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Myanmar - Tempel, Tempel und noch mehr Tempel

Am naechsten Tag musste ich am Morgen noch im Hostel herumhaengen, bis dann gegen 12Uhr mein Abholservice kam. Also es sollte um 12 sein, war aber letztlich fast ein Uhr. Ein TukTuk war es, wo mein Rucksack zwischen zwei alte Herren geladen wurde. Wir holten noch eine andere Touristin ab, aber wir waren die Einzigen. Man brachte uns zu einer Bushaltestelle mit Kleinbussen. Na super! Ein Bus fuer 20 Leute, das konnte ja lustig werden...oder auch nicht! Es dauerte nicht lange, bis bei der vollkommen wahnsinnigen Fahrweise unseres Fahrers und den schlechten Strassen und dem extremen chemischen Gestank die Uebelkeit anfing. Und die sollte auch anhalten... fuer geschlagene 8 Stunden sass ich da mit meinem Beutel und habe gekaempft. Und fuer neun Stunden habe ich auch nichts gegessen und nichts getrunken. Die Fahrt sollte eigentlich nur 6 Std dauern. Keine Ahnung, wieso wir 2 Std laenger unterwegs waren. Wahrscheinlich wegen den 500 Stopps die wir gemacht haben, um mit den Anwohnern zu handeln und Zeug ein- und auszuladen. Man stoppte irgendwo am Highway ausserhalb der Stadt, am neueroeffneten Touristen-Kontrollpunkt, wo wir gleich mal 20$ Eintritt zahlen mussten. Also nur wir zwei Touristen. Dann lud man uns, wieder mit den zwei alten Herren, in ein TukTuk und fuhr uns die restlichen 10km. Es war zwar ungemuetlich, aber zumindest hatte ich endlich frische Luft und kam besser mit meiner Uebelkeit klar. Man brachte mich direkt bis zum Hostel und ich war froh, dass mich der freundliche Mann an der Rezeption trotz meiner gelben Gesichtsfarbe schnell eincheckte und ich in ein Bett fallen konnte. Nach weiteren 20Minuten konnte ich zumindest wieder etwas trinken, aber der Tag war so oder so gelaufen. Ich hatte ein Viererzimmer fuer mich allein und war auch ganz froh darum. Allerdings wurde ich um Mitternacht geweckt, da 3 Burmesen eingecheckt wurden. Also musste ich mir das Zimmer doch teilen. Und das auch noch 2Naechte. Und eben mit Burmesen. Die ruelpsen und furzten und spuckten die ganze Zeit. Und die zweite Nacht war sogar komplett schlaflos, da einer von ihnen die ganze Nacht durch hustete. Auch noch der ueber mir, sodass jedes Mal das ganze Bett wackelte.

Ich war nun in Bagan, der Tempelstadt, Unesco Weltkulturerbe. Vom 9ten bis zum 13ten Jahrhundert war das die Hauptstadt des Pagan Koenigreiches und hatte in Hoechstzeiten mehr als 10.000 Tempel, Kloester und Pagodas. Bis heute sind noch mehr als 2200 davon mehr oder weniger erhalten geblieben. Ich verbrachte also die Tage damit, entweder in einen der vielen Cafés und Restaurants zu sitzen oder eben Tempel bestaunen. Natuerlich war wieder alles viiiiel zu weit zu laufen. Aber eben in Wirklichkeit nicht. Aber zumindest gingen einem die Taxifahrer in diesem Ort nicht ganz so sehr auf die Nerven. Nur die Typen mit ihren schrecklich abgemagerten Ponys, die eine zweiraedrige Kutsche ziehen mussten, die manchmal mit 6 Leuten ueberladen wurde. Die waren nervig. Und schrecklich anzusehen.

