ich war wieder in der zivilisation. Ausser, dass ich erledigen konnte, wozu ich vorher nicht die moeglichkeit hatte und einkaufen konnte, was ich vorher nirgendswo mehr gefunden hatte, konnte ich dem ganzen nichts positives abgewinnen. Ich konnte die bloede luftmatratze loswerden, die ich mittlerweile jeden tag aufpumpen musste, und meine schaumstoffmatratze wieder haben, die ich bei rebecca gelassen hatte. Das bett hab ich repariert und eine neue platte rein gemacht.
So, und nun war ich eigentlich bereit, nach bali zu fliegen. So war ja der plan, damit ich noch ein bisschen dem winter entfliehen kann. Allerdings machte mir der australische staat einen strich durch die rechnung. Mein visum war noch immer nicht bestaetigt. Also mein zweites jahr working-holiday-visum. Und bevor ich das nicht hatte, durfte ich das land nicht verlassen. Ich hatte es in australien beantragt, also muss ich mich auch in australien befinden, wenn es bestaetigt wird. Manche bekommen es in 2minuten, manche in 2tagen. Mein erstes jahr hatte ich in 20minuten. Und darauf hoffte ich auch diesmal. Aber nichts geschah. Es stand im internet, dass es bis zu 3wochen dauern kann. Es waren aber schon 5wochen rum. Ich telefonierte schon ein paar mal, aber die konnten mir auch nicht sagen, wann es nun bearbeitet wird. Ich haette ein anderes brueckenvisa beantragen koennen, um das land zwischendurch verlassen zu koennen, aber das haette nochmal 140$ gekostet und es waere auch nicht abzuschaetzen gewesen, ob das rechtzeitig bewilligt wird. Auf meine email bekam ich nur eine automatische antwort, dass es zu verzoegerungen in der visavergabe kommt und man sich gedulden soll. Und dass emails binnen 2wochen beantwortet werden. ok. Das hatte sich fuer mich also nun definitiv erledigt. Das visum war nicht da, mein flug nach bali ging ohne mich. Natuerlich hatte ich einen billigflug gebucht, sodass ich ihn auch nicht verkaufen konnte. Geld umsonst bezahlt.
Ich musste nun also noch eine beschaeftigung finden fuer die naechsten 4wochen. Irgendwo in australien. Und dafuer hatte ich meine geliebte pilbara verlassen, um nun in der kalten region um die hauptstadt zu sein. Wieder hochfahren haette keinen sinn gemacht. Also suchte ich nach einen job in der naehe. Und den fand ich in mundaring. Einer kleinstadt eine std entfernt von der huehnerfarm, auf der ich gearbeitet hatte und nur eine knappe stunde von perth entfernt, schoen in den huegeln gelegen. Ich half rebecca noch ein bisschen hier und da und fuhr dann am donnerstag raus. Es war ein gestuet. Eine daenin in ihren sechzigern lebte dort alleine mit ihrem welpen und zwei katzen, und versorgte 18(!) pferde. Warmblueter, die sie seit fast 20jahren zuechtete. Viele mit adeliger abstammung aus deutschland. Viele mit beruehmten vaetern im dressur- und springreitgeschaeft. Schoene pferde, mit viel temperament, und sie waren riiiiiesig. Sie hatte sich im maerz arm und schulter gebrochen (ein pferd hat sie getreten) und kann seither nichts mehr mit den pferden machen. Weder reiten, noch mit ihnen arbeiten. Und das merkt man. Viele von ihnen sind junge pferde unter 3. und die machen mit ihr, was sie wollen. Sie wuerde gern welche verkaufen, aber in dem zustand bekommt sie sie nicht los. Und schon gar nicht fuer 20.000$. ein teufelskreis, da die pferde immer schwieriger werden. Der hufschmied kam mit zwei kumpels, da er schon wusste, dass er diese problempferde nicht allein schaffen kann. Die tieraerzte muessen wegen jedem bisschen raus kommen und die pferde in den koppeln behandeln. Drei koppeln sind vollkommen verwuchert, da sie die pferde nicht von einer wiese zur naechsten fuehren kann, da sie verrueckt spielen wuerden, nachdem sie 8monate ihre koppeln nicht mehr verlassen haben. Es war wirklich interessant. Aber auch aus den fehlern anderer kann man lernen. Die lektion hieraus: man braucht keine 18pferde, wenn man sich nicht mit ihnen beschaeftigen kann. Es ist rausgeschmissenes geld. Unglaublich, was 18 verwoehnte pferde so kosten. Kann man nur machen, wenn man einen mann hat, der das alles auch nach der trennung noch weiter bezahlt.
Aber naja, mein job war es jedenfalls, ihr zu helfen, die pferde dreimal taeglich zu fuettern und am morgen die pferdeaepfel aufzusammeln. Ein ziemlicher knochenjob. Aber es hat spass gemacht, ich bin gern mit pferden, auch wenn es keine chance zum reiten gab. Und nebenbei hatten wir noch noche um uns herum. Ein kleines schwarzes wollknäuel, ein 15wochen alter belgischer schaeferhund, der am liebsten 20std am tag beschaeftigt werden wollte und mit vorliebe meine schuhe und meinen hut klaute.
