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Myanmar - Mit dem wackeligen Zug in die Berge

Mein naechstes Ziel sollte der kleine Bergort Hsipaw sein. Im Hotel riet man mir natuerlich wieder davon ab, mit dem Zug zu fahren, sie koennen mir ein Busticket buchen. Allerdings bevorzugte ich fuer die Hinfahrt auch den Bus, da der Zug um 4Uhr morgens starten sollte. Ich buchte mein Busticket und gleichzeitig liess ich mir ein Taxi zur Bushaltestelle aufschwaetzen. Hinterher realisierte ich aber erst, dass das ja ein Motorrad waere. Nee! Mich bekommen keine zehn Pferde in dem Verkehr auf ein Motorrad! Ich fand heraus, von wo der Bus abfuhr und sah, dass es nur 3km entfernt war. Ich konnte das Taxi wieder abbestellen, auch wenn der Hotelmensch mir mehrmals versicherte, dass ich auf gar keinen Fall dort hin laufen konnte. Am naechsten Tag liess ich meinen grossen Rucksack zurueck und lief die 40min zur Bushaltestelle. Der Bus war ungemuetlich, eng, ueberfuellt, alt und klapprig und hat extrem gestunken nach einem aggressiven chemischen Reinigungsmittel. Mir war also schon schlecht, bevor es ueberhaupt losging. 5 Stunden spaeter kamen wir am Abend in Hsipaw an, einem kleinen Staedtchen, das trotzdem viel zu viele Einwohner hat. Ich stieg aus dem Bus und wurde gleich von 20 Taxifahrern angefallen. Ich ignorierte alle, kaempfte mich durch und stand schliesslich vor einer Frau, die den Namen meines Hotels auf ihrem Schild hatte. Ich hatte schon zwei ihrer Kollegen ignoriert, aber das war ueberraschenderweise mein kostenloser Abholservice. Ich wurde also in ein wackeliges TukTuk gesetzt und zum Hotel chauffiert und verwirrte alle, dass ich kein Gepaeck bei mir hatte. Und dann kam das Problem mit dem Bezahlen. Ich hatte meinen 20$-Schein in der Mitte zusammengefaltet, damit er in den Geldbeutel passte. Ein nagelneuer Schein, der nur diesen leichten Knick in der Mitte hatte, aber er war ihnen nicht schoen genug, sie wollten ihn nicht annehmen. Man ist diesbezueglich sehr pingelig in Myanmar. Deswegen habe ich auch meinen alten, zerfetzten 5$-Schein bisher nicht losbekommen. Aber mit dem Schein war wirklich nichts verkehrt, eine Nacht in ein Buch gelegt und er haette wieder ausgesehen, wie frisch gedruckt. Aber es sei doch kein Problem, ich koenne ja mit Kreditkarte zahlen. Haha! Nur das ich keine mehr habe. Mein restliches Geld war in Mandalay im grossen Rucksack geblieben. Ich hatte nur ein paar Dollar mitgenommen fuer Hotel und Essen fuer 2 Tage. Nach ewigen Diskussionen mit Manager und 3 Angestellten, haben sie mich zumindest trotzdem einchecken lassen und ich bin am naechsten Tag zur Bank, wo man den Schein ohne Probleme angenommen und umgetauscht hat, sodass ich mein Zimmer in Landeswaehrung zahlen konnte. Die Scheine duerfen uebrigens absolut zerfallen sein, das interessiert nicht. Sollen sie doch lieber die Sache mit der Zweitwaehrung abschaffen, wenn sie sich so anstellen mit dem Dollar.

Nach dem Fruehstueck auf der Dachterasse mit Blick auf die Berge, machte mich auf den Weg zu einem Wasserfall. Mit ein paar Mal verlaufen, fand ich, mit der Hilfe der Einheimischen, den Weg irgendwann. Eine Wanderung von gemuetlichen 4 Stunden hin und zurueck brachte mich erst ueber einen chinesischen Friedhof, dann durch unendliche Reisfelder, auf Baumstaemmen ueber Fluesse, auf Bananenblaetter durch den Schlamm der Regensaison, vorbei an kleinen einzelnen Strohhuetten der Bauern, ueber brennende Muellberge, bergauf und bergab, bis ich schliesslich die steilen, schlammigen Stufen bis zum Wasserfall erklomm. Eine lohnende Wanderung, allein wegen der tollen Landschaft und der friedlichen Atmosphaere weit entfernt von all den Menschenmassen. Und oben angekommen wurde ich gleich von einer Katze begruesst, die schnurrend meine Streicheleinheiten fuer ueber eine halbe Stunde genoss. Ich haette sie ja zu gerne in meinen Rucksack gepackt, aber ich hatte keinen Platz fuer all die Floehe. Auf dem Rueckweg begegneten mir noch 5 kleine Moenche. Die ersten, die nur freundlich “Hallo” sagten und mich nicht angebettelt haben. Das verstehe ich hier nicht so wirklich. Das Prinzip der Bettelmoenche ist ja eigentlich, dass sie auf die Gaben anderer angewiesen sind. Aber sie sollten normalerweise nicht danach fragen. Die Moenche gehen am Morgen ihre Runde, mit ihren Toepfen, und die Anwohner kommen raus und geben Reis oder Geld oder sonstiges in die Toepfe und bedanken sich bei den Moenchen, dass sie ihnen etwas geben durften. Aber insbesondere in Yangon hatte man die kleinen Kindermoenche, die einen immer und ueberall angebettelt haben, hunderte von ihnen. Aber in Yangon war irgendwie alles etwas anders. Selbst die vielen Strassenhunde sahen so extrem abgemagert und heruntergekommen aus. Waehrend in anderen Teilen des Landes die Hunde eigentlich ein ganz gutes Leben fuehrten. Die Anwohner kochten Reis fuer sie, Essenreste wurden ihnen hingeworfen, sie konnten auf der Strasse liegen ohne ueberfahren zu werden, man lebte hier mit den Streunern. Und das merkte man auch den Hunden an, die super lieb waren und genauso relaxed wie die Menschen des Landes.

