Ein anderes wochenende fuehrte mich ueber die grenze hoch nach queensland. An der kueste entlang gab es mal wieder einen kulturschock. Der highway war gesaeumt mit fastfood-laeden, werbereklamen, vergnuegungsparks, riesigen hotelanlagen, diskotheken, hochhaeusern, grossen mode-outlets und eben touristen ueberall. Ich hab mich gefuehlt, wie in amerika. Wer also nur urlaub, wie in florida oder mallorca machen will und australien von der nicht-australischen seite kennenlernen will, ist an der ostkueste genau richtig. Mein weg fuehrte mich die 500km hoch bis nach brisbane. Mit navi (nur damit ich es mal fuer irgendwas verwenden konnte) und landkarte, fand ich meinen weg in die innenstadt und fand auch gleich einen parkplatz naehe bahnhof. Dort traf ich mich mit meiner grosscousine consi, deren zeit in australien abgelaufen war. Sie kam ein halbes jahr vor mir und musste nun auch ein halbes jahr frueher gehen. Wir liefen ein bisschen durch die stadt, die wenig charakter hat und wenig zu sehen. Wir sassen eine ganze weile am pool neben dem fluss, der eine gute moeglichkeit zur abkuehlung bietet, aber von den einheimischen auch gerne das pissbecken der stadt genannt wird. Wir hatten ein schattiges plaetzchen, aber ich schaffte es trotzdem, mich zu verbrennen. Zwei landeier in der stadt... wir wussten bereits nach 2std nichts mehr mit uns anzufangen. Also liefen wir zurueck zum auto und entschieden uns, aus dem teuren zentrum raus und in einen vorort zu fahren. Wir tranken noch ein bierchen auf meinen geburtstag und auf australien, assen gut...mexikanisch und gingen dann ins kino. “Lion”, ein neuer australischer film mit nicole kidman ueber ein indisches waisenkind. Es haette nicht australischer sein koennen, mit der schoenen tasmanischen landschaft und den kookaburras und magpies im hintergrund kreischend. Komplett verheult kamen wir alle aus dem kinosaal. Danach war nichts mehr mit weiteren drinks. Wir fuhren noch einen vorort weiter, wo wir die nacht bei freunden von consi verbrachten.
Am naechsten morgen, landeier wie wir sind, suchten wir uns noch ein paar schoene naturreservate raus, genossen noch ein bisschen sonne and strand, bevor wir uns durch den grossstadtverkehr zum flughafen gekaempft haben. Es war komisch. Irgendwie zeigte mir der abschied auch, dass meine zeit in australien bald rum ist. Und flughaefen machen mich sowieso immer sentimental.
Als consi abgeliefert und verabschiedet war, machte ich mich auf den qualvollen weg durch den freitagabendverkehr mit nicht funktionierenden navi und mautstrassen-vermeidend. 3Std dauerte es, bis ich endlich mal in den vororten angekommen war. Ich nutzte den ersten kostenlosen campingplatz, auf dem gerade als ich kam, ein paar typen festgenommen wurden. Ich weiss bis heute nicht, was sie getan haben, aber beruhigend war das nicht. Aber es gab keine andere wahl in der gegend um die uhrzeit. Es war aber eh ein bloeder platz, da es kaum ebene stellen gab und ich meinen nachbarn nun deswegen nicht extra nah auf die pelle ruecken wollte. Nach langem hin und her hatte ich das auto in einer position, wo ich zumindest nur ans fenster rutschen konnte.
Am naechsten morgen wachte ich auch so auf. Mein gesicht klebte am fenster und als ich die augen oeffnete starrte mich ein esel an, der 2meter neben mir auf der weide stand und das ganze beobachtete. Nachdem ich abfahrtbereit war, machte ich einen kleinen umweg. Zu ikea. Ja, ich wollte kottbullar und daimtorte. Und es war nur 30km entfernt. Nach 1.5jahren ohne ikea musste ich mir das mal goennen. Natuerlich musste ich auch einmal komplett das labirynth durchlaufen. Und wie das so ist, man braucht ja immer nichts und bekommt doch einen ganzen einkaufskorb voll. Naja, ganz so schlimm war es dann doch nicht, aber gefunden hab ich trotzdem ein paar sachen.
Nachdem ich meinen vormittag dort verbracht habe, wollte ich ja doch noch ein bisschen mehr von der gegend sehen und fuhr in den regenwald. Der mount tamborine hatte einiges an natur zu bieten. Wasserfaelle, wanderwege und jede menge touristen. Das war so der tagesausflug aus der hauptstadt heraus. Man musste schlange stehen, um fotos zu machen. Ich hielt mich also nicht lange dort auf. Ich fuhr weiter in den lamington national park. Eigentlich war ich schon ganz schoen spaet dran. Aber ich wollte es trotzdem gesehen haben. Eine laaaaange, kurvige, meist einspurige bergstrasse fuehrte mich durch traumhaft schoene berglandschaften mit kuehen an der strasse und bauernhoefen hier und da. Man haette auch genauso gut irgendwo in oesterreich sein koennen. Je weiter hoch man kam, desto mehr kam man in den regenwald. Der wald wurde dichter und dichter, die sonne ging unter und ich realisierte, dass ich vergessen hatte, dass dort ja eine stunde zeitunterschied war. Ich parkte also schnell mein auto und rannte durch den duesteren wald zum baumkronenweg. Ok, das war es vielleicht dann doch nicht wert. Aber ich hatte es gesehen und machte mich durch die dunkelheit wieder auf den rueckweg. Ich merkte schon, dass ich probleme mit dem lenken hatte, dachte mir aber noch nichts weiter dabei und schob es auf die muedigkeit und der vielen fahrerei. Am fusse des berges gab es drei campingplaetze. Oben haette ich zwar lieber geschlafen, aber das haette man ueber internet vorher reservieren muessen. Und unten...alles voll. Also man haette sich schon noch dazwischen quetschen koennen, aber dieses touristeneldorado war dann wirklich nichts fuer mich. Es gab nicht mehr viele moeglichkeiten, ich entschied mich also, die 40km zurueck zu fahren, um auf dem kostenlosen campingplatz zu schlafen, auf dem ich schon die letzte nacht verbracht hatte.
