Ich hatte nun also die chance jeden tag zu reiten. Und die nutzte ich auch. Mir tat schon alles weh. Es waren mal zwei tage zwischendrin, wo nichts gebucht war. Einen nutzte ich wirklich mal zum entspannen, aber den anderen schnappte ich mir meine paho und wollte mal ein bisschen alleine umherspielen. Das passte ihr gar nicht. Sie versuchte staendig umzudrehen und wir mussten staendig diskutieren. Schneller wollte sie auch nicht werden, es hat mich eine weile gebraucht, um sie in einen galopp zu bringen. Und sie ist nicht nur sensibel auf bewegungen, nein auch auf stimmen. Wir waren ja nun alleine dort draussen, also hab ich oefters mal mit ihr geredet. Sie hat sofort gedacht, ich gebe ich befehle, blieb oefters mal stehen und sah mich verdutzt an. Naja, also schwiegen wir irgendwann.
Dann hatten wir freitag noch eine gruppe aborigine-kinder. Mit ihrer betreuerin lee kamen sie jeden freitag. So die theorie. Aber man wusste nie, wie viele auftauchen. Am ersten freitag bat ich greg, das zu uebernehmen. Ich hatte zu viel angst, dass da 20kids vor mir stehen, die ich mit den pferden koordinieren soll. Wir machten ein paar pferde startklar und warteten. Es tauchten nur 3kids auf. Naja, das waere in ordnung gewesen. Aber trotzdem, jedes war auf einem anderen level und man musste jedem etwas anderes zu tun geben. Was recht schwer ist, da die pferde doch lieber einander folgen wollten. Ich sattelte paho und ritt mit in die arena, spielte nebenbei ein bisschen umher. Als die stunde um war nutzte ich die kids noch zum pferde fuettern. Danach kam lee nochmal zu uns, um zu fragen, ob sie mit ihrer freundin am naechsten tag fuer einen trailride kommen koennte. Ich uebernahm. Sie wollte sogar 2std machen, kam mir nur recht.
Um zwei std ritt rum zu bekommen, musste ich ein bisschen weiter raus, auf dem grundstueck, dass ich noch nicht so richtig kannte. Also wollte mir greg am naechsten morgen noch ein bisschen was zeigen. Es waren jeden tag um die 34-38grad. Also starteten wir schon frueh, um nicht in die grosse hitze zu geraten. Er hatte racer, die an dem tag richtig zeigte, was fuer ein biest sie sein kann. Ich bat greg, mir ein bisschen was beizubringen, was man in keiner reitschule lernen kann. Wie zum beispiel tore oeffnen vom pferd aus. Wir standen sicher eine halbe stunde davor, das war gar nicht so einfach, das pferd milimetergenau zu parken, um das tor oeffnen zu koennen. Aber paho war geduldig, auch wenn ich ihr das tor zweimal an den hintern gehauen habe beim versuch, es zu zu machen. Wir hatten unseren spass, sind getrabt, sind galoppiert, sind kleine schleichwege durch den wald, kamen dann auf die sandduenen, wo man sich grossartig austoben konnte. Ein bisschen was ueber die gegend hab ich auch gelernt. Und ich hab gemerkt, dass meine paho richtig schnell sein kann, wenn der chef dabei ist.
Ich kannte nun ein groesseres stueck vom gelaende. Greg war weg, wohin er verschwunden war, sollte sich am naechsten tag herausstellen. Am nachmittag kamen dann lee und kate. Meine angst, dass sie vielleicht zu erfahren fuer mich waren, verflog schnell. Lee war zwar ganz gut, da sie auf einer farm aufgewachsen war, hatte das reiten aber eben auch nie so richtig gelernt, aber kate war wie ich, mochte gern galoppieren, hielt sich aber auch immer mal wieder am sattel fest. Und die beiden waren sogar schon in der mongolei. Wow! Man trifft selten leute, die in diesem tollen land waren. Also konnten wir ueber die hoelzernen saettel reden und sogar ueber den selben reisefuehrer. Wir hatten echt spass. Traben, galoppieren, zum quatschen im schritt unterwegs gewesen. Toll. Und lee war vogelbegeistert und konnte mir noch ein paar vogelnamen beibringen. Nach zwei stunden waren wir vollkommen verschwitzt, unsere pferde waren von kopf bis fuss nass. Wir goennten uns noch ein bier bei sonnenuntergang, bevor sie wieder heimfuhren und ich noch die pferde fuetterte.
Das pferdefuettern ist auch noch so eine sache. Fruehs um halb sieben und abends, sobald ich wieder alle drin hatte. Und das heu musste mit dem traktor umhergefahren werden. Nach meiner kindheit nie wieder auf einem traktor gesessen, musste ich mich erstmal als unerfahren outen. Kein ding, learning-by-doing, ich wurde gleich an meinem ersten tag auf den traktor gesetzt, kurze erklaerung, und ab gings. Hab zwar 2mal fast den zaun umgerissen, da ich mich erst an die schlechten bremsen gewoehnen musste, aber alles ist gut gegangen und ich kann nun traktor fahren.
