ich war also ueber die grenze gekommen. Ich hatte meinen kaffee und konnte weiter fahren. Nun auf suedaustralischem boden. Die grossen veraenderungen, die sofort auffielen, waren: saubere strassen, also keine toten kaenguruhs mehr, hier wurde aufgeraeumt. Somit gab es auch nicht mehr hunderte von kraehen und riesigen adlern. Eigentlich hat man gar keine voegel mehr gesehen, hier gab es wohl nichts zum fressen, nicht mal kakadus waren zu sehen. Eine weitere veraenderung war, dass es keine toiletten mehr gab. Waehrend man in westaustralien wenigsten alle 50-100km mal ein plumsklo gesehen hat, gab es hier weit und breit nichts. Die strassenraender mussten hier also zum pinkeln genutzt werden. Die wenigen leute die man traf, waren super freundlich. Ich fuhr von der “grenzstadt” (stadt= eine teure tankstelle, campingplatz, golfplatz, hotel mit leerem restaurant, und geschaetzte 5 einwohner) eucla weiter richtung osten. Man war nun direkt an der kueste und konnte ab und an mal anhalten, um zu aussichtspunkten zu laufen. Der wind war extrem, die klippen dramatisch, der ozean unendlich.
Ein paar stunden spaeter kam ich in die erste mehr oder weniger richtige stadt mit mehr einwohnern und mehr moeglichkeiten, ich fuellte meinen tank fuer normale preise, bekam sogar gas. Neben mir stoppte ein auto mit drei frauen, aborigines. Sie tankten voll und hatten dabei lautstarke diskussionen. Ich hatte das gefuehl, da ist was falsch an der situation. Ich ueberlegte schon die kamera rauszuholen, um das nummernschild zu fotografieren. Aber bevor ich ueberhaupt fertig war, fuhren sie los, parkten vor dem gebaeude und gingen rein. Ok, dachte ich, sie gehen bezahlen. Einige minuten spaeter kam ich rein, eine der frauen kam gerade von der toilette, die andere lief mit einem kaffee umher. Ich zapfte meinen kaffee, wollte bezahlen, als mich die kassierin fragte, ob ich wuesste, wer neben mir getankt hat. In dem moment, sahen wir die frauen wegfahren. Sie hatten also nicht bezahlt, waren aber noch so dreist, dass sie kaffee kauften und dann erst abhauten. Ein aelterer herr versuchte noch dem auto hinterher zu rennen und erkannte so zumindest noch einen teil des nummernschildes. Mit fuenf leuten setzten wir dann das nummernschild zusammen, waren uns aber nicht 100% sicher und die polizei wurde verstaendigt. Ob man sie je ausfindig gemacht hat, weiss ich nicht, aber zumindest blieb die kassiererin ruhig und freundlich, also nehme ich an, dass kommt dort oefters vor.
Mein weg ging weiter durch ausgetrocknete outback-landschaften. Alle paar hundert kilometer kam mal ein rasthaus. Bei einem kam ich aus der toilette und hatte eine schlange vor mir. Eine riesige teppich python. Auf den schultern des rasthausbesitzers. Meine reaktion war nicht die, die er sich erwuenscht hat. Sowas schockt mich nun doch nicht mehr so leicht. Aber er bekam die gewuenschte reaktion von einem asiatischen maedchen, dass nach mir rauskam. Lautkreischend huepfte sie im kreis und verschwand wieder in der toilette. Er erzaehlte mir, dass die schlange neben seinen huehnerhaus lebt und er sie immer mal wieder einfaengt, um die touristen zu aergern. Und insbesondere vor der frauentoilette hat er damit grossen erfolg. Naja, wenn man sonst nichts zu tun hat. Eine gruppe australier kam begeistert zu ihm und startete eine fotoreihe, jeder bekam die schlange mal um den hals gelegt. Ich weiss nicht, wann sich die asiatin wieder rausgetraut hat, aber ich fuhr dann mal weiter.
Man traf immer wieder die gleichen leute. Es gab nur den einen weg und man hatte ziemlich das gleiche tempo. Die naechte verbrachte ich an rastplaetzen, wo es manchmal dreckige alte plumsklos gab, und manchmal nicht. Da war ich nun echt verwoehnt von westaustralien. Der schlaf war also staendig unterbrochen, da man direkt an der strasse war und die grossen lkws die ganze nacht lang durchrauschten. Ich war immer noch am obst essen und schaffte es auch noch, vor dem kontrollpunkt alles zu vernichten. Der kam komischerweise erst einige hundert kilometer inlands. Aber das war auch wieder so eine vertrauenssache. Ein netter kerl dort, der wissen wollte, ob ich obst und gemuese dabei habe. Ich musste meinen kuehlschrank oeffnen, er warf einen schnellen blick hinein und das war es auch schon. Naja, er konnte mir noch einige reisetipps geben und ignorierte, dass schon 10minuten jemand hinter mir stand und auch durchwollte.
