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Der Alltag kehrt ein

meine eigene kleine wohnung war bezogen, der muskelkater von den ersten tagen arbeiten war ueberstanden, der ort war erkundet, die hitze kam und mit ihr die feuchtigkeit. Es war tropisch. Jeden tag ueber 35grad und mehr als 80% luftfeuchtigkeit. Man sagte mir, das sei eine ausnahme, so schlimm sei es normalerweise nicht. Also hoffte ich noch, das sei nur fuer ein paar tage so. Allerdings hoffte ich das fuer wochen... und monate. Man sagte mir naemlich auch, dass ich mich im “gruenen dreieck” befinde. Das ist das gebiet um die stadt herum, das eben fuer diese gegend ungewoehnlich tropisch ist. Das ist der grund dafuer, dass ueberall bambus und hanf angebaut wird. Die hitze wurde schlimmer. Und die hitze ansich hat mir ja gar nicht so viel zu schaffen gemacht. Aber die luftfeuchtigkeit! Macht mich wahnsinnig! Die gesamte ostkueste wurde von einer extremen hitzewelle gequaelt. Es waren irgendwann jeden tag ueber 40grad und selbst in der nacht nie unter 30. es gab keine abkuehlung, klimaanlage hatte ich auch nicht. Und eben diese schreckliche luftfeuchtigkeit machte es einfach unertraeglich. An der arbeit vorm ofen schaffte ich es problemlos jeden tag meine 6liter wasser zu trinken. Und trotzdem gab es momente, wo ich fast zusammen gebrochen bin. Es gab kein hitzefrei. Man schwitze 24std taeglich, sobald man aus der kalten dusche kam. Der heisseste tag war 48grad. Man konnte nicht mal ueber die strasse gehen, ohne am teer kleben zu bleiben. Wie sollte man diese gegend bloss moegen?!

Alles stresste mich. Das wetter, der verkehr, die hektischen unfreundlichen leute, da wacht man schon mit schlechter laune auf. Ich habe also auch viele wochenenden daheim verbracht, was sehr ungewoehnlich fuer mich ist. Aber bei den temperaturen campen gehen?! Oder wandern?! Strand konnte man eh vergessen bei all den giftigen tieren. Selbst der fluss, der genug wasserloecher hat, um baden zu gehen, war voll mit giftigen steinfischen und giftigen schlangen am ufer. Und haie kamen auch oefters mal aus dem meer hoch geschwommen. Und selbst ins gelaende fahren war zu heiss. Auch wenn ich die klimaanlage aufdrehen konnte, mein armes auto war trotzdem der hitze erbarmungslos ausgeliefert und hatte so manche male zu kaempfen, insbesondere bei all den bergen hier. Und das, obwohl er normalerweise immer kuehl blieb.

Aber es war nicht jeden tag heiss und sonne. Es gab auch immer wieder die tage zwischendrin mit heiss und regen. Die einheimischen waren froh, ueber die “abkuehlung”, ich fand die tage noch schlimmer, da es meist trotzdem noch weit ueber 30grad waren und die luftfeuchtigkeit auf 90-100% stieg. Regenschirm konnte man sich somit sparen, man war eh nach ein paar minuten klatschnass.

