitlehrer/stallbursche befoerdert wurden. Wahnsinn!

Am naechsten morgen stand sylvia schon bereit. Wir sattelten ihr pferd, liefen zur arena und legten los. Am ende der stunde konnte sie super traben, fuehlte sich gut dabei, hatte das pferd unter kontrolle. Ich hatte jemandem das traben beigebracht. Fuehlte sich gut an, niemals haette ich sowas erwartet. Am nachmittag dann eine weitere reitstunde. Eine australierin in ihren 40ern. Es war ihre 5reitstunde, ich sollte versuchen, sie in einen langsamen galopp zu fuehren. Da ich das selber noch nie richtig gelernt habe, hatte ich jede menge youtube-videos angesehen, ich war bereit. Allerdings kam es nie dazu. Zum einen war sie gar nicht begeistert, dass ihr eigentlicher reitlehrer nicht da war. Zum anderen war sie eine woche vorher vom pferd gefallen. Nicht unbedingt ein guter ausgangspunkt. Sie war total nervoes, total veraengstigt. Das pferd spuerte das natuerlich sofort und machte so schoen gar nicht, was es sollte. Eine stunde lang und sie hat es nicht mal in einen richtigen trab bekommen. Puhhhh...die zeit wollte nicht rum gehen. Das pferd war gelangweilt, sie total verkrampft, letztlich stolperte das pferd ueber seine eigenen fuesse (uebrigens meine braune paho) und fiel nach vorne ueber, liess ihre reiterin in zeitlupe runterfallen. Ok, das wars. Keiner verletzt, alles war ganz sanft. Wir beendeten die stunde nach nur 50min. Nach dieser stunde war ich doch etwas deprimiert, aber greg bestaetigte mir, dass auch er es nicht besser hinbekommt, da diese frau einfach nicht geeignet ist fuer ein pferd. Ok, das war beruhigend.

Sylvia war unsere beste kundin. Wir hatten sieben ausritte, kamen super zurecht, hatten jede menge gespraechsstoff und unsere pferde waren perfekt zusammen. Sie hatte rocky, ein schnelles pferd, ich hatte paho, ein langsames pferd. Meines konnte also immer galoppieren, waehrend ihres genauso schnell war im trab. Wir hatten also beide, was wir wollten. Und ich konnte jeden tag auf dem pferd sitzen. Und somit ueben, wie ich richtig galoppiere.

An einem nachmittag hatte ich einen sunset-ride. Eine familie aus tasmanien hatte gebucht. Ich machte die fuenf pferde startklar, musste sortieren, welches pferd fuer wen gut war. Alle waren recht unerfahren, die mutter hatte panische angst vor pferden. Ha! Das sollte lustig werden. Es war ein gemuetlicher ritt, nur im schritt reiten. Ich hatte diesmal “racer”. Ja, da war ein grund fuer diesen namen. Es war recht schwierig, dieses pferd zum langsam gehen zu zwingen. Denn bei solchen pferden ist es immer recht gefaehrlich, faengt eins an zu rennen, rennen alle mit. Und das waere ein problem gewesen mit unerfahrenen reitern. Wie ich spaeter erfahren habe, wird racer wohl normalerweise gar nicht fuer touristen verwendet, weil sie so stoerrisch und schnell ist, sondern greg reitet sie. Mhhhh, naja, sie war mein kleinstes problem an dem tag. Wir hatten die lange runde fast ueberstanden. Nur im schritt zu reiten kann ganz schoen langweilig sein. An einem der grossen boab-baeume (typisch fuer diese gegend, sehen aus wie flaschen), wartete eine kuehlbox auf uns und ein paar stuehle. Fuenf pferde wollten entladen und ausgebunden werden. Ich fand also einen baum fuer meins und half dann den anderen runter. Ich hatte den knoten erst wieder gelernt und war mir nicht ganz sicher, was ich da tat. Die pferde waren geparkt, die gaeste sassen, ich servierte cracker, kaese, salami und champagner. Dabei sahen wir der sonne zu, wie sie unterging. Zur selben zeit, kam auf der anderen seite der mond am horizont. Riiiiiiesig gross und blutrot. Wahnsinn! Was ein naturschauspiel. Und ich hatte keine kamera dabei. Der himmel war feuerrot, von beiden seiten. Irgendwann bemerkte ich, dass meine knotentechnik nicht ganz funktioniert hatte. Eines der pferde stand neben mir. Mhhh... ich versuchte es also nochmal. Wir tranken und redeten und tranken mehr. Zu viele flaschen sekt, wir haetten keine alkoholkontrolle ueberstanden. Irgendwann bemerkten wir mal, dass es dunkel wurde. Oh verdammt! Es wurde dunkel. Wir hatten noch sicher eine halbe stunde ritt vor uns. Ich half also wieder allen auf die pferde. Nun ging alles etwas schneller, die pferde wollten heim. Natuerlich hatte die mutter nun das schnellste pferd und bekam noch mehr panik. Aber nicht einmal ist es in den trab gegangen, hat immer schoen getan, was es sollte. Wir hatten die zwei kinder in der mitte und der vater fiel recht weit zurueck mit seinem langsamen pferd. Es war fast stockdunkel, ich sah kaum noch, wo wir lang mussten. Ich wartete nur darauf, dass sich eines der pferde erschreckt und losrennt. Unser glueck war der vollmond, der noch ein bisschen licht lieferte. Irgendwann im duesteren kam ploetzlich etwas auf uns zu. Es waren die kuehe. Recht wild und isoliert gehalten, wusste ich, dass wir sie meiden sollten, da ein bulle recht aggressiv war. Na super! Und wir waren schon viel zu nah dran. Wir drehten also nach rechts ab. Allerdings kamen die kuehe naeher. An die kinder ran. Ich hielt an und war bereit, zurueck zu rennen. Den vater hab ich kaum noch gesehen so weit war er zurueck gefallen. Die kuehe blieben endlich stehen, nur wenige meter neben ihm. Man, hatte ich eine angst. Und das ganze durfte ich mir natuerlich nicht anmerken lassen. Ich erzaehlte ihnen nichts von dem aggressiven bullen und sagte, es sei geplant gewesen im mondschein zurueck zu reiten. Puh! Das schwierigste war noch mit meinem pferd. Ich war mega angespannt, es spuerte es sofort, hatte ich die beine zu nah an seinem bauch, wurde es sofort schneller. Ich musste also trotz all der angst meine nerven unter kontrolle halten. Irgendwie fand ich dann endlich mal das tor zur strasse, versuchte gar nicht erst, es vom pferd aus zu oeffnen. Ich wartete, bis alle durch waren, wir waren auf dem letzten kilometer. Ein paar meter vor dem stall liess ich sie absteigen, da kamen mit voegeln und hunden zu viele erschreckende dinge fuer die pferde im dunkeln. Ich hatte 3pferde in der hand und natuerlich genau dann musste sich eins erschrecken und umherhuepfen. Es war wieder unter kontrolle, greg wartete schon und half mir, die pferde anzubinden und abzusatteln. Die touristen waren zufrieden, alles ist gut gegangen, sie hatten ihren spass. Ich hatte gedacht, ich bekomme aerger vom chef, aber er sah das ganz locker, war ja nichts passiert und seine pferde sind gut genug trainiert, um nicht einfach loszurennen. Naja, mir wird dieser ritt wohl noch lange in erinnerung bleiben.

Es gibt wohl noch einen zweiten teil darueber, wird sonst zu lang...

 

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