top of page

Auf nimmer wiedersehen Indien...

Ich hatte die Nase voll, nach nur 2 Wochen brach ich meine Indienreise ab. Es war Dezember, Weihnachten stand vor der Tuer und ich war alleine unterwegs in einem Land, dass ich so abgrundtief verabscheute. Kurzerhand buchte ich mir Zuege und Fluege und brach auf, um all die nichtsahnenden Lieben zu hause zu ueberraschen. Eine wirklich harte Herausforderung, dass ich wirklich keinem ein Wort verraten habe und sogar mit der ein oder anderen Notluege das Geheimnis bewaren musste.

Eine 16stuendige Zugfahrt brachte mich von der Wuestenstadt Jaisalmer zurueck in die Hauptstadt Neu Delhi. Es gab nur noch 3.Klasse Tickets, sodass das Starren wieder extremer war und die Mitfahrer unangenehmer. Aber zumindest hatte ich das Bett an der Seite am Fenster, wo ich die Vorhaenge zu ziehen konnte und auch kaum jemanden ueber mir war. Die anderen Leute fuhren immer nur fuer kuerzere Strecken mit. Einmal hatte ich eine Familie gegenueber, die mir schon gesitteter vorkam. Sie lebten in Singapore seit vielen Jahren und besuchten nur einmal im Jahr die Familie in Indien. Mit der Mutter kam ich ins Gespraech, da sie sich sorgen machte, dass ich alleine unterwegs war. Sie wuerde das nie machen, sagte sie und erzaehlte mir so einige grausige Geschichten. Sie sagte mir auch, dass sie selbst als Inder vorsichtig sein muessen. Sie wuerden ihre Kinder nie allein lassen mit maennlichen Familienangehoerigen, denn die sind gefaehrlicher, als die Fremden. Allein bei dem Gedanken bekomme ich Gaensehaut! Ist das nicht widerlich, dass man ueberhaupt daran denken muss, dass Onkel, Cousin oder Opa evtl die Kinder vergewaltigen koennten?! Ich schreibe diesen Blog gerade fuenf Monate spaeter und ich kann es immer noch nicht verkraften. Die Gedanken an Indien kreisen immer wieder um die selben Themen: Vergewaltigungen, Gewalt gegen Frauen, Frauenverachtung, Zwangshochzeit, Sklaverei, Kinderverkauf, Prostutition,... Indien ist wirklich ein Land der Extreme. Nur mal so ein Beispiel, die Zahlen fuer 2013: 33707 Vergewaltigungen von Frauen, 12363 Kinder wurden vergewaltigt und 8023 Morde wurden fuer Brautausloese begangen. Und das sind alles nur Dunkelziffern, die richtigen Zahlen sind weit hoeher, aber die Meisten werden nie zur Anzeige gebracht, da die Schuld fuer eine Vergewaltigung immer noch der Frau zugeschoben wird. Ueber 70%! der indischen Frauen sind Opfer haeuslicher Gewalt. Unendlich viele Selbstmorde werden begangen wegen all diesen Punkten. Die enorme Korruption im Land hilft den Frauen dabei ueberhaupt nicht. Zwangsheirat ist so schon schlimm, aber in Indien sind auch Witwen als Abschaum der Gesellschaft angesehen. Wenn der Mann stirbt, aus welchem Grund auch immer, muss die Witwe den Rest ihres Lebens weiss tragen, die Haare abrasieren und darf nie wieder heiraten. Einem Mann ist es natuerlich erlaubt, so oft er will die Frau zu erneuern. Erst vor wenigen Jahren wurde der “Shati” verboten. D.h. Offiziell duerfen die Witwen nicht mehr verbrannt werden. Aber auch das wird in manchen Gegenden noch weiterhin heimlich gemacht. Denn wenn der Mann stirbt, egal ob er Krebs hatte oder einen Herzinfarkt oder schon 50Jahre aelter war,... es ist immer die Schuld der Frau, deswegen wird sie getoetet, um nicht auch noch Pech ueber den Rest der Familie zu bringen. Es gibt auch genug Geschichten, wo 9jaehrige Maedchen als Witwe, ausgestossen von der Gesellschaft, auf der Strasse leben muessen, da ihr 50jaehriger Ehemann ein Jahr nach der Hochzeit gestorben ist. Sie duerfen nicht arbeiten, erbeteln sich ein paar Almosen und leben oft in buddhistischen Kloestern, die sich ihrer annehmen.