An einem Nachmittag lief ich zu einem Tempel ca. 2km entfernt. Dort sollte einer der haupten Punkte sein zum Sonnenauf- und Untergang beobachten. Und bald sah ich auch, was das hiess. Zwei Tempel waren randvoll mit Touristen. Puh! Das war ja mal so gar nicht mein Ding. Ich bog ab und lief in die Pampa. Ein paar Meter weiter sah ich einen anderen Tempel. Nicht so gross, aber da stand jemand drauf, also konnte man ja hochklettern. Als ich ankam, wartete dieser Jemand schon vorm Eingang. Ein einzelner Einheimischer, mein Alter nehme ich an, oder ein bisschen juenger. Mhhh... war ja nun ein bisschen, naja. Aber ich hatte keine Zeit mehr, wir einen anderen Tempel zu suchen. Ich zog Schuhe und Struempfe aus, wie man das so in Buddhistentempeln macht und ging rein. Es war stockfinster und ich sah nur so ungefaehr einen Buddha in der Mitte. Ich lief drumherum und fand in der Dunkelheit keinen Weg nach oben. Aber der Burmese war natuerlich zur Stelle um mir den Weg zu zeigen. Eine kleine enge Treppe fuehrte an der Seite nach oben. Vorsichtig tastete ich mich voran, bis ich endlich Licht sah. Oben angekommen gab es eine wunderschoene Aussicht mit Sonnenuntergang und all den Tempeln rundherum. Egal wo ich hinging, der Typ stand um die Ecke und starrte mich an. Langsam wurde mir klar, in was fuer eine Gefahr ich mich da begeben hatte. Auch wenn ich all die Leute auf den anderen Tempeln sitzen sah, sie waeren zu weit entfernt gewesen, um mich zu hoeren. Ich hatte genug gesehen und packte meine Kamera in den Rucksack und holte mein Handy raus. Ich hatte die ganze Zeit versucht, keinen Blickkontakt mit ihm aufzunehmen, aber als ich in Richtung Treppe gehen wollte, versperrte er mir den Weg. Ich sagte freundlich danke und kletterte an ihm vorbei. Er konnte scheinbar kein Englisch und versuchte mir mit Handzeichen und seinen eklig roten Betelnusszaehnen klar zu machen, dass ich doch noch gucken soll und Fotos von der Landschaft machen soll. Ich bedankte mich nochmal und kletterte ueber die Mauer auf die Treppe. Dann versuchte er mich zu fragen, indem er mein Bein und meinen Arm begrabschte, ob ich eine Massage wollte. Ok. Jetzt kam dann wirklich die Angst. Ich versuchte ruhig zu bleiben, lehnte ab und ging zur Treppe. Mit der Handylampe war es schon einfacher, aber es war trotzdem noch ein stockfinsterer Tempel voller quietschender Ratten. Er war direkt hinter mir. Unten angekommen rief er mich und machte mir deutlich, ich solle doch mit ihm hinter den Buddha kommen. Ha! Sicher nicht! Dann fragte er mich, auf sein Motorrad deutend, ob er mich heimfahren soll, was ich auch verneinte. Ich lief raus zu meinen Schuhen und er wollte mir beim Anziehen helfen. Unglaublich! Ich drueckte seine Hand weg und als ich gerade in den zweiten Schuh schluepfte, wollte er mir in den BH grabschen. WOW! Mit einer schnellen Reaktion schlug ich seine Hand weg und er versuchte wieder und wieder und wieder. Ich schrie ihm immer wieder “NO!” zu, aber er verhielt sich, als wollte er mir unbedingt etwas damit sagen. Und irgendwie total verschaemt. Ich lief los, im Schnellschritt, erwartete ihn jeden Moment hinter mir. Aber er schaltete sein Motorrad an und fuhr los. In die andere Richtung. Mhhh... Ich lief so schnell ich konnte zurueck zur haupten Touristenstrasse, wimmelte die doofen Pferdekutschen ab und lief die 2km zurueck zum Hostel. Es was mittlerweile stockdunkel und hinter jeder Ecke erwartete ich den Typen. Aber nichts. Ein wirklich komisches Erlebnis. Aber es war meinerseits recht naiv. Das haette auch boese ausgehen koennen.

Am naechsten Morgen brach ich um 5Uhr mit einem alten klapprigen Fahrrad auf, zum Sonnenaufgang. Ich ueberlegte lange, aber ich wollte mir wirklich nicht die Menschenmassen antun. Diesmal bewaffnet mit Taschenlampe und Messer im Aermel ging ich zurueck zu dem kleinen Tempel. So verschaemt, wie er am Vortag abgehauen ist, vermutete ich ihn nicht zurueck. Und so war es auch. Ich hatte den Tempel fuer mich alleine. Es war noch recht dunkel, als ich dort ankam und die Ratten sprangen in alle Richtungen. Oben machte ich erstmal gemuetlich Fruehstueck, sah zu, wie sich die anderen Tempel mehr und mehr fuellten und wartete auf die Sonne. Der Nebel zwischen den Tempeln schaffte in leichten Orangetoenen einen magischen Anblick. Als die Sonne dann gegen sechs Uhr am Horizont erschien, starteten auch die Heissluftballons. 27 davon. Wahnsinn! Sie schwebten langsam und fauchend ueber die Tempel. Eine 45 Minuten lange Fahrt mit ihnen kostet uebrigens umgerechnet um die 230Euro pro Person. Da war es dann doch schoener, das Spektakel von unten zu sehen. Danach nutzte ich die angenehme Temperatur und radelte weiter. Tempel, Tempel, und noch mehr Tempel. 7 Stunden spaeter kam ich schweissgebadet wieder zurueck zum Hostel. Insbesondere die letzten paar Kilometer gingen durch tiefen, weichen Sand, wo nicht viel Fahren moeglich war, und wenn dann nur unter grossen Strapatzen. Aber ich habe es gemeistert. Ein Fahrrad ohne Gangschaltung ist echt was schreckliches. Auf dem Heimweg habe ich dann auch nur wenige hundert Meter von meinem Hostel entfernt eine Agentur gefunden, die Elektrofahrraeder vermietet. Verdammt! Das haette ich dann doch bevorzugt.

