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Grossstadt und Touristengebiete

Ich lief erstmal den langen weg zurueck zum parkhaus, diesmal aber mit trolley. Die 4$, die ich fuer einen pfand gehalten habe, stellten sich als kosten heraus, die ich nicht zurueck bekam. Ich schob also fuer 4$ einen trolley fuer ein paar hundert meter durchs parkhaus, und da rege ich mich immer ueber den frankfurter flughafen auf. Naja, zumindest musste ich mein gepaeck nicht schleppen. Ich fand das richtige parkhaus, fuhr hoch in die achte etage und wollte anfangen, in den reihen mein auto zu suchen. Das brauchte ich nicht, denn er stand vollkommen allein dort oben. Lediglich in den ersten beiden etagen waren autos geparkt. Er stand dort in extremen windboen, wurde wahrscheinlich 4wochen lang durchgeschuettelt. Und er war komplett voller salz, die meeresluft hatte ihm ordentlich zugesetzt. Welch ein glueck, dass er sowieso weiss ist. Ich parkte mein gepaeck auf dem sitz, kramte ein paar klamotten raus, packte meinen kleinen rucksack mit dem noetigsten und machte mich auf den weg zum bahnhof. Das parkhaus war fuer einen weiteren tag bezahlt.

Mit kurzen klamotten ging es mit dem zug eine halbe std in die stadt. Zum glueck hatte ich eine jacke dabei, denn in sydney war es tiefster herbst, keinesfalls waermer als zuhause und ich hatte das wetter ein bisschen unterschaetzt. Ich kam in kings cross an, einem der partyviertel der stadt. Mal wieder hatte ich vorher nicht recherchiert. Naja, ich fand meinen weg durch die ueberfuellten strassen zum hostel. Auch damit hatte ich mich vorher beim buchen nicht wirklich beschaeftigt. Ich hatte diesmal nicht den billigsten schlafsaal gebucht, da sydney beruehmt ist fuer seine bettwanzen. Mittelklasse hab ich mir gegoennt fuer umgerechnet 20euro die nacht. Abgelegen in einer seitengasse voller obdachloser, machte es schonmal keinen guten ersten eindruck. Ein freundlicher asiate an der rezeption machte alle formalitaeten fertig, waerend sich 3 backpacker hinter mir darueber unterhielten, in welchem raum sie die nacht sex haben koennen, es war ja schliesslich freitag. 2 andere backpacker rauchten gemuetlich ihren joint, waehrend ein drogendealer ihnen mehr davon brachte. Ach ja... ich glaube, ich werde langsam zu alt fuer hostels. Ich suchte mir meinen weg in die zweite etage, durch vergilbten, mit grafiti bespruehten waenden und fand mein zimmer mit aufgebrochenem schloss. Es schien, als waere nur eine weitere bewohnerin darin, 4weitere betten waren unbewohnt. Bei einem kurzen blick ins badezimmer, zogen sich mir die fussnaegel zusammen. So eine dreckige absteige hatte ich schon lange nicht mehr. Aber naja, ich wollte ja nicht viel zeit dort verbringen. Ich liess meine klamotten dort und machte mich mit einem stadtplan auf den weg in die stadt. Australier haben mir immer geraten, man solle die sbahn nehmen in sydney, da alles zu weit zu laufen ist. Da die oeffentlichen verkehrsmittel dort aber so extrem teuer sind, wie nirgends sonst auf der welt, verliess ich mich lieber auf die aussage des asiaten, dass das opernhaus lediglich 20min fussweg entfernt war.