Ich fuhr mal vom highway ab, schlich schotterstrassen entlang zu einem kleinen nationalpark, den ich fuer mich alleine hatte. Dort in der anfangsregion der gawlers ranges befand sich ein riesiger felsklumpen, auf den man klettern konnte. Eine tolle aussicht bot sich von oben auf die felder und weiden mit ein paar einzelnen bauernhoefen hier und da und tausenden schafen. Ich mag suedaustralien. Die farblichen kontraste sind der wahnsinn! Die dunkelrote erde, die goldenen felder, der unglaublich blaue himmel. Soooo schoen australisch.
Auf dem rueckweg zum highway hatte ich mich komplett verfahren. Ich fuhr nach kompass und kam trotzdem nirgendwo an. Normalerweise mag ich es ja, mich zu verfahren, aber das problem war, dass mein tank nur noch ca 200km reichte, was mit dem verfahren und der tatsache, dass die naechste tankstelle noch weit entfernt war, etwas kritisch wurde. Letztlich entdeckte ich einen bauern und winkte ihm vom zaun zu. In seinem monstertracktor kam er angefahren und sagte mir, dass ich der erste tourist bin, den er auf diesen strassen gesehen hat. Naja, hab ich mich doch schoen verfahren. Er erklaerte mir den weg und nach einem kleinen smalltalk ueberliess ich ihm wieder seiner arbeit. Der weg ging recht verwinkelt hin und her, sodass ich mich schnell wieder verfahren hatte. Als ich gerade am strassenrand stand, kam ein lkw vorbei. Ich fuhr schnell los und funkte ihn an. Er sagte mir, ich solle ihm folgen, er faehrt zum highway. Gut, auch wieder aus der situation raus gekommen.
Ich erreichte die naechste stadt mit dem letzten tropfen diesel und tankte auf. Sehr erstaunt war ich wieder bei der touristeninformation. Ich erinnerte mich daran, dass das schon so positiv war vor 6jahren. In westaustralien funktioniert das alles nicht. Man braucht nicht mal nach der nachbarstadt zu fragen, man bekommt keine informationen weiter als 20km. In suedaustralien sitzen aber groesstenteils graue nomaden hinter dem infoschalter. Und die wissen alles! Die koennen einem tausend tipps geben ueber saemtliche regionen in suedaustralien. Da wird jeder besuch im infocenter zu einem aufenthalt von einer stunde.
Mit genug informationen und geheimtipps fuhr ich weiter. Der tag ging dem ende zu, ich schaffte es noch bis nach iron knob. Wie der name schon sagt, eine minenstadt mit eisenerz. Aber am ende des abbaus, kaum noch was uebrig. Die stadt war wie leer gefegt. Kein mensch zu sehen. Verfallene haeuser. uralte autowracks. Bellende hunde. Ich fuhr durch den gesamten ort, nichts und niemand zu sehen. Die info hatte schon zu. Zwei autos standen am bowlingclub und man hoerte gelaechter. Ich fuhr zurueck zum campingplatz. Ein kleiner parkplatz mit campingkueche und kalter eimerdusche. Man konnte dort fuer 2$spende uebernachten. Dahinter waren die huegel der mine. Es gab einen schoenen sonnenuntergang und dann wurde es duester. Wer horrorfilme wie “silent hill” oder “the hills have eyes” kennt... jap, genau so war das. Perfekter ort fuer horrorfilme. Ich wartete nur darauf, dass die zombies aus den huegeln kamen. Gruseliger ort. Aber faszinierend. Ich schloss mein auto ab, kontrollierte noch 10mal, steckte mir ein messer in die hosentasche, schnappte mir meine kamera und lief durch den ort. Der wind liess kaputte schaukeln quietschen. Alte verfallene holzhuetten mit krarrenden tueren. Hunderte von autowracks, schoener als in manchen museen. Die ruinen der schule sahen aus, als haette eine bombe eingeschlagen. Hunde bellten ueberall, auch wenn ich nie einen gesehen habe. Reutig-aussehende katzen sprangen auf der strasse umher. Strassenschilder waren abgebrannt oder kaputt. Komische geraeusche kamen aus der mine. Und es schien keine kneipe zu geben (der wohl gruseligste fakt in einer australischen