An einem Tag brachte ich meine Waesche zur Reinigung. Wenn man das so nennen kann. Waschmaschinen gab es nirgends, also habe ich meine Klamotten einer Hausfrau anvertraut, die per Hand alles gewaschen hat. Am Abend konnte ich es dann wieder abholen. Zwei Nummern groesser und total zerknittert und den Schweiss hat man noch genauso gerochen, wie vorher. Aber naja, ich hatte keine andere Wahl. Vielleicht haette ich ihr noch ein bisschen Waschpulver geben sollen.

Als die 3 Burmesen endlich weiterzogen, wollte ich ein bisschen Schlaf nachholen. Ich hatte mich gerade hingelegt (das war nach meinem Fahrradtrip), als die Putzfrau reinkam und die Betten neu bezog. Ok, als sie fertig war, versuchte ich nochmal zu schlafen. Ich war gerade weggedoest, als die Tuer wieder aufging und zwei Briten reinkamen. Mhhh... mir war wohl kein Schlaf gegoennt. Eine halbe Stunde spaeter waren sie fertig mit rumwuseln und gingen raus. Ich war kurz vorm einschlafen, als die Tuer wieder aufging und noch ein Burmese ins Zimmer kam. Ok, ich gab auf. Kein Schlaf, ich ging Kaffee trinken.

Eine weitere interessante Sache war noch, mit Western Union an Geld zu kommen. Ich informierte mich im Internet, ueberwiess mit meinem deutschen Konto Geld an Western Union und zwei Minuten spaeter bekam ich die Nachricht, dass ich es abholen kann. Ich lief 20 Minuten zur naechsten Bank, fuellte ein Formular aus und wurde auf einem Stuhl geparkt mit der Aussage, sie braeuchte nur 5 Minuten. Witzig war auch, als ich meinen Beruf in das Formular schreiben musste. Ich schrieb “baker” und die drei Bankangestellten um mich herum fingen gleich an “Ah! You also banker! Hihihihi!”.... naja, ich liess sie in dem Glauben. Jedenfalls sah ich meine Bearbeiterin hilflos umherrennen. Ich glaube, die hatten noch nie eine Western Union Auszahlung. Die Bank hatte eigentlich nur bis um 15Uhr geoeffnet. Ich bekam um 15.30Uhr endlich mal das erste Zeichen. Irgendwann hatten sie die halbe Millionen auch mal abgezaehlt und eine geschlagene Stunde spaeter konnte ich endlich mit meinem Geld verschwinden und die Bankangestellten konnten nach Hause gehen.

Das letzte Stueck zurueck nach Yangon waere eine 18 stuendige Zugfahrt gewesen. Ich entschied mich also, es noch ein letztes Mal (mit genuegend Reisetabletten) mit dem Bus zu versuchen. Suchte mir aber extra einen grossen Bus aus, sodass es nicht ganz so wackelig war. Ich wurde am Morgen wieder mit einem TukTuk abgeholt und zur Bushaltestelle gefahren. Diesmal war ich die einzige Touristin. Die Fahrt dauerte fast 12 Stunden, wieder mit 2 Stunden zu spaet. Aber zumindest konnte ich diesmal ein bisschen schlafen. Ich hatte mich vorher bei meinem Hostel erkundigt, wie viel ein Taxi kosten wuerde. 6000-8000 Kyat sollten es sein. Ich wurde gleich beim Aussteigen wieder von den Taxifahrern angefallen. Aber diesmal brauchte ich ja wirklich eins. Man wollte mir gleich den Rucksack abnehmen, aber ich wollte erstmal den Preis aushandeln. 15.000 Kyat hat man von mir verlangt. Die denken wirklich, Touristen sind doof. Nachdem ich dann schon weggelaufen bin, hat er nachgegeben und bei 8000 eingewilligt. Aber gluecklich war er nicht darueber. Ich schon. Eine gute Stunde Taxifahrt, durch dicken Stau, spaeter, kam ich dann endlich am Hostel an. Ich hatte ein schimmeliges 6Bett-Zimmer fuer mich alleine. Zumindest bis es um Mitternacht an der Tuer haemmerte und noch zwei Maedels eincheckten. Am naechsten Tag hiess es dann warten. Ich hatte erst am Abend meinen Flug. Ich tauschte also noch ein paar Reiseerfahrungen aus (irgendwie kam gerade jeder aus Nepal), trank Kaffee in der “franzoesischen” Baeckerei nebenan und beschaeftigte mich mit meinem Buch. Am spaeten Nachmittag lief ich dann los. Es waren nur ein paar hundert Meter bis zum Flughafen und ich schaffte es gerade so, nicht komplett verschwitzt dort anzukommen. Ich konnte mein Gepaeck loswerden, tauschte mein Geld um, bestaunte noch ein letztes Mal die schoen gekleideten Menschen und war bereit fuer mein naechstes Ziel: Nepal

 

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