Und arbeit, naja, das war so ein ding. Eigentlich war es der entspannteste job, den ich je hatte. Ich war ja nur als gesellin angestellt, 35std-woche, keine nachtschichten, keine grosse verantwortung, keine leitende position, war auch mal wieder schoen. Teige aufarbeiten und ofenarbeit, letzteres war immer mein horror. Ich mag keine ofenarbeit. Aber hier ist es echt gut. Jede menge hilfsmittel, die die arbeit einfacher machen. Und man spart sich das fitnessstudio. Schon 5kg abgenommen mit der arbeit. Nun zu dem “aber”: in einer hippystadt kann man wohl nichts anderes erwarten, die drogen waren auch an der arbeit ein problem. Meine 24jaehrige kollegin hat zwar nichts an der arbeit geraucht, kam aber fast taeglich bekifft zur arbeit. Und sie gehoert zu den menschen, die das nicht wirklich verheimlichen koennen. Ihr hirn arbeitete ueberhaupt nicht, man musste alles 10mal sagen, die einfachsten dinge verstand sie einfach nicht, jeden tag war sie 10-30minuten zu spaet, sie wusste auch nach 8monaten noch nicht, wie der taegliche produktionsablauf war, sie wurde unertraeglich zickig, sobald die wirkung ihres letzten joints nachliess, sie stritt sich fast taeglich mit dem chef, war immer nur am putzen und ignorierte dabei voellig ihre eigentliche arbeit, sie verbrachte taeglich 20-40minuten auf der toilette, sie verbrannte fast taeglich brote oder vergass das brot in den ofen zu schieben, sie war staendig nur am motzen, sie verbreitete diese exxxxxxtrem negative stimmung,.... man war die anstrengend! Sie sollte eigentlich schon laengst gefeuert werden, und haette es auch absolut verdient, aber der chef fand keinen ersatz. Dann wurde sie krank, eine woche nicht an arbeit. Dann arbeitete sie 2tage, erzaehlte mir noch, dass sie so angst hat, ihren job zu verlieren. Dann hatte sie eine woche urlaub, flog nach melbourne zu einer hochzeit, sollte am montag wieder arbeiten. Sie tauchte nicht auf, der chef rief an, sie hatte den flieger verpasst und vergessen, bescheid zu sagen. ??? sie sollte am mittwoch arbeiten, kam fruehs in die backstube, um dem chef zu sagen, sie sei zu muede, um am nachmittag zu arbeiten. Unglaublich! Echt unglaublich! Australische arbeitsmoral. Ich konnte es einfach nicht fassen. Sie war gefeuert. Der chef hatte nun entgueltig die schnauze voll. Aber eben immer noch keinen ersatz. Also hiess es fuer uns laenger arbeiten. Wir hatten erst noch einen 18jaehrigen in den ferien, cleveres kerlchen, gute hilfe. Aber er verliess uns irgendwann um zur uni zu gehen. Aber auch er war oefters mal problematisch, weil er die arbeit stehen und liegen liess und mit seiner freundin um die ecke ging, um zu kiffen. Danach konnte man ihn auch vergessen. Dann kam ein neuer baecker, der hielt aber nur einen tag, da er dem neuen trend von chrystal meth folgt und somit noch viel haerter drauf war. Er war auch etwas verwundet, da ihn seine freundin ein paar tage vorher uebel verpruegelt hat. Dann bekamen wir einen britischen koch, der vorher in unserer konditorei gearbeitet hat. Er ist in ordnung, haelt die drogen von der arbeit fern. Aber er ist gerade fuer 3wochen in grossbritanien wegen der hochzeit seiner schwester. Also sind wir gerade 2baecker, anstatt 4. meine naechsten wochenenden sind also somit gestrichen. Aber dafuer gibt es gut geld. Und es sind ja schliesslich nur noch 2.5wochen. Und immerhin ist es jetzt zwar ein wenig stressiger, aber die stimmung ist besser seitdem die kollegin weg ist. Die arbeit macht mehr spass und jeden freitag gibt es essen und bier vom chef, der nun auch besser drauf ist.

Abgesehen davon gab es ja auch ein paar gute sachen. Ich passte immer mal wieder auf das huendchen meiner vermieterin auf, ging brav gassi, wurde jeden morgen wachgeschlabbert, machte ausfluege mit ihr, war zwar genervt davon, wie verwoehnt es ist, aber ich mag es trotzdem. Tazzies papa war auch oefters mal bei uns in pflege. Ein sehr redseeliger alter zottelhund, sehr fidel und liebebeduerftig. Die beiden waren unschlagbar im ratten jagen. Und unbeschreiblich niedlich dabei.

Apropos... ratten. Nur eine der vielen plagen. Erst waren es die giftigen schwarzen spinnen, die ich vernichten musste, als ich eingezogen bin. Dann kamen die kakerlaken. In den 5monaten waren es sicher schon 100, die ich getoetet habe. Gross, klein, eklig, noch ekliger. Dann kamen die monsterspinnen. Wolfspinnen um genau zu sein. Nicht toedlich, aber tut weh, wenn sie zubeissen. Sie brauchen eine halbe dose insektenspray und sind verdammt schnell und springen wie wild umher. War also immer sehr abenteuerlich, wenn sie rein kamen. Es waren sicher 15 von denen. Dann gab es eine woche mit riesen grashuepfern. Hat mich ja noch mehr beschaeftigt. Dann eben die ratten. Staendig. Gequietsche und gekratze in der nacht, wettrennen in den waenden, steckdosen, die kaum noch funktionieren, gestank von vergifteten, verwesenden kadaver. Und dann, davon abhaengig, hatte ich 3tage lang riesige maden, die aus einem kleinen schlitz an der decke runter vielen. 37 stueck hab ich eingesammelt. Und ein paar tage spaeter kamen dann noch 11 dicke schmeissfliegen hinzu. Pfui! Und die naechste plage waren die ameisen. Hunderte, tausende, ueberall, insbesondere nach der flut. Im bett, auf dem tisch, in den steckdosen, im waschbecken. Mal sehen, ob es noch weitere plagen gibt.