kleinstadt!). Ich kehrte zurueck zum auto, wollte noch was kochen. Es war mittlerweile stockfinster, die strassenlaternen flackerten und gingen immer wieder aus. Ich stand mit meiner kleinen laterne in der kueche und versuchte den gaskocher in betrieb zu bekommen, als ich ploetzlich schritte hoerte. Vor mir stand eine dunkle gestalt, die freundlich “hello” sagte und sich entschuldigte, dass er ohne licht unterwegs ist, aber seine batterie war leer. Als er naeher an meine lampe kam, sah ich, dass ich einen geschaeftsmann vor mir hatte. Noch in anzug und krawatte erzaehlte er mir, er sei von adelaide, verkauft irgendetwas mit wolle und ist eben oft in den laendlichen gegenden unterwegs. Er hat schon einige naechte auf diesem platz verbracht, hat ihn aber noch nie so leer gesehen. Naja, zumindest beruhigend zu wissen, dass ich nicht ganz allein war. Er wollte mir mit dem gaskocher helfen, aber wir fanden heraus, dass die gasflasche weg war. Und wasser gab es auch keins in der kueche. Warum auch immer. Naja, die nacht verlief ohne besondere vorfaelle. Auch wenn ich mir die ganze zeit eingebildet habe, dass ich aus den huegeln beobachtet werde.
Am naechsten morgen war der geschaftsmann schon verschwunden, als ich wach wurde. Ich goennte mir eine schnelle eimerdusche mit dem letzten kalten wasser, was noch im eimer war und brach auf. Ich fuhr extra nochmal durch die stadt. Bei tageslicht sah alles nicht mehr ganz so gruselig aus, aber trotzdem hab ich nichts und niemanden gesehen. Alles ausgestorben. Als ich spaeter im internet den ort suchte, stiess ich auf eine geschichte, die ueberall durch die medien ging. Vor ein paar jahren sorgte einer der bewohner fuer aufsehen, da er einen australischen touristen ueber den highway jagte. Er hatte ihn ueberholt und das passte ihm gar nicht. Also holte er seine waffe raus und schoss auf ihn. Es entstand eine wilde verfolgungsjagd und der tourist hatte gluecklicherweise irgendwo ein bisschen handyempfang und konnte die polizei verstaendigen, die ihm nach ueber 50km zu hilfe kam. Sein auto hatte ein paar schusswunden, aber er kam mit dem leben davon. Also wirklich ein guter ort fuer horrorfilme.
Ich kam irgendwann in port augusta an, ich hatte die lange abgelegenheit des nullarbor hinter mir gelassen. Ich tankte auf, machte eine ladung waesche fertig, fuellte meine vorraete auf und war schockiert, dass die laeden alle weihnachtlich sind. Bei der hitze ende november bemerkt man einfach nicht, dass weihnachten naht.
Ich fuhr wieder raus. Mein weg brachte mich in die flinders ranges, ein wahnsinnig schoener gebirgszug, mit verhaeltnismaessig hohen bergen. Ich schlaengelte mich die bergstrassen entlang auf einen aussichtspunkt. Ueber schotterstrassen fand ich meinen weg zum “magnetic hill”. Es lag nicht wirklich auf meinem weg und ich war auch schonmal dort vor 6jahren, aber ich wollte es nochmal machen. Ich hatte die strasse fuer mich alleine. Ich parkte mein auto am fusse des huegels, motor aus, gang raus, handbremse los und raus aus dem auto zum gucken. Und schon ging es los. Mein auto rollte langsam wie durch zauberhand den huegel hoch. Eigentlich doof, aber ich fand es so faszinierend, dass ich das ganze noch 3mal wiederholte.
Nach einem tipp in einer touristeninformation fuehrte mich mein weg noch nach melrose, einem kleinen idyllischem bergdoerfchen mit freundlichen menschen und gutem essen. Auf den abgelegenen schotterstrassen bin ich mal wieder verloren gegangen, hab aber dadurch wieder schoene gegenden gesehen, die ich sonst nicht gesehen haette. Ich kam irgendwann nach petersborough, dem letzten staedtchen, bevor es wieder lang und gerade richtung nordwesten ging zur naechsten grenze, nach new south wales. Dort dann weiter im naechsten blog...