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Indien - Wüstenstadt Jaisalmer

Ich hatte einen Zug in die naechste Stadt gebucht, den ich dann aber wieder cancelte, da dieser Zug jeden Tag 2-4Stunden Verspaetung hat (wie sich spaeter herausstellte, haette meiner 3Std 20Min Verspaetung gehabt). Also buchte ich ueber mein Hotel einen Bus. Ich hatte mich vorher schlau gemacht, wusste welchen Bus ich wollte und fragte gezielt danach. Sie sagte “Ja, ja”, und rief die Busgesellschaft an. Es war noch ein Fensterplatz frei. Sie schrieb mir das Ticket, wo auch die gewollte Busgesellschaft drauf stand, ich bezahlte und dachte mir nichts dabei. Auch fuer das Tuktuk willigte ich ein, obwohl es viel zu teuer war.

Am naechsten Tag ging es dann zu spaet los, da die Dame ewig brauchte, um meine Rechnung fertig zu machen. Eine weitere adrenalingeladene Fahrt brachte mich in eine falsche Richtung. Ich wurde stutzig, fragte, wo er mich hinfaehrt und er antwortete mir, zum Bombay-kreisel, was allerdings der Falsche war. Also zumindest fuer die Busgesellschaft, die ich wollte. Als wir dort ankamen, setzte er mich vor einem Bus ab, der einen ganz anderen Namen trug. Mit nicht viel anderen Moeglichkeiten und dem Ticket schon bezahlt, ging ich zum Schalter und dort wurde mein Ticket problemlos akzeptiert. Von unfreundlichen Maennern wurde ich auf indisch angeschrien, ich solle in den Bus steigen. Ich wollte aber erstmal mein Gepaeck loswerden. Nein, dafuer hatten sie keinen Platz in den Gepaeckfaechern, ich musste alles mit rein nehmen. Der Platz, der auf dem Ticket stand, wurde durchgestrichen und ich wurde woanders hingesetzt. Meinen Rucksack hat der Busfahrer gewaltsam unter meinen Sitz, bzw in den Fussraum gequetscht, und dabei die Haelfte meiner Aufnaeher abgerissen. Dementsprechend sass ich die ganze Zeit mit den Fuessen auf dem Rucksack, auf Dauer extrem ungemuetlich. Und ich hatte einen Gangplatz, weswegen ich die ganze Zeit angeraempelt wurde und alles moegliche ins Gesicht bekam. Der Bus wurde voller und voller, nicht nur mit Menschen, sondern eben auch mit Massen an Gepaeck. Ich war die einzige Touristin, also kamen die starrenden Blicke von ueberall. Die Fahrt ging los, noch verhaeltnismaessig leer. Also nur die Sitze waren besetzt. Es gab allerding oben drueber auch noch Betten. Sobald wir aus der Stadt raus waren, wurden diese auch besetzt. Es gab also noch eine inoffizielle Bushaltestelle, wo nochmals mindestens 50 Leute eingeladen wurden. Auf jedes Bett wurden 4Leute gequetscht. Neben mir war ein Bett, auf das zu Bestzeiten 7Frauen mit 5Kindern gequetscht wurden. Die Gaenge waren dick voll mit Leuten, die nun 6Stunden Stehen vor sich hatten. Der Fahrer war absolut schrecklich. Nicht nur seine lebensmuede Fahrweise, sondern auch die Dauerbestrahlung mit lauter indischer Musik. Und, dass er staendig Leute angeschrien hat. Mein Sitznachbar hat natuerlich wieder die ganze Zeit geruelpst und gefurzt. Aber zumindest hatte er auch mit einem indischen Problem zu kaempfen. Die angepriesene Klimaanlage gab es natuerlich nicht, sodass alle Fenster offen waren. Die Frau, die vor uns sass, meinte, sie muesse alle zehn Minuten aus dem Fenster spucken. Hat natuerlich nicht funktioniert, sodass es zu unserem Fenster wieder rein kam. Da kam mir der Gangplatz zugute, denn mein Sitznachbar bekam die Spucke ab.