Es gab selten tage, wo man mal wirklich ein paar std freizeit hatte, es ging 7tage die woche durch. Zwischen den mahlzeiten war immer irgendetwas. Mal war der elektrozaun kaputt, mal musste eingekauft werden, tierarzt, hufschmied, fohlen kastrieren, fohlen bei den nachbarn bewundern (dessen vater eines der beruehmtesten dressurpferde deutschlands ist und somit der samen 24.000$ gekostet hat!), heu holen, wasser auffuellen, und und und. Einmal nur schaffte ich es einen ausflug zu machen. Das heu war vorbereitet, mittag war schnell gefuettert und das gab mir knappe 4std freizeit. Wow! Ich fuhr zum stausee. Wunderschoen. Hat mich stark an den edersee erinnert. Ich beobachtete die schwarzen kakadus dort und genoss das schoene wetter. Der fruehling war endlich da. Nach so oft arbeiten im schlamm und regen, war es auch endlich zeit. Mein weg fuehrte mich zurueck durch kalamunda, einem kleinen hippy-staedtchen, und ueber kehren den berg runter mit tollen aussichten auf perth. Das war der einzige ausflug, den ich machen konnte. Zweimal hab ich es noch geschafft, in die stadt zu fahren, um 2std im cafe zu sitzen und blog zu schreiben. Und einen tag hatte ich nur die fruehschicht. Denn da hatte ich meinen termin zum service. Mein auto musste mal wieder durchgecheckt werden nach all den schotterstrassen im norden.
Da faellt mir auf, dass ich euch eine geschichte noch verschwiegen habe. Meine mechaniker in tom price konnten mich ja auch nochmal wieder sehen. Als ich tom price verlassen wollte, ueberpruefte ich oel und alles und da viel mir auf, dass eine meiner batterien leer war. Ich wollte auf nummer sicher gehen und mir lieber noch eine holen, bevor ich doch noch auf dem weg nach perth liegen blieb. Es war schon mittags und die werkstatt war ausgebucht. Also sollte ich am naechsten morgen wieder kommen. Also noch eine nacht auf dem campingplatz. Dann hatte ich um 9.30uhr meinen termin. Ich wollte los und das auto sprang nicht an. Ganz toll! Da hatte ich schon ein dual-system mit zwei batterien und nun stand ich trotzdem da und musste den abschleppdienst rufen. Also vielmehr meinen mechaniker, der schon auf mich wartete. Er kam raus, gab mir starthilfe und sah sich das ganze in der werkstatt an. Beide batterien leer. Sehr ungewoehnlich. Insbesondere da die eine erst 6monate alt war. Er schickte mich weg, wollte erstmal aufladen. Am nachmittag kam ich wieder, um zu erfahren, dass beide batterien kaputt sind. Es gab da im auto so einen schalter, wo mir bisher noch kein einziger mechaniker sagen konnte, wofuer der eigentlich ist. Naja, nun erfuhr ich es. Es war der schalter fuer das dualsystem. Und das war, fuer wer weiss wie lange, ausgeschaltet. Das hiess also meine zweitbatterie war leer und anstatt von der anderen wieder aufgeladen zu werden, wurde nun nur die andere batterie leergezogen von kuehlschrank usw. Toll hinbekommen! Knappe 700$ spaeter, hatte ich zwei neue batterien drin und ein zettelchen am schalter, wo an und aus ist.
Naja, wieder zurueck zum gestuet... mit der daenin verstand ich mich sehr gut. Sie war viel gereist, war in ihren 20ern in sued- und mittelamerika unterwegs, hat eine weile in chile gelebt, hat jahrelang in zansibar in afrika unterrichtet. Wir hatten viel zu reden. Gegessen wurde gemeinsam in ihrem haus. Aber zum schlafen hatte ich mein eigenes kleines huettchen mit bad und wohnzimmer und schlafzimmer und terasse und garage.
An einem sonntag sind wir zu einem reitturnier gefahren. An einem anderen sonntag sind wir bei freunden gewesen, die einen tag der offenen tuer hatten fuer ihr 2.5millionen$ schweres anwesen. An einem dienstag sind wir zum mittagessen bei einer ihrer freundinnen gewesen, wo wir aufgetakelt mit ein paar anderen damen das melbourne cup pferderennen angesehen haben und ich sogar 30$ mit dem siegerpferd gewonnen habe. An einem tag war ich krank, da mir gegen 14uhr so schwindelig und schlecht wurde, wie nie zuvor. Hab mich gefuehlt, als waer ich sturzbesoffen gewesen und war den restlichen tag ausgeschaltet. Weiss bis heute noch nicht, was das war.
Und dann waren die vier wochen auch schon wieder rum...