top of page

Der lange Weg raus aus Westaustralien

Hier nun endlich mal ein weiterer Blog, der nun schon 3 monate ueberfaellig ist.

Ich sass im auto und sortierte meine landkarten (ja, ich habe mein geschenktes navi immer noch nicht verwendet). Ich sah den ruecklichtern des reisebusses noch nach, bevor mit ihm auch meine eltern um die ecke verschwanden. Ich liess den motor warm laufen, sortierte meinen kram und fuhr los. Der start eines voellig neuen abendteuers. Ich versuchte meine vorurteile und all die schlechten dinge, die ich ueber die ostkueste gehoert habe, zu verdraengen. Es war noch frueh am morgen, der berufsverkehr hatte noch nicht begonnen, sodass ich, nach ein paar mal abbiegen, auf dem weg raus aus der stadt war. Eine gute stunde spaeter, liess ich auch die auslaeufer von perth hinter mir und winkte ein “bis bald” zur hauptstadt. Ich kam nach mundaring, der ersten kleinstadt nach perth. Ich tankte soviel billigen diesel, wie reinpasste, fuellte meine essensvorraete auf, kaufte noch ein letztes brauchbares sauerteigbrot, da ich wusste, dass es das eine weile nicht geben wuerde und fuhr dann die paar kilometer weiter nach mount helena, wo sich das gestuet befand, auf dem ich vorher arbeitete. Die daenin und ihr kleiner welpe freuten sich riesig, mich noch einmal zu sehen. Nach zwei runden kaffee und guten gespraechen, musste sie zurueck an die arbeit und ich machte mich los. Vor mir lagen erstmal wieder die langen geraden 500km rueber nach kalgoorlie, der goldgraeberstadt, die ich vor einigen monaten mit meiner grosscousine consi besuchte. Es war spaet, es wurde dunkel, ich wurde muede, die kaengurus waren zu aktiv, ich musste aufgeben. In coolgardie, einem kleinen alten staedtchen auf dem weg, wollte ich gern uebernachten. Allerdings hatte man aus sicherheitsgruenden alle toiletten abgeschlossen. Und ueberall lagen und liefen besoffene ureinwohner herum. Also kein so guter uebernachtungsplatz. Ich quaelte mich noch 30km weiter bis zu einem see, an dem man kostenlos uebernachten konnte. Es gab toiletten und ich war alleine dort. Ich sah zwar nicht, wo ich parkte, geschweigedenn habe ich den see irgendwo gesehen, aber zumindest war alles gut, als ich den naechsten morgen aufwachte.

Das campingleben hatte mich nun also wieder. Nach einer katzenwaesche und fruehstueck mit den ameisen startete ich und fuhr die restlichen 80km nach kalgoorlie. Bei einem zweiten fruehstueck in der stadt, fragte ich mich, warum ich ueberhaupt nochmal dort hin gefahren bin. Ja, es ist eine schoene stadt, tolle alte gebaeude, gute museen, aber eigentlich hatten wir beim letzten mal schon ziemlich viel gesehen. Und da ich kurz vor der pleite stand, konnte ich mir eh keine weiteren museen oder minentouren leisten. Mhhh... naja. Um die 100km haette ich abkuerzen koennen, nun war es zu spaet. Ich fuhr weiter, nun richtung sueden, richtung norseman, dem nachbarort, mal eben 200km entfernt. Am spaeten nachmittag kam ich dort an. Eine ziemliche geisterstadt. Alles ruhig. Niemand auf der strasse. Eine weitere minenstadt mit diesem komischschoenen outback-charakter. Ich fuhr hoch auf einen aussichtspunkt, gerade rechtzeitig fuer einen absolut atemberaubend schoenen sonnenuntergang. Westaustralien zeigte sich an meinem letzten abend nochmal von seiner besten seite. Nachdem irgendwann der orange, pinke, rote, lilane himmel verblasste und in die dunkelheit ueberging, fuhr ich ans andere ende der stadt. Durch einen trockenen salzsee ging es holprige 2km zu einem kleinen huegel, auf dem man kostenlos campen konnte. Ein australisches paerchen hatte dort schon ihr zelt aufgeschlagen. Es war benahe vollmond und trotzdem war der sternenhimmel mal wieder atemberaubend vielfaeltig. Ich lag schon gegen halb zehn im bett, bei den nachbarn war schon vorher dunkel. Kurz vor elf wurde ich dann wach, erst durch zwei lichter, die ueber den salzsee kamen, dann durch extrem laute musik der zwei autos, die auf den huegel fuhren. Sie parkten die auto direkt neben dem zelt meiner nachbarn, liessen motoren und musik noch ein paar minuten laufen, bevor es ruhig wurde. Ich hatte erwartet, dass es irgendwelche einheimischen jugendlichen waren, die camper aergern wollten. Was dann allerdings geschah, aergerte mich noch viel mehr. Sie stiegen aus, eine gruppe von drei jungs und einem maedel, alle um die 18-19jahre jung. Sie diskutierten, wo sie die zelte aufstellen sollten. Auf deutsch! Ahhh! Da war er wieder, der grund warum ich mich ganz klar von “backpackern” abgrenzen moechte. Lautstark mit viel musik und bier, schlugen sie nun ihr lager auf und kochten noch abendessen. Ich moechte nochmal erwaehnen, dass es mittlerweile fast mitternacht war. Irgendwann schlief ich wieder ein, sodass ich nicht weiss, wie lange das noch angehalten hat.