Es gab nur eine einzige Pinkelpause, und die war mitten in einer Stadt ohne Toilette. Eine indische Frau beobachtete ich, wie sie schon vorher ungeduldig beim Busfahrer stand. Als wir fuer 5Minuten anhielten, nahm ich gleich die Verfolgung auf und rannte mit ihr ein paar hundert Meter weiter, ueber die Strasse in ein Restaurant, wo sie fragte, ob wir die Toilette benutzen durften. Als sie merkte, dass ich sie verfolgte, wollte sie mich nicht mehr allein lassen. Sie sagte, es waere viel zu gefaehrlich. Das Restaurant war eine dreckige Absteige mit wiederlichen Maennern. Und die Toilette war ein aaaaaabsolut widerwertiges Loch. So was Ekeliges. Aber das sind die Opfer, die man bringen muss, wenn man in einem solchen Land reist. Die neukennengelernte Frau nahm mich an die Hand, schliff mich wieder durch das Restaurant nach draussen und wir rannten zurueck zum Bus, der gerade losfahren wollte.

Als wir endlich in Jaisalmer ankamen, waren wir schon knapp eine Stunde zu spaet und es war schon dunkel. Ich hatte mir im Internet einen Stadtplan raus gesucht und habe ihn mir in mein Notizbuch gemalt, damit ich den Weg zu meinem Hostel finden konnte. Der Bus sollte an einem Kreisel halten, von dem es hoechstens 5Minuten Fussweg waren. Was ich allerdings nicht geahnt hatte... die Stadt war dunkel... stockdunkel. Es gab keine Strassenlaternen und auch nur wenige Haeuser hatten mehr als Kerzenlicht und Fackeln. Die Tuktuk-Fahrer habe ich abgewehrt und einen der Busfahrer gefragt, wo das Krankenhaus ist. Das musste ich wissen, um herauszufinden, auf welcher Seite vom Kreisel wir angekommen sind. Er zeigte in eine Richtung, ich stiefelte los durch dunkle Gassen nur mit meinem kleinen Handylicht. Ueberall begegneten mir Schweine in den Strassen und dunkle Gestalten. Ich lief rechts und nochmal rechts, wie ich es aufgeschrieben hatte, kam jedoch wieder auf der Hauptstrasse raus, auf der ueberall Obdachlose lagen. Ich lief weiter runter, versuchte die naechste Strasse, lief wieder nur im Kreis. Die Naechste war auch erfolglos. Irgendwo begegnete mir eine Gruppe Touristen, was mich schon stutzig machte. Ich hatte das Gefuehl, dass ich schon am See war, weit entfernt von meinem Hostel. Ich lief zurueck, versuchte nochmal eine andere Strasse. Die Tuktuk-Fahrer, die mich bis dahin angesprochen hatten, wehrte ich alle ab. Allerdings ueberlegte ich mehr und mehr, mich doch fahren zu lassen. Allerdings sagten die, die ich fragte, sie wuerden das Hostel nicht kennen, aber sie koennen mich woanders hinbringen. Ach, wie ich die Nase voll hatte. Ich lief vorbei an einer Gruppe von Maennern, die mich fragten, ob sie helfen koennen. Ich musste eh irgendetwas tun, also sagte ich ihnen, wo ich hin will und zeigte ihnen meinen selbstgemalten Stadtplan. Einer konnte mir zumindest sagen, dass ich auf jeden Fall falsch war. Ich muss wieder zurueck, ueber den Kreisel und dann zu einem anderen Kreisel. Da lag das Problem. Der Bus hatte am falschen Kreisel gehalten, weswegen meine Routenplanung dann nicht mehr hin gehauen hat. Sie boten mir an, bei ihnen im Hotel zu schlafen, damit ich nicht mehr weiter laufen muesste. Haha! Das konnte ich ablehnen. Ich lief wieder zurueck zum Kreisel, dann noch ein Kreisel und da fand ich auch das Krankenhaus und konnte meiner Strassenkarte wieder folgen. Nach ueber einer halben Stunde fand ich dann endlich in einer dunklen Gasse mein Hostel, bewacht von einem alten Mann und zwei Schaeferhunden. Nach Feierabend am Morgen durften die beiden fuer eine Runde kuscheln mit Touristen in die Lobby kommen. Ansonsten lebten sie den restlichen Tag in einer Garage gegenueber und konnten ihre Nasen durch den kleinen Schlitz unter dem Garagentor durchstecken. In den Garagen daneben waren noch Kuehe untergebracht, die auch nur durch den Schlitz ein bisschen Frischluft ergatterten. Apropos Schaeferhunde: die waren auf einigen der asiatischen Flughaefen auf der Liste der verbotenen Tiere, gleich neben den Kampfhunden. Interessant. Zumindest haetten Einbrecher mit unseren zwei Schaeferhunden auch keine Freude gehabt.