Es war 6uhr abends, der jetlag holte mich langsam ein. Aber ich wollte die stadt auch bei nacht sehen, also quaelte ich mich fuer 3std durch die strassen, bis die fuesse brannten. Die ganze stadt war soooooo dreckig. Ueberall lagen obdachlose, was ich von australien so gar nicht gewohnt bin. Ich fand meinen weg in besagter zeit zum opernhaus, sah mir die beruehmte hafenbruecke an, war geschockt ueber die extremen preise ueberall und fand einen kleinen thailaender in einer seitengasse, der mir kurz vor feierabend mein abendessen zubereitete, was ich dann am hafen genoss. Ich hatte genug gesehen, ich war komplett erfroren, ich lief zurueck zum hostel, wo ich meine asiatische mitbewohnerin kennenlernte und schon um neun uhr im bett lag.

Am naechsten morgen startete ich recht frueh. Nach einer dusche auf zehenspitzen in diesem extrem dreckigen bad, checkte ich aus und suchte mir meinen weg durch den botanischen garten. Ein riesiges areal. Vorbei an den kriegsschiffen, entlang der klippen, mit blick auf opernhaus und hafenbruecke, durch gewaechshaeuser und blumengaerten. Es war fuerchterlich kalt, der himmel wolkenverhangen. Ich sah mir das opernhaus von nahem an und war nicht unbedingt beeindruckt davon. Ich fand ein kleines cafe am hafen, wo ich fuer umgerechnet 20euro mein teures fruehstueck genoss. Aufwaermen konnte ich mich trotzdem nicht, da es hier eben keine heizung gibt.

Es war rushhour in einer grossstadt, jeder war auf dem weg zur arbeit an diesem montag morgen. Was allerdings auffiel war, dass alles trotzdem recht entspannt war. Man sah keine gestressten geschaeftsmaenner mit duesterer mine. Es waren entspannte geschaeftsmaenner mit einem laecheln auf den lippen. Ein bisschen australien existiert also auch in der grossstadt. Auch bei tageslicht sah die stadt dreckig aus. Ueberall lungerten obdachlose herum. Ich war auf dem weg zur bruecke, die gesaeumt war mit sicherheitsmaennern, die aufpassten, dass niemand runter springt. Ich lief zum anderen ende, machte meine bilder vom opernhaus aus der anderen perspektive und entschied, dass ich genug gesehen habe. Ich setzte mich in den naechsten zug, bezahlte weitere 18$ und fuhr zurueck zum flughafen. Dort nutzte ich noch ein bisschen das internet und beobachtete all die minenarbeiten, die kamen und gingen. Ich fand meinen weg zurueck zum auto, konnte es auch noch starten, aber nicht mehr wirklich fahren. Nachdem ich zuhause wieder golf und corsa gefahren bin, war mein australisches schiff einfach zu gross. Die bremsen funktionierten kaum, die lenkung brauchte all meine kraft, die lautstaerke des 4.2liter motors war enorm, ich war es einfach nicht mehr gewohnt. Muehevoll kurbelte ich mich die 8etagen runter zur strasse. Unter enormer anspannung mischte ich mich wieder in den australischen strassenverkehr. Weit kam ich nicht, es war ueberall stau. Nach einigen stunden kam ich in die berge. In die blue mountains, einer der wohl beruehmtesten und bestbesuchten national parks. Der erste kostenlose campingplatz war hoffnungslos ueberfuellt. Aber ich hatte keine wahl, ich quetschte mich dazwischen. Die nacht war laut, unterbrochen von polizei, die zweimal vorbei kamen, um nach dem rechten zu sehen, und einer gruppe deutscher backpacker, die lautstark und ruecksichtslos um 23.30uhr ankamen.

Am naechsten morgen fuehlte ich mich, wie daheim. Ueberall wurde deutsch gesprochen. Die deutschen backpacker hatten die gegend voll im griff. Ich sortierte meine klamotten ein, machte mein auto wieder wohnlich. Frueh am morgen startete ich zu den wentworth falls. Das sollte ein “geheimtipp” sein. Der unterschied war evtl, dass lediglich einige 100 touristen dort jeden tag unterwegs waren, groesstenteils deutsche. Tolle natur, schoene wanderung, aber eben zu ueberfuellt. Und die landschaft hat mich doch stark an die gegend erinnert, in der ich zuletzt gewohnt habe. Einige haben schon gesagt, es sieht aus, wie in der saechsischen schweiz. Den vergleich kann ich leider nicht machen.