Ok, um nicht wieder seitenweise abzuschweifen, machen wir es kurz: wenn sich dieses Land nicht um 180Grad wendet, wird es mir niemals sympatisch werden...

Ich kam jedenfalls in der Haupstadt an, irgendwann, in Schrittgeschwindigkeit, mit Messer in der Hand. Die Fahrgaeste waren alle schon an der ersten Station ausgestiegen. Ich wollte aber zum Hauptbahnhof. Bis dahin waren nur noch 4Kerle uebrig, die im Zug die Bettwaesche einsammelten und sich dann mit gegenueber setzten, um mich anzustarren. Mit all der Verspaetung war es mittlerweile schonwieder dunkel. Die Viertel, durch die wir fuhren wurden immer unheimlicher. Immer wieder sprangen Leute in den Zug, die ihre Ware fuer ein Stueck weit transportierten. So zog es sich fuer fast eine Stunde hin. Aber vorher aussteigen wollte ich auch nicht, wenn ich nicht wusste, wie ich dann von dort zum Flughafen komme. Auch der Hauptbahnhof war wieder Adrenalin pur. Ich fand meinen Weg nur Ubahn, die mich raus Richtung Flughafen brachte. Zu laufen war es nur ca 10Minuten, allerdings fand ich erst die richtige Richtung zum Hotel nicht, dann musste ich unter einer Bruecke voller Obdachloser durch in der Dunkelheit, dann einen 8spurigen starkbefahrenen Highway mit Sack und Pack ueberqueren und dann ging es durch eine schlammige, dunkle Gasse die restlichen Meter zum Hotel. Dort angekommen fragte man mich unfreundlich was ich will. Als ich sagte, ich haette ein Zimmer reserviert, wurde mir gesagt, sie haetten keins mehr frei, aber er bringt mich zu einem anderen zum selben Preis. Was sollte ich anderes tun, als zu folgen, denn er hatte meinen Pass schon in der Hand und stiefelte los. In dem anderen Hotel wusste man von nichts und sie schrien sich an, bis man dann doch mal meine Daten aufnahm. Die Lobby fuellte sich mit 7Kerlen, die alle dort zu arbeiten schienen und sich alle lautstark in die Diskussion einmischten. Maaaaan, hatte ich die Nase voll von diesem Land! Man leitete mich in mein Zimmer, allerdings schleppte keiner meinen Rucksack, trotz all der Kerle. Oben angekommen, nutzte ich alle vier Schloesser an der Tuer, blockierte noch mit einem Stuhl das Fenster und durchsuchte Bad und Zimmer erstmal auf Kameras. Viel Schlaf gab es nicht. Abgesehen davon, dass es absolut kein angenehmer Ort war und ich nebenbei all die schlechten Bewertungen des Hotels las, hielt die Lautstaerke der widerlichen Maenner aus der Lobby die ganze Nacht an. Und das die Bettwaesche nicht gewaschen wurde muss ich ja nicht erwaehnen, da hatte ich mich mittlerweile dran gewoehnt, immer mit Schlafsack zu schlafen.

Als ich am naechsten morgen um fuenf runter in die Lobby kam, standen die selben ekligen Kerle da, um mich wieder anzustarren. Ich hatte ein Taxi bestellt, aber natuerlich hatte man das schonwieder vergessen. Ich machte noch ein Telefonat und nach 5Minuten unangenehmen Warten, wurde ich erloest. Allerdings traute ich in diesem komischen Hotel auch dem Taxi nicht. Aber der Fahrer stellte sich als sehr nett und hilfsbereit heraus. Er brachte mich zum Flughafen, mein Indienaufenthalt kam endlich zu einem Ende. Ich war noch nie so froh, ein Land verlassen zu koennen. Es war natuerlich nicht alles schlecht. Ich hatte ein paar wirklich interessante Begegnungen, habe ein paar nette Menschen kennengelernt und habe tolle Sachen gesehen. Aber alles in allem wird es ein Land bleiben, dass nicht wieder auf meine Reiseliste kommt. Aber hey, auch aus den schlechten Erfahrungen lernt man...

Es ging zurueck nach Europa. Weiter im naechsten Blog, den ich schreibe, waehrend meine neue Reise schonwieder begonnen hat...

(Hier nur ein BIld, von den einzigen Elefanten, denen es in diesem Land gut geht...)

bottom of page