Das Hostel war der Wahnsinn. Eine positive Ueberraschung. So schoen orientalisch eingerichtet, Baustil aus tausend und einer Nacht, relativ sauber, Essen war gut, das Personal nett und hat nicht gestarrt. Und noch dazu hat man mir einen Sechs-Bett-Schlafsaal gegeben, den ich 4 Naechte lang fuer mich alleine hatte.

Es war ein kleines Staedtchen, sodass man ueberall hin laufen konnte. Allerdings war ich schnell fertig, da es nicht viel zu sehen gab. Kleine enge Gassen waren voellig ueberfuellt mit Menschen, Schweinen und Motorraedern. Die Festung der Stadt war noch bewohnt, sodass es auch dort von Leben nur so wimmelte. Nicht zum Vorteil fuer Sightseeing. Die Hauptattraktion hier waren die Wuestensafaris. Mhhhh... Wenn ich nun eins genug gesehen hatte in Australien, dann waren das Wuesten. Und da konnte ich auch noch selbst auf die Sandduenen fahren, waehrend ich in Jaisalmer eine teure Tour haette buchen muessen. Kamelsafaris gab es auch noch. Aber das hatte ich schon in der Gobiwueste in der Mongolei gemacht und nicht fuer gut befunden. Und die Idee, eine Pferdesafari zu machen, hatte ich wieder verworfen, da keine Firma zu finden war, die ihre Tiere einigermassen vernuenftig behandelte. Also hatte ich nun vier Tage mit Nichtstun totzuschlagen. Man war dort mitten im Nirgendwo. Mitten in der Wueste. Nahe der Grenze zu Pakistan. Es war heiss, die Sonne brannte, und die Naechte waren eisig.

Aber dann kam die Ueberraschung: Regen. Richtiger, heftiger Regen. Einen ganzen Tag lang. Es kuehlte sofort enorm ab. Und natuerlich war es genau der Tag, an dem ich meine Klamotten waschen wollte. Ich hatte die Waschmaschine schon laufen, als ich auf die ueberschwemmte Terasse kam und realisierte, dass ich evtl Probleme bekommen koennte, die Sachen auf der Dachterasse trocken zu bekommen. Ich konnte allerdings eine Regenpause Mittags nutzen und hatte am Nachmittag auch schon fast alles fast trocken. Die naechsten Regenwolken waren allerdings im Anmarsch, sodass ich das Meiste schon reinholte, bis auf Handtuch und Jeans. Ich machte mich auf den Weg zu einem Cafe, als es wieder troepfelte. Ich schaffte es gerade noch so, bevor es richtig losging. Geschuetzt auf der ueberdachten Terasse des Cafes beobachtete ich das Treiben auf den schnell ueberfluteten Strassen. Selbst die Kuehe versuchten sich irgendwo unter zu stellen. Ich las mein Buch, auf dem eine Kuh auf dem Titelbild war, als mich der Kellner darauf ansprach. Er dachte, ich wuerde etwas mit Kuehen studieren, erzaehlte mir, dass es auch in Indien viele Buecher mit Kuehen gab. Und dann erzaehlte er mir auch, dass der Staat eine ganz dumme Idee hat: man will Kuehe in den Strassen verbieten, weil es nicht artgerecht ist. “So ein Bloedsinn!” sagt er. Dann wuerden ja die Touristen ausbleiben, weil ja jeder nach Indien kommt, um die Kuehe auf der Strasse zu fotografieren. Haha! Ich musste mir ja echt das Lachen verkneifen. Interessante Theorie, wirklich.

Am naechsten Tag musste ich mir die Zeit noch vertreiben bis zum Nachmittag. Dann lief ich wieder zum Bahnhof. Eine 16stuendige Zugfahrt lag vor mir. Und ein laaaaanger Weg zum naechsten Ziel.

 

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