Und apropos flut: das war das highlight des jahres hier. Jeder redete immer davon, bis es endlich eintraf. Einmal im jahr kommt die flut und das dorf wird zweigeteilt. Es regnete (wie so oft) fuer 5tage durch. Aber richtig extremer regen. Der fluss, der sich durch unser tal zog, kam hoeher. Am freitag hatten wir an arbeit noch darueber gewitzelt. Am samstag wollte ich nichtsahnend einkaufen fahren und stand vor einem schild, dass darauf hinwiess, dass die bruecke gesperrt war. Mhhh...das ging schnell. Ich fuhr einen feldweg am auf unserer seite des flusses runter in die stadt. Der weg war schon groesstenteils ueberflutet. Normale, kleine autos sind schon umgekehrt. Ich hatte nur angst um meinen rueckweg. Die felder und wiesen waren zu seen geworden, kleine baeche waren nun reissende fluesse, ueberall lagen baeume und aeste, und es regnete immer noch wie verrueckt. Ich machte meine einkaeufe, ueberpruefte im internet nochmal die strassenzustaende und entschied mich am spaeten nachmittag ueber andere feldwege obenrum durch den wald zurueck zu fahren. Natuerlich waren die meisten strassenschilder umgefallen und weggespuelt, sodass ich mich schon bald verfahren hatte. 2Std anstatt einer halben stunde, aber ich schaffte es, noch vor dunkelheit heim zu kommen. Ich lud meine einkaeufe aus, lud den hund ein und fuhr runter zur bruecke. Tazzie war vollkommen aufgeregt. Soooo viel wasser zum planschen. Das halbe dorf war versammelt. Auf beiden seiten der ueberfluteten bruecke. Es gab die glueckliche, abgeschottete nordseite (dort befand ich mich) und die arme arbeiter-suedseite. Alle geschaefte und firmen befanden sich suedlich der bruecke. Wir konnten also nicht arbeiten gehen. Aber hey... es war eh samstag. Man hatte panik, dass der kuehlschrank leer ist, man konnte ja nicht einkaufen gehen. Mhhh... ich kam grad erst aus der stadt zurueck und die feldwege im wald werden nie so richtig ueberflutet. Wir waren also nicht komplett abgeschottet. Aber man spielte die sache ganz schoen auf.

Am naechsten morgen lief ich mit dem hund nachmal runter zur bruecke. Wieder war das halbe dorf auf beiden seiten der bruecke versammelt. Sogar ein kamerateam mit reporter, auf der arbeiterseite. Ich stand fast 2stunden dort. Tazzie hatte ein paar kinder gefunden, die mit ihr im wasser spielten. Man konnte sehen, wie schnell das wasser wieder runter ging. Der buergersteig auf der bruecke war schon wieder zu sehen. Aber die bruecke war bedeckt mit baumstaemmen. Die schaetzungen gingen also weiter. Nun glaubte man nicht mehr, dass wir eine woche lang “abgeschnitten” sind. Nun wurde ueber uhrzeiten debatiert. Schaetzungen gingen auf abends. Aber wer weiss, ob die brueke nicht beschaedigt ist. Ein bagger stand schon auf der anderen seite, bereit, die baumstaemme aus den weg zu raeumen. Der skatepark war wieder zu sehen und die kinder auf der arbeiterseite nutzen die chance, um mit ihren skateboards in die schlammigen pools zu fahren, die der fluss auf den bahnen hinterlassen hatte. Wir gingen wieder nach hause, mittag essen und fuer die arbeit bereit machen. Ich sah es schon kommen, dass ich kein flut-frei bekommen wuerde. Ich musste um 2.30uhr anfangen, um 1.30uhr wurde die bruecke wieder geoeffnete. Die gesamte nordseite stroemte ins dorfzentrum. Alle waren aufgeregt. Alle taten so, als waere es eine meeeeega sache gewesen. Dabei war die bruecke lediglich fuer 27std gesperrt. Naja, hab ich das auch mal erlebt.

Und noch nebenbei bemerkt... wir haben hier nun alle mit den folgen der flut zu kaempfen: naemlich schimmel. Die ganze gegend ist nun so feucht und modderich, dass alles schimmelt. Meine couch, meine schraenke, tisch, gewuerze, fenster, tueren, sogar mein deutsches handy, was hier so rum liegt. Schrecklich! Und ohne klimaanlage oder heizung, hat man kaum eine chance dagegen. Und es regnet natuerlich lustig weiter. Es wird zeit, dass ich hier weg komme.

Im naechsten blog dann was ueber meine ausfluege in der gegend...

 

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