Mal nebenbei: die pferde waren nicht mein einziger job. Eigentlich war das so gar nicht geplant. Ich machte jeden morgen die duschen und toiletten vom campingplatz sauber. Dann richtete ich bungalows her, falls gaeste gebucht hatten. Dann war die hauptaufgabe fuer mich und hans, das metallkonstrukt des toilettenhaus zu streichen. Also erst rostumwandler, dann grundierung, dann neues gelb. Dafuer brauchten wir zwei wochen, da es nach 12uhr unter dem dach so heiss wurde, dass einem die farbe sofort austrocknete. Dann gingen wir einen tag raus, um kleine baeumchen/unkraut einzeln abzuschneiden und zu vergiften. Das dauerte einen ganzen morgen.
Eigentlich arbeitete ich ja nur fuer kost und logis, d.h. nur vormittags von halb sieben bis 12 oder eins. Aber dadurch, dass nun die pferde dazukamen, hatte ich eigentlich den ganzen tag zu tun und machte nur pause in der mittagshitze. Und man gab mir sogar geld dafuer, obwohl mir die erfahrung schon genug lohn gewesen waere. 12$ pro stunde pro person. Da kamen bei buchungen wie die mit der familie schon ordentlich was bei rum.
Dann kam der sonntag. Noch absolut kaputt von 5std auf dem pferd am vortag, wollte ich eigentlich gar nicht mit. Aber gut, hans ueberredete mich, mit zum pistolclub zu kommen, also zum schiessstand. Ausser mit dem luftgewehr als kind, hatte ich noch nie zuvor geschossen. Und ich hatte den groessten respekt vor waffen. Man gab mir eine kurze unterweisung, ich musste tausende seiten papierkram unterschreiben und hatte somit einen revolver vom club geliehen. Man zeigte mir, wie ich ihn laden musste und mein zittern war gross. So gross, dass ich eigentlich keine hoffnung hatte ueberhaupt was zu treffen. Es ging los. Wir waren nur zu sechst. Fuenf alte herren und ich. Die zielscheiben wurden aufgehaengt, wir setzten ohrschuetzer und schutzbrillen auf und luden die waffen. Der erste schuss ging zu frueh los, ich hatte die sensibilitaet des ausloesers unterschaetzt. Der erste schock. Der zweite schuss sass, nun hatte ich es raus. Jede runde war mit 2mal 5schuessen. Danach liefen wir vor und sahen uns die zielscheiben an. Ich hatte zwei in den aeusseren kreisen, alle anderen waren in die wallachei gegangen. Die alten herren sahen keine gefahr in mir, sie freuten sich ueber neue gesellschaft. Hans erklaerte mir, wie ich zielen musste und die naechste runde kam. 9 meiner 10schuesse gingen sehr nah in die mitte. Die herren witzelten noch ueber anfaengerglueck. Die letzten 3runden waren sogar mit sich drehenden scheiben. Die meisten meiner schuesse landeten in der mitte. Sie witzelten nicht mehr, unterstellten mir eher, dass ich profi bin und mich als anfaenger ausgebe. Zum schluss hab ich mit 453punkten haushoch gewonnen. Der zweite platz kam mit 307, hans hatte 187. ein deprimierender tag fuer die herren des pistolclubs. Ich war sehr erstaunt, haette nie gedacht, dass ich das hinbekomme. Also bei der naechsten kirmes zuhause, werd ich mich dann wohl auch mal trauen koennen.
Als wir wieder zuhause waren, wollten wir gerade den loeschwagen startklar machen fuer den nachmittag. Aber da kam eine touristin angefahren, die ausreiten wollte. Ich zog mich also nur schnell um, schnappte mir zwei pferde und ritt los. Sie war anfaengerin, also ein gemuetlicher ritt. Sie war deutsche, reiste mit ihrer schwester. Die lag aber im krankenhaus mit einer lebensmittelvergiftung. Also nutzte sie das und kam zu uns fuer einen ausritt, da ihre schwester allergisch gegen pferde ist. Als neuernannter touristenguide, kannte ich natuerlich auch schon ein paar geschichten. Ich haette nicht gedacht, dass das irgendwer ernst nehmen wuerde, aber sie glaubte mir alles. Unser grosser picknick-baum hatte ein riesiges loch. Das war verursacht durch einen blitzeinschlag. Und in dem loch lebt eine 20meter lange schlange............... Ja! Sie hat es geglaubt! Dann sind da noch die kimberley tree-crocodiles, also baumkrokodile, die in der gegend leben und am abend gern vorbeigehende touristen aus den baeumen her angreifen. …................Ja! Sie hat es geglaubt. Dann fragte sie mich, warum die bauern dort ueberall dreckhaufen aufschuetteten. Sie meinte die termitenhuegel. Auch ueber die boab-baeume wusste sie nichts. Ich konnte also all mein wissen raus lassen. Und ich haette ihr so viele geschichten erzaehlen koennen. Ich haette sie einfach in dem glauben lassen sollen, dann haette sie irgendwann in deutschland das geruecht verbreitet, dass es baumkrokodile gibt.
Es wird wieder zu lang... es gibt noch einen dritten teil, ueber ein selbstgemachtes buschfeuer, mehr ausritte und den komischen abschied