Dann ging es weiter zu den “drei schwestern”, der hauptattraktion. Erst kreist man stundenlang, um einen parkplatz zu finden, der 8$ pro stunde kostet. Dann sucht man sich einen weg durch hunderte reisebusse. Und dann steht man schockiert hinter tauuuuuusenden asiaten und hofft darauf, dass man eine chance bekommt, auch mal ein foto machen zu koennen. Das war zu viel fuer mich. Ich stand noch in der schlange, um den kurzen wanderweg runter auf die felsformation zu gehen, ein paar fotos zu bekommen und dann lief ich in den menschenmassen wieder zurueck. Eine halbe stunde hatte mir gereicht. Ich konnte keine chinesen mehr sehen. Ich lief zurueck zum auto und fuhr die kurvigen strassen entlang der huegel weiter richtung westen. Und da passierte nun, was ich all die monate in new south wales erwartet hatte. Bei den autofahrern in diesem staat ist noch nicht ganz angekommen, dass man in australien links faehrt. Sie nutzen gern die ganze strasse fuer sich. Und genau das passierte an diesem tag. Ich fuhr in eine kurve und ein bus kam mir entgegen. Auf meiner spur. Kein grosser, nur einer fuer um die 20leute. Er war auf meiner seite, ich konnte nichts mehr tun. Ein grosser knall, viel gerumpel und die vollbremsung. Wir stoppten beide hinter der kurve und liefen aufeinander zu. Man war ich wuetend! Er sagte sofort, es war seine schuld und es tut ihm leid. Naja, wenigstens war er einsichtig. Ich der bus war komplett zerkratzt, die komplette seite eingedrueckt, er sah boese aus. Und meiner? Mein kaenguruhfaenger kann auch busse abfangen. Ein ca 5cm langer kratzer an der ecke von der aluminumstange. Und das wars. Eins zu null fuer mich, wuerde ich sagen. Der busfahrer sah besorgter aus. Er musste es schliesslich irgendwie seinem chef erklaeren.

Ich hatte genug von new south wales. Ich wollte raus. Meine mittagspause konnte ich noch bei olivers einlegen, dem vegetarischen/veganen fastfood-restaurant, das ich fuer mich entdeckt hatte. Darueber war ich sehr erfreut, nach all den mcdonalds, kfc, burger kings und gott weiss was fuer mist, in jedem noch so kleinen dorf. Ich machte halt in cowra, einer gemuetlichen laendlichen kleinstadt, weit genug weg von der ueberfuellten kueste. Ich stockte auf, essen, trinken, gas, diesel, wasser, alles was ich brauchte fuer meine wuestendurchquerung. Und ich nutzte das internet, um zu hause nochmal hallo zu sagen. Dann fuhr ich am spaeten abend noch 30km raus, auf einen kostenlosen campingplatz. Der war in einer richtung gelegen, die so eigentlich nicht auf meinem plan stand. Ich hatte meinen plan mal wieder umgeworfen. Ich wollte lieber wieder in die abgelegenen gebiete. Und da kam ich schon an dem abend an. Es waren wieder hunderte von monstermotten unterwegs, sodass ich mir meinen weg zur toilette lieber im dunkeln suchte. Ich verkroch mich in mein bett, war dankbar, dass ich das geld in meine teure matratze investiert hatte, nutzte 3decken plus schlafsack gegen die kaelte und fiel in einen wohlverdienten schlaf. Ich war wieder in australien angekommen. Die erste nacht in der stille der abgeschiedenheit und am naechsten morgen geweckt werden durch die schreie der kakadus und dem gesang des lachenden hans. Kann das leben schoener sein?

 

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