Nach der Wanderung brauchte ich erstmal eine Dusche. Es gab kein trockenes Kleidungsstueck mehr an mir, das Wetter war so schrecklich. Danach schlunzte ich noch durch das andere Ende des Ortes. Zu ein paar Tempeln und einem Kloster. Es war Schulschluss und die Kinder fanden es fantastisch, mich durch die Gegend zu geleiten. Der juengste von ihnen konnte am besten englisch und musste all die Fragen fuer die anderen uebersetzen. Ein wunderbarer Ort, denn ausnahmslos alle Leute denen ich begegnete, waren freundlich, ohne mir etwas verkaufen zu wollen.

In meinem Hotelzimmer hatte ich sogar einen Fernseher. Mit dem englischen ZDF. Also konnte ich den ganzen Abend Nachrichten und deutsche Reportagen gucken. Und wieder wurde mir klar, warum ich Fernsehen bereits vor 8Jahren aus meinem Leben verbannt hatte. Es zieht einen nur runter. Wie selten wird da ueber Possitives berichtet. Immer nur geht es um das Boese und Negative in der Welt. Und das macht einen nur traurig und wuetend und man kann ja doch nichts dagegen ausrichten, wenn man vorm Fernseher sitzt. Am naechsten Tag lief ich zum Bahnhof. Dort warteten schon geschaetzte 30 andere Touristen. Man konnte fuer etwa 3 Euro ein handgeschriebenes Ticket kaufen, mit dem man mit dem wackeligen Zug die 200km zurueck nach Mandalay fahren konnte, in “nur” 12 Stunden. Nach einer weiteren Stunde warten, tauchte der Zug mal auf. Ich hatte zwei Sitze fuer mich alleine. Die Strecke war bei Touristen sehr beliebt, da man ueber das Goteik Viadukt fuhr. Myanmars groesste Bruecke und zum Zeitpunkt der Fertigstellung 1900 auch die groesste Eisenbahnbruecke der Welt. Mit 689m Laenge und 250m Hoehe, gilt sie als Meisterwerk britischer Ingenieurskunst. Ich war am schlafen, als wir uns der Bruecke naeherten, wurde aber freundlicherweise von einem aufgeregtem deutschen Herrn geweckt. Alle sprangen ganz nervoes umher, um einen guten Platz zum Fotografieren zu finden. Ich sass am Fenster, ich war bereit. Wir bremsten ab, kamen zum kompletten Stillstand vor der Bruecke, um dann in Schrittgeschwindigkeit loszurollen. Es ging steil nach unten, Leute mit Hoehenangst durften nicht aus dem Fenster sehen. Langsam tuckerten wir rueber, ich liess die deutschen Touristen immer mal wieder ans Fenster und gab mich mit 20Fotos zufrieden, sie wollten 200. Nach der Bruecke ging es noch ein paar hundert Meter weiter um eine Kurve, bevor wir wieder stoppten. Man hatte schoene Sicht auf die komplette Bruecke, auch vom Zug aus. Nun sickerte jedoch die Nachricht durch, dass der Zugfuehrer gestoppt hatte, damit die Touristen aussteigen und Fotos machen konnten. Also stuermten alle aufgeregt los, kletterten aus dem Zug, rannten ein paar Meter weiter und knipsten wie wild. Ich beobachtete das Spektakel vom Zug aus. Ein paar weitere Touristen entschieden sich gerade raus zu klettern, als auch schon die Hupe ertoente. Alle verfielen in totale Panik und rannten los und versuchten schnell wieder rein zu klettern. Ich wette, der Zugfuehrer lacht sich jeden Tag ins Faeustchen bei diesem Phaenomen. Das zweite Hupen kam erst ein paar Minuten spaeter, also haette keiner in Panik verfallen muessen. Ueber jede Menge Kehren kletterten wir die Berge wieder nach unten. Wir sahen aus den Huegeln schon die Stadt, es sah so nah aus. Aber wir mussten erst Hoehe verlieren, also schlaengelten wir uns noch weitere 3 Stunden durch die Huegel, bis wir endlich in Mandalay ankamen. Ich ging wieder ins selbe Hostel, wo mein Rucksack auf mich wartete. Am naechsten Tag erkundete ich noch ein bisschen mehr von Mandalay. Aber die Taxifahrer waren zu laestig und die Luft zu verschmutzt, ich konnte mich nicht mit der Stadt anfreunden. Ich buchte einen Bus zum naechsten Ziel. Auf der Strecke gab es nur die ungemuetliche Holzklasse. Und das wollte ich mir nicht fuer 14 Stunden antun. Und beim Bus war der Transport zur Bushaltestelle inclusive, also versuchte ich nochmal mein Glueck.

Im naechsten Blog dann mehr ueber die Tempelstadt...

 

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