Der naechste tag brach ueber dem riesigen salzsee an. Es war sechs uhr morgens, als meine australischen nachbarn aufbrachen. Ich sass gegen acht in aller ruhe beim fruehstueck, als es wieder laut wurde. Die musik lief, die ersten bierdosen wurden geoeffnet, gemeinschaftspinkeln mitten auf dem parkplatz. Fuer fruehstueck hatten sie keine zeit, sie wollten an dem tag noch perth erreichen. Sie brachen auf und hinterliessen zwei tueten muell und jede menge flaschen. Unfassbar! Ich kann gar nicht ausdruecken, wie sehr ich mich da fuer meine landsleute schaeme! Abschieben sollte man sie! Wenn sie das land mit fuessen treten, dass ihnen eine solch tolle chance gibt. Naja, nachdem ich mich genug darueber aufgeregt und ihren muell eingesammelt habe, bin ich auch gestartet und habe mir erstmal einen kaffee an der tankstelle geholt. Die hatten dort muelleimer. Wie ueberall. In die man muell ganz einfach entsorgen kann. Sollte auch fuer hirnlose 19jaehrige backpacker moeglich sein.

Nun ging mein weg richtung osten. Die letzten 700km in westaustralien. Hauptaufgabe war: obst essen. Ich hatte beim einkaufen vergessen, dass man ja kein obst und gemuese mit ueber die grenze nehmen darf. Und ich hatte noch genug davon. Und so hatte ich wenigstens was zu tun. Der weg zog sich. Endlose kilometer durchs nichts. Ausser tauuuuusende tote kaenguruhs, die die strasse mit blut und innereien bedeckten. Sowas hatte ich noch nie gesehen. Die strasse war ein schlachtfeld. Hier kam wohl keine strassenreinigung hin. Irgendwann kam ich auch zum startpunkt von australiens laengster geraden. Allerdings ist es fraglich, da es schotterstrassen irgendwo im nirgendwo gibt, die laenger gerade sind. Jedenfalls hatte man hier nun 146.6km, auf denen man das lenkrad keinen millimeter bewegen musste. Man, kann das langweilig werden. Insbesondere wenn man ueber hunderte kilometer keinen kaffeestand sieht. Die grossen vorteile die ich hatte: es war noch nicht sooo heiss, man brauchte keine klimaanlage, ich fuhr mit der sonne. Wenn ich mir vorstelle hier fuer stunden in ueber 45grad gluehender hitze gegen die sonne zu fahren... puh! Aber auch so war es anstrengend. Jede cd und jeden usbstick hoerte ich rauf und runter. Ich konnte mittlerweile alle lieder auswendig. (ich muss wohl nicht erwaehnen, dass es weit und breit keinen radioempfang gab.) bei all dem geradeaus fahren, hab ich auch wieder viel lesen koennen. In dem seltenen fall, dass man alle zwei stunden mal ein auto oder aehnliches so, freute man sich, winken zu koennen. Ich gab irgendwann auf, ich haette es nicht mehr vor dunkelheit ueber die grenze geschafft. Also nun doch noch eine weitere nacht in westaustralien. Es gab nicht viele optionen, ich fuhr einen schleichweg, um ein bisschen weg vom rastplatz zu kommen. Verstecken konnte man sich eh nicht, alles war flach. Es war die typische umgebung, wo man leute ermorden koennte und niemand wuerde jemals die leichen finden. Die naechsten haeuser waren hunderte von kilometern entfernt. Ich schlug camp auf, kochte mein abendessen und genoss das letzte kalte bier bei einem weiteren wunderschoenen sonnenuntergang auf westaustralischem boden.

Die nacht war totenstill, kein wind, kein verkehr, man konnte jedes rascheln neben dem auto hoeren. Am morgen kochte ich mir meinen kaffee am auto, mir war klar, dass es auch weiterhin kaum chancen gab, irgendwo kaffee zu bekommen. Ich fuhr weitere 2std bis ich endlich die grenze erreichte. Ein baufaelliges grenzgebaeude, ein polizeiauto davor, jede menge schilder, aber kein zeichen dafuer, dass sich irgendwer dafuer interesssierte, wer hier die grenze uebertrat. Ich fuhr ein paar meter weiter, um zu realisieren, dass ich nun nach 14monaten tatsaechlich westaustralien verlassen habe. Mhhhh.... ich werde es vermissen. Ich war in suedaustralien angekommen. Und es gab kaffee. Guten kaffee. Teuren kaffee. 8$ fuer einen mehr oder weniger grossen becher. Das sind umgerechnet fast 6euro!

Ueber meine fahrt durch suedaustralien werde ich im naechsten blog berichten...

 

© 2015 by Christina Otto. Proudly created with Wix.com

  • Facebook Social Icon
bottom of page