Am naechsten morgen holte ich mir an der tankstelle um die ecke wieder meinen kaffee und machte fruehstueck auf einem kleinen rastplatz, wo eine schoene moschee stand. Ich kam kaum um die kurve, ich konnte kaum lenken. Da war was verkehrt. Ich machte die motorhaube auf und sah die schweinerei... alles war rot. Mein autochen hat geblutet. Der schlauch von der servolenkung war geplatzt. Oder vielmehr sah es so aus, als ob er schon ein kleines loch hatte und das nun durch all die kurven hier zu einer grossen klaffenden wunde wurde. Einen schlauch bekam ich jetzt erstmal nirgends her. Aber ich war nicht all zu beunruhigt, da es ja nur ein schlauch war, konnte ja kein vermoegen kosten... hab ich gedacht. Ich fuhr nach dem fruehstueck wieder zurueck zur tankstelle und kaufte einen liter servofluessigkeit. Ich fuellte auf, schaltete das auto an, lenkte zweimal hin und her und sah schon das blut wieder spritzen. Das konnte ja lustig werden. Ich war noch 300km entfernt von zu hause und hatte noch einige bergstrassen vor mir. Die gelaendestrecke, die eigentlich geplant war, konnte ich nun vergessen.
Ich fuhr noch zum mount french, im “scenic rim”, einem bergplateau, traumhaft schoen. Dort steckte ich fuer fast eine std in der touristeninformation fest, bei peter, einem deutschen auswanderer, der aber schon kein deutsch mehr konnte. Er erzaehlte mir tausend geschichten ueber die gegend, konnte mir viele gute gelaendestrecken nennen und suchte mir eine schoene route heraus, um heim zu kommen. Auf dem gipfel des mount french konnte man eine einstuendige wanderung machen, um an verschiedene aussichtspunkte zu kommen, um den atemberaubenden ausblick zu geniessen. Man lief durch einen spinnenwald. Ueberall hingen die grossen “golden-orb”-spinnen. Interessante wesen. Sie haben ihr perfekt gesponnenes netz und warten in der mitte geduldig auf beute. Ich hab mal ein blatt reingeworfen. Sofort ist sie drauf los geschossen, um dann enttaeuscht festzustellen, dass es nichts essbares ist. Sie hat ihr netz durchtrennt an einer stelle, hat das blatt durchgeschoben und hat das loch dann wieder geflickt, um sich wieder in die mitte zu setzen und weiter zu warten. Es war ein ort, an dem man nicht mit maennern unterwegs sein sollte. Es ertoente irgendwann ein schriller schrei. Eine gruppe von zwei jungs und einem maedel, vielleicht so um die 18-20jahre alt, war unterwegs im spinnenwald. Und die jungs fanden es aeusserst witzig, mit spinnen ihre freundin zu bewerfen. Sie fand das wohl so gar nicht lustig.
Meine heimfahrt wurde dann noch regnerisch. War dann also dementsprechend nervig, dass ich alle paar kilometer anhalten und im regen meine servofluessigkeit auffuellen musste. Aber zumindest waren die strassen in queensland gut. Sobald ich wieder ueber die grenze nach new south wales kam, aenderte sich das schlagartig. Unebenheiten und schlagloecher erinnerten mich wieder daran, dass ich nicht gern auto fuhr in diesem staat. Einen weiteren unterschied gab es auch: in queensland gruesste man sich wieder auf der strasse, zumindest in den laendlichen gebieten. Ueber die grenze drueber ging da wieder gar nichts. Also ich habe mir mit new south wales definitiv die falsche gegend zum leben ausgesucht.
Eine nacht habe ich noch auf einem kostenlosen rastplatz mitten im nirgendwo bei regen verbracht, bevor ich am naechsten morgen noch die letzten 2std fahrt hinter mich brachte, um am nachmittag wieder arbeiten zu gehen. Ich hielt gleich bei meinem mechanikerkumpel an und wollte einen schlauch holen. Das war aber gar nicht so einfach, da es sich um einen spezialschlauch handelte. Nachdem er den ganzen tag rumtelefonierte, hat er einen gefunden, den er mit seinem werkstatt-rabatt fuer “nur” 185$ bestellt hat. Verdammt! Und dabei hatte ich mit 10-20$ gerechnet. Naja, ich hatte keine andere wahl. Mein auto stand fuer zwei tage unbenutzt auf zeitungspapier. Aber zumindest hab ich ihn dann kostenlos, bzw im tausch gegen brot, eingebaut bekommen und musste nur noch die sauerei im motorraum beseitigen.